Hallo,
vermutlich neigt jeder Spielabhängige dazu sich zu fragen, was wäre wenn ich nicht spielsüchtig wäre ?
Allzuschnell haben wir natürlich positive Antworten bereit. Wir hätten keine Schulden, eine tolle Wohnung, ein Haus, Geld auf dem Konto..es würde uns einfach besser gehen...
aber wäre es tatsächlich so ?
Hier taucht für mich die Frage der Ursächlichkeit meines Spielproblemes auf.
Mein Spiel - ein Ventil, nicht verarbeitete Dinge abzubauen ? Sich lebensfähig halten durch dieses Ventil??
Was wäre an Stelle meiner Spielsucht eingetreten, wenn ich diese nicht hätte ?
Das sind Fragen die mich im Moment beschäftigen - und ich komme für mich da nicht umhin, meine Spielsucht als zu mir gehörend zu bezeichnen. Etwas in mir, was in der Lage war, mich viele Jahre zu beherrschen.
Diese durch meine Spielsucht hervorgegangene Übernahme meiner Persönlichkeit, konnte ich nicht mehr ertragen. Die Bedürfnisse nach Freundschaft - Liebe - Gefühl wuchs - und im gleichen Maße die Unzufriedenheit mit mir selbst - und meiner Spielsucht.
Ich verteufelte sie - meine Spielsucht - und manch einer hält sie noch viel weniger aus, als ich es tat. Unterliegt letztlich dieser Sucht total indem er aus dem Leben geht.
Ich mußte meine Spielsucht für mich akzeptieren - sie ist in mir - bleibt in mir. Ich kann sie nicht wegschneiden lassen, wie ein lästiges Forunkel - sie nicht herausreißen aus mir.
Was ich kann ? Was mein Ziel ist ?
Mich nicht mehr beherrschen lassen von meiner Sucht - ein normales Leben führen - akzeptieren das sie da ist - und sie vor Menschen, die mir nahe sind nicht verbergen. Es ist der Feind in mir - ein starker Feind- doch ich weis, ich kann stärker sein ... bin mir sehr sicher.Und wenn mein Feind augenscheinlich mal wieder gewinnt - sprich ich habe einen Rückfall - so bin ich doch stark genung, ihn direkt wieder einzukerkern.
Wenn ich diesen Feind nicht hätte - welcher wäre es dann ? Vielleicht der Alkohol ? Andere Drogen ? Wäre ich in Depressionen verfallen ? Hätte ich mich auf Grund eines fehlenden Ventils vielleicht getötet ?
Es sind Spekulationen, doch im Hintergrund dieser Gedanken, kann ich meinen Feind akzeptieren - und vielleicht mit ihm in Frieden leben. Ist es nicht leichter zu leben, wenn ich mit mir im Frieden bin ? Mit meinem Feind ?
Nein, ich habe keine Schuld, das manches nicht so in meinem Leben lief, wie es allgemein erwartet wird. ICH HABE MEIN LEBEN. Und es ist mit keinem anderen Leben vergleichbar. Und vielleicht war es gut so, wie es letztlich war-
denn ich sitze hier - kann sprechen - kann fühlen - kann lieben - und finde mein Leben schön. Trotz meiner Sucht.
Und das ist etwas, was viele andere vielleicht nicht können - obwohl gesund.
Irgendwo hat alles seinen Sinn - vielleicht sogar meine Sucht.
Ich habe sie erkannt - werde mich nicht mehr von ihr beherrschen lassen - nei, ich werde diese Sucht beherrschen - und damit wird es mir mit jedem neuen Tag besser gehen.
Ich danke Euch für´s zuhören.

Gerri