Brauche dringend einen Rat

[Jessika29]

Nach langem Suchen habe ich hier hoffentlich die Chance mal ein paar Tips,Ratschläge oder Infos zu bekommen was ich jetzt machen kann.
Mein Mann ist ein Spieler hat auch schon eine stationäre Therapie hinter sich.Hatte danach auch noch 2 Rückfälle nach dem letzten bekam er eine Ohrfeige tja darauf hin war er fast 4 Jahre nicht rückfällig geworden.
Wir haben uns im Feb getrennt,aber eben nur Räumlich,wir hatten ja nichts mehr was uns verbindet als nur Mama und Papa das ist durch die Trennung super gut geworden.Wir waren auf einem sehr sehr guten Weg die Probleme in den Griff zu bekommen,tja und dann das...
Er war bis Do bei mir dann wollte er nach Hause wegen der Post,haben abends noch telefoniert.Er wollte Fr wieder kommen wegen den Kids doch nix Handy aus usw und am Sa kam eine Sms er wäre Rückfällig geworden aber er liebt mich und ob ich ihm verzeihen kann und ob ich ihn im LKH besuchen komme.Ja und da liegt mein Problem..ich weiß nicht was ichmachen soll.
Ich liebe ihn noch und vermisse ihn sehr aber ich weiß nicht ob es richtig oder gut ist dort hin zu fahren.Denn es lief wie gesagt nach der Trennung mehr als super gut und deshalb verstehe ich auch nicht ganz warum...Was ist passiert habe auch nichts mehr von ihm gehört außer der Sms...
Ich bin sooo traurig und entäuscht es tut mir so weh ich weiß auch nicht wieviel Kraft habe denn wir haben ja nun auch einen behinderten Sohn der auch viel Kraft braucht...
Vielleicht hat einer von euch einen Tip oder weiß was ich machen kann denn ich weiß nicht mehr was richtig oder falsch ist...
Danke euch schonmal ....Hoffe ich höre was von Euch....Lg Jessika

[Gerri]

Hallo Jessica,
die Situation ist schon wahnsinnig schwer...und es lief alles so gut.
Ich habe kaum Zeit im Moment ausführlich zu antworten - dich zu beratschlagen.
Wichtig ist nur, was du im Augenblick selbst willst.
Ich habe das Gefühl, du wilst ihn besuchen - trotz des wahnsinningen Schmerzes den du spürst. Mach es - gib dir selbst da nach- du würdest es dir vermutlich niemals verzeihen, es nicht getan zu haben.
Werde gerne ausführlicher mit dir reden - aber manchmal sind einen zeitmäßig die Hände gebunden.
Lieben Gruß
Gerri

[Jessika29]

@Gerri
Vielen Dank das du mir geschrieben hast,es ist zwar schade das du wenig Zeit hast um zu schreiben aber es ist ja schon mal ein Anfang.Ja auf eine Art und Weise möchte ich es sehr gerne...aber ist es richtig?Naja ich werd nochmal ne Nacht darüber schlafen vielleicht kommt ja noch etwas..Danke aber trotzdem...Lg Jessika

[Michael Weege]

Hallo Jessica 29,
ich bin von der Fachstelle Glücksspielsucht und habe die Verzweiflung in deinem Beitrag wahrgenommen. Da im Moment noch nicht so viel im Forum los ist, möchte ich dir wenigstens etwas antworten: Ich kann dir natürlich nicht raten, was du tun sollst, aber vielleicht hat sich jetzt nach einem weiteren Tag die Situation etwas geklärt, z.B. warum dein Mann im Krankenhaus ist, vielleicht hast du ihn ja mittlerweile auch schon besucht. Ein Rückfall muss nicht zwingend der Anfang vom Ende sein, wie du ja bereits erfahren hast. Es klingt auch so, dass euch doch noch einiges verbindet. War denn der Grund für eure Trennung das Spielen?
Wenn im Moment bei dir alles so unklar ist, gibt es ja auch für Angehörige Beratungsangebote, die du wahrnehmen könntest. Möglicherweise findest du auf der 'spielsucht.net' Seite unter 'Adressen' eine passende Beratungsstelle oder du kannst gezielt per mail bei der Fachstelle anfragen.
Ich würde dir wünschen, dass hier noch einige aus eigener Erfahrung zu deiner Situation etwas sagen.

Mit lieben Grüßen
Michael Weege

[Jessika29]

Guten Morgen,
So nun will ich die Zeit doch mal nutzen um schnell ein paar Zeilen zurückzuschreiben,und danke von jedem wo ich ein paar nützliche Tips oder Infos bekomme...Danke dafür.
Nach ein paar schlaflosen Nächten und seit fast einer Woche wo ich meinen Mann jetzt nicht gesehen habe und ein paar Aufmunterungen wede ich mir wohl gleich mal ein Herz fassen um dort im LKH anzurufen.Es ist ein sehr komisches Gefühl wenn ich daran denke bin ich aufgeregt wie ein kleines Kind dazu kommt das ich unendlich traurig bin aber dabei auch nicht zu vergessen ein bischen sauer.Das macht die Sache ja eben auch nicht unbedingt leichter.Nein wir haben uns eigendlich getrennt weil wir hier nur neben einander her gelebt haben,es gab keine gemeinsames lachen meist nur Stress egal in welcher Beziehung auch immer außer auf der Ebene Mama und Papa da ging es so einigermaßen.Nun aber so stell ich mir halt auch keine Ehe vor....Hinzu kommt eben auch immer die Belastung durch die Behinderung von unserem Sohn und naja meine eigenen Probleme halt auch.Nun kommt diese ...Situation womit ich natürlich ganz allein bin meine Mutter ist es gleichgültig seiner Familie ja sowieso.Das schlimme ist egal wie ich mich auch entscheide es werden immer die beiden Kinder sein die darunter leiden werden.Schade eigentlich.Aber Danke das ich hier meine Sorgen alle mal los werden kann.Lg Jessika
Wünsche allen Alles Gute und Durchhaltevermögen...

[Superkulli]

Hallo Jessica,
ich verstehe, daß Du sauer und enttäuscht bist auf Deinen Mann, weil er rückfällig geworden ist. Bitte verstehe mich nicht falsch, ich kann mir Deine Empfindungen wirklich gut vorstellen, obwohl ich Spieler und nicht Angehöriger bin. Bevor sich meine Freundin vor 1/2 Jahr von mir getrennt hat, führten wir viele Gespräche und Diskussionen um dieses Thema und sie hat sich u.a. wg. nicht neu aufbaubarem Vertrauen von mir getrennt.
Sie hat mir mal die Frage gestellt, warum ich auch spielen gehe, wenn wir zusammen glücklich sind. Sie hatte einfach Angst, daß Sie auf eine gewisse Art und Weise mit Schuld hat, wenn ich z.B. nach einem Streit spielen gehe. Sie wollte, daß ich ihr diese Angst bzw. diese "Mitschuld" nehme.

Leider denke ich, daß genau hier der Hund begraben liegt. Ich habe ihr nie eine Mitschuld gegeben, denn jeder ist selbst für sein Handeln verantwortlich. Aber ich bin doch auch nie spielen gegangen, um sie zu verletzen.....

Eigentlich hat das Eine mit dem Anderen nichts zu tun und trotzdem hängt es so verdammt eng zusammen. Man macht sich selbst schon genug Vorwürfe, wenn man wieder spielen war und dann noch das schlechte Gewissen dem Partner gegenüber.....
Ich finde es schon toll, daß er es Dir gesagt hat - er war ehrlich zu Dir und ich denke, daß Du ihm das auch hoch anrechnen solltest, denn als Spieler ( seit 20 Jahren - die letzten 6,5 Monate spielfrei) kann ich Dir versichern, daß diese Ehrlichkeit nicht selbstverständlich ist.
Er war ehrlich und wenn Du ihn liebst, dann möchte ich an Dich appelieren, ihm eine Chance zu geben und zu versuchen, sein angeschlagenes Selbstbewußtsein durch den Rückfall nicht noch mit weiteren Vorwürfen und Deinem verletzten Stolz zu verschlimmern, sondern ihm konstruktiv zu helfen.

Soviel von meiner Seite - aus der Sicht des Spielers, der seine Traumfrau durch seine Sucht verloren hat.

Liebe Grüße & ich drücke Euch die Daumen
Maik

[Gerri]

Hallo Jessika,
ich finde es für richtig, das du den Kontakt zu deinen Mann aufnimmst. Denn nur so kannst du zu einer schlüssigen Entscheidung für dich selbst kommen.
Fremd ist mir, das man nach einen Rückfall als Spieler direkt ins LKH eingewiesen wird - normalerweise sind auch da Wartelisten und die Träger reagieren nicht sofort. Das LKH ist eigentlich das Ende der Strasse - und vorher hat schon eine Menge stattgefunden.
Die räumliche Trennung macht natürlich das verbergen einer Spielsucht recht leicht - und mit einer Maske die Familie zu beruhigen, das vermag vermutlich jeder Spieler. Die Frage, seit wann dein Mann diesen Rückfall bereits lebt, müßte also zwingend gestellt werden. Ich denke nicht, das die Situation so krass wäre, wenn es nicht wieder zum exessiven Spiel gekommen ist - mit allem was dazu gehört. Womit ich auch Verheimlichen und Lügen meine.
Man kann auch tausend Gründe für sein Spiel als Spieler finde - die familiären Verhaältnisse - der kranke Sohn - ein Spieler wird immer Dinge finden, die seinen Rückfall ausgemacht hätten.
In Wirklichkeit ist es ganz einfach. Er hat seinen Spieldruck nicht widerstanden - nur er. Daran sind nicht Umstände maßgebend - sondern die Tatsache, das er noch zu wenig für sich getan hat.
Ich lese nichts von Selbsthilfegruppen oder sonstigen Aktionen. Eine Therapie machen und sagen, das reicht - stimmt wirklich nicht. Unsere Sucht bleibt - und wir haben die verdammte Verpflichtung immer an uns zu arbeiten.
Wenn dein Mann dazu bereit ist - immer an sich zuarbeiten - und es mal wirklich ernst sieht - und weg von dem Gefasel ich schaffe das - sondern auch tut - habt ihr wahrscheinlich die Schanze auf neue Gemeinsamkeit.
Aber dafür müßen natürlich auch die Gefühle noch zueinander finden, die durch solche Dinge stark strapaziert werden.
Hätte noch was zu sagen, aber da man nur noch 3000 Zeichen setzen kann - ich hoffe DAS ändert sich sehr schnell, muß ich aufhören.
Wünsche dir die richtige Entscheidung - und denke daran - wie Michael schon ausführte, gibt es auch für dich Hilfe, wenn du sie bedarfst.
Lieben Gruss
Gerri

[Jessika29]

So nun durch eure fleißigen Antworten bin ich nun auch schon ein Stück weiter gekommen.So wie das hier in Osnabrück mit dem LKH läuft weiß ich nicht so ganz genau aber ich bin froh das er dort ist weil er es selbst wollte.Ich habe heute Vormittag dort angerufen,hätte dort die Möglichkeit gehabt mit ihm zu reden aber ich konnte nicht.Habe mit der Psychologin gesprochen die hat aber noch kein Gespräch mit ihm gehabt dehalb konnte sie mir auchnicht so recht weiter helfen bis auf das ich schauen soll was ich eben selber will!!!So ich habe gesagt das ich morgen früh dort hin fahre weil die Kinder dann nicht da sind und ich sie eben nicht mitnehmen mag.Aber ich habe nun eben auch Ansatzpunkte wo ich nachfragen bzw ansetzten kann.Ja er hat nur die stationäre Therapie damals gemacht sollte eben danach noch in eine Spielergruppe gehen,aber das hat er nicht denn er sagte nur das es in Osnabrück keine reine Spielergruppe geben würde sondern nur mit Alkohol verbunden.Ich habe da nun damals leider auch nicht nachgehakt.Aber ich denke er paßt dort doch trotzdem rein denn bei ihm war es so bzw ist es so das er wenn er nicht spielen konnte er eben Alkohol trinkt....Kennt das einer von Euch?Die aus Gütersloh sagten damals sowas wäre eine Suchtverlagerung.Es tut mir leid das du deine Freundin verloren hast drücke dir aber die Daumen das du ganz schnell wieder Glücklich wirst.Finde es auch super das du schon seit 6,5Mon spielfrei bist weiter so wünsche dir viel Kraft und Durchhaltevermögen mach weiter so...
So ich werde mir auf jeden Fall Hilfe holen denn wir noch einmal einen gemeinsamen Weg gehen wollen wird sich einiges ändern müssen aber dafür muß ich wissen was bzw wie ich da Stop Schilder aufstellen muss...Ich werde versuchen ihm die Hand so weit wie es Möglich ist zu reichen...Hoffe ich lese wieder von Euch

[Nicole]

@ Superkulli

Hallo Superkulli bzw. hallo Maik,
kannst du mir die Frage beantworten, warum Spieler mit einer Selbstverständlichkeit lügen bzw. sich eine "Welt bestehen aus Lügen schaffen"?

Du sagst, der Spieler macht sich schon genug Vorwürfe; was ich auch glaube.
Aber viele Spieler sagen ja auch, dass es ihnen besser geht, wenn sie z.B. einen Rückfall gestanden haben. Wie oft - so glaube ich - sagt ein Angehörige(r), dass die ganzen Lügen oftmals mehr verletzten als alles andere. Da kommt das Spiel oft erst an zweite Stelle.
Das schlechte Gewissen ist doch eh da u. irgendwann kommt auch die Lüge ans Tageslicht u. die Enttäuschung beim Angehörigen ist oftmals viel viel größer, als wenn der Spieler direkt die Wahrheit gesagt hätte.
Man erkennt seinen Gegenüber nicht mehr wieder, denn er hat sich ein "Gebilde" geschaffen, in dem es oft nur noch um Lügen/Verstrickungen usw. geht.
Ist es so schwierig zu sagen: Scheiße ... ich habe gespielt; habe nicht geschafft zu widerstehen?
UND: Es ist als Angehörige( r ) sehr sehr schwierig Vertrauen aufzubringen.
Kommt es einmal vor ... OK; kommt es zweimal vor .... na ja nicht schön aber OK.
Aber wenn man ständig angelogen wird ... was soll man denn da noch denken?

N.

[Superkulli]

Hallo Nicole,

ich habe in den letzten Monaten ein Buch geschrieben über meine 20 Jahre andauernde Spielsucht und habe darin auch die Beziehung zu meiner Ex verarbeitet. Derzeit liege ich mit der Überarbeitung in den letzten Zügen und versuche dann, einen Verlag für das Buch zu finden. Wenn Du magst, teile mir doch Deine Mail-Adresse mit, dann schicke ich Dir nächste Woche (fahre jetzt erstmal ein paar Tage in Urlaub) ein paar Auszüge aus dem Buch - vielleicht kann ich Deine Frage damit beantworten. Ansonsten würde ich jetzt vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen und hier den Rahmen sprengen. Denn leider kann ich Dir die Frage nicht mit ein paar Worten beantworten bzw. wer weiß, ob sie danach nicht trotzdem noch unbeantwortet ist, da wahrscheinlich jeder andere Gründe oder Antriebe hat.....

Viele Grüße
Maik