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Thema: 12 Jahre lang versagt

  1. #1
    Merowinger Gast

    Standard

    Hallo zusammen,

    ich habe heute das erste mal aktiv nach einem Forum zum Thema Spielsucht gesucht, und bin auf diese Seite gestoßen. Ich war zwar mal kurz in Therapie durch die Caritas, aber nach einer kurzen Zeit kam die Erkenntnis "Das kriegst Du schon alleine hin!"

    12 Jahre meines Lebens habe ich jetzt schon damit vertan, meine Zeit und meine Kohle an diesen Höllenmaschinen zu vergeuden. Ich bin es so satt!

    Angefangen hat es, wie bei so vielen, eher zufällig. Karneval mit meinem besten Freund, eine Kneipe. Wir waren 17 oder so. Mein Kumpel trifft eine älteren Arbeitskollegen, der an zwei Spielautomaten gezockt hat. Und dann -bums- die große Serie. 100 SS-Spiele, und immer weiter. Der Bekannte hat uns den ganzen Nachmittag freigehalten und hatte trotzdem noch mehrere 100 Mark gewonnen.

    Endlich 18, Spielhöllen ich komme! Kleine Einsätz-gelegentliche Gewinne. Das macht Spaß! Ab und an war mein Kumpel dabei, aber ich war viel öfter alleine. Die Einsätze steigerten sich, die Verluste auch. Aber ich verdiene ja gutes Geld, das geht schon. Und ich habe wirklich gut verdient. Ein neues Auto musste her-mein erster Kredit! Weiter zocken, dann kann ich das nächste Auto bar bezahlen.

    Jahr um Jahr verging, die Kredite wurden immer größer. Für die Bank kein Problem, ich verdiente ja 5.000 DM im Monat. Mein Dispolimit betrug 12.000 DM, wenn der ausgeschöpft war, wurde ins Darlehn umgeschichtet. Das klappt schon. Nächstes Auto-Kredit erhöhen.

    Meine sozialen Kontakte nahmen immer mehr ab. Spielen war mir wichtiger! Traurig, traurig! Meine Freundin kam irgendwann dahinter. SIe gab sich alle Mühe dieser Welt mir zu helfen. Die einzige Hilfe, die ich an mich ran ließ war finanzielle, wenn ich mal wieder am 10. des Monats blank war. Langsam entwickelten sich nämlich Probleme mit der Bank.

    Dann kam die Trennung von meiner Freundin, es ging alles den Bach runter. Meine Eltern kamen dahinter und halfen mir. Ich zog wieder zu Hause ein. Ich schaffte es tatsächlich 8 oder 9 Monate nicht zu zocken. Dann war ich wieder drauf, schlimmer als je zuvor. 1.000 € an einem Tag verdaddeln-kein Problem. Mir ging es immer schlechter. EMotional total fertig, Selbstvorwürfe.

    Ich zog wieder aus, wollte meine Freiheit-zum Zocken! Langsam fing ich an meinen Beruf zu vernachlässigen, um zu spielen. Ich ließ mich krank schreiben und verbrachte den ganzen Tag in der Hölle. Morgens 8:00 Uhr bis 24:00 Uhr. Die Verluste wurden immer dramatischer, meine seeliche Verfassung auch. Ich war innerlich leer, bin es immer noch!

    Dann der Silberstreif am Horizont! Ein neuer Job, selbstständig, 6 Monate Überbrückungsgeld von 2.300 € monatlich + die eigentlichen Einnahmen sollten mich sanieren. Es lief super, zumindest beruflich. Als Ausgleich für meine harte Arbeit bin ich natürlich spielen gegangen. Es nahm kein Ende.

    Zwischenzeitlich war ich wieder mit meiner alten Freundin zusammen. Sie ist der beste Mensch den ich kenne. Leider aber auch zu gutmütig. Ich baute ein Gerüst aus Lügen um mich herum auf. Stück für Stück gingen alle Ersparnisse meiner Freundin drauf. Ich selber hatte ja keine. In den letzten 12 Jahren habe ich es nie geschafft Geld auf die Seite zu schaffen. Aktiensparplan-auszahlen lassen. Lebensversicherung-gekündigt. Neue Kreditkarte, das nächste Darlehn usw.

    Meiner jetzt wieder Ex-Freundin schulde ich mittlerweile ca. 17.000 €. Mir fehlen die Worte zu beschreiben wie ich mich dafür schäme.

    Aber das spielt in der Zocke keine Rolle. Hier bist Du frei, der King! "Wechselst Du mir noch mal 100 €!" Ich habs ja! Eigentlich bin ich das ärmste Würstchen von allen.

    Wenn die Serie kam warst Du der Held, hast keine Gelegenheit ausgelassen allen von Deinem Mördergewinn zu erzählen. " Gestern war der Hit hier. Hab die Kiste 6X auf 100 und 8X auf 50 Spiele gedrückt,1.200 € hab ich rausgeholt."

    Am nächsten Tag war die Kohle wieder weg. Und mehr!

    Die Beziehung mit meiner Freundin hatte eigentlich nur ein wirkliches Problem-meine Spielsucht. Wir liebten uns, tun das glaube ich noch immer. Sie ist bildhübsch, intelligent, liebenswürdig, humorvoll und ehrgeizig. Wir hätten alles erreichen können, wirklich alles. Und ich hab`s versaut.

    Aber damit nicht genug! Besagter Kumpel, der immer noch mein bester Freund ist, hatte die Zockerei eigentlich im Griff. Bis er durch mich animiert wurde wieder öfter in die Spielhölle zu gehen. Er verlor immer mehr die Kontrolle. Zu Hause hatte er Frau und zwei süße Kinder, eins davon mein Patenkind. Er hat es relativ schnell wieder in den Griff bekommen. Die Scheidung steht jedoch kurz bevor, Sie ist vor 1,5 Jahren ausgezogen. Ein Teil davon ist meine Schuld.

    Alles kein Grund für mich aufzuhören! Immer weiter! Ich glaube kein Spieler weiß nach 12 Jahren wieviel er wirklich verjubelt hat. Ich habe mal grob überschlagen, daß ich mittlerweile ca. 150.000 € versenkt habe. 150.000 €!!!!!!! Das wäre eine Eigentumswohnung!

    Stattdessen habe ich ca. 60.000 € Schulden. Da ich erstaunlicherweise immer noch ein ganz passables,aber schwankendes, Einkommen habe (ca. 4.000 €), wäre das zu bewältigen. Ich könnte aber 20.000 € verdienen, auch die würde ich verspielen.

    Irgendwann so vor einem Jahr kamen Gedanken bei mir auf, die ich nie für möglich gehalten hätte. "Wieso soll ich mir das weiter antun, hat doch eh alles keinen Sinn mehr!" Wenn ich nur etwas mehr Mut gehabt hätte, wäre ich jetzt tot. Diese Gedanken habe ich heute noch in gewissen Abständen.

    Tausendmal habe ich mich gefragt, was einen Typ wie mich dazu treibt so konsequent sein Gehirn auszuschalten und zu versagen. Ich weiß es einfach nicht. Jaja, mein Vater war auch ein Zocker, meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Das stimmt alles, aber ich hasse es wenn Menschen für Alles einen Schuldigen suchen bevor sie bei sich selbst anfangen. Ich bin verantwortlich, und sonst keiner!

    Richtig geil ist es geworden seit ich mir bei meinen Eltern 7.500 € geliehen habe, und im Augenblick nicht in der Lage bin es zurück zu zahlen. Dabei hatte ich es für August versprochen.

    Versprechungen, wieviele habe ich davon in den letzten Jahren gebrochen. Ich kann es nicht mehr zählen. Mein Selbstwertgefühl war mal meine große Stärke, jetzt ist nichts mehr da.

    Kennt jemand die Situation, wenn man abends, nach einem Tag der nur aus Spielen bestand, im Bett liegt, nicht einschlafen kann weil man die Melodien und Töne der Spielautomaten im Kopf hört, den Geschmack von 50 Zigaretten im Mund schmeckt und vor Sorgen einfach nur tot sein möchte.

    Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, werde ich diesen Monat nicht mehr überleben. Ich bin schon seit einem halben Jahr nicht mehr krankenversichert. Wenn was schlimmeres passiert habe ich gewonnen. Ich kann so nicht weiter leben. Auf die eine oder andere Weise wird sich jetzt etwas ändern.

    Heute habe ich die Schuldnerberatung und die Caritas angerufen und Termine vereinbart. Die letzte, wirklich allerletzte Chance. Mein bester Kumpel übernimmt die Kontrolle über mein Geld.

    Ich will endlich wieder ein normales Leben führen, Spaß haben, in Urlaub fahren, KEINE SCHULDEN MEHR HABEN, eine Familie gründen, ein eigenes Haus haben. Ich will nicht mehr. Und doch habe ich die unglaubliche Angst, daß es mich wieder wie ein Magnet anzieht und ich nicht widerstehen kann.

    Wenn ich das packe, wenn ich es wirklich schaffe, dann habe ich das nur zwei Menschen zu verdanken. Meiner Ex-Freundin, die meine Motivation ist es hin zu kriegen. Ich habe Dich nicht verdient. Und meine bester Freund. Ohne Dich hätte ich schon längst aufgegeben.

    Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit das eine von dem anderen zu unterscheiden.

    Der Merowinger


  2. #2
    silvia Gast

    Standard der erste Schritt ist der schwerste...

    und den hast du heute getan..
    und du hast schon viel mehr getan: du hast zurückgeblickt und ziemlich klar gesehen, welcher Weg dich dahin geführt hat, wo du heute stehst. Es war für dich( und für deine Freundin und deine Familie) ein Weg durch die Hölle. Heute stehst du an einer Kreuzung, wirf einen kurzen Blick zurück und dann entscheide dich, welchen Weg du heute einschlägst.Morgen, übermorgen und jeden weiteren Tag wirst du diese Entscheidung aufs neue treffen müssen. Wenn du zögerst, dann mach dir bewußt, was für ein Gefühl es war, durch die Hölle zu gehen. Wenn die Sucht stärker als du zu sein scheint, dann zögere nicht, dir alle Hilfe zu holen ,die du bekommen kannst. In diesem Forum kannst du viele treffen, die den gleichen Weg gegangen sind, sie werden dich ermutigen und unterstützen, sie werden dir helfen, einen Schritt nach dem anderen zu tun... bis du wieder alleine gehen kannst.
    Es gibt ein Licht am Ende des Tunnels.
    Ich wünsche dir viel Kraft.
    Silvia

  3. #3
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Merowinger,
    danke, das du uns deine Geschichte erzählst. Eine Geschichte, die wir in ähnlicher Form als Spielsüchtige wohl alle erlebt haben.
    Es geht nicht mehr weiter - genau das Gefühl ist es, um eine Abkehr aus dem Spiel zu schaffen. Und es geht auch wirklich nicht mehr weiter, wenn wir an der Stelle nichts entscheidendes für uns tun.
    Es ist gut, das du die ersten Schritte gemacht hast - eine Caritasberatung. Aber du weißt auch, das es zu wenig ist.
    Hilfe - wo bekomme ich Hilfe - eine Frage die uns bedrückt und eine Antwort ist nicht immer leicht.
    Natürlich gibt es Spielerselbsthilfegruppen - die auch prima funktionieren. Das kann eine Anlaufstation - eine erste Hilfe sein. Es werden sowohl ambulante wie auch stationäre Spielertherapien angeboten. Auch das ist Hilfe.
    Doch all diese Hilfsangebote nutzen gar nichts, wenn man nich den wirkliche Willen hat aus der Sucht zu gelangen.
    Als erste Maßnahme hast du nun deine finanziellen Dinge an deinen Freund gegeben. Ich hoffe nicht, es ist der selbe Freund, der durch dich wieder den Weg in die Spielhalle fand. Denn das wäre für deinen Freund, der ja auch dann auch Spielbelastet ist, eine Wahnsinnsaufgabe - und du weißt warum - und wie sehr dieser Freund dann gefährdet wäre. Im übrigen auch das Geld, was dir jetzt noch zur Verfügung bleibt. Ich hoffe doch, es handelt sich bei deinen Freund nicht um einen Spieler.
    Zwölf Jahre sind eine lange Zeit - bei mir waren es über 30, bis ich den endgültigen Absprung schaffte.
    Wenn du es wirklich willst, gibt es für dich den Weg. Deinen Weg. Du mußt ihn nur ab sofort konsequent gehen - und wie gesagt, jede Hand nehmen, die dir gereicht wird.
    Verlang nicht Sprünge von dir selbst - aber kleine feste Schritte. Sage dir jeden Tag HEUTE spiele ich nicht - und halte dich konsequent daran - jeden Tag auf´s neue.
    So schwer der Weg auch scheint- mit jeden Tag, den du ihn weiter gehst, wird er leichter und leichter - und du wirst erkenne, wie sehr sich das Leben lohnt.
    Gib nicht auf - du wirst es schaffen.
    Gute 24 Stunden
    Rudi

  4. #4
    Nordtstern Gast

    Standard

    Hallo Merowinger,
    schonungslose Inventur - leichter wäre es sicher vor einigen Jahren gewesen, aber
    SO willst Du nicht mehr oder kannst Du nicht mehr.
    Du weisst auch, was zur Änderung des Kurses notwendig ist. Angefangen hast Du. Mach weiter! Ich wünsche Dir alles Glück der Welt Dein Leben in richtige Bahnen zu lenken. Deine hier dargelegten Gedanken waren auch meine Gedanken vor über 3 Jahren. Heute blicke ich vorwärts bis auf einige Stolpersteine, die noch au meinem Weg liegen, weil sie durch meine Dummheit dorthin gekommen sind. Meine Familie habe ich wiedergewonnen.
    Nie wieder - der Einsatz wäre für mich zu hoch

    ich wünsche Dir
    Gute 24 Stunden
    Nordtstern

  5. #5
    Der Merowinger Gast

    Standard Das Ende des Weges?

    Hallo,

    Danke! Danke für Eure aufmunternden Worte und lieben Wünsche! Ich sitze hier und mein Gesicht ist tränenüberströmt.

    Zum einen weil ich nicht damit gerechnet hätte so schnell Kontakt aufzubauen, zum anderen weil ich das Gefühl habe am Ende der Straße angekommen zu sein. Ich habe keine Ahnung wie es weiter gehen soll, absolut keine Ahnung!

    Meine finanziellen Probleme sind so groß, daß ich keinen Ausweg mehr sehe! Irgendwann bekommt man die Quittung! Und jetzt scheint es so weit zu sein! Ich werde wohl alles verlieren. Mein Auto wird weg sein, und damit auch mein Job. Ich glaube nicht, daß ich das aushalte.

    Hatte heute ein Treffen mit meinem Freund, der mir helfen wollte. Die Hilfe sollte daraus bestehen, daß er meine Finanzen regelt und daß er ein Darlehn über 5.000 € aufnimmt um mir zu helfen. Er hat mir heute gesagt, daß er das nicht verantworten kann, und ich kann ihn verstehen. Er hat Familie. Das Geld wäre notwendig gewesen um das wichtigste zu bezahlen. Ich werde alles verlieren!

    Mein Job würde mir die Möglichkeit geben das Desaster innerhalb von 2-3 Jahren zu beseitigen. Für meine Arbeit ist ein Auto aber unerlässlich. Ohne bin ich geliefert. Dann komme ich nie wieder auf die Beine. Wenn ich nur etwas mehr Mut hätte...

    Zu Silvia: Ich hatte mir gewünscht, daß Du mir was schreibst. Habe heute nachmittag Deinen Beitrag "Abschied" gelesen und der hat mich sehr berührt. Um ehrlich zu sein habe ich hemmungslos geweint. Wie oft muss meine Freundin zwischen Herz und Verstand gerungen haben, und das Herz hat immer gesiegt. Immer wieder hat sie mir verziehen. Und ich hatte es so wenig verdient. Wie konnte ich ihr das alles antun? Wie konnte ich sie so oft belügen? Wie konnte ich so oft ihr Vertrauen missbrauchen? Wie konnte sie mich nur lieben?

    Was bringt einen als Partner dazu das so lange auszuhalten?

    Mein leben ist erfüllt von Schmerz, Selbstzweifel, Verzweiflung, Schamgefühl, Ausweglosigkeit, Hass gegen mich selber und eine unbeschreiblichen Angst. Immer häufiger kann ich vor lauter Sorgen nicht schlafen. Immer häufiger möchte ich dem allem ein Ende setzen-ein endgültiges Ende.

    Zu Rudi: Danke für Deine Tipps und Aufmunterung. Mir fällt es schwer mir vorzustellen wie man das 30 Jahre aushalten kann. Wie hast Du es geschafft sauber zu werden und zu bleiben? Ich habe ja geschrieben, daß ich auch mal immerhin 8-9 Monate abstinent war. Als es finanziell wieder aufwärts ging war der Reiz zu stark, oder ich war zu schwach. Und dann fing es erst richtig an. Früher ging ich mit 200-300 Mark los, heute schaffe ich es problemlos am Anfang des Monats 2000-3000 € zu verzocken. Ich kenne keine Grenzen. Seit wann spielst Du nicht mehr?

    Hallo Nordstern: Auch Dir sage ich natürlich Danke! Ich bin ziemlich überwältigt muss ich gestehen. Es tut so unbeschreiblich gut mal mit Leuten zu schreiben, die das selbe durchgemacht haben. Ein Gesunder kann sich das Alles nicht wirklich vorstellen. Wie soll er auch? Das ist doch alles völlig irrational! Leider scheint sich mein Weg dem Ende zuzuneigen. Es naht der Judgement Day! Ich könnte diese Pein nicht ertragen! Vielleicht passiert aber ja doch noch ein Wunder. Es tut auf jeden Fall gut zu sehen, daß man es schaffen kann. Ich hätte wohl was früher reagieren müssen. Wie extrem war es eigentlich bei Dir? Wie lange hast DU gespielt? Hast Du schulden gehabt? Auch bei Dir wäre interessant zu wissen welchen Weg Du gegangen bist um clean zu werden.

    Noch eine Frage an alle: Wie ich bereits geschrieben habe, werde ich nächste Woche zur Caritas fahren um mich beraten zu lassen. Bei meinem letzten und einzigen Versuch vor ca. 3-4 Jahren riet mir die Beraterin schrittweise aufzuhören. Was haltet ihr davon? Ich möchte das eigentlich nicht weil ich keine Kontrolle habe. Ich kann in der Regel nicht aufhören bis die Kohle für den Monat verbraten ist. Ich halte das für zu gefährlich. Hat eignetlich schon jemand Erfahrung mit einer Schuldnerberatung gemacht? In wie weit können die einem wirklich helfen?

    Würde mich freuen wenn ihr mir Eure Meinungen und Erfahrungen schildert!

    Ich bin froh, daß ich dieses Forum gefunden habe. Ich habe mir einige angeschaut, aber das hier ist der Wahnsinn.

    Gute Nacht

    Der Merowinger

  6. #6
    Kary Gast

    Standard

    Herzlich willkommen Merowinger,

    ich bin Kary und auch Spielerin. Dein Beitrag könnte von mir geschrieben sein, unsere Wege sind doch alle sehr ähnlich. Mit Hilfe von Selbsthilfegruppe, Therapie, Arzt, Familie, Freunde und Forum habe ich es geschafft mit dem Spielen aufzuhören, allerdings mit einigen Rückfällen, die mich aber letztlich nicht von meinem Weg abgebracht haben. Mein letzter Rückfall liegt 7 Monate zurück und mir geht es wieder richtig gut mittlerweile. Ende letzten Jahres habe ich auch geglaubt, dass alles vorbei ist, ich war an einem meiner persönlichen Tiefpunkte angelangt.

    Aber glaube mir, sobald Du es schaffst etwas Abstand zu der Zockerei zu bekommen, sieht die Welt schon ganz anders aus und das Leben wird wieder lebenswert, das ist ein Versprechen. Nimm jede Hilfe in Anspruch, die Du finden kannst!!

    Das mit den Depressionen würde ich sehr ernst nehmen. Geh zu einem Arzt Deines Vertrauens und sprich mit ihm über Dein Problem. Es gibt Hilfe! Ich mußte auch meine Scham überwinden, habe dann aber in einem langwierigen Prozess begriffen, dass ich mich für eine Sucht-Krankheit nicht schämen muß. Wenn ich Tag für Tag an meiner Genesung arbeite und nicht wieder abhebe und zu viel von mir verlange, dann geht es in kleinen Schritten auch wieder bergauf, immer ein Stückchen mehr der Sonne entgegen.

    Hab Geduld mit Dir selbst und versuche Deinen Geist zur Ruhe zu bringen, aber vor allem lass die Finger von dem Blödsinn, dann wird sich Dein Leben wieder in die richtigen Bahnen bewegen. Du schaffst das!!

    Lieben Gruß
    Kary

  7. #7
    Der Merowinger Gast

    Standard

    Hallo Kary,

    Danke für Deine Antwort! Wieso ist das alles so schwer? Ich habe einfach nur Angst! Ich nehme die Depressionen und die damit verbundenen Gedanken sehr ernst. Leider bin ich schon seit einem halben Jahr nicht mehr krankenversichert (Selbstständig). Soll heißen, ich kann zu keinem Arzt gehen, ich kann keine stationäre Therapie machen, ich kann niemanden in Anspruch nehmen, der Geld dafür verlangt.Es ist alles so hoffnungslos.

    Zu allem Überfluss habe ich eben auch noch einen Beitrag gelesen von jemandem, dem es genau so scheiße ging (oder geht)wie mir jetzt. Meine Hoffnung ist die Schuldnerberatung, bei denen ich am Mittwoch nen Termin habe. Und natürlich die Therapie bei der Caritas (kostenlos. In besagtem Beitrag wurde jedoch berichtet, daß die Schuldnerberatung nicht wirklich aktiv geholfen hat. Was soll ich nur machen? Wenn ich alles verliere, habe ich Angst, daß ich meine Gedanken wahr werden lasse. Dann wäre wenigstens alles vorbei.

    Gruß

    Der Merowinger

  8. #8
    Rudi Gast

    Standard Wenn Flucht - dann die nach vorne...

    Hallo Merowinger,
    die Non-Plus Ultra Lösung wird dir niemand mitteilen können, weil es die nicht gibt.
    Ja, ich hatte 30 Jahre lang gespielt - und hatte wie du immer ein gutes Einkommen. Meine Versuche während der 30 Jahre aufzuhören waren da - und sind nach gewisser Zeit alle gescheitert.
    Was bei mir letztlich den Ausschlag gab,mit voller Konsequenz hinter den "aufhören wollen" zu stehen, habe ich in der Rubrik Abschied von Silvia geschrieben.
    30 Jahre ein auf und ab - 30 Jahre verheimlichen und Lügen - 30 Jahre arbeiten wie ein Beserker nur um das Spielen zu finanzieren. Aber das kennst du ja.
    Zu meinen Entschluß aufzuhören, kam aber auch die Tatsache, das all mein Arbeiten nicht mehr ausreichte - ich nahm Kredite zum Spielen auf - und lies diese auch aufstocken.
    Als ich vor Jahren einen Kredit von 10 000 DM aufnahm, nur um zu Spielen - war der in weniger als eine Woche verzockt - und nur an Automaten.
    Wie es ausgegangen wäre, hätte ich weitergemacht ? Ich weiß es nicht.
    Durch Zufall fiel meiner Partnerin die Kreditaufnahme auf - und es kam - endlich - zu einer entscheidenen Aussprache, die ich wie gesagt in Silvias Rubrik beschrieb.
    Vor 7 Jahren schloß ich mich einer Selbsthilfegruppe an - aber hatte da noch einen gewaltigen Rückfall - auch wieder mit Kreditaufnahme und Lügen und Verheimlichen.
    Ich bin jetzt 4 Jahre und 9 Monate rückfallfrei - und es geht mir so gut wie nie. Das es auch für mich kein Selbstläufer war, ist klar. Therapien für Spieler waren zu dieser Zeit nicht zu bekommen- eine ambulante Therapeutin verlangte Stundensätze, die ich nicht zahlen konnte.
    Ich suchte meinen Weg - manchen kam er hart vor - für mich war es der Richtige.Wichtig war für mich am Anfang die totale Abkehr - die hatte ich von mir verlangt - und darauf der schrittweise Aufbau.
    Sich hinsetzen und jammern, es geht nicht mehr, kann man tun - aber das hilft nichts. Hier mußt du all die Energie aufwenden, die du bisher zur Geldbeschaffung, zur Verheimlichung und der Lügen gebraucht hattest.
    Eine Flucht nach vorn - bedeutet sich offenbaren - damit hast du hier im Forum begonnen.
    Vielleicht besteht die Möglichkeit dein Fahrzeug abzustoßen und ein billiges altes Auto einzusetzen - vorläufig jedenfalls. Die Flucht nach vorne bedeutet für dich auch, eventuell bei Ämtern vorzusprechen - auch Sozialämtern, damit du zumindest ärztliche Hilfe bekommst.
    Vielleicht auch bei der Versicherung, bei der du bisher warst.Wenn du keine finanziellen Möglichkeiten zur ärztlichen Betreuung hast, wird wohl das Sozialamt einspringen. Aber ich meine, das sind Gelder, die später zurückgezahlt werden müßen. Nur mußt du Butter bei den Fischen geben - und dich wohl zu deiner Spielkrankheit bekennen. Es gibt immer einen Weg - aber manchmal können wir den nicht erkennen.
    Auch das vorsprechen bei deinen Gesundheitsamt kann Hilfe bedeuten.
    Was im Moment nichts kostet ist der Weg in die Selbsthilfegruppe für Spieler. Es ist unerlässlich für dich, zumindest die aufzusuchen, um direkte Hilfe zu erfahren.
    Selbst wenn jetzt alles vor die Hunde geht - du bist stark genug, noch einmal zu beginnen. Du weißt was du kannst - und dieses Können konntest du nicht verzocken - es bleibt dir. Darauf kannst du ganz neu aufbauen. Eine Menge Leute schaffen das - du auch.
    Du hast vielleicht 12 Jahre in den Sand gesetzt - ich 30 - und trotzdem kann ich dir heute sagen, das ich mit niemanden mehr tauschen möchte.Es gibt IMMER einen Weg.
    Lieben Gruß an Alle
    Rudi

  9. #9
    willi Gast

    Standard

    hi,

    auch ich habe die gleiche scheiße durchgemacht. fast identisch. spiele jetzt seit monaten nicht mehr u. mir vielen nur die ersten 2 vielleicht 3 wochen schwer.

    es ist alles nicht so schwer wie alle sagen. man muss einfach nicht mehr spielen, mehr nicht!
    und sich fragen warum mache ich das überhaupt!!!!!
    will ich gewinnen????? macht mir das spaß????? ist das vergnügen???? kann ich dadurch abschalten???? ist es spannend????

    scheiße .... nein!!!!! man ist ein armer einsamer hund, der sich nicht gesteht das irgendwo anders im leben was schief gelaufen ist und man sich damit wie mit einer droge nur beteuben will..... destruktiv.... mehr ist das nicht!
    hört einfach auf mit dem mist! es ist nicht schwer und alle anderen probleme werden sich von alleine lösen.... nach u. nach..... ich verspreche es!

    und ob du 5.000 oder 10.000 euro verdienst.... voll scheißegal! wenn du nur 1.200 als becker verdienst und nicht zockst bist du mehr wert!!!!!

    willi

  10. #10
    silvia Gast

    Standard

    an Merowinger,
    du bist verzweifelt, am Boden zerstört und vor dir gähnt ein Abgrund...
    also gibt es für dich nur einen Weg: STEH AUF!!!
    Hör auf zu jammern und dir selbst leid zu tun: STEH AUF!!!
    Es gibt niemand, der dich an der Hand nimmt und deinen Dreck wegräumt; also nimm dein Leben selbst in die Hand : und STEH ENDLICH AUF!!
    Das heißt auch dass du zu dir und deiner Sucht stehen mußt, schenk allen, die mit dir zu tun haben(Freunde, Bank, Behörden)reinen Wein ein und du wirst sehen, manchmal tut sich eine Tür auf , wo eben nur eine Mauer war.
    Aber AUFSTEHEN mußt du alleine.
    Mach dir eine Liste(Rudis Tips sind gut), wo du Hilfe bekommen kannst und überleg, was du selber tun kannst; erwarte nicht, dass andere dir aktiv helfen, wenn du selbst nicht aktiv wirst. Du bist ein analytisch denkender Mensch, also setz deinen Verstand ein, um nach Lösungen zu suchen. (Sich von deinem Freund oder sonst jemand Geld zu leihen, ist keine; aber vielleicht mal ein Auto?)
    Und noch ein ganz privater Tip: Du sitzt jetzt stundenlang vor dem Computer oder tigerst durch die Wohnung, deine Gedanken drehen sich im Kreis und du siehst keinen Ausweg. Geh raus!! Raus aus der Wohnung, der Stadt, wo immer du bist und such dir ein Stück Natur, Wald ,Felder, Park und geh laufen! Egal ob joggen ,walken ,radfahren oder einfach nur spazierengehen. Geh raus und laufe!!! Lauf bis du müde wirst und noch eine Weile länger. Du kannst nicht mehr? Lauf weiter!! Irgendwann läßt die übergroße Anspannung, unter der du jetzt stehst, nach , der Kopf wird wieder frei, es wird dir wieder besser gehen und manchmal bekommt man dann, wenn man eigentlich überhaupt nicht mehr nachdenkt, sondern nur noch wie eine Maschine läuft, die erstaunlichsten Ideen...
    Also, ich spüre deine Verzweiflung, aber hör auf zu jammern und STEH ENDLICH AUF!!!
    Silvia

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