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Thema: mit Menschen spielen

  1. #1
    Maik Gast

    Standard

    Hallo,
    ich habe in meiner Selbsthilfegruppe schon häufiger etwas zum Thema "mit Menschen spielen" gehört, habe aber Probleme mir etwas darunter vorzustellen. Könnt` Ihr mir dazu vielleicht mehr sagen, denn ich würde gerne überprüfen, ob ich das auch gemacht habe in der Vergangenheit oder nicht.

    Könnt` Ihr mir vielleicht auch etwas zum Begriff "Trockenrausch" sagen oder schicken ?

    Und zu guterletzt suche ich noch das Gedicht "Stufen".

    Danke im voraus.
    Gruss
    Maik

  2. #2
    Kary Gast

    Standard @maik

    Hab nur wenig Zeit,
    aber das Gedicht schicke ich Dir wenigstens auf die Schnelle, weil ich es auch sooooo toll finde.

    Lieben Gruß
    Kary

    STUFEN
    (von Hermann Hesse)


    Wie jede Blüte welkt
    und jede Jugend dem Alter weicht,
    blüht jede Lebensstufe,
    blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
    zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
    Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
    bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
    um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    in and're, neue Bindungen zu geben.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    an keinem wie an einer Heimat hängen,
    der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten!
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    und traulich eingewohnt,
    so droht Erschlaffen!
    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    mag lähmender Gewohnheit sich entraffen.
    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    uns neuen Räumen jung entgegen senden:
    des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

    (Hermann Hesse)


  3. #3
    Kary Gast

    Standard @maik

    Hallo Maik,

    habe mir mal den Text zum Thema "Trockenrausch" rausgesucht. Ich hoffe, Du kannst damit was anfangen.

    Gruß
    Kary

    Das Trockenrausch-Syndrom
    (nach: R.J. Solberg, Hazelden, in Übersetzung der amerikanischen Fassung, 1968)

    der umfassend verstandene Fachausdruck „Trockener Rausch“ wird oft auf den Alkoholiker angewendet, dem es nicht gut geht, obwohl er nicht trinkt. Wir wollen ihn im folgenden auf den süchtigen Spieler beziehen, der ebenfalls häufig unter den Symptomen des Trockenrausches leidet. Das Krankheitsbild des trockenen Rausches besteht aus einer Reihe von Merkmalen, die gleichzeitig auftreten und ein abnormes Verhalten kennzeichnen. Wird das Psychopathische in den Ansichten und dem erhalten des süchtigen Spielers während der Zeit seines aktiven Spielens allgemein erkannt, so ist das Fortbestehen dieser Charakterzüge, nachdem der süchtige Spieler das Spielen aufgegeben hat, ebenso psychopathisch zu beurteilen.
    Der Ausdruck „Trockenrausch“ bezeichnet daher das Ausbleiben einer Wandlung in eine erstrebenswerte Richtung in Haltung und Verhalten des süchtigen Spielers, der nicht mehr spielt. Die Folgen des Ausbleibens dieser angestrebten Wandlung ist, daß der süchtige Spieler Schwierigkeiten in seinem Leben hat. Es kann keinen Zweifel über die Ursache dieser Schwierigkeiten geben.
    Erkennbare Anzeichen
    Ein deutliches Kennzeichen des süchtigen Spielers im Trockenrausch ist sein großspuriges und überhebliches Benehmen. Es äußert sich sehr oft in einem nicht einsichtsvollen und sich selbst überschätzenden Verhalten, das andere verletzt oder ihnen sogar komisch erscheint. In dem er alles in seiner Umgebung auf sich selbst bezieht, scheint der süchtige Spieler unfähig zu sein, die Bedürfnisse und das Feingefühl seiner Mitmenschen zu sehen. Er kann fortwährend auf ihre Kosten selbstüberheblich sein, seine Fähigkeiten überschätzen oder über seine Mittel leben; in jedem Falle ist sein Verhalten deutlich nicht realitätsbezogen und kann je nach den Umständen in seiner Auswirkung vom Spaßhaften bis zum Boshaften variieren.
    Verwandt mit dem großspurigen und überheblichen Benehmen des süchtigen Spielers ist seine Art, strenge und fertige Urteile zu haben, daß heißt seine Neigung, Ansichten gewöhnlich als „gut“ oder „schlecht“ zu bezeichnen. Da er geneigt ist, mit sich selbst scharf zu Gericht zu gehen (besonders, was das Spielen angeht), können andere manchmal fühlen, daß er ein tiefes Gefühl der eigenen Wertlosigkeit hat. Dieses Gefühl ist jedoch oberflächlich verkleidet, da der süchtige Spieler die gleichen strengen Wertmaßstäbe auf seine Angehörigen, seine Freunde, seine Kollegen und seinen Arbeitgeber anwendet, wie auf sich selbst. Seine Umgebung fühlt mit gewissen Recht, daß er sich selbst am wenigsten Kritik leisten kann, und dies allein ist schon genügender Beweis, daß seine Haltung im Grunde nicht realitätsbezogen ist, ob seine Urteile nun in Wirklichkeit einen gewissen Gehalt an Wahrheit haben oder nicht.
    Der süchtige Spieler kann weiterhin äußerst ungeduldig sein. Ungeduld kennzeichnet seine Reaktionen anderen gegenüber als auch dem Leben selbst, ein Verhalten also, das nicht wirklichkeitsbezogen ist, da es die augenblickliche Erfüllung seiner Forderungen notwendig macht. Es ist kennzeichnend für den süchtigen Spieler, daß er sofortige Belohnung für sein Bemühen und augenblickliche Erleichterung seiner Belastung und Schwierigkeit erwartet. Anzeichen der Ungeduld sind sein Zorn oder seine Niedergeschlagenheit, wenn die gesuchte Erfüllung nicht schnell genug kommt.
    Großspuriges Benehmen, vereinfachte Urteile und Ungeduld, jene Züge sind so fest im Leben eines süchtigen Spielers verankert, daß sie anderen oft regelrecht als kindisch erscheinen. Ganz wörtlich: der süchtige Spieler ist in vielerlei Hinsicht ein Kind. Er wird leicht gelangweilt abgelenkt und verwirrt. Sein Erfolg auf lange Sicht wird dauernd durch das momentane Wechseln seiner Gefühle gefährdet; zu jeder Zeit ist es möglich, daß er seine Murmeln und Klicker nimmt und nach Hause geht. Er kann unfähig sein, Dinge zu schätzen, an denen sich reife Menschen freuen, z.B. Lesen, Gespräche oder ein Film. Seine Begeisterungsfähigkeit ist sehr oft die eines Kindes in Ausdauer und Stärke. Unzufriedenheit scheint sein dauernder Lebenszustand zu sein.
    Auswirkungen in der Familie, bei Freunden, Kollegen und Angehörigen
    Der süchtige Spieler, der einen Trockenrausch hat, scheint unfähig zu sein, sich selbst realistisch einzuschätzen. Dies bedeutet, daß er in den meisten Fällen nicht fähig ist, sich so zu sehen, wie andere ihn sehen. Wie sehr er auch in Schwierigkeiten stecken mag, beharrt er trotzdem darauf, sich selbst als schuldlos oder als Opfer der Umstände, die über seine Kontrolle hinausgehen, zu empfinden. Je fester er von seiner Schuldlosigkeit überzeugt ist, desto zäher und klüger wird seine Ablehnung von Hilfe sein, da der erste Schritt zur Wiederherstellung einer normalen Situation darin besteht, daß er die Verantwortung dafür auf sich nimmt. Das unmittelbare Problem für die, die ihm ernsthaft helfen wollen, besteht darin, Bedingungen zu ermöglichen, unter denen es ihm gelingen mag, eine realistische Selbsteinschätzung zu erreichen.
    Unglücklicherweise können die Angehörigen des süchtigen Spielers diese Bedingungen nur sehr schwer herstellen. Der süchtige Spieler im Trockenrausch ist immer auch Mittelpunkt vieler Familienstreitigkeiten. Die Reaktion der Angehörigen auf sein Verhalten kann von Entmutigung und Bestürzung bis hin zu Niedergeschlagenheit, Empörung und Bitterkeit reichen. In einer von Aggressionen geladenen Atmosphäre sind die Angehörigen gewöhnlich nicht fähig, den süchtigen Spieler leidenschaftslos zu sehen; objektiv in ihrem Verhalten gegenüber dem Spieler zu bleiben, wird äußerst Schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Gerade die Objektivität, die die Familie ihm nicht geben kann, braucht der süchtige Spieler verzweifelt. In einigen Fällen kann es notwendig sein, den Spieler zu überreden, sich selbst als Hilfe anzubieten. Die auf sich selbst gestellten Angehörigen, die versuchen, diesen Heilungsprozeß in Gang zu setzen, stehen oft vor erschreckenden Folgen für den süchtigen Spieler ebenso wie für sich selbst.
    Die am meisten befriedigende Alternative für alle Betroffenen ist, Hilfe außerhalb der Familie zu suchen. Das sind u.a. Kliniken, Beratungsstellen, GamAnon-Selbsthilfegruppen und der GA-Sponsor des Spielers, wenn er einen hat. Die Suchtkliniken versorgen die Familien mit Informationsmaterial, Hilfen bei der Entscheidung über die Notwendigkeit der Behandlung eines süchtigen Spielers u. a. m. Die Beratungsstellen z.B. Caritas sind mit geschulten und qualifizierten Leuten besetzt, die dem süchtigen Spieler -meist in Form einer ambulanten Behandlung helfen, mit seiner besonderen Situation fertig zu werden.
    Die GamAnon Selbsthilfegruppen sind besonders wertvoll, wenn der süchtige Spieler sich in seinem Widerstand gegen Hilfe von außen als besonders halsstarrig erweist. Sie sind mit den Symptomen des Trocken-rausches vertraut und können anderen Angehörigen eine Fülle praktischer Informationen anbieten. In einigen Fällen kann auch der GA-Sponsor des süchtigen Spielers eine unschätzbare Hilfsquelle sein; er ist gewöhnlich mit den Schwierigkeiten der Familie des süchtigen Spielers vertraut und kann so helfen, Entscheidungen zu fällen. Unter den richtigen Umständen kann es ihm gelingen, den Spieler zu überzeugen, selbsttätig zu handeln und Hilfe zu suchen.
    Es soll hier noch angemerkt werden, daß gelegentlich der süchtige Spieler, der GA Erfahrung hat und sich der geistigen Anspannung bewußt ist, die mit dem Trockenrausch-Syndrom auftritt, instinktiv versucht, seine Kontakte zu den Anonymen Spielern zu vertiefen. Dabei kann es vorkommen, daß Familienangehörige oder Freunde, die um ihrer selbst willen finden, daß der Spieler schon genug Zeit bei den Anonymen Spielern verbringt, sich seiner verstärkten Beschäftigung mit GA widersetzen. Doch wenn der süchtige Spieler nicht von selbst seine Beziehungen zu GA vertieft, zeichnet sich im Trockenrausch-Syndrom auch immer ein Rückfall ins aktive Spielen ab. Dies sei von den Angehörigen entsprechend zu beachten.
    Trockenrausch
    Der „trockene Rausch“ ist ein Ausdruck, der sich zunächst aus zwei augenscheinlich widersprüchlichen Worten zusammensetzt: „Trocken“ in der einfachsten Bedeutung heißt, daß sich der Süchtige von seinem Suchtmittel fernhält, während „Rausch“ eine tiefe pathologische Voraussetzung meint, die sich aus dem unkontrollierten Suchtmittelmißbrauch ergibt. Zusammengenommen bedeuten die Wörter also eine Intoxikation (Vergiftung) ohne Suchtmittel.
    Der Ausdruck „trockener Rausch“ bezeichnet somit einen Geisteszustand und eine Verhaltensweise, die „giftig“ für das Wohlergehen des süchtigen Spielers ist. Solch ein Verhalten kommt allerdings auch im Leben von Nicht-Süchtigen vor, z.B. bei dem Geschäftsmann, der sich im Verkehrsstau voller Ärger und wie wild auf die Hupe wirft, oder bei der Hausfrau, die jeden Montag jahrelang die Wäsche der Familie waschen mußte und plötzlich die Familie dafür anklagt, sie schmutzig zu machen. Beide zeigen ein Verhalten, das nicht der Realität entspricht und der Situation nicht angemessen ist. Die selbstzerstörerische Verhaltensweise des im Trockenrausch befindlichen pielers ist zwar unterschiedlich im Grad ihrer Intensität, aber nicht in ihrer Art. Der süchtige Spieler hat sich in den Jahren seines aktiven Spielens eine äußerst unangemessene und absolut unreife Art angewöhnt, Lebensprobleme zu lösen.
    Verlauf
    Wenn der süchtige Spieler offenbar unzufrieden mit sich selbst ist, aber nicht weiß warum, zeigt sich seine fehlende Selbsterkenntnis ganz deutlich. Oft scheinen die Schwierigkeiten seines vergangenen Spieler-Lebens die Gegenwart zu vergiften, und sie wirken sich direkt auf sein augenblickliches Gefühl aus. Auf der einen Seite mißbilligt er streng ein Verhalten, das die Gesellschaft als unkontrolliert, selbstsüchtig und verachtenswert bezeichnet. Auf der anderen Seite kann und will er sich nicht die Impulse zu eigen machen, die solch ein Verhalten lenken. Anstatt die Wirklichkeit anzunehmen, versucht er lieber, seine Selbstachtung zu retten, indem er sich sagt:
    „Das alles über mich war und kann gar nicht wahr sein“.
    Aber dieser Schachzug ist nicht ganz erfolgreich, weil er zur selben Zeit erkennt, daß gewisse Gefühle, Regungen, Wünsche etc. unannehmbar für ihn sind. So ergibt sich ein Widerspruch aus dem, was er unklar als Wahrheit erkennt (über seine Gefühle, Regungen, Wünsche) und was ihm seine Selbstachtung erlaubt, als Wahrheit anzunehmen. Dieser Widerspruch ist untragbar auf jeder bewußten Ebene; so verdrängt er ihn aus seinem Bewußtsein und nimmt zu verschiedenen Manövern Zuflucht, die verhindern sollen, ihn offen einzugestehen. Soweit es diesen Manövern gelingt, das zu verhüllen, was der Selbstachtung des süchtigen Spielers im Wege steht, wird er gar nicht einmal merken, daß er sie ausführt.
    Es kann sogar zu einem regelrechten Leugnen der Wahrheit über sich gegenüber sich selbst und anderen kommen. Der süchtige Spieler kann manchmal alle Tatsachen wissen, ihre wirkliche Bedeutung aber doch nicht richtig erkennen. Er fängt oft an, spitzfindig zu argumentieren. Bei diesen Manövern versucht er, seine Selbstachtung dadurch abzustützen, daß er die Kritik anderer durch Scheingründe zerstreut.
    Wie abwegig seine Verhaltensweise auch sein mag, der süchtige Spieler rechtfertigt sich jedes Mal. So hat er auch zahlreiche Gründe, die Anonymen Spieler zu meiden, und jeder Grund kann einleuchtend sein; und doch ist die gesamte Argumentation nur dazu da, um die tiefere Wahrheit zu leugnen, daß er die Anonymen Spieler oder andere Hilfe von außen dringend braucht.
    Der süchtige Spieler, der seine eigene Unverantwortlichkeit wegargumentiert, wird wahrscheinlich auch die Verhaltensweise anderer falsch einschätzen. Obwohl er seine Unzulänglichkeiten selbst nicht leugnet, versucht er häufig, die Aufmerksamkeit von ihnen dadurch abzulenken daß er in großer Ausführlichkeit die Fehler seiner Angehörigen, seiner Freunde und Kollegen, seines Arbeitgebers und der Behörden aufzählt. Dies geht so weit, daß er sich darin erschöpfen mag, andere mit sich selbst zu vergleichen. Er verliert damit den klaren Blick; er ist nicht wirklich an einer Wandlung interessiert, sondern will vielmehr mit einiger Berechtigung sagen können:
    „Nun, ich bin gar nicht so verschieden von anderen.“
    Das Manöver der Übertragung ist oberflächlich ganz ähnlich, aber in Wirklichkeit noch unnormaler. Hier überträgt der süchtige Spieler auf andere, was er selbst nicht annehmen kann. Dieses Vorgehen setzt ein hohes Maß an fehlender Selbsterkenntnis voraus, versucht der Spieler doch auf diese Weise, sich seiner „untragbaren Empfindungen und Motive“ dadurch zu entledigen, daßer sie in anderen „erkennt“. Er interpretiert dabei ihr Verhalten als von Gefühlen motiviert, die er bei sich selbst im Unterbewußtsein als falsch erkennen muß, oder er unterstellt anderen, eine äußerst unkritische Haltung anzunehmen, die in Wirklichkeit der eigenen Haltung gegenüber sich selbst entspricht. Er ist fähig im Rahmen dieses Manövers andere anzuklagen, ihn zum Rückfall ins Spielen zu drängen. Er kann GA-Freunde des Spielens bezichtigen, oder er kann anderen vorwerfen, daß sie ihn im Verdacht hätten, gespielt zu haben.
    Das klassische Verhalten des süchtigen Spielers im Trockenrausch ist die Übermaß-Reaktion. Dabei reagiert der Spieler auf ein gewöhnlich unbedeutendes Ereignis oder Mißgeschick mit einer offensichtlich unangemessenen Gefühlsintensität. Schon aus einem nicht ganz ersichtlichen oder belanglosen Grund kann er von haßerfüllter Empfindlichkeit gegenüber seinen Vorgesetzten oder Mitarbeitern sein. Er kann auf das Verpassen eines Telefonanrufes oder einer Verabredung mit außergewöhnlicher Heftigkeit reagieren. Indem er dies tut, scheint er aufgestaute Enttäuschung, Zorn und Empfindlichkeit an einem Objekt oder in einer Situation zu entladen, die ihm irgendwie an eine größere Enttäuschung in seinem Leben erinnert. Im Falle des süchtigen Spielers gibt es wenig Zweifel über die Art dieser vorherrschenden Ent-Täuschung.
    Andererseits scheinen einige Spieler, die den Trockenrausch an sich erfahren, alle Antworten auf ihre Probleme zu wissen. Sie sind selten um Worte verlegen, wenn es zu einer Selbstdiagnose kommt. Oft ist ihr Wissen ziemlich eindrucksvoll und ihre scheinbare Selbsteinsicht (im Gegensatz zum wirklichen Selbstverständnis) ist überzeugend. Das sind die Einsichtsvollen.
    Dem Phänomen der Einsicht zu folgen, ist ein weiterer Widerspruch zwischen den Worten und Taten des süchtigen Spielers. Er scheint die Kritik anzunehmen und spricht ausführlich über seine eigenen Fehler. Aber seine Unfähigkeit, Worte in wirksame Taten umzusetzen, ist offensichtlich. Die unmittelbare Wirkung der Einsicht besteht lediglich darin in anderen die Erwartung einer zukünftigen Besserung zu erwecken. Nachdem er sein Problem formuliert und den Beweis erbracht hat, daß er weiß, wie er es beseitigen kann, scheint der süchtige Spieler in der Lage zu sein, wirksame Maßnahmen für sich selbst zu ergreifen; doch was er tut, gleicht niemals seinen Versprechungen. Die Einsicht kann von der augenblicklichen Bereitschaft des süchtigen Spielers herrühren, Unannehmlichkeiten aus dem Wege zu gehen. Sein Stil wird geprägt von einem Abgleiten auf den Weg des geringsten Widerstandes sowohl in seiner privaten Umwelt als auch an seinem Arbeitsplatz. Als ein geübter und hervorragender Vertreter des „weichen Kurses“, der bewußt die Alternative wählt, die das geringste Maß an Unannehmlichkeit im Augenblick verspricht, ist der süchtige Spieler uneins mit dem, was er und die anderen als den verantwortlichen Weg erkannt haben. Sein Verhalten ist insofern voraussagbar, als er jedes Treffen in diesem Spiel des Ausweichens „gewinnt“.
    Im Zusammenhang mit den Anonymen Spielern ist sogar die Form dieser Einsicht vorgezeichnet, um die Unannehmlichkeiten möglichst klein zu halten: er benutzt den recht spezialisierten Wortschatz der Anonymen Spieler und spricht über seine „Charakterfehler“, oder er sagt, daß er mit dem Leben nicht fertig wird. Dabei weiß er ganz genau, daß er sich den Unmut seiner GA-Freunde zuziehen und sich Unannehmlichkeiten bereiten würde, wenn er anders sprechen würde. Seine „Einsicht“ ist nur ein Lippenbekenntnis gegenüber den Prinzipien, die ihm in Wirklichkeit die Erleichterung bringen könnten, derer er bedarf. Das Sprechen über seine Fehler scheint für den Augenblick die Notwendigkeit zu beseitigen, etwas gegen sie zu tun. Was hier im Hintergrund am Werke ist, ist ein schwaches Bewußtsein in ihm, das nach Wandlung drängt. Die Einsichtsvollen handeln daher im Grunde nach ähnlichen Abwehrmanövern, die ausschließlich dafür bestimmt sind, die volle Erfassung einer unannehmbaren Situation zu verhindern.
    Hilfsmaßnahmen
    Der süchtige Spieler, der am Trockenrausch leidet, führt ein leeres Leben. Die Art seiner Erfahrungen in der Vergangenheit und die Art, wie er die Gegenwart erfährt, hindern ihn daran, die Erfüllung zu erreichen, die andere in ihrem Leben finden. Er ist außerordentlich begrenzt in seiner Fähigkeit zu wachsen, zu reifen und an den Möglichkeiten teilzuhaben, die das Leben bietet. Ihm fehlt die Frische und Ungezwungenheit -nicht die Erregbarkeit-, die wirklich nüchterne Spieler haben. Sein Leben ist ein geschlossenes System und seine Verhaltensweise stereotyp. Er besitzt nicht die Fähigkeit, aus den vielen Wegen des Handelns den einen auszuwählen, der für ihn am besten geeignet ist. Seine Auswahlmöglichkeiten sind gering und unfruchtbar; und er wird niemals jemanden damit überraschen, daß er sich selbst übertrifft.
    Der Prozeß der Selbsternüchterung verlangt vom süchtigen Spieler, daß er ein ungewohntes Maß an Selbstdisziplin in sein eben integriert. Anfangs kann ihm ein diszipliniertes Verhalten in Bezug auf Ehrlichkeit, Geduld und Verantwortlichkeit lästig und mühsam erscheinen, weil er sich damit an eine Art zu leben gewöhnen muß, die ihm voll Willkür und Schwierigkeiten zu stecken scheint. Der Endpunkt seiner Bemühungen um Selbstdisziplin wird jedoch die Steigerung seiner Fähigkeit sein, kurzfristige und sogar recht schmerzliche Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen, wenn er am langfristigen Ziel einer echten und dauerhaften Spielfreiheit arbeitet. Es scheint, daß der süchtige Spieler es besonders nötig hat, wirklich einzusehen, daß er sein Leben allein nicht meistern kann. Er sollte ermutigt werden, sehr gründlich zu überlegen, ob die Schritte des Genesungsprogramms der Anonymen Spieler GA für ihn noch Gültigkeit haben.
    Voller Hoffnung wird er anfangen, die ironische Torheit eines süchtigen Spielers richtig einzuschätzen, der glaubt, daß er plötzlich wieder mit seinem Leben fertig wird, dessen Schulden abgezahlt, dessen Gesundheit außer Frage steht, der es folglich nicht nötig hat, sein Leben einer Kraft, die größer als er selbst ist zu übergeben, der eine Inventur für überflüssig hält, da er selten -wenn überhaupt- im Unrecht ist, und der nicht länger vor der unbehaglichen Notwendigkeit steht etwas wiedergutmachen zu müssen.
    Wenn ihm einmal diese Ironie wirklich zu Bewußtsein kommt, - daß er es ist, immer noch unkontrolliert in seinem Spiel, immer noch machtlos, der diese bemerkenswerte Heilung erfahren hat, dann kann er genug Demut in sich fühlen, um eine Wandlung wirklich zu wollen. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, daß die Schritte des Genesungsprogramms als lebensnotwendiger Teil seiner spielfreien Existenz aufgewertet werden. Der süchtige Spieler wird bei der Erarbeitung jedes einzelnen Schrittes Hilfe brauchen. Diejenigen, die ihm helfen, sollten mit großer Sorgfalt die Wichtigkeit der Schritte betonen.
    Hier sei zum Schluß die Aufmerksamkeit ganz besonders auf den dritten und den zehnten Schritt gelenkt:
    3. Schritt
    Wir faßten den Entschluß, unseren Willen und unser Leben der Sorge Gottes -wie wir ihn verstanden- anzuvertrauen.
    10. Schritt
    Wir setzten die Inventur bei uns fort, und wenn wir Unrecht hatten, gaben wir es sofort zu.
    Der süchtige Spieler, der unter dem Trockenrausch leidet, muß in erster Linie Demut lernen, muß lernen, daß es eine Kraft größer als er selbst gibt, -bevor er wirkliche Nüchternheit und Spielfreiheit erfahren kann. Er muß lernen, Gedanken und Handlungen zu vermeiden, die ihn dazu verleiten könnten, sein Leben allein meistern zu wollen.


  4. #4
    Maik Gast

    Standard @Kary @Claus

    vielen Dank Euch beiden für das Gedicht und auch für die Zusendung über das Thema "Trockenrausch" (per Mail und im Forum).
    Leider hat sich noch niemand zu dem Thema "mit Menschen spielen" geäußert - passt das nicht hierher ?

    Vielleicht äußert Ihr Euch ja noch, würde mich auf jeden Fall sehr freuen.

    Danke & Gruß
    Maik

  5. #5
    Harry Gast

    Standard

    @Maik
    mit Menschen spielt man wenn man zockt obwohl man ganz genau weiß, dass auf Dauer der Partner einen verlässt. Der Zocker will vielleicht wissen wie weit er gehen kann. Ausloten was noch geht, also zocken um den Partner. Das ist wohl damit gemeint wenn davon gesprochen oder gechrieben ist mit Menschen spielen.
    Dann gibt es noch die, die Menschen gegeneinander ausspielen um einen Vorteil davon zu haben.
    Es gibt sicher noch sehr viel andere Arten mit Menschen zu spielen. Was wohl alle diese Meschenspieler gemeinsam haben ist das sie den Menschen keinen oder nur einen ganz geringen Wert zugestehen. DA der MEnsch bekanntlich immer von sich selbst ausgeht, gewtehen sie sich nur einen ganz geringen Wert zu. Also arme Menschen. Aber besser arm dran als Arm ab. In diesem Sinne.

    Liebe Grüße
    Harry (Muster ohne oder mit Wert?)

  6. #6
    Anna Gast

    Standard

    Hallo zusammen!

    Ich hätte da auch mal eine Frage zum Thema "mit Menschen spielen".
    Tut der Süchtige dies bewusst oder passiert das ganz unbewusst??? Ich frage mich das schon länger, wenn ich wieder einmal die Lügen meines Freundes "aufgedeckt" habe.

    Vielleicht könnt ihr mir ja eine Antwort darauf geben...

    Liebe Grüße an euch, Anna


  7. #7
    Maik Gast

    Standard @ Anna

    ich bin Spieler und ich habe gerade meine Freundin (Traumfrau) wg. meiner Lügen verloren. Deine Frage ist sehr gut, aber für mich unheimlich schwer zu beantworten, weil sich meine Antwort so anhören wird, als würde ich mir innerhalb eines Satzes widersprechen !
    Ich habe bisher immer gedacht, ich würde mehr oder weniger nur Lügen, um das Spielen bzw. die neuen Schulden zu vertuschen, aber mittlerweile habe ich begriffen, das das Lügen zu einem ganz normalen Verhalten geworden ist. Das Lügen ist fast so normal geworden, wie das atmen. Ich habe bei Sachen gelogen, wo`s wirklich nicht nötig gewesen wäre, aber es fiel mir nicht schwer und war wahrscheinlich der leichteste Weg. Ich habe meiner Freundin sogar offen ins Gesicht gelogen - z.B. wie lange ich schon trocken bin etc. - sie hat`s nicht mehr ausgehalten. Ich habe Ihr geschworen, sie nie wieder anzulügen würde, aber sie hat gesagt, ich würde immer wieder eine Ausrede finden, warum dies oder das keine Lüge gewesen ist. Ich liebe meine Ex noch immer über alles, weiß aber, das ich sie erstmal verloren habe, vielleicht gibt`s nochmal ne Chance, aber die nächste Jahre bestimmt nicht. Ich bin seit ca. 20 Jahren Spieler und Heute seit 8 Wochen u. 2 Tagen trocken.
    Ich habe also entweder gelogen, um mein Spielen oder die Schulden zu vertuschen, aber auch, weil ich die ganze Zeit folgendes nicht begriffen hatte : Wäre ich spielen gegangen und hätte es Ihr erzählt, wäre sie zwar nicht begeistert gewesen, aber sie hätte gesehen, das ich ehrlich zu Ihr und zu mir bin. Dadurch das ich die Angst hatte, das sie mich verläßt, wenn ich Ihr die Wahrheit gestehe und meine Schwäche zeige, habe ich sie belogen und genau das Gegenteil von dem erreicht, was ich wollte. Wäre ich ehrlich gewesen, hätten wir vielleicht eine Chance gehabt, so aber habe ich es mit meinen Lügen zerstört - da sollte Dein Freund mal drüber nachdenken. Bei mir ist es zu spät, aber Ihr habt bestimmt noch ne Chance.

    Alle Gute & viel Glück
    Maik

  8. #8
    Harry Gast

    Standard

    Liebe Anna
    ich versuche dir das mal so zu erklären. Wenn ein Spieler nicht lügt, dann hat er auch keine großen Probleme mit dem Spielen also ist er auch nicht süchtig.
    Lügen gehört zur Sucht dazu wie Husten zur Erkältung. Erst Lügen macht aus dem Spieler oder Säufer einen Süchtigen.
    Ich will auch nichts beschönigen was ein Süchtiger macht, ich will nur erklären warum er das macht, es ist nicht mehr sein freier wille es ist Sucht.
    Meine Freu und ich wir wissen beide ganz genau was ich alles an Scheisse in meinem Leben gemacht habe, niemand will das vergessen machen, nur wir wissen auch beide, dass es eine Auswirkung der Sucht war, und nicht mein freier Wille. Mein freier Wille ist es, das ich meine Heidi sehr sehr liebe mehr als meine Sucht und darüber bin ich sehr sehr froh.
    Ich will nichts ungeschehen machen und Heidi kann sicher auch nichts vergessen was war. Nur vergeben das kann sie, und nur so hat man eine vernünftige Chance zu einem gemeinsamen Leben. Jetzt musst du dir überlegen ob du ihm vergeben kannst, ob du einsehen kannst, dass alles "nur" eine Auswirkung der Sucht war.
    Ich denke nur dann kann man zusammen ein zufriedenes Leben führen, ohne dass Mißtrauen und Angst das Zusammenleben kuputt macht.
    Man ist nie vor weiteren Entäuschungen sicher, aber man hat ohne Mißtrauen eine Chance. Wenn ein Partner rückfällig wird kommt das doch eh ziemlich schnell ans Licht. Also nehmt an dem gemeinsamen Leben teil, dann merkt man das so auch sehr schnell, ohne Kontrolle.
    Ich persönlich bin sehr froh, dass Heidi sich zusammen mit mir aus eine schöne Zukunft freut, und nicht die Vergangenheit über uns herrscht.

    Liebe Grüße
    Harry

  9. #9
    Kary Gast

    Standard

    Hallo Maik, Hallo Anna,

    zu meinen aktiven Zeiten war mir absolut nicht bewußt, dass sich mein Spiel nicht nur auf das Spielen mit Geld beschränkte, sondern sich das auch in meinem Gefühlsleben fortsetzte. Ich war so durch den Wind, dass ich das gar nicht merken konnte. Erst viele Jahre später ist mir bewußt geworden, dass es bei meinen Gefühlen auch oft um gewinnen und verlieren ging. Begreifbar wurde das erst, als ich klarer in der Birne wurde, mit zunehmender Spielfreiheit.

    Gruß
    Kary

  10. #10
    Maik Gast

    Standard @ Harry

    Dein Beitrag an Anna hat mich sehr bewegt und gleichzeitig sehr traurig gemacht. Deine Heidi muß ein toller Mensch sein - ich beglückwünsche Dich zu Ihr und wünsche Euch zusammen eine tolle Zukunft. Ich wünschte meine Dani (Ex) hätte auch die Kraft dazu gehabt, so zu denken wie Heidi, aber leider hat sie selbst zuviele Probleme (Depressionen), um stark hinter mir zu stehen.

    Liebe Grüße
    Maik

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