Hallo zusammen,
Hallo insbesondere Merowinger,

nun habe ich annähernd jede Zeile in diesem Thread gelesen. Das hat ganz schön lange gedauert – nun muss mein Beitrag etwas kürzer werden ;)
Leider wird er eher nachdenklich.

Zunächst in Kürze zu mir: Ich bin auch blonde 29 (wenn auch 2m groß) und habe ziemlich genau die Hälfte meines Lebens ge- und verspielt. Mein Vater ist auch Zocker, meine Eltern haben sich früh scheiden lassen. Lauter Parallelen... ich habe zwei stationäre Therapien gemacht, etliche Selbsthilfegruppen besucht – und bin immer wieder rückfällig geworden.

Seit jetzt genau 6 Monaten und vier Tagen spiele ich nicht mehr. Einfach so. Ohne Therapie. Ohne Gruppe. Ich habe nur eine Ahnung davon, warum das so ist. Aber ich versuche bewusst damit umzugehen, genieße und gestalte das neue Leben und – jetzt kommt das vielleicht wichtigste – bin dabei so gut ich kann geduldig und gelassen.

Lieber Merowinger: Mit diesem Hintergrund bild ich mir ein, Dich verdammt gut verstehen zu können. Ich habe JEDEN Deiner Beiträge gelesen.

Deinen Fast-Rückfall (alias Test) habe ich geahnt, bevor er passierte. Denn nach ganz wenigen Tagen Spielfreiheit hast Du, so kam es mir vor, zu einem gefährlichen Höhenflug angesetzt. Und wie es scheint, fliegst Du noch immer.

Es sind solche Passagen, wie „Wie soll ich ihr beweisen, daß ich diese Krankheit für uns niederkämpfen werde“, die mich nachdenklich stimmen. Niederkämpfen? Ich glaube durchaus, dass Du es schaffen kannst, ganz lange spielfrei zu bleiben. Aber nicht durch kämpfen. Den Kampf gegen die Automaten verlieren wir immer.

Auch was Du als „Ansporn durch Kritik“ bezeichnest, finde ich bedenklich. Dass das Prinzip Wettbewerb irgendwie Dein Leben bestimmt. Bei mir war es ähnlich. Ich habe mich immer sehr über meine Leistungen definiert und über meine Fähigkeit, alles möglich zu machen. Genutzt hat es mir letztlich wenig.

Nachdenklich stimmen mich auch die langen Rechtfertigungen Deiner „Test"-Theorie. An dieser Stelle will ich aber nicht argumentieren – sondern einfach nur Rudi zustimmen. Er hat alles gesagt.

Übrigens ist auch unser kleiner Terrorist bankert trotz Maulkorb anscheinend ein aufmerksamer Leser. Auch wenn ich seinen Sarkasmus zu hart und wenig brauchbar finde, hat er mit seinem letzten Ausspruch ("Dein nächstes Ziel…") doch genau auf Deinen (drohenden) Höhenflug gezielt.

Ich hoffe, mich um diese späte Uhrzeit noch halbwegs verständlich ausgedrückt zu haben – ansonsten lege ich die Tage gern noch einen nach... :)

Und falls sich die letzten Zeilen etwas pessimistisch angehört haben sollten: So war es nicht gemeint. Ich finde Deinen Weg nichtsdestotrotz sehr stark und wünsche Dir weiterhin einen spielfreien Tag nach dem anderen.

Mir übrigens auch :)

Gute Nacht.
Erik