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Thema: Angehörige von Spielern

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard AW: Angehörige von Spielern

    Hallo Teufelchen,
    ganz bestimmt ist es nicht einfach da ein Mittelding zu finden. Ich denke auch das du nicht so sehr überlegen solltest, was mache ich falsch, was richtig. Ich denke das " alles richtig machen " in dieser Situation gibt es nicht.
    Ich denke schon, das es sehr wichtig ist, das du deine eigenen Belange in den Vordegrund stellst. Dazu gehört auch die Absicherung des eigenen Geldes. Einfach einen gesunden Egoismus für dich selbst zu Tage bringen. Mal auf andere Gedanken kommen - mit der Freundin ausgehen z.B.
    Du hast praktisch alles getan, was du konntest - und nun sei für dich da.
    Dein ganzes Leben dreht sich nur noch um SEINE Sucht.
    Wenn er darin gefangen ist, so ist es sehr bedauerlich. Doch lasse dich nicht mitfangen - setze deine Kraft ein, dein Leben zu führen.
    Wenn er in deinen Leben eine Rolle spielen will, muß er es beweisen - und endlich für sich was tun.
    Ich weiß, als Aussenstehender ist es leicht so prima Ratschläge zu geben - die Durchführung jedoch ist meißt viel schwerer. Aber ich denke, es ist wohl der einzigste Weg nicht in seiner Sucht mitgefangen zu werden.
    Lieben Gruß
    Gerri

  2. #2
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    Standard AW: Angehörige von Spielern

    guten abend gerri,

    ja, der mittelweg. mittlerweile bin ich mir nicht sicher, ob es den überhaupt geben kann. langsam werde ich zum schwarz-weiß maler, der nichts dazwischen kennt.
    mit meinem latein bin ich echt am ende. ich werde versuchen, deinen rat zu beherzigen und wirklich nun etwas für mich zu tun. zumal ich selber im moment mehr als genug probleme habe. mit denen ich selber klar kommen muss. mit ihm kann ich darüber nicht sprechen, da alles mehr oder weniger von ihm abprallt und auf antworten wie "jeder hat probleme, da muss man durch" kann ich gut verzichten.
    mein leben hat sich bisher sehr um ihn und seine probleme gedreht. ich habe mir gedanken noch und nöcher gemacht, ob ich nun schuld bin, dass er wieder in die spielo geht. hab ich wieder etwas falsch gemacht, was kann ich tun, damit es nicht mehr vorkommt usw. usw. die traurige antwort ist nichts! er war auch feuer und flamme von diesem forum. es hielt glaub ich ganze drei tage an. er hat schon lange nichts mehr gesagt, dass er hier war.
    er will da raus, aber findet den weg nicht und geht meist an der tür vorbei. wenn es ihm wieder richtig schlecht geht durch die spielerei, wird da thema aktuell und danach wieder verdrängt. er sagt, er war mittlerweile zwei wochen nicht mehr beim spielen. gut, es fehlt das geld dazu. die nächsten zwei tage hat er urlaub. ich weiß nicht, ob er an der spielo vorbeikommt. geht es ihm wieder besser, ist auch das ganze thema vom tisch. ich kann ihn da nicht verstehen. wenn ich schon so ein problem habe, muss bzw. soll ich mit ganzer kraft dagegen vorgehen. zumal er ja unterstützung hätte. ich glaube, er will es nicht. bezeichnet sich selbst als quartalsspieler. ob es so etwas gibt weiß ich nicht. doch es gibt möglichkeiten, sich helfen zu lassen. doch man muss es wollen. und er wille ist -glaube ich- bei ihm noch nicht so sehr ausgeprägt. nur eben, wenn es ihm wieder schlecht geht.
    klar, bist du außenstehender, doch mit einer mit der erfahrung es geschafft zu haben. deshalb bin ich gerne bereit, deine ratschläge zu hören und sofern ich es kann auch anzunehmen.
    ich danke dir für deine ehrlichen antworten.

    ganz lieben gruß
    teufelchen

  3. #3
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    Standard AW: Angehörige von Spielern

    Hallo Teufelchen,
    der Quartalsspieler - und wie so etwas aussieht, möchte ich dir mal kurz aus meiner Sicht beschreiben.
    Natürlich spielt der Großteil der Spielkranken nicht jeden Tag. Das hat, wie du so richtig bemerkt hast, auch mit den finanziellen Möglichkeiten zu tun.Ich versuche dir mal hier zum Verstehen den Vorgang z.B. in meinen Kopf vor einer Spielphase ehrlich zu schildern.
    Sobald ich Geld in der Tasche hatte, wurden zunächst die Selbstzweifel verdrängt (ein fuffziger nur, merkt ja keiner). Der Druck spielen zu müßen wurde emmens. Die Hände leicht feucht - eine innere Aufgeregtheit kam hinzu.
    Gedanken an Problemen - an der Partnerin - an das wirkliche Leben wurden immer kleiner - befanden sich in einen für mich nicht mehr erfassbaren Raum.
    Eine große innere Freude - so schnell wie möglich zu Spielen. Kein Gedanke an Gewinn oder Verlust - nur der Gedanke Spielen - der Weg zur Spielo schien endlos....du spielst drei - oder vier oder mehr Geräte...irgendwann hast du den letzten zwanziger in der Hand.Denkst nicht das du Tanken müßtest - oder Zigaretten brauchst - oder sonst was..denkst wo kommt denn jetzt was - zum gewinnen ja - zum weiterspielen ja. Nein, das ich mir die Taschen vollstopfen könne daran habe ich in solchen Phasen nie geglaubt .Es war zweit - oder drittrangig....
    Und du kommst aus der Halle..und damit auch die realen Sorgen. Sie wird dich fragen wo warst du - du wirst sie belügen wie schon so oft.. bist innerlich leer und verzweifelt - haßt dich selbst. Nein sie soll nicht sehen was los ist...ich krieg das schon hin mit dem Geld...will sie nicht enttäuschen..will uns nicht gefährden...und gefährde uns immer mehr. Habe eine Maske auf, als ich die Tür zur Wohnung öffne und beginne mein Schauspiel....
    Der Hass so zu sein, wurde immer stärker in mir ..und er war es auch, der mich handeln lies. Ich wollte mich nicht mehr so. Ja, ich wollte meine Partnerin, meine Lebensliebe nicht verlieren..auch das war maßgebend.
    Gehasst habe ich mich nicht wegen dem Spiel..aber wegen dem, was ich meiner/unserer Liebe zumutete. Es mußte was geschehen...
    Es ist geschehen - weg vom Spiel..wir sind sehr Zufrieden mit unserer Situation - unsere Liebe lebt - das ist mein jetziger Status. Es läuft nicht alles glatt im Leben - es gab auch meinen Rückfall. Doch wie an anderer Stelle beschrieben - ich halte das Ruder in der Hand - und wenn es mal rausrutscht, hebe ich es sofort auf.
    Dir meinen allerherzlichsten Gruss..und deinen Freund den Selbsthass, den ich spüren mußte um zu handeln.
    Lieben Gruß
    Gerri

  4. #4
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    Standard AW: Angehörige von Spielern

    Hallo Teufelchen, Hallo Gerri,

    also Gerri, Hut ab - das hast Du wirklich super beschrieben. Daran sieht man doch immer wieder, wie ähnlich sich viele Spieler in Ihrem Verhalten sind, auch wenn jeder von sich denkt, seine Gefühle und Handlungen wären einzigartig und kein anderer könne einen verstehen.....

    Was ich dem vielleicht noch beifügen möchte, ist eben der große Unterschied zwischen den Begriffen "Geld haben bzw. übrighaben" und "Geld zur Verfügung haben". Auch ich konnte ja immer nur spielen, wenn ich das Geld zum spielen auch hatte - so z.B. am Monatsende, wenn das Gehalt aufs Konto kam.
    In diesen Augenblicken konnte ich die Unterscheidung nicht mehr treffen, denn ich hatte das Geld ja zur Verfügung. Das es eigentlich für Miete, Zig. , Essen, Leben im Allg. bestimmt war, dieser Gedanke war nicht mehr existent. Ich hatte Geld, das ich abheben konnte ( es war nie über, sonst wären die Schulden nicht so hoch gewachsen ) , also abheben und ab in die Spielhalle - der Weg dahin - endlos - die Treppen dort - hochgelaufen. Erstmal die Automaten stopfen und dann in den Stuhl sinken, was zu trinken bestellen, ruhiger werden. Alles andere hat Gerri schon beschrieben.

    Wie gesagt, dieses Phänomen "Geld zur Verfügung haben", hätte mir auf Dauer das Genick gebrochen. Deshalb habe ich in den ersten 6 Monate meiner Spielfreiheit mein Konto an eine Freundin abgegeben und ich stellte fest - ohne die Möglichkeit des Zugriffs, war auch das Verlangen nicht mehr so hoch. Daran sieht man doch wieder, das es im Grunde genommen eine reine Kopfsache ist ( Rituale, Gewohnheiten etc. )..... (zumindest bei mir)

    Wünsche Euch alles Liebe
    Maik

  5. #5
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    Standard AW: Angehörige von Spielern

    hallo gerri,
    erst einmal, ich find es total lieb von dir (und auch von maik :o) ), dass du dich so mit mir rumschlägst.
    dein verhalten, so wie du dich beschrieben hast, es ist tatsächlich so, als wärst du meine bessere hälfte. du hast die situation genauso beschrieben, wie sie hier bei mir seit jahren ist. es sind wohl doch die gleichen dinge, die in diesen köpfen vor sich gehen.
    auch ich habe diese antworten bekommen. in der spielo würden sich die probleme erst mal lösen, man wird ruhig und kann abschalten. doch beim herausgehen, trifft einen das reale leben mit voller wucht wieder. die gleichen probleme sind wieder da, meist noch stärker, denn nun steht wieder das neuerliche spielen dazwischen. so dreht sich das meiste leben wieder um dieses spielen, und die kraft für die anderen probleme, diese anzugehen, is futsch.
    dass ihr beide es geschafft habt, freut mich und gibt mir hoffnung, dass es vielleicht einmal anders werden könnte. ob mit mir wird sich zeigen.
    ein problem hab ich allerdings. mir will es nicht in den kopf, wie man sich derart verstellen kann oder dem gegenüber solche geschichten erzählen, dass 1001 nacht witzgeschichten werden. das kann ich wohl auch nicht, weil ich mich nicht (zum glück) in diesem dilemma befinde. ich habe auch meine macken, doch zum glück sind die nicht ein bruchteil dessen, was du hinter dir hast.
    den selbsthass, ja zügeweise kann ich den in ihm erkenne, doch das eigene belügen und schönreden ist stärker. immer wieder. dabei betrachtet er oft sein leben und das anderer in seinem alter. was diese alles erreicht haben und er nichts. doch anscheinend reicht es noch immer nicht, um sein leben zu ändern. er erzählt mir das total ernst, doch ich spüre eine flatterhaftigkeit dahinter, die mich am ernst zweifeln lassen. die vielen versuche, es ernsthaft anzugehen und dann doch wieder sein zu lassen. er hatte schon früher einmal gespräche. und da hat ihm doch glatt so nen idiot gesagt, er wäre überhaupt nicht spielsüchtig, sonst würde sein verstand nicht soweit funktionieren, dass er sich am riemen reißt, wenn es um die existenz geht. sicher, solange er alleine lebte, hat dieser zwang, in den er sich selbst gestellt hat, irgendwie funktioniert. zumeist wohl. aussetzer gab es auch schon da. auf irgendwelche art und weise hat er es jedoch geschafft, diese klippen zu umfahren und sich bis zum nächsten lohn zu retten. kann ihm denn keiner endlich einen tritt verpassen, der so nen paar gehirnwindungen wieder in die richtige richtung schiebt?
    ich hatte ihn ja auch schon in der spielo erwischt. er war nicht zuhause als ich kam, da dachte ich mir, ich gugg mal vorbei. der anblick war irgendwo ein schock. er saß entspannt vor zwei, drei, vier automaten und voll in seinem element. als er mich gesehen hat, spiegelte seine miene erst erschrecken und dann schlechtes gewissen wieder. ich dachte mir, vielleicht wäre das der berühmt schuss vor den bug. nunja, es hielt nicht allzulange an. leider.

    ich wünsche dir und deiner besseren hälfte nur das beste, und dir die kraft, deinen drang immer wieder erfolgreich bekämpfen zu können.

    viele viele liebe grüße (auch an deine bessere hälfte)
    teufelchen

  6. #6
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    Standard AW: Angehörige von Spielern

    guten abend maik,

    so wie du es mit dem geld beschreibst, ist es auch bei uns. zur verfügung hat er eigentlich sehr wenig, übrig nichts. dennoch, der gedanke dass ja regelmäßig geld rein kommt überbrückt so manch andere gedanken. mittlerweile habe ich die karte wieder "geraubt". das problem ist nur, er kann zwar nicht mehr einfach so an den geldautomaten marschieren, denn dazu muss er mich ja um die karte fragen, geht aber dann, sobald sich die möglichkeit ergibt, zur bank direkt und holt dort geld. es schränkt das ganze zwar ein, bekämpft aber nicht den kern des übels. zumal ich wirklich keine handhabe habe, ihm seine (!) karte nicht zu geben. das spielen bleibt, wenn auch in geringerem maße. ich kann sagen was ich will. es ist immer falsch. auch wenn ich ihm sage, er soll mal darüber nachdenken, das nicht spielen können nicht nicht spielen wollen ist. es wird ignoriert, zumeist zumindest.
    anscheinend ist das verlangen auch weniger, wenn er nicht mehr einfach so zum geldautomaten marschieren kann, wenn er es möchte. nur so bekommt er dieses problem nie in den griff, wenn ich ihm auch anderes wünschen würde.

    viele liebe grüße
    teufelchen

  7. #7
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    Standard AW: Angehörige von Spielern

    Hallo Maik, hallo Teufelchen,
    @Maik
    auch für mich war es unumgänglich, und auch seinerzeit gewollt, die finanziellen Dinge aus der Hand - sprich meiner Partnerin zu übergeben. Ich muß dir auch recht geben - Geld zur Verfügung zu haben ist natürlich überhaupt die Voraussetzung, spielen zu gehen. Entziehe ich mich dieser Voraussetzung - ob klagen oder wimmern - habe ich nicht die Möglichkeit zu zocken, es sei denn ich besorge es mir auf andere Weise - heimliche Kredite z.B. Auch das habe ich praktiziert - bin natürlich mit der heimlichen Geldbeschaffung aufgefallen. Den Weg mir illegal Geld zu besorgen, dem stand jedoch einiges entgegen. Da habe und hatte ich eine gewaltige Hemmschwelle - und so ist es nie vorgekommen, das ich z.B. ins Portemanie meiner Partnerin griff - das war für mich unmöglich...und bewahrte vermutlich auch ein Rest von Vertrauen bei meiner Partnerin, worauf sich wieder aufbauen lies.Das ich mich der finanziellen Kontrolle durch meine Partnerin unterzog -freiwillig - war ein wedentlicher praktischer Schritt in die richtige Richtung. Das hat vieles für mich vereinfacht..und ich muß da im nachhinein auch mal meiner Frau danken - für ihre Geduld und den nie verlorenen Glauben an uns.

    @Teufelchen
    was du beschreibst..die Märchen schlimmer als 1001 Nacht, war auch das, was meine Frau nie verstand..und ich denke, sie hat noch heute ab und zu daran zu knabbern, das es so war. Sie sagte zu mir - vergesse ich nie - dein Spielen ist schlimm,,aber was viel schlimmer war, das waren deine Geschichten, deine Lügen, die ich immer spürte und nie so ganz widerlegen konnte. Ich will dir hier nun ehrlich sagen, das ich nicht gelogen hatte, um meiner Frau zu verletzen..das lag mir total fern..nein, eher aus Scham, zu mir zu stehen , dazu das ich Spieler bin. Wir wissen wie schlimm es ist, mit uns zu leben - und aus diesem Wissen entsteht sogar des öfteren ein Verlassen des Partners durch uns selbst im Raum - und zwar dann, wenn wir uns eingestanden haben, gegen unsere Sucht ohnmächtig zu sein. Doch wir sind es nicht - keiner von uns - auch nicht dein Mann. Das wichtige ist, den eigenen Willen dahingehend in einen Mass zu steigern, das es gelingt.
    Dieses steigern des Willens kann durch Druck von Seiten des Partners, vielleicht auch der Familie oder des Arbeitgebers erfolgen. Doch es nutzt alles nichts, wenn der Grundwille aufzuhören nicht vorhanden ist.
    Aber..nach deinen letzten Eintrag - wie du deinen Mann schilderst - ja, es ist als wenn ich in einen Spiegel schaue, der mir die eigene Vergangenheit zeigt.
    Ich denke, bei deinen Mann ist der Grundwille vorhanden aufzuhören..es wird ihm gelingen. Nur wann und durch was der Grundwille entscheident gestärkt wird, kann ich nicht sagen. es kann sein, das es zu spät für Euch ist..aber...und das wünsche ich Euch sehr...vielleicht lässt er schon Morgen den Worten Taten folgen.
    Bei allen was du mit ihm durchgestanden hast - und er mit seiner Sucht - wünsche ich Euch den positiven Ausgang ganz besonders. Ich hoffe für deinen Mann, das er den Punkt zur Umkehr erreicht hat - was für Euch ein zufriedenes und glückliches Leben bedeuten kann.
    Dir..und auch deinen Mann
    die allerliebsten Grüsse

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