Es wird immer immer schlimmer!!

[Olli]

Hallo Zusammen!!
Ich habe vor zwei Jahren schon mal meine Geschichte hier ins Forum geschrieben. Damals habe ich geschrieben, daß ich seit mittlerweile 14 Jahren spielsüchtig bin (Geldspielautomaten) und es sehr schlecht um mich steht.
Leider bin ich immer noch am zocken. Es ist echt der Hammer.
Ich habe in den letzten 14 Jahren fast 100.000 Euro verzockt. Ich habe mich vor 3 Jahren von meiner Frau und Kindern trennen müssen, was im Endeffekt auch am Zocken lag. Ich habe in den letzten 3 Jahren einmal eine Therapie
begonnen und habe zwei Anläufe bei Selbsthilfegruppen gestartet. Ich war
auch ein halbes Jahr spielfrei, aber es hat nicht geholfen.

Jetzt ist vor einigen Wochen leider noch der Supergau passiert. Ich habe einen schweren Autounfall gebaut. Ich bin mit 100 kmh ungebremst in einen LKW gefahren. Ich habe mir dabei das Jochbein und den Kiefer gebrochen.
Das schlimmste dabei ist, daß ich sturzbetrunken war. Habe an dem Abend viel Geld beim zocken verloren und bin dann in einer Kneipe versackt.
Ich kann zwar froh sein noch zu Leben (lt. Polizei und Feuerwehr hätte ich
Tod sein müssen), aber ich habe echt nur noch Probleme.
Das Auto gehörte der Firma. Versicherung zahlt nicht: 16.000 Euro Schulden.
Strafe: ca. 1.500 Euro, LKW Schaden: 5.000 Euro usw.
Ich habe nicht nur ein Jahr lang keinen Führerschein (bin Ersttäter) sondern
mittlerweile auch 35.000 Euro Schulden insgesamt.

Ich kann leider nicht mehr zur Selbsthilfegruppe, weil ich nicht mehr dorthin
fahren kann (ist zu weit). Ich kann auch leider keine stationäre Therapie machen, weil die Firma mir 28.000 Euro von den 35.000 Euro vorgestreckt hat, die ich mit Provisionen zurück zahlen muß.
Ich kann nicht 3 Monate fehlen. Es geht wirklich nicht. Da würde ich zu 100 % den Job verlieren.

Ich habe seit 3 Jahren eine Freudin mit der ich mitterweile zusammen
wohnen. Nächstes Jahr will sie umbedingt und ohne Kompromiss in die Wohnung im Haus ihrer Eltern ziehen. Ich will aber nicht mit. Ich habe damals viele Probleme mit meinen Ex-Schwiegereltern gehabt und kann nicht schon wieder bei den "Partner-Eltern" einziehen.
Wir streiten oft über das Thema und ich habe echt Angst das nächstes Jahr
die Beziehung zuende ist. Aber ich will dort definitiv nicht einziehen.

Mir fehlen meine Kinder die ich selten sehe weil sie weiter wegwohnen.
Ich kann mittlerweile nicht mehr. Heute habe ich schon wieder 300 Euro
verloren.
Ich bin jetzt knapp über 30 Jahre alt und stehe vor dem absoluten Nichts.

Ich starte jetzt noch einen Versuch hier im Forum. Ich werde intensiv andere Berichte lesen und helfen wo ich kann. Vielleicht schaffe ich es durch diese
Geschichte endlich vom Zocken loszukommen.

Aber leider habe ich mittlerweile kaum noch Hoffnung. Ich bin so was von
unglücklich. Krasser gehts nicht mehr.

Olli

[Cl@us]

Hallo Olli,
ich höre bei Dir im Beitrag ständig "ich kann Nicht", weil und wegen!?
Du kennst doch die Floskel: "Geht nicht gibts nicht", aber beim Zocken gings bei mir immer. Zocken gehen und alles hinschmeissen ist leicht und keiner hat gesagt das Leben ist Leicht!!, Oder?
Das Leben ist besch....da gebe ich Fir Recht, aber ohne Zockerei etwas besser denke ich.
Wenn es bei dir in der Nähe keine Gruppe gibt (willst Du Überhaupt eine?), dann gründe doch eine und lass dir dabei helfen von einer Suchtberatungsstelle die machen das gerne.
Vielleicht gibt es ja auch eine Gruppe dir Du (noch) nicht kennst.
Wenn ich dir mit meiner Erfahrung behilflich sein kann, soch schreibe mir einfach
claus@ga-kontakt.de
Ich wünsche dir jedenfalls das es aufwärts geht
Claus

[Heide]

Hallo Olli,
dein Bericht macht mich richtig wütend! Sie erinnert mich an das Gerede von meinem Mann, wenn er alle anderen und die ganze Welt für sein eigenes Scheitern verantwortlich macht.
Du schilderst dein Leben als einen Ablauf von Dingen und Vorkommnissen, die du gar nicht selbst in der Hand hast, die einfach machen was sie wollen und du stehst daneben und läßt es geschehen.
Furchtbar! Wann fängst du endlich an, Verantwortung für dein eigenes Leben zu übernehmen?
Du stehst doch selbst am Ruder und wenn du den Segelschein noch nicht schaffst, gibts Hilfe von vielen Seiten.
Auch hier...allerdings musst du die Opferrolle dafür aufgeben und selbst aktiv werden.
LG
Heide

[Gerri]

Hallo Olli,
ich kann Heide nur beipflichten.
Wann hörst du auf, dein Schicksal oder sonst wem für dein Leben verantwortlich zu machen ?
Du bist es der es in der Hand hält. Du bist es der Zocken geht, du bist es der betrunken gefahren ist. Sei froh, das du niemanden bei den Unfall getötet hat.
Da solltest du ansetzen - versuchen dankbar zu sein, das es nicht geschehen ist. Im Negativen das Positive finden.
Geld ist nicht das wichtigste im Leben - es ist sogar recht unbedeutend. Es macht dich weder zufrieden noch glücklich - und wenn man es hat, möchte man immer mehr davon. Unbedeutend - für die innere Zufriedenheit.
Dein Eintrag wimmelt von Zahlen.
Ich finde keine Gedanken darüber, was deine Freundin denkt - kein Gedanken an deine Kinder - nur dich selbst in voller Größe.
Das ist es was mich wütend macht - wo ist deine Eigenverantwortung - oder der Versuch mal an die Menschen um dich herum zu denken ?
Selbstverständlich ist es gut, das deine Freundin ins Haus ihrer Eltern zieht.
Das ist wichtig zum Eigenschutz für sie - Eigenschutz vor deinen weit übertriebenen Egoismus.
Wenn ich lese - ich habe mich trennen müssen - ich kann das nicht - ich will das nicht. Das erinnert sehr an das Wesen eines trotzigen Kindes.
Das bist du auch - ein Kind - und nicht ein Mann, der versucht sein Leben in beiden Händen zu nehmen um das Beste daraus zu machen.
Wenn du ernsthaft versuchst Mann zu sein - dich deiner Verabtwortung zu stellen, dann wirst du den Weg aus deinen Jammertal finden.
Ich schreibe extra Jammertal - den solange du weiter so rumeierst wird dein jammern zu hören sein - und rumgeeiert hast du schon über 14 Jahre.
Du kannst es ändern - also mach es.

Gerri

[ziegenbock]

Hi Olli,
ich will mal nicht gleich draufhauen wie die Anderen, denn ich denke, es geht Dir beschissen genug.
Allerdings ist es schon so, dass Du von dem Selbstmitleidstrip langsam runterkommen musst, denn es ist so wie die Anderen sagen – Du hast es selbst in der Hand, Dein Leben in ordentliche Bahnen zu lenken. Und Du kennst auch die Wege, die Du gehen könntest – sprich, Du bist diese Wege schon einmal gegangen, leider wohl nicht konsequent genug.

Du hast mehr Glück als Verstand, wenn ich Deinen Eintrag so lese – selbst Deine Firma hilft Dir noch bei der Sache mit dem Unfall. So ist das Finanzielle wohl bei Dir recht ordentlich geregelt, was nur eine Annahme ist, Du wirst sicherlich noch weitere Schulden durch das Zocken haben.
Ich bin nicht sicher, ob der Unfall oder das drohende Aus der Beziehung für Dich reichen, um Dich wirklich mal mit Dir selbst auseinanderzusetzen – die gescheiterte Ehe und auch Deine Kinder reichten bislang ja nicht aus.
Ich kann Dir nur sagen, wenn Du nicht bereit bist, die Fehler auch bei Dir zu suchen, dann wirst Du diesen selbst zerstörerischen Weg leider noch weiter gehen müssen, bis Du Dein persönliches Ende erreicht hast, um Dich endlich ändern zu können.

Mit einer Sucht fertig werden zu wollen bedeutet immer, sich sehr ehrlich mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen. Ich weiss nicht, ob Du diese Ehrlichkeit und auch Härte bereit bist aufzubringen.
Jedenfalls wünsche ich Dir dabei alles Gute – und lass Dich nicht entmutigen. Nimm Dir die Hilfen die Du brauchst – oder versuche es alleine, denn es geht auch alleine, wenn man wirklich will.
Ich selbst bin lediglich hier im Forum – auch manchmal im Chat, allerdings habe ich jemanden gefunden, mit dem ich mich sehr gut austauschen kann. Lies in meinen Einträgen, dann weißt Du, dass es auch ohne SHG gehen kann – aber auch das ist ein schwerer Weg und ohne den eigenen Willen funktioniert gar nichts.
Würde mich freuen, Dich mal im Chat zu treffen!
Lieben Gruß
Ziegenbock

[Olli]

Hallo!!

Vielen Dank für die Antworten.

Klar kann ich die Reaktionen verstehen. Vielleicht bin ich momentan in einer
gewissen " ich-tue-mir-am-meisten-leid-Stimmung". Klar ist mir bewußt das
ich an meiner Situation ganz alleine Schuld bin. Ich habe mir das alles eingebrockt. Aber ich wollte halt mit meiner ausführlichen Geschichte mal alles von der Seele schreiben.
Ich bin mittlerweile einfach verzweifelt bzw. einfach sauer auf mich, daß ich
es einfach nicht schaffe alles mal in ruhige Bahnen zu bekommen. Wie gesagt ich bin lange in einer SHG in der nächst größerern Stadt gegangen. Es hat mir auch sehr geholfen. Was mich halt selbst so ärgert ist das ich nach diesem Unfall
direkt wieder angefangen bin zu zocken. Ihr habt Recht damit, daß ich meine
Energie nach dem Unfall eher meinen Kindern bzw. intensiv meiner Freundin widmen hätte sollen.

Ich habe die Trennung von meiner Familie vor 3 Jahren noch nicht ganz
überwunden. Ich möchte nächstes Jahr einfach nicht nochmal diese Trennungszeit durchmachen. Vielleicht ist es einfach die Angst davor.

Ich versuche die Geschichte nun in den Griff zu bekommen. Ich habe ja zum Glück nicht nur negative Charaktereigenschaften, mit denen ich es hoffentlich schaffe glücklich zu werden bzw. den mir nahe stehenden Menschen nicht mehr weh zu tun.

Danke nochmal.
Olli

[Gerri]

Hallo Olli,
kein Mensch hat nur negative Charaktereigenschaften.
Ich denke, du bist in einer Phase, wo du einfach wachgerüttelt werden mußt, um einfach wieder zu laufen. Das kann man narürlich nicht, wenn man schreibt alles easy Olli - du schaffst es schon. Du weißt, es ist nicht einfach -und nun sehe meinen Eintrag nicht als böswillige Kritik.
Du mußt es dir als Mensch wert sein, wieder einen bestimmten Rhytmus zu finden - dazu gehört auch, das du andere so behandelst, wie du gerne behandelt werden möchtest. Das im Bezug auf deiner Ex-Frau und deiner Freundin - am allermeisten jedoch auf deine drei Kinder, die absolut nichts für die Situation können.
Es sieht alles nicht sehr rosig aus - zugegeben - aber es gibt Wege daraus.
Die findet man jedoch nicht wenn man sich seinen Selbstmitleid ergiebt.
Du mußt die Ärmel hochkrempeln und das privat umsetzen, was dir beruflich wohl zu gelingen scheint. Verantwortung für dich übernehmen - aber auch versuchen Verantwortung für die Menschen zu tragen, die dir nahe sind.
Ich selbst freue mich, das du dich diesen wohl auch harten Worten in diesem Forum stellst. Für mich beweist es, das du schon was verändern möchtest.
Nur du mußt mehr als es möchten - du mußt total dahinter stehen, dann wirst du es packen. Es gibt wohl keinen Spieler, der wohl nicht auch Dinge in der Vergangenheit machte, die ihn selbst nicht gefielen, deren er sich sogar schämt. Du stehst da nicht allein.
Ich halte es für wichtig, das du unbedingt wieder die SHG aufsuchst - egal was geschehen ist - die Menschen dort verstehen dich besser als du glaubst.
In deiner Situation würde ich auch fachliche Hilfe in Anspruch nehmen - z. B. die Therapeuten dieser Fachstelle - und auch eine Schuldnerberatung.
Es werden sich Wege öffnen - habe den Mut zur Wahrheit - dir selbst und Menschen gegenüber die dir Nahe sind - oder auch helfen können und wollen.
Es ist nie zu spät - schaue positiv nach vorne - und nicht voll Bedauern auf das was gewesen ist.
Wäre schön, auch weiter von dir zu hören. Ich denke nicht, das es hier Menschen gibt, die dich verurteilen - wohl aber viele, die dich wachrütteln wollen. Wenn du es willst, bist du nicht alleine.
Denke über dich nach - über das, was du wirklich willst. Auch im Bezug auf Partnerschaft - lasse auch da das Spielen mit Menschen sein - das hat niemand verdient.
Ich wünsche, das du in Bewegung gerätst - für dich was tust - und somit auch letztlich für die Menschen, denen du viel bedeutest.
Herzlichst
Gerri

[andreasg]

Hallo Gerri,
Habe Deinen Beitrag in aller Aufmerksamkeit gelesen und wünsche Dir wirklich bald Boden unter den Füßen.
Bin jetzt selber über 5 Jahre Arbeitslos und immer noch auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz.
Aber:
Zeit und Geld sind verspielt - unwiederbringlich,
das Wertgefühl läßt sich wieder herstellen!

Therapieplatz - habe ich gefunden;
Selbsthilfegruppe - habe ich gefunden;
Nur so konnte ich lernen, daß mein Wert nicht von der Qualität und Quantität meiner Arbeit und meines Tuns (auch Spielen) abhängt.
Entschieden lebe ich HEUTE:
Was ich auch tue, wie es mir auch geht.
Das wichtigste in meinem Leben ist:
Kein Selbstzerstörerisches Glücksspiel mehr.
Alles andrere wird von Gott gegeben,
soviel, wie ich zum Leben brauche

Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen
Andreas