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Thema: Das Leben nach der Sucht....

  1. #1
    Biff Gast

    Standard

    Nach ca. 8 monatigen mitlesen möchte ich mich erstmal mit
    einen freundlichen HALLO an Euch wenden!

    Das Forum hat mir oft Mut gegeben u. mir gezeigt, das ich gegen das Vergessen der Sucht ankämpfen muß, um nicht wieder zu verlierten.

    Ich bin 35 Jahre und bin seit ca.17 Jahren Spielsüchtig, meine Spieler-Geschichte habe ich hier schon oft gelesen, spielen bis zur Zersörung, Finanzell wie Gefühlsmässig.

    Vor ca. 3 Jahren habe ich eine Erbschaft gemacht, die mich von all meinen Schulden befreite, eine Zweite Chance dachte ich, aber innerhalb 1 Jahres hatte ich wieder 25Td Euro schulden, das hat mir den Rest gegeben u. mir gezeigt das ich es nicht ohne Hilfe schaffe, vor genau 2 Jahren habe ich eine Stationäre Therapie von 9 Wochen gemacht.

    Seit dieser Therapie war ich nicht mehr spielen, habe hart gearbeitet u. bin nun auch Schuldenfrei. Für einige würd sich das wie eine Erfolgsgeschichte anhören, im kleinen ist es das auch, aber was 15 Jahre spielen Gefühlsmässig zerstört hat, wird wohl noch lange heilen müssen.

    Es dreht sich bei mir noch immer alles ums Geld, ich lebe noch immer so, als müsste ich Geld fürs spielen zurückhalten. Ich kann mir nichts Kaufen ohne schlechtes Gewissen, zähl mein Geld, wie Magersüchtige Kalorien.
    Früher bin ich mit 400,- Einkaufengegangen habe 20,- bei Aldi gelassen (Wocheneinkauf) u. habe 380,- verspielt- u. mich dann noch über den teuren Einkauf geärgert!?!
    Jede Rechnung, auch wenn sie mir nicht mehr wehtut, liegt mir im Magen.....
    Ich lebe auf dem Stand eines ALII Empfängers- u. darunter, obwohl ich das 3 fache habe.
    Es werden jetzt Leute sagen, na, wenn der keine anderen Probleme hat.... aber dies Problem nimmt mir fast jede Lebensqualität.

    Auch 15 Jahre Einsammkeit in der Spielhalle u. im Casino mit doppel Leben, haben mich in Bezug auf menschliche Beziehungen vereinsammen lassen. In meinem Job habe ich viel Kundenkontakt, u. gerade das ist meine Stärke, hier muss ich ja auch nur oberflächlich sein u. Spieler sind ja sehr gute Schauspieler.

    Spielsucht ist ja die Verlagerung anderer Probleme im Leben, mit denen man nicht zurechtkommt, u. die zulösen wird wohl eine Lebensaufgabe für mich sein, ich hoffe nur das ich die Spielsucht verhaltensweißen irgentwann ablege.

    Würde mich freuen von anderen zuerfahren ob es Ihnen ähnlich geht.


    Ich wünsche Allen viel Kraft
    Biff



  2. #2
    Kary Gast

    Standard

    Ein freundliches Hallo zurück
    und herzlich willkomen Biff,

    ja, es dauert unter Umständen ziemlich lange, bis sich die Folge- und Begleiterscheinungen der Spielsucht wieder im "verträglichen" Bereich bewegen.

    Ein seltsamer Umgang mit Geld und Vereinsamung sind mit Sicherheit zwei der häufigsten Probleme, im Leben nach dem Spiel.

    Bei mir hat es auch recht lange gedauert, bis ich wieder normale Beziehungen pflegen und genießen konnte. Das passiert nicht von heute auf morgen und erfordert auch eine Menge Bereitschaft, Kontinuität und Eigen-Energie, um sich diesbezüglich etwas aufzubauen.

    Was das Geld-ausgeben betrifft, so habe ich mittlerweile gelernt mir selbst etwas wert zu sein und genieße es, auch diesbezüglich gut mit mir umzugehen. Hat ja was mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun oder wie denkst Du darüber?

    Lieben Gruß
    Kary


  3. #3
    Jürgen Gast

    Standard Suchtgründe

    Ja Hallo Biff,

    erst mal möchte ich Dir ganz herzlichst zu 2 Jahren Spielfreiheit gratulieren, es ist auch keine kleine Erfolgsgeschichte sondern Deine neue Basis die du dir nun mühselig wieder erarbeitet hast. Da kannst du stolz drauf sein. Immer und immer wieder sich die Gedanken zurückzuholen was Spielsucht bedeutet und sich auch begreifbar zu machen was wir Spieler damit verursachen ist wohl für uns eine der wichtigsten Aspekte spielfrei zu bleiben. Mir hilft es schon an meine dunkle Vergangenheit zu denken, ich schäme mich auch immer noch für die Dinge die ich da veranstaltet habe" , in diese Situationen mag ich nie wieder reinkommen und werde ich auch nicht. Dies hoffe ich für dich auch. Nun ertappe ich mich auch dabei auf Geldangelegenheiten doch akribisch zu achten da meine Frau die Finanziellen Dinge zur Zeit noch regelt. Ich rege mich sehr darüber auf wenn 2 oder 3 Mahnungen ins Haus flattern weil meine Frau die ein oder andere Überweisung vergessen hat. Und vor 3- 4 Jahren stand alle 2 Wochen der Gerichtsvollzieher vor meiner Tür weile ich alles verzockt habe und 5-6 Mahnungen nicht beachtet habe. Ich hoffe das ist normal das ich nun wieder anders denke.
    Tja Biff, zur der Suchtverlagerung mit den eigenen Problemen bin ich nicht deiner Meinung, das trifft mit Sichtheit auf einige Suchtkranke zu aber ist nicht zu verallgemeinern. Ich kann von mir sagen das die Zockerei Anfangs ein Abenteuer für mich war. Ich hatte keine Probleme. Ja ich kann mir immer welche vorschieben, da muss halt jeder zu sich selber ehrlich sein. Das Zocken hat so Spass gemacht und hat mir den Kick gegeben. So einen Kick kannte ich im Leben nicht und wollte ihn auch nicht mehr missen. Was dann passiert ist brauch ich ja keinem erläutern. Typisches Spielerverhatlten ect.
    Die Probleme sind dann später mit Verschuldung usw. gekommen. Dies nur mal zur Gedankenanregung.
    So nun genug von mir, hoffe wieder von dir zu hören Biff

    Alles Gute und Spielfreie Zeit an alle

    Jürgen

  4. #4
    Rudi Gast

    Standard

    Hallo Biff,
    ich bin auch langjähriger Spieler und seit ca. 5 Jahren lebe ich ohne das Zocken.
    Natürlich ist es nicht ganz einfach, für sich die Normalität des Alltags zu finden.
    Davon scheinst du noch ein gewaltiges Maß entfernt zu sein.
    Es reicht nicht zu sagen, ich höre auf zu Zocken - und wenn es gelingt, ist alles in Ordnung.
    Für das Zocken, was so viel Platz in unseren Gedanken und Handeln eingenommen hat, müßen wir die freigewordene innerliche Kapazität mit anderen Dingen füllen.
    Was können solche Dinge sein ? Zunächst denke ich, das man langverschobene inviduelle Wünsche sich selbst erfüllen sollte. Hierbei bekam ich das Gefühl, das Geld nicht nur fürs Zocken da sein muß. Sondern es hat die Aufgabe das ich mich mit diesem Geld mein Leben angenehmer gestalte.
    Was nutzt mir eine Menge Geld auf dem Konto, wenn ich irgendwann den Löffel abgebe ? Nichts - gar nichts - es hat seinen Sinn verfehlt - und somit auch meine Arbeit,mit der ich dieses Geld verdiene.
    Ja, ich begann mit meiner Partnerin gemeinsam ein angenehmes Leben zu führen - Urlaubsreisen - Städtetouren in Verbindung mit Veranstaltungen usw.
    Aber die innere Zufriedenheit stellte sich bei mir auch noch nicht ein.
    Ich fülle für mich ein Teil meines Platzes nun auch mit Arbeit in der Selbsthilfegruppe - was auch ein Stück die Vereinsamung nimmt, weil man mit Menschen zu tun hat, mit denen nach einiger Zeit freundschaftliche Verhältnisse entstehen. Auch der Austausch in diesen Forum hilft mir, diesen Platz zu füllen.
    Und ich habe wieder Zeit - für Kommunikation und Diskussion mit Bekannten und Freunden.
    Auch das Aufschreiben der eigenen Gedanken und Gefühle macht Sinn, wenn man diese nach einiger Zeit mal hervorholt und sich mit dem damals geschriebenen nicht mehr indentifizieren kann. Ein Zeichen, das man sich verändert - das man dabei ist zu begreifen und zu verstehen.
    Das du auf den Weg dahin bist, beweist deine Selbstkritik.
    Nun mußt du für dich Dinge finden, mit denen du dich befassen willst und möchtest - alle Türen sind offen - du mußt nur durch diese Türen gehen.
    Vielleicht auch mit einen Arrangement in sozialer Hinsicht.
    Da könntest du Caritas oder andere Institutione ansprechen.
    Wichtig ist dabei, das die von dir selbst gewählte Isolation durchbrochen wird. Das Leben ist schön - auch deins - aber du mußt es in beiden Händen nehmen und dich fragen, was gibt es für mich außer das Zocken.
    Mit einen Hobby sich einen Verein anschließen ist auch eine zusätzliche Möglichkeit.
    Wenn du auf Menschen zugehst, wirst du schnell spüren, das man dich mag und braucht. Das du wichtig bist in deinen Sein. Stell dich deinen Bedürfnissen - du kannst es - und es ist mehr als normal sich nach Liebe, Geborgenheit und Achtung zu sehnen. Ja, es sind menschliche Bedürfnisse, die uns krank machen, wenn wir diese nicht leben.
    Gehe den nächsten Schritt - vom inneren Spieler zurück zum Mensch. Denn das ist unsere Natur.
    Herzliches gelingen.
    Lieben Gruß
    Rudi



  5. #5
    Biff Gast

    Standard Danke

    ... für Eure netten Empfang hier im Forum und die aufbauenden Antworten.
    Die Beiträge haben mir wieder Mut gemacht, weiter an mir zuarbeiten, ein Neues Leben nach der Sucht aufzubauen.

    Ich bin nun an einen Punkt angelangt, wo die Spielsucht nicht mehr im Mittelpunkt meines Lebens steht, mit dem Spieldruck, der auch nach 2 Jahren noch hin und wieder da ist, kann ich umgehen u. die Schulden, die mich bis vor kurzen immer an die Zeit erinnert haben, sind nun auch weg. UND NUN?
    Jetzt wird mir bewusst warum es mir die letzten 2 Monate auch so schlecht ging, ich habe mit der gleichen Energie meine Schulden abgebaut (wie die Geldbeschaffung beim Spielen) u. habe immer gedacht, damit lass ich alles hinter mir...
    Aber nun wird mir klar, wenn ich die Spielsucht hinter mir lasse, was ist dann vor mir.... kann es sein das ich da was vergessen habe :-(( LEBEN ZU LERNEN!

    @Kary
    Du sprichst mich auf mein Selbstwertgefühl an, ich glaube das ist bei mir momentan wirklich im Keller, du hast schon recht, was bin ich mir Wert? Ist schon komisch, aber ich glaube selbst zu meinen Spielerzeiten hatte ich mehr Selbstvertrauen, habe mich ja immer selbst belogen.
    Nach der Therapie hatte ich ein sehr starkes Selbstwertgefühl, das hat mir gerade in der ersten Zeit sehr geholfen, ich hatte Energie für Drei, werde mir mal einen Kopf machen wo das geblieben ist.......

    @Jürgen
    Danke für die offenen Worte, ja ich glaube auch das wir Spieler, wenn wir uns finanzell wieder aufbauen genau das gegenteil von dem machen, wie während der Sucht. Gerichtsvollzieher waren bei mir auch oft, habe bei jeden Klingeln Angst bekommen es könnte wieder einer sein u. habe nicht reagiert. Nach meiner Therapie, habe ich mich mit allen Gläubigern in Verbindung gesetzt und eine Einigung erziehlt, bin aber sicher noch 1Jahr lang bei jeden klingeln zusammengezuckt. Ja, ich schäme mich auch für mein Verhalten u. die Scheiße die ich solange gemacht habe, u. dahin zurück, nein danke.....
    Lieber Jürgen, zum Thema Suchtverlagerung möchte Dir deine Meinung nicht aberkennen, aber ich denke nicht das einige Spielsüchtige, sondern das für fast alle Spielsüchtigen ihre Sucht eine Flucht vor anderen Problemen ist. Du sagst es war Anfangs ein Abenteuer für dich, ok, das war es wahrscheinlich für die Meisten, aber das ist auch noch keine Sucht, der Schritt über die Schwelle u. über jeden Verstand heraus ist nicht mit Abenteuerlust zu erklären. Mit Deiner Aussage: Ich hatte keine Probleme, kannst Du nur die meinen, denen du Dir bewußt warst. Würde gerne wissen, wie alt Du damals warst?
    Ich bin in die Therapie gefahren, mit der Einstellung, die brauchen mir nicht zukommen mit Dingen aus der Kindheit, ich habe eine schöne Kindheit gehabt u. sowieso bin ich nur selber an Allem schuld. Nach 5 Wochen stand ich vor meinen Therapeuten u. sagte Ihm, ok, kleine Sachen haben wir gefunden (hat sowieso Jeder) aber nix was mich meinen Problemen näher gebracht hätte. Heute weiß ich, das was in der Kindheit war, u. trotzdem ich bin für Alles verantwortlich was ich tue u. getan habe. Aber ich kann mit der Geschichte jetzt besser umgehen u. hoffe dadurch auch mit mir in der Zukunft.
    Nicht was wir Erleben, sondern das was wir dabei Fühlen, macht unser Schicksal aus.

    @Rudi
    Danke für diesen positiven und ermutigenden Text, habe schon länger mal darüber nachgedacht mich sozial zu betätigen, ich glaube auch das ich dort genauso viel zurück bekomme wie ich geben. Ich sollte mir ofters sagen: alle Türen stehen mir offen- geh los. Ich vergesse dies so oft, und es tut gut das jemand einen daran erinnert. Danke


    Gruß
    Biff

  6. #6
    stfn Gast

    Standard

    hallo biff
    das mit dem geld geht mir heute auch noch so
    obwohl ich finanziel keine propleme habe
    wahr heute in der stadt habe ca.200€
    ausgegeben vor ca.1 jahr hätte ich in
    der stadt nicht 1€ ausgegeben.
    sondern währe ins casino und hätte
    dort 200€ verspielt.

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