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Thema: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo,
    vermutlich neigt jeder Spielabhängige dazu sich zu fragen, was wäre wenn ich nicht spielsüchtig wäre ?
    Allzuschnell haben wir natürlich positive Antworten bereit. Wir hätten keine Schulden, eine tolle Wohnung, ein Haus, Geld auf dem Konto..es würde uns einfach besser gehen...
    aber wäre es tatsächlich so ?
    Hier taucht für mich die Frage der Ursächlichkeit meines Spielproblemes auf.
    Mein Spiel - ein Ventil, nicht verarbeitete Dinge abzubauen ? Sich lebensfähig halten durch dieses Ventil??
    Was wäre an Stelle meiner Spielsucht eingetreten, wenn ich diese nicht hätte ?
    Das sind Fragen die mich im Moment beschäftigen - und ich komme für mich da nicht umhin, meine Spielsucht als zu mir gehörend zu bezeichnen. Etwas in mir, was in der Lage war, mich viele Jahre zu beherrschen.
    Diese durch meine Spielsucht hervorgegangene Übernahme meiner Persönlichkeit, konnte ich nicht mehr ertragen. Die Bedürfnisse nach Freundschaft - Liebe - Gefühl wuchs - und im gleichen Maße die Unzufriedenheit mit mir selbst - und meiner Spielsucht.
    Ich verteufelte sie - meine Spielsucht - und manch einer hält sie noch viel weniger aus, als ich es tat. Unterliegt letztlich dieser Sucht total indem er aus dem Leben geht.
    Ich mußte meine Spielsucht für mich akzeptieren - sie ist in mir - bleibt in mir. Ich kann sie nicht wegschneiden lassen, wie ein lästiges Forunkel - sie nicht herausreißen aus mir.
    Was ich kann ? Was mein Ziel ist ?
    Mich nicht mehr beherrschen lassen von meiner Sucht - ein normales Leben führen - akzeptieren das sie da ist - und sie vor Menschen, die mir nahe sind nicht verbergen. Es ist der Feind in mir - ein starker Feind- doch ich weis, ich kann stärker sein ... bin mir sehr sicher.Und wenn mein Feind augenscheinlich mal wieder gewinnt - sprich ich habe einen Rückfall - so bin ich doch stark genung, ihn direkt wieder einzukerkern.
    Wenn ich diesen Feind nicht hätte - welcher wäre es dann ? Vielleicht der Alkohol ? Andere Drogen ? Wäre ich in Depressionen verfallen ? Hätte ich mich auf Grund eines fehlenden Ventils vielleicht getötet ?
    Es sind Spekulationen, doch im Hintergrund dieser Gedanken, kann ich meinen Feind akzeptieren - und vielleicht mit ihm in Frieden leben. Ist es nicht leichter zu leben, wenn ich mit mir im Frieden bin ? Mit meinem Feind ?
    Nein, ich habe keine Schuld, das manches nicht so in meinem Leben lief, wie es allgemein erwartet wird. ICH HABE MEIN LEBEN. Und es ist mit keinem anderen Leben vergleichbar. Und vielleicht war es gut so, wie es letztlich war-
    denn ich sitze hier - kann sprechen - kann fühlen - kann lieben - und finde mein Leben schön. Trotz meiner Sucht.
    Und das ist etwas, was viele andere vielleicht nicht können - obwohl gesund.
    Irgendwo hat alles seinen Sinn - vielleicht sogar meine Sucht.
    Ich habe sie erkannt - werde mich nicht mehr von ihr beherrschen lassen - nei, ich werde diese Sucht beherrschen - und damit wird es mir mit jedem neuen Tag besser gehen.
    Ich danke Euch für´s zuhören.

    Gerri

  2. #2
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Gerri,

    ich habe Deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen.
    Ja, die Frage: „Was wäre wenn, ich nicht spielsüchtig geworden wäre?“ Berührt immer das Thema der Ursächlichkeit und damit des Sinns der Spielsucht.

    Ich finde es schön zu lesen, dass Du Dir, trotz jahrelanger Abstinenz, dazu die Zeit nimmst. Vor allem finde ich den Gedankengang wichtig, die Spielsucht als etwas, zu dir und deiner Person gehörendes zu verstehen, das in die eigene Lebensgeschichte integriert werden muss.
    Ich glaube anders könne wir Menschen mit bestimmten Lebenserfahrungen und Handlungen gar nicht umgehen. Denn wenn ich zum Beispiel diesen Teil meiner Lebensgeschichte als quasi „ich-fremd“ und damit nicht zu mir gehörig erachte, muss ich eine Menge seelische Energie für diesen Vorgang aufbringen.

    Ich brauche – im Bild gesprochen – eine Menge Power, um den Deckel auf diesem Teil meiner Geschichte zu halten. Und die könnte mir bei anderen wichtigen Dinge im Leben dann fehlen.
    Auch könnte es sein, dass eine Glücksspielsucht, die lediglich ignoriert und mit viel Energie in eine „dunkle Ecke“ meiner Seele verdrängt wird, letztlich dennoch ein gefährliches Eigenleben führen kann. Nämlich immer dann, wenn es mir nicht so gut geht und sich die Spielsucht in der alten Funktion als Trösterin, Retterin vor den Problemen des Alltages, als trotziger Ausweg bei Stress in der Beziehung oder mit der Familie oder als Weichzeichner für schier unerträgliche Gefühlsspannungen in scheinbar verzweifelten Lebenslagen, quasi wie von selber anbietet.

    Dieser Gefahr begegne ich aktiv, wenn ich die Spielsucht als Teil meines Lebens zu verstehen beginne, durch den ich nicht nur gelitten habe, sondern an deren Bewältigung ich auch innerlich (seelisch) gewachsen bin.

    Und gerade auf diesen positiven Wachstumsprozess wollte ich die Aufmerksamkeit lenken. Denn dann erhält die oben genannte Frage: „Was wäre wenn, ich nicht spielsüchtig geworden wäre?“ eine weiter Bedeutung. Das heißt sie stünde dann im Zusammenhang mit der Fragen wie: welche positiven Seiten meiner Persönlichkeit sind mir nur über den „Umweg“ über die Glücksspielsucht bewusst geworden? Welche Bedürfnisse und Wünsche waren jahrelang in meinem glücksspielsüchtigen Verhalten „eingebunden, eingesperrt?“

    Was ich meine ist, dass es nicht nur darum geht die Glücksspielsucht als einen „erkannten Feind“ zu betrachten, der ggf. auch anders hätte heißen können z. B. Depression usw., sondern sie - in der Nachschau auf diesen Teil meiner Lebenszeit - auch als eine, wenn auch schmerzhafte Form, der seelischen Entwicklung, positiv zu bewerten. Hier werden auch die Themen „Verzeihen und Versöhnen“ sichtbar, die ich als eine Voraussetzung für die beschriebe Sichtweise halte, die aber aus meiner Sicht einen eigenen Beitrag wert sind.

    Mir hat das Ende Deines Beitrages besonders gut gefallen: „vielleicht war es gut so, wie es alles war“. Ich kann...sprechen – kann fühlen – kann lieben - trotz meiner Sucht“. Ich bin geneigt Dir zu sagen: vielleicht kannst Du das alles (zumindest ein wenig) auch wegen Deiner Sucht bzw. der Auseinandersetzung mit Deiner Sucht, nun besser als zuvor.
    Die Suchterfahrung als eine sinnhafte Herausforderung des Lebens zu verstehen, die es zu bestehen und zu bewältigen gilt, ist sicherlich eine nicht nur sehr tröstliche, sondern auch hoffnungsfroh stimmende Haltung, die sich auch auf andere Krisenzeiten in unsrem Leben übertragen läßt.

    Soweit meine Gedanken zu Deinem Betrag Gerri.

    Liebe Grüße aus Neuss

    Verena
    Geändert von Verena Verhoeven (06.04.2006 um 19:16 Uhr)

  3. #3
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Verena,
    Danke für deine Antwort auf meinen Eintrag.
    Sie löst bei mir eine Menge Fragen aus - Gedanken, die ich zunächst für mich erst richtig ordnen muß - und deswegen auch von mir noch nicht beschrieben werden können.
    Aber ich las deine Zeilen - und konnte mich in vielen Details widererkennen.
    Insbesondere das abdeckeln meiner Spielsucht - und die dafür aufgewandte Energie. Ja, Energie , die ich für andere Dinge vermutlich mehr gebraucht hätte.
    Sehr viel Energie habe ich benötigt, wenn jemand ein bißchen meinen Deckel lüften wollte. Ganz vehemend verteidigte ich meine Art - war nicht in der Lage Energie darauf zu verwenden, in andere Richtungen zu schauen.
    Dispute die ich auch hier im Forum stattfanden, führte ich sehr beharrlich um meinen Standpunkt zu vertreten - den ich als einzig machbar sah . Unflexibel ist wohl ein schmeichelhaftes Wort dafür.
    Verletzend gegenüber anders denkenden mitunter wohl auch. Viel Freunde schuf mir diese Art bestimmt nicht.
    Für mich war eventuell meine sture Haltung sehr wichtig - weil ich das Laufen lernen mußte ohne das Spiel.
    Es war wohl weniger Rechthaberei - als die Notwendigkeit für mich,so zunächst erst mal klar zu kommen.
    Ich habe alte Eintragungen von mir gelesen - mit denen ich mich heute nicht mehr identifizieren kann. In Diskussionen mit Rolf - Claus - Marija - und vielen andern, war ich nicht in der Lage auch nur darüber nachzudenken ob der Weg Anderer für mich machbar ist - daran verschwendete ich keinen Gedanken.
    Wohl aber eine Menge Energie darauf meine Sache vehemend zu erklären.
    Es war auch ein Teil Entwicklung für mich.
    Bitte all denen um Nachsicht denen ich in dieser Phase mächtig auf die Nerven ging und vielleicht auch heute noch gehe.
    Es ist nicht so, das dieses Abdeckeln von heute auf morgen geschieht. Es war und ist ein langer Prozess - der bestimmt noch nicht voll abgeschlossen ist.
    Ich habe aufgehört meine Spielsucht zu hassen - sie ist ein Teil von mir - und fast jeder Mensch muß mit bestimmten Schwächen leben.
    Aber es heißt mit den Schwächen leben - und nicht die Schwächen leben.
    Das geht nur, wenn ich dies Schwächen für mich annehme.
    Hätte ich einen Gehfehler - vermutlich würde ich alles tun, um doch ziemlich normal zu laufen.
    Irgendwie habe ich einen Gehfehler - und bin auf dem Weg mit meinen "Gehfehler" das fast normale Laufen zu lernen.
    Ich habe heute ein wenig in die Vergangenheit geschaut - gemerkt, das ich mich verändere. Ich möchte mich weiter verändern - bei vielen Menschen mit Gehfehlern bemerkt man die kaum. Das will ich erreichen.
    Verena - ich habe deine Zeilen mehrfach gelesen - es hat viel in mich ausgelöst - nicht nur diesen Punkt.
    Bin froh Euch und die Menschen hier im Forum zu haben - und wenn es mit mir auch nicht leicht ist - vielleicht wird es das mal irgendwann - wenn ich alles an und in mir angenommen habe.
    Danke
    Gerri

  4. #4
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Gerri,

    komme erst heute dazu, Dir zu antworten.
    Ich bin immer wieder erstaunt, wie kritisch Du Dich, u./o. zumindest einen Teil Deiner Beiträge, hier im Forum bewertest. Ich habe dies so gar nicht in Erinnerung. O.K., da gab es Meinungsverschiedenheiten, aber da hat jeder seine Position mit Vehemenz vertreten. Mir ist nicht aufgefallen, dass Du besonders „unflexibel“ gewesen wärest.
    Beharrlich warst/ bist Du sicherlich, aber dass ist aus meiner Sicht kein Fehler. Ich glaube sogar, dass eben weil Du Dich bei Anfragen und Lebensbeschreibungen immer wieder, mit Deiner subjektiven Sichtweise und mit viel persönlicher Erfahrung untermauerten Beiträgen beharrlich, zu Wort gemeldet hast, sind Deine Beiträge von so vielen Usern hier im Forum sehr geschätzt.
    Du schreibst, das Du aufgehörst hast Deine Spielsucht zu hassen. Das ist gut so, denn es bedeutet immer auch, dass der Selbsthass gestoppt wird. Denn letztlich müssen wir alle lernen, so prägende Erfahrungen wie eine Suchterkrankung, in unser Leben zu integrieren!

    Wie Dir vielleicht aufgefallen ist, vermeide ich den Begriff der „Schwäche“, denn Sucht bedeutet in erster Linie eine Erkrankung, die sich auf der körperlichen, geistigen und vor allem auf der seelischen Ebene abbildet. Schwäche klingt in meinen Ohren eher verharmlosend bzw. wie eine schlechte Angewohnheit, der ich auf der geistigen Ebene z.B. durch mehr Willenskraft begegnen muss, und schon ist der „Kittel geflickt“. Das greift zu kurz.
    Um in Deinem Vergleich mit dem Gehfehler zu bleiben, ist es - nach meinen Erfahrungen - bei spielsüchtigen Menschen die Seele, die humpelt. Diesen Gehfehler hat die Seele in der Regel schon bevor dieser über die Glücksspielsucht, quasi als sicht bares Symptom, spürbar wird. Eine Glücksspielsucht kann so als eine Krücke verstanden werden, derer sich ein Mensch „bedient“, der unbedingt nach Außen nicht sichtbar werden lassen möchte, dass seine Seele humpelt.
    Zugegeben vielleicht hinkt dieser Vergleich jetzt auch, aber ich finde ihn dennoch ganz passend.
    Unsere grundsätzliche seelische Befindlichkeit, damit meine ich hier unsere grundsätzliche Haltung zu uns selber bzw. zum Leben, ist stark geprägt von der Qualität der Beziehungen, die wir, als wir jünger waren, in unserer Familie etc. kennen gelernt haben.
    Aus diesem Grund dauert die Auseinandersetzung mit einer Glücksspielsucht rein zeitlich betrachtet meist etwas länger und sie ist auch nicht selten mit schmerzhaften Erkenntnisprozessen verbunden, da diese etwas „tiefer gehen“, weil sie frühe Erfahrungen, die wir im Leben gemacht haben berühren.
    Eine Glücksspielsucht ist also mitunter der heute sichtbare Ausdruck „offener Gestalten“
    (stelle Dir z.B. eine oder mehrere Vase vor). Damit meine ich nicht verarbeiteten Erlebnissen, Erfahrungen oder auch Wünschen und Bedürfnissen, die uns nicht angemessen erfüllt wurden.
    Diese müssen aber im Laufe der Zeit geschlossen /bearbeitet werden, damit wir zufrieden und ohne größere Störungen(also ohne seelisch zu stark zu humpeln) durch das Leben gehen können. Haben wir zu viele „offene Gestalte“ können wir Menschen seelisch krank werden. Wir bilden Symptome ganz verschiedener Art. Eine gute Möglichkeit eine innere noch schmerzende Gestalte, zumindest kurzfristig, zu schließen, ist die eben auch die Glücksspielsucht.
    So betrachtet wäre also ein Rückfall zunächst einmal kein persönliches Versagen, sondern in erster Linie ein Hinweis auf einen verdeckten Konflikt oder eine unverarbeitete Situationen. Durch was dieser ausgelöst wurde bzw. auf was dieser hinweisen möchte, muss dann in der genauen Nachschau des Rückfalls erarbeitet werden. Selbsthass oder einseitiges herabsetzen der eigenen Person würde hier nur den dringend nötigen Selbsterkenntnisprozess stören. Damit meine ich nicht, dass man der Verantwortung für die Konsequenzen des Rückfalls aus dem Weg geht. Z.B. das Angehörige nun wieder alarmiert und misstrauisch werden etc.
    Du schreibst im Forum an anderer Stelle von Deinem Rückfall, hast Du für ich klar, was auslösend war für Dich bzw. mich würde interessieren, welche Schlüse Du fir Dich daraus gezogen hast.

    Noch einen schönen Sonntag, Gerri!

    Liebe Grüße Verena

  5. #5
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Verena,
    es macht mich schon etwas konfus, das da jemand ist. der sich an seinen freien Tag hinsetzt und sich mit mir beschäftigt.
    Von meiner Partnerin mal abgesehen - hat es wohl kaum jemand getan - und ich sage dir ehrlich ich bin seltsam berührt, das du es tust. Ich bin es nicht gewohnt, das sich etwas um mich dreht - sich für mich und um mich bewegt.
    Meine Gemütsverfassung kann ich dir darum gar nicht schildern.
    Es würde das Sprengen, was ich gewohnt bin von mir zu geben.
    Ich denke nicht das ich den Auslöser meiner Sucht erkannnt habe.
    Was ich in den letzten Jahren gemacht habe, war ein einwandfreies Abdeckeln dieser Sucht wie von dir so treffend geschildert. Vorbeugen - neue Kräfte sammeln - immer wieder um den Deckel draufzuhalten.
    Kämpfen - kämpfen - kämpfen - hab ich anderes gelernt ?
    Nein, ich kann mich nicht beklagen. Habe meine wirkliche Liebe gefunden - habe ein schönes Zuhause und sogar eine gesicherte finanzielle Basis. Und ich spiele nicht mehr - auch wenn ich besagten Rückfall hatte.
    Einen Rückfall, der auch - und zum ersten Mal - auch körperliche Auswirkungen hatte.Albträume - Magenschmerzen - Übelkeit - konnte kaum Essen - es war sehr schlimm. Das Spielen beim Rückfall selbst gab mir nichts - ich war ganz fürchterlich leer. War irgendwie nicht dabei - eine Marionette - nichtmals ein Spieler - sondern ein Automatenbestücker - keine Emotionen - keine Freude - kein Kick am Spielen wie früher.
    Fühlte mich seelisch ausgebrannt danach.
    Mit dem Gespräch darüber ging es mir besser. Ich hätte den Rückfall verschweigen können - es war finanziell nicht so krass. Konnte es jedoch nicht - es widerstrebte mich total - denn mit einem Verschweigen hätte ich für mich die gesamte spielfreie Zeit eingebüßt - hätte immer noch nichts begriffen.
    Was geschah im Vorfeld ?? Werde in Stichpunkten erwähnen was sich in den letzten zwei Jahren so ergab.
    Verlor meinen Job - erreichte nicht die von mir angestrebte Selbstständigkeit - mein Sohn läßt seit 1,5 Jahren nichts von sich hören - mir wurde mitgeteilt, das ich nur noch begrenzt einsatzfähig beruflich bin - mir wird bewußt, das ich bald Alge 2 beantragen muß - gesundheitlich geht es mir nicht gut.
    Aber sollte etwas dafür als Grund für meinen Rückfall herhalten ?
    Nein, ich war es, der in einer bestimmten Situation die Kontrolle nicht hatte.
    Und früher ? Gab es da Gründe die als Ursache dienen könnten?
    Ich möchte mal sagen ja - aber ich lasse es nicht als Gründe gelten - oder besser gesagt, habe es nie gelten lassen.
    Es ist so einfach nicht zu Spielen - du mußt nur aufhören...
    Das unbedingte aufhören wollen - wie ich schon viel früher hier schrieb - einen Deckel über gewesenes - erst mal praktisch aufhören - als Basis für eine neue Zukunft, auf der man gut aufbauen kann.
    Es hat bisher funktioniert - aber ich spüre das ich mehr tun muß und anderes.
    Die Kraft den Deckel zu halten lässt nach ....und es gibt viele offene Gefässe.
    Danke Verena

  6. #6
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Lieber Rudi, liebe Verena,
    mit großer Aufmerksamkeit verfolge ich Euren Dialog – war etwas überrascht über Gerris Aussagen – aber was mir dann ganz besonders aufgefallen ist, war seine Aussage, er habe den Auslöser für seine Sucht nicht erkannt.
    An dieser Stelle möchte ich ansetzen – denn genau das ist wohl auch der Grund dafür, dass es auf diesem Weg der Suchtbekämpfung zu Rückfällen kommen kann.
    Ich meine, es reicht nie nur aus, einfach aufzuhören – sondern man muss sich bereits während des „Entzuges“ schon hinterfragen, WIESO es zur Spielsucht kommen konnte. Und ich kann für mich sagen, dass es nicht an den bunten Knöpfen und Lichtern der Automaten lag – sondern es war immer irgendwie nur ein Ventil, um dem Kummer des Lebens zu entfliehen. Seien es die alltäglichen Belastungen mit denen ich meinte nicht mehr fertig werden zu können – oder seien es auch die Belohnungs-Zockereien für „besondere herausragende Leistungen“…pah, egal – ich habe es mir als Spieler ganz einfach nur angewöhnt, die inneren Spannungen, die Emotionen auf diese Art und Weise (vermeintlich) in den Griff zu bekommen. Ich habe also auf emotionaler Basis einen Defekt, den ich meinte nicht anders beheben zu können.
    Genau das kann ich mir auch eingestehen – dafür strafe ich mich nicht mehr ab, dieser Defekt gehört zu mir und meinem Leben – was kann ich daran verachten?
    Meine Verachtung beginnt an der Stelle, wo ich aufhöre, auf meine Emotionen und Bedürfnisse zu hören, wo es mir nicht gelingt, mich und meine Gefühle in Einklang zu bringen mit den Gegebenheiten – wo ich aufhöre mich mitzuteilen, aus Angst vor Konflikten – wo ich fliehe, weil es bequemer ist, als sich auseinanderzusetzen.
    Dies gilt es nun also zu lernen – ich muss für mich lernen, wann ich besser mit jemanden reden sollte, bevor ich mich in mich selbst zurückziehe und somit auch gefährde.
    Und Gerri – Du hättest nur ein Wort sagen müssen – Du hättest Hilfe gehabt, ich bin mir sicher.
    Lieben Gruß
    Ziegenbock

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