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Thema: Was kann ich tun?

  1. #1
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    Standard Was kann ich tun?

    Ich hab jetzt ein bisschen hier gestöbert und nun hab ich wirklich das Bedürfnis, meine - seine - unsere Geschichte hier zu posten.

    Mein Freund ist seit über 20 Jahren spielsüchtig.
    "Gelernt" hat er das wohl von seinem Vater, der war auch ein Spieler und schwerer Alkoholiker noch dazu (daran ist er letztlich auch gestorben)
    Seltsamerweise (bzw glücklicherweise) rührt mein Freund keinen Alkohol an, ist absolut dagegen. Das Spielen hat er jedoch übernommen.

    Dadurch bedingt, dass sein Vater vermutlich das gesamte Geld verspielt hat, sind er und seine Geschwister in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Details weiß ich eigentlich nur wenige, aber offensichtlich haben sie alle drei einen "Knacks" in die Richtung abbekommen - Sein kleiner Bruder hat früher auch gespielt, jetzt einen erfolgreichen Betrieb aufgebaut, sich finanziell abgesichert.
    SEine Schwester hat reich geheiratet.

    Und auch mein SChatz hat sich damals offensichtlich geschworen, nie wieder arm zu sein.
    Er hat es "schlau" gemacht (und das ist sehr ironisch gemeint) - er hat sich immer reiche Frauen gesucht, die ihm diese Sucht finanziert haben, ihn abgesichert haben.

    Mit uns hat es so begonnen, dass es anfangs nur eine Affäre war.
    Er hat zwar von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht, dass er spielt (im Gegenteil, es wirkte fast so, als wär er stolz drauf), aber ich hatte null Erfahrung mit der Thematik und hab dem nicht so viel Bedeutung beigemessen. Ich hab zwar nie verstanden, dass eine Frau, und sei sie noch so reich, sowas finanziert, aber wie gesagt, es war ja nur eine Affäre.

    Tja, diese "Affäre" dauert jetzt schon 3 1/2 Jahre und ist mittlerweile sehr ernst geworden.
    Es wurde immer intensiver, und es hat nicht lang gedauert, bis er versucht hat, daraus auszubrechen.
    Er hat es mit den unglaublichsten Mitteln versucht - das erste Mal hat er mir erzählt er hat Hepatitis C (!!!!).
    Er hat wohl gedacht, dass ich dann gehe.
    Nun, es hat eine Weile gedauert, aber ich denke irgendwann wurde uns beiden klar, dass wir anscheinend nicht voneinander wegkönnen.

    Aber er blockiert, wehrt sich mit Händen und Füßen mir eine größere Bedeutung in seinem Leben zuzugestehen.
    Mittlerweile habe ich begriffen. Es scheint darum zu gehen, dass er ja nie wieder arm sein will.
    Und erstens bin ich alles andere als reich, ich komm grad mal so über die Runden, und zweitens war das der Punkt, an dem ich von Anfang an die Grenze gezogen hab: Geld
    Denn eines ist für mich unumstoßbar: eine Sucht gehört nicht unterstützt.
    Es gab sogar eine Zeit, in der er gemeint hat, ich solle ihm 100€ monatlich zahlen, sonst würde er gehen.
    (Das ist übrigens schon sehr lange her - würde er das heute versuchen, würd ich ihn zum Teufel jagen, aber damals hatte das ganze noch weit mehr "affärencharakter") Ich hab nein gesagt. Er ist geblieben.
    Naja, heute würde ihm sowas auch nicht mehr einfallen.
    Ich denk auch zum Teil war es ein Test, wie ich darauf reagiere (ob ich es ernst mein, dass er kein Geld von mir kriegt) und zum anderen auch wieder ein Versuch mich wegzustoßen.

    Heute sieht die Situation so aus:
    Er hat sich vor einem halben Jahr von seiner Frau (dh von seiner Hauptgeldquelle) getrennt.
    Er hatte einen hochdotierten Nebenjob (in einem Wettbüro), wo er nach eigenen Angaben so um die 5000€ monatlich verdient.
    Diesen Job hat er nach einem Eklat verloren.
    Ist jetzt ein paar Wochen her
    Offensichtlich hat er 10 oder 11 Stunden durchgehend an Automaten gespielt - und er stand voll neben sich.
    Als ob er stockbetrunken wäre, er hat nur noch gelallt,und nur noch verschwommen gesehen.
    Sein Chef vom Wettbüro hat ihm offensichtlich zweimal Geld gebracht zum weiterspielen zudem hat er sein Konto geplündert und ins Minus gesetzt.
    Geendet hat das GAnze damit, dass sein Chef gemeint hat, jetzt muss Schluss sein, er hat ihn aufs Ärgste beschimpft - und wurde somit fristlos gekündigt.

    Er hat sich also somit selbst innerhalb von wenigen Monaten beide Hauptgeldhähne zugedreht.
    Natürlich war er am Boden zerstört - dass er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte war wohl das Schlimmste für ihn.
    Und natürlich kein Spielgeld mehr.
    Ich hab ihm zugeredet, und er selbst kam zu dem Schluss, dass er sich jetzt wirklich Hilfe suchen muss.

    Blöderweise ist er in dem Job den er da macht offensichtlich echt gut - denn es hat nicht mal eine Woche gedauert, da hatte er drei oder vier neue Angebote und arbeitet jetzt wieder in dem selben Job, mit dem selben Verdienst, nur halt woanders.

    Seither ist natürlich von aufhören keine Rede mehr.
    Es ist eigentlich gar keine Rede mehr.
    Ich denke das ganze ist ihm dermaßen peinlich, dass er mir total ausweicht.
    Früher (am Anfang) hat er gesagt "geh weg" und mich gleichzeitig festgehalten.
    Jetzt ist es umgekehrt. Er sagt "bitte bleib" und stößt mich weg.

  2. #2
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    43

    Standard AW: Was kann ich tun?

    Ich selbst gehe momentan auf Abstand, weiß nicht wie ich mit ihm umgehen soll.
    Irgendwie kann ich ihn verstehen. Ich hab auch meine Sucht, (auch wenn es eine eher in unserer GEsellschaft anerkannte Sucht ist), und ich bin dem auch völlig ausgeliefert - versuche immer wieder damit aufzuhören, und bin im Endeffekt zu schwach dazu.
    Aber es ist echt schwierig und schön langsam geht mir echt die Kraft aus.

    Ich glaube wirklich, dass er auf dem richtigen Weg ist.
    Sein Unterbewusstsein drängt ihn da raus.
    Ich denke, die ersten Schritte ist er schon gegangen.
    Das Problem ist aber, dass er glaub ich hofft/wartet, dass ich (oder jemand anders) ihn aus diesem Sumpf zieht.
    Das kann ich aber nicht, und auch sonst keiner.
    Das kann er nur selbst.

    Und das meiste was er tut, scheint eher unbewusst zu sein - oder?
    Es ist auch so, dass er regelmäßig in das WEttbüro bei mir ums Eck geht.
    Ich mein, in dieser Stadt gibt es bestimmt mehrere hundert WEttbüros, aber er geht hierhin, und parkt sein Auto wenn möglich noch genau vor meiner Haustür....
    Das ist doch kein Zufall, oder?


    Dieser Nebenjob wird ihn kaputtmachen. Er arbeitet bis zu 20 Stunden am Tag, und er weiß selbst, dass er das auf Dauer nicht durchhalten kann.


    So, das ist jetzt alles wahrscheinlich ein bisschen konfus, sorry.
    Und auch wenn es so klingt, es ist NICHT so, dass er der total Arsch ist, auch wenn er sich da schon einiges geleistet hat.
    Ich hab mir jetzt halt die krassesten Dinge rausgesucht, und bin ehrlich gesagt momentan ziemlich frustriert - vielleicht hab ich deshalb kein gutes Haar an ihm gelassen.
    Es ist aber so, dass ich ihn aus ganzem Herzen liebe und ihn nicht allein lassen möchte.
    Ich bin überzeugt, dass er auf dem richtigen Weg ist, auch wenn es wohl noch dauern wird, bis er da heraus findet.
    Ob ich mich irre?

    lg
    Leilani

  3. #3
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    Standard AW: Was kann ich tun?

    hallo leilani,

    ich bin in der gleichen situation wie du, jedenfalls mehr oder weniger. mein freund spielt auch, hat sich womöglich schon seine zukunft verspielt und der groschen ist immer noch nicht gefallen.
    er ist auch ziemlich oft in der spielo hier am ort. weiß auch, dass ich es weiß. wobei ich nicht glaube, dass dies unbewußt geschieht. er tat es mit absicht. ich habe ihn dort auch schon erwischt. manchmal denke ich, es ist volle absicht, damit man ihn dort rausholen kann, damit er wieder einen grund hat, dieses doofe spielo eine weile zu meiden. dennoch geht er immer wieder rein. es ist eben nicht von langer dauer.
    ich war auch lange zeit der überzeugung, dass mein freund auf dem richtigen weg ist. doch kurz vor der abzweigung in das wirkliche aufhören wollen, ist er an dieser abzweigung vorbeigerauscht. unterbewußt weiß er genau, was er sich alles verspielt, dass er sich sein leben und seine zukunft verspielt. dieses wissen ist sicherlich da. doch handeln tut er anders. immer und immer wieder. wie ich ihm helfen kann, weiß ich mittlerweile nicht mehr. ich zweifle auch, ob er sich wirklich helfen lassen will. möglichkeiten wären vorhanden. doch das denken und das handeln liegen oft meilenweit voneinander entfernt.
    ich wünsche dir viel kraft, ebenso deinem freund. leider kann ich dir nur von dem berichten, in dem ich mich gerade befinde. und das ist trotz vieler kleiner aufwärtstrends meist ein wieder noch weiteres abfallen. leider.

    liebe grüße
    teufelchen

  4. #4
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    126

    Standard AW: Was kann ich tun?

    Hallo Leilani,

    du fragst was Du tun kannst. Ich denke sehr wenig, Teufelchen zweifelt auch daran ob sich Ihr Partner überhaupt helfen lassen will. Ich vermute, dass auch Dein Partner sich nicht helfen lassen will, zumindest im jetzigen Stadium. Ich bin Spieler und nun seit über 2 Jahren trocken. Neben meiner Partnerin habe ich in all den Jahren eine zweite enge Beziehung gehabt, nämlich meine Spielsucht, mit ihr habe ich wie in jeder Partnerschaft Höhen und Tiefen erlebt, immer wieder zu Ihr gehalten auch wenn sie mich mal entäuscht hat. Über Jahre wollte ich es nicht wahr haben, dass sie mich ins Verderben zieht und immer gehofft, dass alles mit einem großen Gewinn wieder gut wird. Ich habe nicht gemerkt, dass mich diese "Partnerschaft" immer weiter von anderen Menschen entfernt und habe daher immer mehr Zeit mit ihr verbracht.
    Erst als ich überhaupt nicht mehr weiter wußte habe ich anderen von dieser "Partnerschaft" erzählt und sie gebeten mir zu helfen. Die Sucht ist immer noch da, ich darf sie nur nicht mehr an mich heran lassen um wieder eine enge Beziehung einzugehen.

    Ich denke, dass dein Partner seine "zweite Partnerschaft" im Moment nicht aufgeben wird. Er arbeitet in Jobs, wo sie permanent anwesend ist. Sie hat ihm auch offensichtlich noch nicht so weit runtergezogen, dass er am Boden liegt und wird es meiner Meinung nach noch weiter mit ihr versuchen.

    Ich weiss natürlich nicht, wie er reagiert wenn er sich zwischen Dir und der Sucht entscheiden müsste, glaube aber die Antwort zu kennen.

    Du soltest genau überlegen, ob Du so mit ihm weiterleben möchtest oder für Dich eine Entscheidung triffst. Nach Deinen Ausführungen glaube ich nicht, dass Dein Partner den entscheidenden Schritt machen wird.

    Ich hoffe natürlich, dass ich da falsch liege.

    Lieben Gruß

    K@rl

  5. #5
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    Standard AW: Was kann ich tun?

    Hallo Leilani,
    auch ich kann noch njcht den Ansatz eines Weges erkennen, den dein Mann aus seiner Spielsucht führt.
    Ich kann das von Karl geschriebene eigentlich nur unterstreichen und wirklich hoffen, das wir uns irren.
    @ Karl,
    schön dich zu lesen, wäre schön wenn wir unser Vorhaben uns im Chat mal auszuquatschen in die Tat umsetzen.
    Lieben gruß
    Gerri

  6. #6
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    Standard AW: Was kann ich tun?

    Hallo an alle, und danke fürs antworten.

    Nein, ich denke nicht, dass bei ihm heute oder morgen der Groschen fällt und er aufhört.
    Ich denke, dass er noch ein ganzes Stück weiter absacken muss, um da raus zu kommen.
    Aber ich denke dass ihn sein Unterbewusstsein langsam aber stetig in diese Richtung drängt.

    Denn momentan dreht er sich wie gesagt systematisch selbst alle Geldhähne zu. Dazu kommt, dass er auf psychische Belastung stets mit körperlicher Krankheit reagiert.
    Und zwar schlägt es ihm entweder auf den Magen/Darm, oder er verletzt sich irgendwie.

    Und heute ist er -oh Wunder - krank.
    Hab gedacht, es würde noch eine WEile dauern, bis es soweit ist.
    Sieht fast nach Bandscheibenvorfall aus.
    Auf alle Fälle aber ist es etwas, das ihn auf längere Zeit arbeitsunfähig machen wird. Und nachdem er diesen neuen "tollen" Job ja erst seit kurzem hat, ist nicht sicher, dass er ihn behalten wird...

    Ich weiß auch nicht, vielleicht mach ich mir ja etwas vor, aber mir kommt schon so vor, als würde er vorwärts gehen (auch wenn vorwärts abwärts bedeutet), und als ob er immer schneller gehen würde.
    Aber er ist schwach.

    Was kann ich tun?
    Ich muss versuchen zu erklären, was ich mit dieser Frage gemeint hab
    Erstens, ich bin mir nicht sicher, ob ich das noch lange durchstehe.
    Nachdem er jetzt im Krankenstand ist, muss ich wohl damit rechnen, dass er sich von selbst nicht melden wird.
    Natürlich kann ich ihn anrufen, aber wichtiger wäre momentan, dass von ihm etwas kommt.

    Und das ist meine Frage: (und zwar was im Bezug auf ihn, also FÜR ihn besser ist)
    Nämlich Geduld haben und Zeit geben, ihm die Beständigkeit meiner Liebe demonstrieren,
    Oder zu gehen, ihn allein in seinem Elend zu lassen.

    Wohlgemerkt - mir ist klar, dass das Beste für ihn nicht das Beste für mich sein muss, und ich werde nicht nur auf ihn Rücksicht nehmen.
    Nur würde ich gern von euch, als (ehemalige) Spieler wissen, womit man euch am besten geholfen hätte?

    Meine Geduld, meine Zeit und vor allem meine Kraft sind nicht endlos - aber wenn sie das wären, könnte es ihm helfen?

    Die Sache ist die, wenn er so weiter macht wie bisher, nämlich mich total aufs Abstellgleis schieben, dann reicht meine Kraft nicht mehr lang.
    Denn er ist absolut nicht für mich da, und ich würde ihn gerade jetzt besonders brauchen.
    Und wenn er nicht zumindest ein bisschen Interesse zeigt, werd ich bald weg sein - nicht weil ich will, sondern weil es mich sonst umbringt.

    Trotzdem möchte ich gern wissen, ob ihm meine Anwesenheit hilft - oder ob es völlig egal ist, ob ich da bin oder nicht?

    Hm, ich hoffe ich hab rübergebracht, was ich meine?

    Liebe Grüße
    Leilani

  7. #7
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    Standard AW: Was kann ich tun?

    [QUOTE=Teufelchen]hallo leilani,

    ich bin in der gleichen situation wie du, jedenfalls mehr oder weniger. mein freund spielt auch, hat sich womöglich schon seine zukunft verspielt und der groschen ist immer noch nicht gefallen.
    er ist auch ziemlich oft in der spielo hier am ort. weiß auch, dass ich es weiß. wobei ich nicht glaube, dass dies unbewußt geschieht. er tat es mit absicht. ich habe ihn dort auch schon erwischt. manchmal denke ich, es ist volle absicht, damit man ihn dort rausholen kann, damit er wieder einen grund hat, dieses doofe spielo eine weile zu meiden. dennoch geht er immer wieder rein. es ist eben nicht von langer dauer.
    ich war auch lange zeit der überzeugung, dass mein freund auf dem richtigen weg ist. doch kurz vor der abzweigung in das wirkliche aufhören wollen, ist er an dieser abzweigung vorbeigerauscht. unterbewußt weiß er genau, was er sich alles verspielt, dass er sich sein leben und seine zukunft verspielt. dieses wissen ist sicherlich da. doch handeln tut er anders. immer und immer wieder. wie ich ihm helfen kann, weiß ich mittlerweile nicht mehr. ich zweifle auch, ob er sich wirklich helfen lassen will. möglichkeiten wären vorhanden. doch das denken und das handeln liegen oft meilenweit voneinander entfernt.
    ich wünsche dir viel kraft, ebenso deinem freund. leider kann ich dir nur von dem berichten, in dem ich mich gerade befinde. und das ist trotz vieler kleiner aufwärtstrends meist ein wieder noch weiteres abfallen. leider.

    liebe grüße
    teufelchen[/QUOTE]

    Hallo Teufelchen, ich hab deinen Thread gelesen.
    Manches haben wir gemeinsam, manches nicht *smile*
    Vielleicht hab ich es einfacher, weil ich mit ihm ja nicht zusammen wohne.
    Ich hab auch nicht so das Bedürfnis, ihn dazu zu drängen, dass er aufhört.
    Ich mein, natürlich will ich dass er aufhört, aber ich spür genau, die Zeit ist noch nicht reif.
    Und wenn er vor meiner Tür parkt, reagiere ich meist in dem ich ihm ein Sms schicke, die ihn daran erinnert, dass es noch Alternativen gibt (nämlich mich *g*)
    Dass der Versuch schwach ist, selbst wenn es funktioniert und er kommt, ist mir schon klar.
    Aber mehr kann ich da nicht tun.

    Ich hab einmal versucht, reinzugehen - hab ihn an so nem Automaten gefunden. Das war echt schiarch, denn irgendwie war er nur ein Häufchen Elend.
    Ich hätte erwartet, dass er sauer auf mich ist, weil ich dorthinkomm, er war aber einfach nur kläglich. Und hat gemeint, dass er bitte allein sein möchte...
    Ich hab das dann respektiert.

    Ich denke er schämt sich vor mir, dass er dem nicht widerstehen kann, und ich denke das ist einer der Hauptgründe, warum er mir momentan so aus dem Weg geht.
    Aber ich kann eher mit seiner Spielsucht leben, als mit diesem ausweichen.

    Ich kann ihn aber ein bisschen verstehen.
    Wie oben schon geschrieben hab ich auch eine Sucht, und ich bin da genauso schwach wie er.
    Ich weiß, dass ich mein Hauptaugenmerk auf mich selbst richten muss.
    Aber wie kann ich von ihm verlangen, dass er seine Sucht aufgibt, wo ich doch meiner eigenen so hilflos ausgeliefert bin???

    lg
    Leilani

  8. #8
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    Standard AW: Was kann ich tun?

    Hallo Leilani,

    ich möchte Dir nicht den Mut nehmen, um Himmels willen, ich gebe Dir nur einen kurzen Abriß meiner Erfahrungen der letzten 3 Jahre mit Beziehung und Spielen.
    Ich bin Spieler (Automaten) seit 20 Jahren und nun seit knapp 8 Monaten spielfrei. (toi toi toi)
    Vor 3 Jahren traf ich die Liebe meines Lebens (Wochenendbeziehung) - ich habe weitergespielt - nach 6 Monaten wollte sie mit Ihren Kindern zu mir ziehen - ich habe weitergespielt - sie ist zu mir gezogen - erst am 3. Tag habe ich Ihr gesagt, das ich Spieler bin und sie sind postwendend zurückgezogen - ich habe einen Suizid-Versuch begangen, durch ein Wunder überlebt, war 1,5 Monate in einer psychiatrischen Klinik mit schweren Depressionen - danach habe ich weitergespielt. 3 Monate später sind wir wieder zusammengekommen und ich habe weiterspielt. wieder 7 Monate später hat sie wieder Schluss gemacht - ich habe weitergespielt. Nach 4 Monaten sind wir wieder zusammengekommen - ich habe gesagt, ich hätte aufgehört, was aber gelogen war - ich habe weitergespielt !

    Am 23.9.2005 ist mein Groschen gefallen und ich habe das letzte Mal gespielt ! Sie hat mich trotzdem knapp 2 Monate zum letzten Mal verlassen.
    Abgesehen davon, daß sie selbst viele Probleme hatte und sie wirklich die Liebe meines Lebens war, habe ich in all der Zeit weitergespielt. Obwohl ich hätte glücklich sein müssen, daß ich eine 2. bzw. 3. Chance bekommen hatte, konnte ich nicht von dem Spielen lassen.

    Mittlerweile habe ich eine neue Beziehung, die sich sehr gut anläßt. Ich habe ihr erst diese Woche von meiner Spielervergangenheit und meinen letzten 3 turbolenten und kraftraubenden Jahren erzählt und es geht mir verdammt gut mit diesem Geständnis. Sie will mir helfen, aber genau da fängt es an, schwierig zu werden, denn im Grunde genommen, kann ich mir weiterhin nur selbst helfen. Ich würde nie Geld von ihr annehmen, geschweige denn, sie darum bitten. Es hilft mir schon sehr, das sie von meinem Problem weiß und das ich mit Ihr darüber sprechen kann.
    Aber um nochmal auf die letzte Beziehung zu sprechen zu kommen. Wenn sie mich vor die Wahl gestellt hätte, sie oder das spielen, hätte ich sie genommen, ohne zu zögern, hätte aber gleichzeitig nicht versprechen können, das ich wirklich nicht mehr spiele !!!
    Manchmal hört es sich von Angehörigen oder Freunden so an, als wären sie überrascht, daß ein Spieler in seinem Beruf gut ist. Da wundere ich mich dann schon. Der Beruf und die Spielsucht haben in meinen Augen nichts miteinander zu tun. Ich bin ich meinem Job auch sehr erfolgreich, konsequent, konstant, hartnäckig und ausdauernd - aber das ist mein Job, nicht meine Spielsucht. Das eine hat mit dem anderen (in meinen Augen) nichts zu tun.

    Wenn Du Dich hier in dem Forum umschaust, dann gucke auch mal nach dem Thema "mit Menschen spielen" - ist schon einige Monate alt. Aber vielleicht kannst Du da etwas für Dich rausziehen oder entdecken, denn Deine Beschreibungen hören sich für mich so an, als würde Dein Freund nicht nur mit Geld spielen.....

    Ich drücke Dir weiterhin die Daumen, aber um Dir einen Tipp zu geben, wie Du Dich Deinem Freund gegenüber jetzt verhalten sollst, das traue ich mir nicht zu. Das sollte vielleicht eher einer der Forum-Betreuer als Fachmann beantworten. Hast Du Dich schonmal an das Team in Neuss gewandt ? Würde ich Dir empfehlen.

    Gruß
    Maik (Spieler)

  9. #9
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    Standard AW: Was kann ich tun?

    Hallo Maik!
    Danke für deine Antwort.

    Ich hab den Thread sehr aufmerksam gelesen, und finde ihn ausgesprochen interessant.

    Mit dem Thema Manipulation beschäftige ich mich schon seit einiger Zeit, ich finde es unglaublich spannend.

    Dass mein Freund auch mit mir spielt, ist mir schon seit langem klar, allerdings hab ich es noch nie von dieser Sichtweise aus betrachtet.
    Nämlich dass "spielen" für ihn als Süchtigen eine ganz andere Bedeutung hat, als für mich.

    Vor allem über seine Lügen hab ich mich immer sehr gewundert.
    Er hat mir ja sogar eine unheilbare Krankheit vorgegaukelt - aber die meisten seiner GEschichten sind einfach so krass und so unglaublich, dass ich gar nicht böse darüber bin, sondern nur staunend und mich wundernd in der GEgend rumstehe.

    Es ist aber so, dass er mich nie über die Spielerei belügt (abgesehen davon, dass ich hin und wieder den Verdacht hab, er übertreibt anstatt es herunterzuspielen).
    Er erzählt eher immer wieder wofür er nicht viel Geld ausgibt/ausgeben will, wie teuer etwas war und demonstriert wie unwichtig Geld ist, wie er es zum Fenster hinauswirft.

    Ich hab das nie begriffen, dieses Thema war immer ein Rätsel für mich - denn komischerweise hab ich es nie in Zusammenhang mit seiner Sucht gebracht.

    Ich erwarte von ihm nicht, dass er diese Sucht wegen mir aufgibt. Ich bin sicher, dass das nicht geht.
    Und ich kann mir auch nicht vorstellen, ihn vor so eine Entscheidung zu stellen - zumindestens jetzt nicht.

    Und ich glaube auch nicht, dass er jetzt daran arbeitet seine Sucht zu bekämpfen, das wollte ich mit meinem Beitrag nicht ausdrücken.

    Aber irgendetwas hat sich verändert in den letzten paar MOnaten, sogar in den letzten paar Jahren, aber besonders seit Dezember.
    Damals war ich an dem Punkt zu gehen.
    Ich konnte nicht mehr, hab mich zurückgezogen, habe versucht einen Schlussstrich zu ziehen.
    Ich hab ihm das nicht gesagt, aber ich nehme an, er hat es gespürt (und auch aus meinem Verhalten bemerkt)
    Und genau das war der Punkt an dem er sich von seiner Frau getrennt hat - endgültig diesmal (einen Versuch gab es schon, aber der war nur halbherzig)

    Natürlich liegt es nahe, da einen Zusammenhang zu sehen.
    Vielleicht ist das aber auch nur Wunschdenken.

    Ich weiß nicht wie sich das für euch jetzt anhört, aber solange ich nichts daran ändern kann, ist seine Spielsucht für mich zweitrangig.
    Natürlich will ich, dass er aufhört, denn ich weiß, dass nur dann ein halbwegs normales Leben mit ihm möglich ist. (Aber was ist schon "normal")

    Wichtig ist in erster Linie, dass er zu mir steht und dass er ehrlich ist.
    Daran haperts im Moment total - was teilweise vermutlich auch im Zusammenhang mit seinem Zusammenbruch steht.

    Ich kann nicht abschätzen, wieweit er mich benützt.

    Er setzt sich hinauf, indem er mich (vor anderen) herabsetzt.
    Es hat lange gedauert bis mir das so richtig bewusst geworden ist (er macht das über "Scherze") und es hat dann noch eine Weile gedauert, bis ich ernsthaft begonnen hab, mich dagegen zu wehren.

    Es wird besser.
    Je mehr ich mich gegen seine Übergriffe wehre, umso mehr Respekt hat er vor mir.
    Ja ja, ich weiß, das ist eigentlich nicht überraschend, aber es überrascht mich doch.

    Was mir am meisten zu schaffen macht, ist der Widerspruch in ihm drin.
    Er möchte aufhören und weiterspielen
    Er möchte dass ich bleibe und gehe.

    Das unglaublichste überhaupt ist aber, dass er nach all den Jahren, nach all den Krisen noch immer ständig damit rechnet, dass ich ihn fallen lasse

    Er spielt den großen, unbesiegbaren, vor Selbstbewusstsein strotzenden Macho und innen drin fühlt er sich so klein und hilflos.
    Es bricht mir das Herz zu sehen, wie er, der für mich doch so groß ist, sich innen drin so klein fühlt.

    Ich möchte ihm vermitteln, dass er ein wertvoller Mensch ist, ihm zeigen welche Wärme und welche Herzlichkeit doch in ihm steckt, doch statt zu ihm durchzudringen streichle ich lediglich sein Ego.
    Ich konfrontiere ihn mit all dem, doch ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtige tue.

    Ich versuche möglichst keinen Druck zu machen, seine Freiheit nicht einzuschränken.

    Aber ich habe mir fest vorgenommen in Zukunft mehr Grenzen zu setzen, denn wenn ich daran kaputt gehe, hilft es keinem von uns beiden...

    Ich weiß, jetzt bin ich abgeschweift, irgendwie hab ich den Faden verloren.
    Ich bin aber sehr dankbar für eure Antworten, die Dinge aus einem anderen Sichtwinkel zu betrachten ist sehr hilfreich.

    Lg
    Leilani

  10. #10
    Registriert seit
    13.04.2006
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    84

    Standard AW: Was kann ich tun?

    Hallo Leilani,

    wow, da hast Du Dir ja einiges von der Seele geschrieben. Es sind ein paar Punkte dabei, bei denen ich gerne einhaken und etwas dazu sagen möchte, was Dir das verstehen vielleicht noch etwas einfach macht.

    Wichtigkeit von Geld - Geld war mir auch nie wichtig - zumindest nicht so, wie es eine Wichtigkeit für Nicht-süchtige hat. ( die Behauptung stelle ich jetzt einfach mal so in den Raum )
    Geld brauchte ich nur zum spielen - bräuchte man Bäume zum spielen und kein Geld, dann hätte ich halt mit Bäumen gespielt.
    Wenn ich losgegangen bin, z.B. um mir eine Hose zu kaufen und habe dann gesehen, das sie EUR 69,-- kosten soll, dann habe ich mir gesagt "Ich bin doch nicht bescheuert und gebe soviel Geld für eine Hose aus" - letztendlich bin ich aus dem Laden raus, habe mir gar nichts gekauft, sondern bin ich die Spielhalle und habe einige Hundert Euro verzockt. Ich persönlich bin wirklich alles andere als geizig - ich habe kein Problem damit, meine Freundin oder einen Freund auf ein Getränk oder zum Essen einzuladen etc., aber in der Vergangenheit war es einfach so, das ich mein Geld nur für 3 Sachen in meinem Leben gebraucht habe : 1. Zocken , 2. Zigaretten , 3. die lebensnotwendigsten Lebensmittel
    Alles andere hat mir nichts bedeutet - es war nicht wichtig genug, gegenüber der Sucht. Ich war seit 4 Jahren nicht mehr richtig im Urlaub, weil meine Prioritäten einfach falsch gesetzt waren. Heute sehe ich es anders, kann Pläne schmieden und mir mal zwischendurch Kleinigkeiten leisten, an denen ich mich sehr erfreuen kann. Ich werde noch ein paar Jahre an meinen heftigen Schulden abzahlen, aber ich sehe das Licht am Ende des Tunnels und ich merke von Monat zu Monat, das der Lichtstrahl heller bzw. die Schulden geringer werden und das alleine ist schon klasse.

    Zu dem Widerspruch - aufhören und weiterspielen. Das Problem an der Sache ist ja, das das spielen an sich ja Spaß macht. Würde es keinen Spaß machen, wäre es sicherlich auch nicht so schwer, damit aufzuhören. Aber wir können nur ein "geregeltes" Leben führen, ohne Schulden, ohne Lügen und ohne das Gefühl der Ohnmächtigkeit gegenüber der Sucht, wenn wir aufhören - für immer. Ich bin z.B. sicher, das ich irgendwann rückfällig werde, weil ich nicht stark genug bin, aber ich möchte, wenn ich rückfällig werde, anderen gegenüber dazu stehen können und vorallen Dingen nicht wieder in den Teufelskreis zurückfallen, sondern da drüber stehen und sagen : Ok, dumm gelaufen und ab jetzt bist Du wieder spielfrei.
    In Wirklichkeit ist es kein Widerspruch !

    Nach meinem Suchtgeständnis, meinen Freunden gegenüber und der Info, das ich jetzt erstmal mein Selbstwertgefühl, meine Selbstsicherheit und mein Selbstbewußtsein neu erkennen, erlernen und aufbauen muß, haben mich meine Freunde angeguckt, wie Autos. "Du bist doch selbstbewußt etc."
    Mein Gott, ich habe sie alle über so viele Jahre belogen und getäuscht. Ja, nach Aussen hin, scheinen wir das auszustrahlen, denn nur so können wir unsere Fassade überhaupt aufrechterhalten, aber in uns drin steckt soviel Selbsthass. Weil wir nicht aufhören können, weil wir die Menschen, die wir lieben belügen etc. - wir fühlen uns unter aller Sau und von Selbstbewußtsein ist keine Spur. (zumindest nicht bei mir - wird aber auch von Monat zu Monat besser)
    Wenn Dein Freund irgendwann erkennt, was er wirklich wert ist (das ist nicht vom spielen abhängig - aber das Erkennen und daran glauben schon), dann wird er wahrscheinlich auch erst verstehen, was Du in ihm siehst. Ich habe immer gedacht "Wenn ich mich schon scheisse finde, warum sollten Andere Menschen dann etwas anderes in mir sehen ?!"

    Liebe Grüße
    Maik

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