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Thema: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

  1. #11
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    This Time Lyrics
    by The Verve

    Lookin' back on my life
    You know that all I see
    Are things I could of changed
    I should have done
    Where did the good times go?
    Good times so hard to hold
    This time, this time
    This time I'm gonna find

    Lookin' back on my life
    You know that all I see
    Are things I could of changed
    I could have done
    No time for sad lament
    A wasted life is bitter spent

    So rise into the light
    In or out of time
    Gonna rise straight through the light
    In or out of time

    Woke up one other day
    The pain won't go away
    I am growing
    In peculiar ways
    Into a light I pass
    Another dream, another trance
    This time, this time
    This time I'm gonna rise into the light
    In or out of time

    Gonna find my way in life
    In or out of sight
    I'm still seeing things in black and white
    Gonna rise straight into the light
    In or out of sight

    I'm gonna see the light
    I'm gonna see the light
    I'm gonna see the light

    'Cause I know there is time
    There is time
    There is time
    There is time
    There is time
    There is time
    There is time
    There is time
    This time, this time
    This time, this time
    This time, this time
    This time, this time

    Hallo Ihr Lieben,
    wie einige von Euch wissen, lese ich permanent Songtexte, Gedichte und Geschichten und heute möchte ich auch selber nicht viele Worte verlieren - nur soviel, dass ich Euch allen wünsche, Euer Leben und diese Geschichten darin annehmen zu können - denn das ist unsere eigentliche Aufgabe.

    Mein guter alter Freund Richard Ashcroft animiert mich mit diesem Text, aufzustehen und das Licht des Lebens zu sehen - es ist Zeit dafür, eine bessere wird es wohl nicht dafür geben.
    Viel Kraft auf Euren Wegen
    und ein schönes Osterfest
    wünscht
    der Ziegenbock
    Roman

  2. #12
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Maik , hallo Ziegenbock,
    ich trage bestimmt niemanden nach, das er aus der kleinen Gruppe ausgeschieden ist.
    So neu ist das für mich alles gar nicht - habe ich doch selbst diese Art Fahrstuhl selbst bei mir verspürt. Nur es ist schon länger her - und man vergißt da schon gerne - besonders wenn man es für sich selbst als Fehler erkannt hat.
    Das sich bewegen von einem Extrem in das Gegenteilige - mal unglaublich an seine Sucht zu arbeiten - und dann am liebsten nichts davon hören wollen.
    Ja, das verstehe ich.
    Aber was geschieht da mit uns ?
    Für mich habe ich da einige Gedanken aufgestellt.
    Irgendwo war mal eine Situation in unser Leben, die uns sehr beeindruckt hat - die uns vermutlich entschieden umgeworfen hat. Aber wir sind aufgestanden - haben uns nicht unterkriegen lassen - nichts in der Welt kann einen Maik - einen Ziegenbock - oder auch einen Gerri dauerhaft umwerfen.
    Wir fanden einen Weg aufzustehen - und bedienten uns dabei einer Krücke - wie schon von Verena passend beschrieben - unserer Spielsucht.
    Vielleicht auch mit Hilfe dieser Krücke gelang es uns fortan ein für uns akzeptables Leben zu führen. ( Bitte nicht vergessen - ich denke nur laut - und stelle nicht den Anspruch auf Richtigkeit).
    Ich denke auch - zumindest auf mich trifft es zu, das es Jahre gab in der aktiven Spielphase, die uns sehr gefielen - irgendwo fühlte ich mich lange Zeit mit meiner Sucht wohl.
    Irgendwann begriff ich, wie sehr diese Spielsucht mein Leben bestimmt - das ein für mich "normales" Leben irgendwie nicht machbar schien.
    Nahm meine Sucht in beiden Händen - nahm viel Kraft und wollte sie einfach fortblasen - steigerte dabei meine Anstrengung gegen diese Sucht zu sein - ins Extreme. Mußte erkennen - sie lies sich nicht fortblasen - so sehr ich mich auch bemühte - versuchte sie zu ignorieren - ein Extrem in die andere Richtung.
    Ich mußte kapitulieren - erkennen das diese Sucht ein Teil von mir bleibt.
    Nein - besiegen kann ich sie nicht - aber ich will und kann der bestimmende Part über meine Sucht werden - sie beherrschen - wie sie mich beherrscht hat.
    Zugegeben - das klappt nicht immer 100 Prozent - manchmal findet sie ein Schlupfloch. Aber ein Schlupfloch, welches ich sehr schnell wieder schließen werde. Das habe ich ja erst kürzlich erlebt.
    Es geht mir gut - mit meiner Sucht - und ich kann dafür sorgen das es so bleibt.
    Manchmal werde ich wohl mehr tun müßen mich nicht von ihr ergreifen zu lassen - manchmal sicher kaum was. Aber es wird mir gelingen - weil ich sie erkannt habe - mit all ihren Tricks und Finessen.
    Ein solcher Gegner wird irgendwann nur noch Statist sein - kaum mehr merkbar.
    Das ist die Zuversicht die ich habe - diese - meine Sucht kann mich nicht mehr besitzen oder gar bezwingen.
    Es wird mit jedem Tag leichter - das Leben mit meiner Sucht - weil ich sie kaum mehr spüre.
    Lieben Gruß
    Gerri

  3. #13
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Gerri, hallo Maik,

    da ich hier so direkt angesprochen und mit einer Menge Theorien von Gerri beglückt werde, muss ich nun mal schnell was dazu schreiben.
    Zunächst einmal erlebe ich kein Fahrstuhlverhalten mit dem Ausstieg aus der SHG – schließlich hat der dortige Ausstieg nichts damit zu tun, nicht mehr an mir arbeiten zu wollen. Und damit ich auch mal zum Arbeiten kommen kann, musste ich dort raus, denn die privaten Auseinandersetzungen dort machten mir erheblich zu schaffen, so sehr, dass ich meine Arbeit dort eher als gefährdet sah.
    Es gibt für mich auch nicht nur „die eine“ Situation für meine Spielsucht, sondern bei mir handelt es sich um eine Verkettung frühkindlicher Erlebnisse unterschiedlichster Natur bis hinein in die Pubertät – so reagierte ich schon früh mit verschiedenen Verhaltensweisen wie Arme aufschneiden, Suizidale Tendenzen (insbesondere unter Alkoholeinfluss), rauchte sehr früh Zigaretten (obwohl Asthmatiker), fing früh an zu kiffen – ging in entsprechende Lokalitäten und kam so auf Umwegen zum Spiel. An dieser Stelle möchte ich einfädeln, dass innerhalb der Familie immer alles schön zurückgehalten wurde, damit ja keiner bemerkt, dass ich vielleicht doch anders bin, als bislang immer dargestellt wurde. So gab es immer diesen Zwang, nach Außen hin alles „passabel“ zu gestalten, so dass auch in meiner Familie außer meinem Bruder niemand weiss, dass ich drogensüchtig oder spielsüchtig war/bin – wie auch immer. Das wohl heftigste Langzeit-Erlebnis war meine Beziehung mit der heroinabhängigen Frau und der jahrelange und erfolglose Kampf gegen ihre Heroinsucht – und meiner anschließenden Kokainsucht (die übrigens auch nach drei Jahren Abstinenz noch einmal auflebte, bis ich im Oktober 1999 endlich endlich aufhören konnte). Und der nächste Tiefschlag waren sechs Tote im Freundeskreis, zu der auch meine große Liebe zählte, und ich musste mich wieder neu orientieren und zog mich mehr und mehr zurück, behielt nur noch eine handvoll Freunde, die es auch tatsächlich wert sind, so genannt zu werden.
    Gerri meint, dass mich nichts dauerhaft umwerfen könne – aber so möchte ich es nicht ausdrücken, denn ich trage noch immer die Last der Vergangenheit mit mir herum und habe gerade erst angefangen, viele Dinge neu zu betrachten und weniger als Last erscheinen zu lassen. Ob es mich nun doch noch umwirft vermag ich nicht zu beurteilen – aber ich werde es erleben – und ich bin geübt im Wieder-Aufstehen.
    Die Spielsucht ist nicht vordergründig – darum ist sie auch kein ernst zu nehmender Gegner oder ein Feind für mich. Ich bin irgendwann mein eigener Gegner geworden, weil ich mir ein Verhalten antrainiert habe, welches mein Leben komplett ruinieren kann. Dieses Fehlverhalten gilt es aufmerksam zu studieren und nach Möglichkeit auch zu korrigieren. Ich muss mich selbst erkennen und annehmen können und nach meinen Bedürfnissen und Möglichkeiten leben. Ich muss mich selbst mögen und mir meine Fehler verzeihen – dann muss ich nicht spielen, dann muss ich nicht fixen – und ich muss keine Rückfälle einplanen.
    So also meine Gedanken – freue mich auf Deine Antwort.
    Lieben Gruß
    Vom
    Ziegenbock

  4. #14
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Ziegenbock,
    was meinst du kann ich auf deinen Eintrag noch groß antworten ?
    Dein Werdegang ist mit meinen nicht vergleichbar . Ich kenne sie nicht die Szene - weder Heroin noch Kokain - und bin froh sie nicht zu kennen.
    Nun kann ich natürlich nicht beurteilen woran 6 Personen in deinen Umfeld starben - bis auf die Umstände an der deine Liebe starb.
    Du sprachst davon, das du alles im wesentlichen mit die selbst ausmachst - dich teilweise zurückziehst.
    Das du so negativ erlebtes weiter mit dir rumträgst, wird sich wohl auch nicht ändern lassen. Du bist jetzt 6 Jahre clean - und der Ausstieg war bestimmt eine harte Sache für dich.
    Doch es gab wohl vermutlich auch keine Alternative als der Ausstieg - und das von dir erlebte sprach eine sehr deutliche Sprache.
    "Ich bin mein eigener Gegner geworden...muß mir meine eigenen Fehler verzeihen."
    Es hört sich recht plausibel an was du sagst. Ich hoffe auch sehr, das es dir auch gelingt. Aber was machst du in depressiven Phasen - wo man sich schuldig fühlen kann - sich selbst nicht lieben und verzeihen kann ?
    Genausowenig wie du voraussehen kannst, ob es solche Phasen bei dir geben wird, kannst du voraussagen ob du mit Rückfällen konfrontiert wirst.
    Ich sehe nicht das du irgendwie für dich eine Art Schutzmechamismus entwickelt hast - und sehe es als ernste Gefahr. Nach wie vor wünsche ich sehr, das du vor solchen Situationen bewahrst wirst.
    Du siehst die Spielsucht bei dir als nicht Vordergründig. Aber bei wem ist sie es denn ?
    Ich sehe sie als Ausdruck - wie alle Süchte - nicht verarbeiteter Sehnsucht nach Liebe , Geborgenheit und innerer Zufriedenheit.
    Schwer nachzuvollziehen welches der eigentliche Knackpunkt war - wenn es diesen überhaupt gibt.
    Nur Situationen gab es in meinen Leben, wo mir das "Aufstehen " sehr schwer viel - wo ich mich weder geliebt noch gemocht fühlte. Und wo ich mich fragte für was und für wem willst du überhaupt aufstehen.
    In diesen Phasen des inneren Gefühls niemand was zu bedeuten - aus Trotz niemanden etwas bedeuten zu wollen - der tiefen Leere der inneren Gleichgültigkeit - macht man Dinge, die andere Menschen nicht verstehen . Auch das Spielen. Vielleicht auch die Einnahme von Drogen um zu betäuben - ich weiß es nicht. Aber für mich denke ich ,vielleicht durch das auffällige Verhalten Beachtung finden zu wollen, die man irgendwann nicht erhalten hat.
    Bestimmt wird es für den einen oder anderen sehr befremdent klingen wenn ich mich selbst als sehr feinfühlig und sensibel bezeichne - ich denke auch, das ich das gut verberge. Man muß mich schon sehr gut kennen, um es zu bemerken.
    Nur ich will ihn nicht mehr - den Weg des Verstellens - des nicht so sein wollens wie man eigentlich ist. Weinen habe -hatte - ich mir verboten . Es war für mich der Ausdruck von Schwäche - nicht so wie ich es heute sehe -der Ausdruck von Gefühl und Schmerz der das Innere verlassen muß.
    In Anbetracht all dieser Dinge gerät meine Spielsucht in den Hintergrund - bleibt also nicht vordergründig.
    Ich will mir den Raum geben, so zu sein wie ich bin. Je mehr mir das gelingt - bin ich in der Lage ein ausgefülltes, zufriedenes Leben zu führen. Egal ob ich mich spielsüchtig nenne oder nicht.
    Will dir sagen, das ich mich sehr freue, mit dir derart offen zu reden.
    Das war es eigentlich was ich in der kleinen Gruppe wollte - und keine persönlichen Auseinandersetzungen.
    Jetzt freue ich mich auf eine Antwort von dir.
    Lieben Gruss
    Gerri

  5. #15
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hi Gerri,
    ich kann nun antworten – ich bin in einer depressiven Phase…

    Kleiner Vorlauf – in den letzten fünf oder sechs Wochen ging es mir überwiegend sehr gut, ich habe keinen Spieldruck verspürt, wundere mich fast, wie leicht es mir fällt, nicht spielen zu gehen. Ich fülle meine spielfreie Zeit mit verschiedenen Aktivitäten aus – wobei ich feststelle, dass ich noch immer ungewöhnlich viel am PC hänge und lese und mich mit Boomer austausche und manchmal das Thema Spielsucht gar nicht mehr angehe.

    Es ist ein wenig wie „Urlaub“ gewesen, obwohl ich nicht das Gefühl hatte, mich zu vernachlässigen, ganz im Gegenteil, durch die Spielfreiheit habe ich meine freien Zeitanteile genutzt, um hier das Wohnzimmer zu renovieren und einiges zu verändern und das Verschönern des Lebensumfeldes ist fast abgeschlossen – ich sollte mich gut fühlen.

    Seit gestern fühle ich mich aber nicht mehr sehr gut, fühle mich ausgepowert von dem langen Winter, der hier einfach nicht enden will und ich muss mich sammeln und aufpassen, dass ich nicht einfach für drei Tage ins Bett verschwinde – denn das ist es, was ich in den „dunklen“ Phasen mache. Es zieht bei mir beruflich wieder an, der Stress wird größer, die politischen Aktivitäten neben meinem Bürojob nehmen zu und ich werde „von Außen“ mit vielen Themen konfrontiert, die ich in den letzen Wochen weg geschoben oder auch verdrängt habe. Nun muss ich also aufpassen, dass ich mich diesem Druck nicht wieder hingebe – weiss noch nicht genau, wie ich mich abgrenzen werde (denn einfach aussteigen geht nicht immer), weiss nur, dass ich diesmal nicht versuchen werden, dem Alltag mit Spielen auszuweichen – ich hätte auch gar keine Lust, mich in eine Halle zu setzen und zu zocken.

    Aber meine Art mit dieser Stimmung fertig zu werden war und ist eigentlich immer der Rückzug gewesen – entweder kümmere ich mich um meine Wohnung und räume auf – merkwürdiger Weise geht es mir sehr gut, wenn ich alles sauber mache, es ist, als ob ich auch den Seelendreck abwaschen würde – oder in extremen Fällen gehe ich ins Bett und bleibe dort, bis mich eine Freundin dabei „erwischt“ und mich wieder aus dem Bett holt. Während des Drogenentzuges lebte ich mit ihr zusammen und sie kennt meine „Verstimmungen“ sehr gut, wir haben auch durch den Beruf fast täglich miteinander zu tun, so dass sie schnell merkt, wenn was nicht stimmt. In den letzten Monaten ist dieses Verhalten nicht mehr so ausgeprägt gewesen – aber ich wollte Dir einfach nur erklären, wie es sich mit meinem Selbstschutz verhält und Du sollst sehen, dass ich mich schon vor langer Zeit mit einem gewissen Schutz ausgestattet habe.
    Darüber hinaus mache ich viel mit Musik und Texten und Gedichten , höre oder lese oder spiele oder schreibe selber – immer so, wie es gerade geht, es hilft mir meistens sehr gut.

    In diesen Phasen des inneren Gefühls niemand was zu bedeuten - aus Trotz niemanden etwas bedeuten zu wollen - der tiefen Leere der inneren Gleichgültigkeit - macht man Dinge, die andere Menschen nicht verstehen . Auch das Spielen. Vielleicht auch die Einnahme von Drogen um zu betäuben - ich weiß es nicht. Aber für mich denke ich ,vielleicht durch das auffällige Verhalten Beachtung finden zu wollen, die man irgendwann nicht erhalten hat.

    Ja, Gerri – mit diesem Absatz kann ich sehr viel anfangen, es sind gute Worte und für mich trifft diese Beschreibung ebenfalls zu – oder traf zu – denn diese Leere ist es, die gefährlich werden und ein gewisses Trotzverhalten nach sich ziehen kann, einfach nur, damit man sich spüren kann – oder damit man bemerkt wird.
    Aber ich meine, dass es wichtiger ist, diese Beachtung von mir selbst zu erhalten – nicht von Außen. Die „Fehler“ die in Kindheit und Jugend gemacht wurden, können heute nicht von Außen korrigiert werden – ich muss meine Einstellung dazu finden, ich muss abschließen können mit diesen Dingen, für die ich im Grunde genommen nichts kann. Und wenn ich mich selbst so behandle wie ich es mir von Außen wünschen würde, dann gäbe es nicht immer diese Probleme mit den Verstimmungen oder der Leere – oder auch dem Gefühl der Schuld.
    Ich habe Dir von meinem Leben erzählt, von den Schicksalsschlägen die ich zu verarbeiten habe und auch von Fehlern, die ich selbst gemacht habe, indem ich zur Droge griff. Einfach nur, um aufzuzeigen, dass es nie immer nur um Spielsucht geht – denn sie ist, wie die Drogensucht auch, nur ein Ausdruck von dem, was eigentlich verkehrt läuft – wie Du schon sagst.
    Da wir nun festgestellt haben, dass wir uns eben nicht dauerhaft verstellen können, sondern tatsächlich uns erst einmal selbst kennen lernen müssen, um aus diesem Kreislauf der Spielsucht und des Fehlverhaltens auszubrechen, haben wir auch einen gemeinsamen Nenner gefunden – jeder hier, der versucht, sich von seiner Sucht zu befreien, muss wohl schmerzlich feststellen, dass einem irgendwie alles aus der Hand geglitten ist und dass es gar nicht so einfach ist, das eigene Leben in eigene Hände zu nehmen und sich wirklich auch die Beachtung zu schenken, die ein jeder von uns verdient.

    Nur, für mich würde ich es mir auch wünschen, dass nicht jeder versucht, dem anderen seine Weisheit aufzudiktieren. Es ist egal, ob ich in eine SHG gehe – und auch in welche SHG ich gehe – es ist doch einfach nur wichtig, dass jeder von uns lernt, mit sich selbst klar zu kommen. Wir brauchen keine Auseinandersetzungen in denen sich jeder profilieren möchte – meine SHG ist so toll – und meine eben so toll….ich gehe in gar keine SHG und das ist für mich toll.
    In diesem Sinne wünsche ich allen eine gute und spielfreie Zeit.
    Lieben Gruß vom schlecht gelaunten
    Ziegenbock

  6. #16
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Ziegenbock,
    danke für deine Antwort, die ich doch einige male lesen mußte um diese Komplexilität voll erfassen zu können.
    Ich denke auch, das in einigen Punkten bei uns eine Übereinstimmung gibt.
    Wichtig finde ich deine Aussage, sich Selbstbeachtung zu schenken.
    Ich denke, das ist unbedingt von Wichtigkeit, um auch wieder Selbstwertgefühl und letztens auch Selbstvertrauen zu bekommen.
    Damit meine ich nicht das Selbstvertrauen irgendetwas konkret zu schaffen - ich denke, das haben wir.
    Was wir wohl weniger haben ,ist das Vertrauen darauf, das andere Menschen uns annehmen. Dieses scheint für mich der wesentliche Auslöser zu sein, warum wir mit Fehlverhalten reagieren.
    Wie du nach meinen dafürhalten richtig bemerkt hast, sind unsere alten Fehler - und das was mit uns geschah - nicht mehr rückgängig zu machen.
    Die Frage muß also lauten, wie gehe ich in Zukunft mit mir selbst um, wie vermeide ich, erneut in ein Fehlverhalten zu gelangen.
    Für mich bedeutet es - und es viel mir anfänglich sehr schwer, nicht bei unserer Selbstbeachtung stehen zu bleiben - die wir brauchen,um uns normal nach vorn zu bewegen.
    Wichtiger scheint mir aber auch zu versuchen, anderen Menschen diese Beachtung entgegen zu bringen.Der Versuch mit Ihnen zu reden, oder der Versuch mit Ihnen zu fühlen.
    Wenn wir das erreichen, bekommen wir Resonanz. Spüren, das es Menschen gibt, denen wir sehr wichtig sind - die sich für unser Fühlen und Denken wirklich interessiern.
    Ich habe bemerkt, das viele Suchtkranke ein hohes Mitteilungsbedürfnis haben - vielleicht darauf begründet das sie sensitiver sind als andere Menschen. Dieser Eigenschaft wurde kaum oder nur sehr wenig Beachtung gegeben. Ein zurückziehen ins eigene Schneckenhaus die Folge ?
    Mein Schneckenhaus - das Spiel - deines vielleicht eine andere Sucht.
    Nun gilt es aber aufzupassen, das wir nun mehr tun , als den Umzug in ein neues Schneckenhaus. Sprich eine Suchtverlagerung ´Vorschub zu leisten.

    Nein - wir müßen unsere Gefühle leben - mit den Menschen die uns nah sind.
    Von uns berichten - uns fallen lassen können.
    Wir müßen bereit sein die Gefühle derer, die uns - die wir lieben - mitzuleben.
    Einfach unsere Seele aufmachen - offen sein für das Weinen und Lachen der
    Menschen, an denen uns liegt - und etwas weiter gedacht - auch nicht liegt.

    Wir werden erfahren, das Menschen darauf warten uns anzunehmen - sobald wir unser Schneckenhaus verlassen. Die Beachtung die wir anderen geben - sie wird uns letztlich wieder gegeben.
    Ich meine nicht den Blumenstrauss - wohl aber das entgegenbringen von Gefühl, Mitempfinden und Ehrlichkeit.

    Wenn uns das gelingt - dann haben wir das erreicht, was wir erreichen können.
    Ich wünsche für mich, es zu erreichen .
    Dir und allen anderen einen schönen Maifeiertag - und die Offenheit sich tatsächlich zu begegnen.

    Lieben Gruß
    Gerri

  7. #17
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo liebe Freunde,
    ich bin Andreas, Spieler, Polysüchtig, meiner Destruktivität gegenüber machlos und ich bin ich.
    Bin immer noch im Urlaub in Südengland und bereite mich auf die harte Realität des Lebens in meiner gewohnten Umgebung vor.
    Konstruktiv: Ich nehme so viele wunderschöene Erkenntnisse mit, die ich nie für Möglich hilet. Heute stand der Besuch eines Landhauses an , das ein bedeutender Naturforscher für seine Studien nutzte und wie ein in sich ruhender Lebenspol, ein festgebautes Haus, eine Lebensperspetkite ist.
    Ach so: Thema: wenn ich nicht spielsüchtig wäre?
    Als ich im Juli 1990 vor dem selbstzerstörerischen Glücksspiel kapitulierte - und nachdem der Tränenfluß der Trauer raus gelassen wurde, aus meiner verklemmten Seele, ging ich in Hamburg am Elbuferweg spazieren.
    In der einsetzenden Euphorie zog die Fähre HH.-Landungsbrücken - Harwich/England vorrüber.
    "Ich werde wieder nach England fahren und meine Schwester besuchen künnen. Ich bin frei, brauche nicht mehr spielen gehen!"
    15 3/4 Jahre später: Nun habe ich es geschafft.
    Und vorher, alle diese Jahre des Nicht - Spielens, verschlafen?
    Ich glaube nicht! 2 Psychotherapien, eine Bäderkur, Heirat und Scheidung, 3 Umzüge, Mitglied im Kirchenchor, Mitglied in 4, 5, 6, Selbsthilfegemeinschaften, Mitglied im Fahradclub, (ADFC) , Mitglied einer Bedarfsgemeinschaftsnummer letztendlich!
    Das Leben, mein Leben nimmt Perspektiven an, ist nicht mehr aalglatt, so wie in der Zeit, als ich noch spielte. Habe hier bei meiner Schwester Fotoalben aus Ihrer Jugend, Ihrem Freund, Ihren Urlaubsfahrten, Ihrer Schwangerschaft, Ihrer kleinen Tochte gesehen, > und dazwischen Fotos von mir. Leerer Tunnelblick in das Nirgendwo, Hautausschläge in verquollenen Gesicht, Grimassen schneiden, vor der Kamera, unbeholfene Körpersprache...
    Schnell die Fotos rausreißen und wech damit!!!
    Nein!!! - Es ist mein Leben. Auch das bin ich. Den Wert des Lebens dadurch sichern, das sich der Boden unter mir dreht, weil ich mich um mich selber drehte, wie auch die rotierenden Scheiben der Spielautomaten.
    Im Kirchenchor sangen wir zu einem Konzert am Ewigkeitssonntag einmal die Mottette " Ich lieg' und schlafe ganz in Frieden.." von C.F. Bach (Psalm 4,9) Ich selber glaube jetzt, daß in der Zeit, in der ich Spielte , ich nicht nur dem Streß der Arbeit, (Spielgelderwerb), dem Streß des Spielens (!) und dem Streß des Lügens und Stehlens ausgeliegfert war - und wie sehr mich das erschöpfte.
    Der "Alte Spieler" ruht, er schläft in Frieden, der Neue ist wach.
    Jetzt gerade merke ich , beim Schreiben, daß es unmöglich ist, vermessen, diabolisch und Traumtänzerisch - mein altes Ich zu verleugnen und vermessen es zu dramatisieren und so zu bagatellisieren.
    Ich habe Berge von Inventuren Geschrieben, nichts konnte mich von meinem nicht vorhandenen Ich befreien, als die Erkenntnis, daß ich mich selber hier auf dieser Welt kennen lernen kann, so wie Gott mich meint, Einfach nur ICH!
    So sah ich aus und so sehe ich aus , wenn ich durch die Natur gehe: Blühend wie eine Junge Pflanze, die das Dornengestrüpp der Unnahbarkeit abgeworfen hat. Im Wald nahe der Klinik im Allgäu, in Englands Garten.
    Ich brauchte diese Zeit, meiner Schwester zu begegnen, weil ich es als Aufgabe sah mich von den Remissements der Spielsucht zu befreien, die da wäre4n, Groll, Zorn, Angst, Neid, Eifersucht, Hilflosigkeit, Co - Abhängigkeiten, folgerichtig Depressionen, also ein flaces Nervenbündel.
    In meiner Selbsthilfegruppe habe ich gelert: wenn ich bei meinen Angehörigen etwas wieder gut zu machen habe, ist es zu allererst wichtig, mich selber dabei mit zunehmen.
    Gott bewahre mich vor meinem Zwang zum Pefektionismus. Nein, hier im Urlaub, will ich nur erfahren können, wie weit mein Leben HEUTE gediegen, gewachsen ist, nur einmal in den Spiegel schaen und sagen können:
    Andreas, Du hast Heute Deine Aufgaben angegangen und es hat Freude , ja Lebensfreude bereitet.
    Ich bin Dankbar Süchtiger Spieler zu sein.
    Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen.
    Andreas

  8. #18
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    Standard Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Andreas,

    ich muß schon sagen, ich finde es toll, wie Du Deine Vergangenheit beschreibst, vorallen Dingen, wie Du mit Deinem vergangenen "Ich" umgehst. Ich empfinde das als ein extrem wichtiges Thema, was vielleicht auch oft gar nicht so im Detail besprochen wird. Nur weil ich jetzt spielfrei bin und mich dadurch auch menschlich verändert habe, heißt es ja nicht, das an dem "alten" Maik, dem "Spieler-Maik" alles schlecht war. Und genau das sollten wir auch nicht vergessen. Ich habe z.B. aus meinem Freundeskreis, nachdem ich nach und nach jedem von meiner Spielsucht erzählt hatte, sehr viele positive Rückmeldungen bekommen. Ich habe mich zwar für das spielen und lügen gehasst, aber ich war anscheinend trotzdem in den 20 Jahren für viele Menschen ein guter Freund und das ist etwas, was man bei seiner Selbstinventur nicht vernachlässigen sollte.
    Ich habe z.B. am Anfang immer gedacht - dies & das will /muss ich ändern und ich Zukunft will ich so und so sein, aber erstens sind wir der Mensch, der wir sind und so sehr werden wir uns nicht mehr verändern und ausserdem will ich das auch gar nicht. Ich muss lediglich das spielen und das lügen sein lassen und diese Lücken mit anderen positiven Taten füllen, ansonsten kann ich der bleiben, der ich bin.

    Wie gesagt, Du hast das wirklich toll auf den Punkt gebracht und es ist ein Thema, über das man mehr als nur einen Gedanken verwenden sollte - es ist ein extrem wichtiger Punkt, damit man sich nicht komplett für die letzten 20 Jahre verteufelt und selbst haßt, sondern dies nur auf das Spiel und seine Begleiterscheinungen bezieht, denn ansonsten waren wir Spieler vielleicht auch aufgrund unserer Sensibilität bestimmt keine schlechten Menschen. (zumindest die meisten)

    Danke Dir & weiterhin alles Gute
    Maik

  9. #19
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Maik,
    so sehr müßen wir uns nicht verändern - nur das Lügen sein lassen.
    Ein Satz, den ich vor nicht allzu langer Zeit selbst hätte schreiben können.
    Genau das war aber mein Ansatzpunkt - nicht mehr Lügen - damit auch zur Wahrheit - meiner Wahrheit stehen.
    Lasse das Lügen - werde dadurch wieder wirklich du - versuch es zumindest - und du wirst erfahren, welche Veränderungen es mit sich bringt.
    Vieles wird schwerer - als Spieler war ich ja gewohnt mit eine glatten Lüge Wege zu ebnen. Wenn du das für dich nicht mehr willst, wirst du erstaunt sein, wieviel Veränderung das bewirkt.
    Aber trotz so manchen Gegenwind..es ist eine positive Veränderung, denn du selbst wirst dich damit wohl fühlen.
    Lieben Gruß Gerri

  10. #20
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    Standard AW: Was wäre, wenn ich nicht spielsüchtig wäre....Gedanken eines Spielers

    Hallo Gerri,
    ja, Du hast natürlich vollkommen recht, im Grunde genommen ist es eigentlich nur die Lüge - die Lüge mir selbst und anderen gegenüber. Aber selbst diese Erkenntnis kommt einem doch erst nach und nach, wenn man schon einige Wochen oder Monate ohne die Lügen lebt. Am Anfang glaubt man (zumindest ich), daß man so vieles in seinem Leben ändern muß, weil ja auch so unglaublich viele Bereiche des Lebens von der Sucht betroffen sind. (direkt und indirekt). Aber mit der Zeit erkennt man eben, das das eigene Ich, welches unter der Oberfläche, sprich unter den Lügen schlummert, nach und nach wieder zum Vorschein kommt, wenn man das lügen läßt. Dadurch verändert man soviel an sich und seiner Umgebung, aber genau das ist der Weg oder die Erkenntnis, für die es etwas Zeit braucht.

    Liebe Grüße
    Maik

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