Hallo zusammen,

ich habe heute das erste mal aktiv nach einem Forum zum Thema Spielsucht gesucht, und bin auf diese Seite gestoßen. Ich war zwar mal kurz in Therapie durch die Caritas, aber nach einer kurzen Zeit kam die Erkenntnis "Das kriegst Du schon alleine hin!"

12 Jahre meines Lebens habe ich jetzt schon damit vertan, meine Zeit und meine Kohle an diesen Höllenmaschinen zu vergeuden. Ich bin es so satt!

Angefangen hat es, wie bei so vielen, eher zufällig. Karneval mit meinem besten Freund, eine Kneipe. Wir waren 17 oder so. Mein Kumpel trifft eine älteren Arbeitskollegen, der an zwei Spielautomaten gezockt hat. Und dann -bums- die große Serie. 100 SS-Spiele, und immer weiter. Der Bekannte hat uns den ganzen Nachmittag freigehalten und hatte trotzdem noch mehrere 100 Mark gewonnen.

Endlich 18, Spielhöllen ich komme! Kleine Einsätz-gelegentliche Gewinne. Das macht Spaß! Ab und an war mein Kumpel dabei, aber ich war viel öfter alleine. Die Einsätze steigerten sich, die Verluste auch. Aber ich verdiene ja gutes Geld, das geht schon. Und ich habe wirklich gut verdient. Ein neues Auto musste her-mein erster Kredit! Weiter zocken, dann kann ich das nächste Auto bar bezahlen.

Jahr um Jahr verging, die Kredite wurden immer größer. Für die Bank kein Problem, ich verdiente ja 5.000 DM im Monat. Mein Dispolimit betrug 12.000 DM, wenn der ausgeschöpft war, wurde ins Darlehn umgeschichtet. Das klappt schon. Nächstes Auto-Kredit erhöhen.

Meine sozialen Kontakte nahmen immer mehr ab. Spielen war mir wichtiger! Traurig, traurig! Meine Freundin kam irgendwann dahinter. SIe gab sich alle Mühe dieser Welt mir zu helfen. Die einzige Hilfe, die ich an mich ran ließ war finanzielle, wenn ich mal wieder am 10. des Monats blank war. Langsam entwickelten sich nämlich Probleme mit der Bank.

Dann kam die Trennung von meiner Freundin, es ging alles den Bach runter. Meine Eltern kamen dahinter und halfen mir. Ich zog wieder zu Hause ein. Ich schaffte es tatsächlich 8 oder 9 Monate nicht zu zocken. Dann war ich wieder drauf, schlimmer als je zuvor. 1.000 € an einem Tag verdaddeln-kein Problem. Mir ging es immer schlechter. EMotional total fertig, Selbstvorwürfe.

Ich zog wieder aus, wollte meine Freiheit-zum Zocken! Langsam fing ich an meinen Beruf zu vernachlässigen, um zu spielen. Ich ließ mich krank schreiben und verbrachte den ganzen Tag in der Hölle. Morgens 8:00 Uhr bis 24:00 Uhr. Die Verluste wurden immer dramatischer, meine seeliche Verfassung auch. Ich war innerlich leer, bin es immer noch!

Dann der Silberstreif am Horizont! Ein neuer Job, selbstständig, 6 Monate Überbrückungsgeld von 2.300 € monatlich + die eigentlichen Einnahmen sollten mich sanieren. Es lief super, zumindest beruflich. Als Ausgleich für meine harte Arbeit bin ich natürlich spielen gegangen. Es nahm kein Ende.

Zwischenzeitlich war ich wieder mit meiner alten Freundin zusammen. Sie ist der beste Mensch den ich kenne. Leider aber auch zu gutmütig. Ich baute ein Gerüst aus Lügen um mich herum auf. Stück für Stück gingen alle Ersparnisse meiner Freundin drauf. Ich selber hatte ja keine. In den letzten 12 Jahren habe ich es nie geschafft Geld auf die Seite zu schaffen. Aktiensparplan-auszahlen lassen. Lebensversicherung-gekündigt. Neue Kreditkarte, das nächste Darlehn usw.

Meiner jetzt wieder Ex-Freundin schulde ich mittlerweile ca. 17.000 €. Mir fehlen die Worte zu beschreiben wie ich mich dafür schäme.

Aber das spielt in der Zocke keine Rolle. Hier bist Du frei, der King! "Wechselst Du mir noch mal 100 €!" Ich habs ja! Eigentlich bin ich das ärmste Würstchen von allen.

Wenn die Serie kam warst Du der Held, hast keine Gelegenheit ausgelassen allen von Deinem Mördergewinn zu erzählen. " Gestern war der Hit hier. Hab die Kiste 6X auf 100 und 8X auf 50 Spiele gedrückt,1.200 € hab ich rausgeholt."

Am nächsten Tag war die Kohle wieder weg. Und mehr!

Die Beziehung mit meiner Freundin hatte eigentlich nur ein wirkliches Problem-meine Spielsucht. Wir liebten uns, tun das glaube ich noch immer. Sie ist bildhübsch, intelligent, liebenswürdig, humorvoll und ehrgeizig. Wir hätten alles erreichen können, wirklich alles. Und ich hab`s versaut.

Aber damit nicht genug! Besagter Kumpel, der immer noch mein bester Freund ist, hatte die Zockerei eigentlich im Griff. Bis er durch mich animiert wurde wieder öfter in die Spielhölle zu gehen. Er verlor immer mehr die Kontrolle. Zu Hause hatte er Frau und zwei süße Kinder, eins davon mein Patenkind. Er hat es relativ schnell wieder in den Griff bekommen. Die Scheidung steht jedoch kurz bevor, Sie ist vor 1,5 Jahren ausgezogen. Ein Teil davon ist meine Schuld.

Alles kein Grund für mich aufzuhören! Immer weiter! Ich glaube kein Spieler weiß nach 12 Jahren wieviel er wirklich verjubelt hat. Ich habe mal grob überschlagen, daß ich mittlerweile ca. 150.000 € versenkt habe. 150.000 €!!!!!!! Das wäre eine Eigentumswohnung!

Stattdessen habe ich ca. 60.000 € Schulden. Da ich erstaunlicherweise immer noch ein ganz passables,aber schwankendes, Einkommen habe (ca. 4.000 €), wäre das zu bewältigen. Ich könnte aber 20.000 € verdienen, auch die würde ich verspielen.

Irgendwann so vor einem Jahr kamen Gedanken bei mir auf, die ich nie für möglich gehalten hätte. "Wieso soll ich mir das weiter antun, hat doch eh alles keinen Sinn mehr!" Wenn ich nur etwas mehr Mut gehabt hätte, wäre ich jetzt tot. Diese Gedanken habe ich heute noch in gewissen Abständen.

Tausendmal habe ich mich gefragt, was einen Typ wie mich dazu treibt so konsequent sein Gehirn auszuschalten und zu versagen. Ich weiß es einfach nicht. Jaja, mein Vater war auch ein Zocker, meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Das stimmt alles, aber ich hasse es wenn Menschen für Alles einen Schuldigen suchen bevor sie bei sich selbst anfangen. Ich bin verantwortlich, und sonst keiner!

Richtig geil ist es geworden seit ich mir bei meinen Eltern 7.500 € geliehen habe, und im Augenblick nicht in der Lage bin es zurück zu zahlen. Dabei hatte ich es für August versprochen.

Versprechungen, wieviele habe ich davon in den letzten Jahren gebrochen. Ich kann es nicht mehr zählen. Mein Selbstwertgefühl war mal meine große Stärke, jetzt ist nichts mehr da.

Kennt jemand die Situation, wenn man abends, nach einem Tag der nur aus Spielen bestand, im Bett liegt, nicht einschlafen kann weil man die Melodien und Töne der Spielautomaten im Kopf hört, den Geschmack von 50 Zigaretten im Mund schmeckt und vor Sorgen einfach nur tot sein möchte.

Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, werde ich diesen Monat nicht mehr überleben. Ich bin schon seit einem halben Jahr nicht mehr krankenversichert. Wenn was schlimmeres passiert habe ich gewonnen. Ich kann so nicht weiter leben. Auf die eine oder andere Weise wird sich jetzt etwas ändern.

Heute habe ich die Schuldnerberatung und die Caritas angerufen und Termine vereinbart. Die letzte, wirklich allerletzte Chance. Mein bester Kumpel übernimmt die Kontrolle über mein Geld.

Ich will endlich wieder ein normales Leben führen, Spaß haben, in Urlaub fahren, KEINE SCHULDEN MEHR HABEN, eine Familie gründen, ein eigenes Haus haben. Ich will nicht mehr. Und doch habe ich die unglaubliche Angst, daß es mich wieder wie ein Magnet anzieht und ich nicht widerstehen kann.

Wenn ich das packe, wenn ich es wirklich schaffe, dann habe ich das nur zwei Menschen zu verdanken. Meiner Ex-Freundin, die meine Motivation ist es hin zu kriegen. Ich habe Dich nicht verdient. Und meine bester Freund. Ohne Dich hätte ich schon längst aufgegeben.

Gott gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit das eine von dem anderen zu unterscheiden.

Der Merowinger