Ich vermute, dass mein Freund spielsüchtig ist

[yvonne]

Hallo,

ich bin seit einiger Zeit mit einem wunderbaren Mann zusammen, den ich im nächsten Jahr heiraten werde. Es gibt in unserer Beziehung ein Problem, ich glaube, er ist spielsüchtig. Mein Freund macht neben der Arbeit eine Fortbildung, vor kurzem hatte er Prüfungen. Ihm ging es nach den Prüfungen schlecht, da er blackouts hatte. Er fuhr in die Stadt und ich konnte ihn das erste Mal nicht erreichen. Zuhause gestand er mir, dass er nach Jahren in der Spielothek war und über 100€ verspielt hat. Er versprach, dies nicht nochmal zu tun. Letzte Woche war er dann doch noch einmal dort, lt. seiner Aussage. Nach meiner Überprüfung waren es zweimal. Er hat mir nun freiwillig seine EC-Karte und seinen Perso gegeben und möchte auf gar keinen Fall mehr spielen. Hilfe von außerhalb will er nicht. Ich mache mir Sorgen. Weiß jemand Rat?
Vielen Dank!!!

[Rudi]

Hei Yvonne !
Ich möchte dein Glück des Verliebtseins eigentlich nicht trüben.
Allerdings möchtest du gerne etwas zu dem Verhalten deines Freundes erfahren. Dein Partner hat gespielt - für einen gesunden, suchtfreien Menschen eigentlich kein großes Problem. Allerdings hat dein Partner dir Euro - Card und Pass gegeben. Warum ?
Wahrscheinlich, weil er für sich ein großes Problem mit dem Spielen sieht. Ein Problem, was wir hier Spielsucht nennen, denn sonst hätte dein Partner nicht so gehandelt.
Eine Sucht ist allerdings nicht mit halben Herzen zu stoppen. Da gehört der totale Einsatz des Betroffenen dazu.
Wenn er dir jedoch dabei zu verstehen gibt, er wolle keine Hilfe , weil er ja alles allein im Griff bekommt, dann ist das nicht mehr als Augenwischerei - und die für mich erkennbare Schwäche nicht alles tun zu wollen, um aus seinen Suchtverhalten heraus zu kommen.
Wie eine Partnerschaft mit einem suchtkranken, aktiven Spieler aussieht, wirst du in tausend Berichten dieses Forums lesen können. Deswegen will ich das nicht weiter erläutern.
Wünsche mir für Euch, das dein Partner wirkliche Schritte für sich unternimmt - nur so halte ich eine glückliche Dauerbeziehung zwischen Euch für denkbar.
Lieben Gruß
Rudi

[yvonne]

Hallo Rudi,

danke für Deinen Beitrag. Habe mich mitlerweile auch im Forum umgeschaut und einiges von beiden Seiten lesen können. Dass er innerhalb von einigen Monaten nur dreimal gespielt hat, könnte doch auch heißen, dass er es tatsächlich 'nur' zum abreagieren brauchte und da ich die Karte habe und mit ihm zusammenlebe (ohne finanzielle Sorgen) könnte ihn doch eventuell auf den richtigen Weg bringen. Für mich ist das absolutes Neuland, kann nicht verstehen, wie man den Drang zum spielen verspüren und Geld verzocken kann. Ich warte jetzt ab, was anderes bleibt mir wohl nicht übrig. Wünsche Dir noch alles Gute.

[Heide]

`Um Gottes Willen`!!, dachte ich eben, als ich deinen Beitrag las. Deine Geschichte hat mich an mich selbst erinnert, vor fünf Jahren, als ich kurz davor war, meinen jetzigen Mann zu heiraten. Hätte ich das bloss nicht gemacht - viel wäre mir und meinen Kindern erspart geblieben.(siehe mein Posting `Mein Mann geht zum Psychologen-aber es ändert sich nichts`)
Dein Freund hat eine schwere Krankheit, die auch dazu führt, dass er dir sicher nicht immer die Wahrheit sagen wird. Also verlass dich nicht auf die Story mit den 3 oder 4 Spieltagen. Es können jederzeit viel mehr werden, und dann verliert ein Spieler die Kontrolle. Wie andere Süchtige auch.
Die Krankheit hört nie auf, sie kann höchstens zum Stillstand gebracht werden. Mach dich also immer (!) wieder auf Rückfälle gefasst. Das haben mir neulich andere Spieler in einer Selbsthifegruppe auch erzählt. Nicht schön, die Vorstellung, aber wohl realistisch. Und genau das solltest du sein, wenn es um die Zukunft mit diesem Mann geht.
Pass bloss auf dich auf!
Lieben Gruß
Heide

[yvonne]

danke heide.

Weißt Du, ich stelle mir die Frage, wann Spielsucht anfängt. Mein Freund ist 3 Mal spielen gegangen, das letzte Mal am 02.11.04. Wenn ich ab und zu mal ein Glas Wein trinke, bin ich doch acuh kein Alkoholiker. Des wegen mein Titel, dass ich glaube, dass er spielsüchtig ist. Dies ist eine Unterstellung meinerseits. Seine Finanzen kontrolliere ich, er ist nicht im Minus. Ich denke, dass Spielsüchtige ihr Konto überziehen... Ich werde beobachten und schauen, was die Zeit bringt. Heiraten werde ich ihn. Trotzdem vielen Dank für Deinen lieben Beitrag!

[Kai]

Hi Yonnne,

Ich war auch spiel süchtig und im februar 2005 bin ich ein jahr spielfrei, ich gebe dir ein Rat lass ihn trotzdem mal zur Suchtberatung gehen oder zumindestens eine selbsthilfegruppe aufsuchen!

Und du vielleicht eine angehörigen Gruppe hol dir da wenigstens ein paar ratschläge ok.

Denn ein paar mal spielen reicht schon um süchtig zu sein ok,und von ihm die karten u nehmen ist auch keine Lösung,den er kann sich immer noch Geld besorgen,ich habe auch gedacht das ich das so machen könnte.

aber jetzt erst mal gut von mir,würde mich freuen wieder von dir zu hören!

Schönen Abend noch

Kai

[Rudi]

Hallo Kai,
es ist schön, das su schon seit Februar spielfrei bist.
Bestimmt schaffst du das auch noch weiterhin.
Aber Achtung : Du schreibst, du WARST Spielsüchtig.
Leider wird die Sucht in uns immer schlummern. Deswegen sei sehr vorsichtig mit dir - und werde nicht euphorisch.
Unsere Sucht macht sich manchmal bemerkbar, wenn wir am wenigsten damit rechnen.
Bei mir war es nach 4 Jahre Abstinenz, das ich auf einmal wahnsinnigen Spieldruck verspürte. Ich habe nicht gespielt, doch ich mußte mich sehr zusammenreißen es nicht zu tun.
Es geht nicht aus deinen Zeilen hervor, ob du in einer Selbsthilfegruppe gehst, oder wie du es gestaltest spielfrei zu bleiben. Wäre schön, darüber mehr zu erfahren.
Ich will nicht orakeln - aber wir Spieler dürfen uns nicht in falsche Sicherheit wiegen und meinen, wir hätten alles prima im Griff. Ein Rückfall kann sehr überraschend kommen - und davor müßen wir gefeit bleiben.Vorrangig muß für uns bleiben, uns nicht in eine falsche Sicherheit zu wiegen. Das soll aber nicht meine Anerkennung für deine spielfreie Zeit schmälern, nur du mußt dir das Risiko eines Rückfalles bewußt machen.
@ Yvonne :
Ich wünsche dir sehr, das alle deine positiven Erwartungen erfüllt werden. Und will auch nicht behaupten dein Freund sei Spielsüchtig, obwohl einiges dafür spricht.
Es ist gut, das du hier ein paar Eindrücke gewinnen konntest. So wirst du sicher mit der entsprechenden Vorsicht deine Pläne angehen. Ich würde mich freuen, wenn dein Freund von der Sucht verschont bliebe - aber da mußt du wohl abwarten, wie sich alles weiter entwickelt.
Drücke dir fest die Daumen . Aber pass gut auf dich auf, denn mit einen aktiven Spielsüchtigen in Partnerschaft zu sein ist bestimmt nicht einfach - und solange er nichts gegen seine Sucht unternimmt wird es von Tag zu Tag immer schwerer.
Bis dann
Alles Gute
Rudi

[kai]

Hi rudi,

ich weiss das ich nicht euforisch sein darf,aber erst mal deine frage zu beantworten ich habe selber eine selbsthilfegruppe gegründet.

und ich muss dir sagen das ich mich sehr gut fühle,und meine freundin merkt auch das es mir viel besser geht nach der Reha!

Und die Reha war nicht sehr leicht aber das soll ja auch nicht sein,3 mal die Woche haben wir spieler gruppe gehabt und 2 mal die woche einzeltehrapie Stunden!
habe viel sport gemacht was ich seid meinen 18 Lebensjahr nicht mehr gemacht habe,weil ich mit 18 angefangen habe zu spielen!
Ich habe viel gelesen,und mich viel ans wasser gesetzt ach und habe vergesen zu sagen ich war in der Klinik Schweriner See.

Und jetzt in meiner freizeit die ich habe gehe ich wieder zum fitness center und mache jetzt auch mehr mit meinen Sohn was ich vorher nicht gemacht habe!

Ich war jetzt vom 18 bis 19 dezember auf einer Fachtagung und habe mich weiter informiert, wegen der SHG aber jetzt genug geschrieben vielleicht schreibst du auch ein bisschen von dir?

Schönen Abend noch

Kai

Hallo Yvonne !

Also ich möchte das ganze ja nicht herunterspielen, denn ich selbst habe mich gestern im Casio sperren lassen ! Bei mir ging es aber längst nicht mehr " nur " um hundert Euro und deshalb musste ich selbst die Notbremse ziehen.
Ich denke einfach, Du solltest Dich nicht entmutigen lassen und nicht allzuharte Geschütze gegen Deinen Liebsten auffahren. Wie Du sagst, wer ein ab u an ein Glas Wein trinkt, ist ja noch kein Alki !
Also, schau einfach mal, was passiert.....mit Vorsicht aber dennoch auch mit Gelassenheit :-)
Grüße, Moni

[yvonne]

ich finde es super, dass sich einige Leute zu meinem Beitrag äußern. Es tut gut, verschiedene Erfahrungen und Meinungen zu lesen. Wie gesagt, ich weiß es wirklich nicht, ob er nun spielsüchtig ist, oder nicht. Er ist aber auch sehr verantwortungsvoll und ehrlich. Er kümmert sich um meine Tochter, als wenn sie sein leibliches Kind wäre. Er hat finanzielle Rücklagen und Sparverträge laufen. Geheimnisse kann er eigentlich nicht für sich behalten, weil er eine 'kleine Labertasche' ist. Zu einer Selbsthilfegruppe kann ich ihn nicht zwingen. Sollte er aber noch mehr als einmal spielen gehen, werde ich versuchen, ihn dazu zu bringen. Geht er nicht wieder in die Spielothek, werde ich sehr glücklich sein. Ich wünsche aber allen hier, ob spielsüchtig oder Angehöriger ganz viel Glück und Kraft für Euren Weg. Verstehen kann ich diesen Drang allerdings nicht, aber wenn ich gefragt werde, warum ich eigentlich rauche und damit mein Geld verqualme, habe ich auch keine Erklärung...