Ich hab jetzt ein bisschen hier gestöbert und nun hab ich wirklich das Bedürfnis, meine - seine - unsere Geschichte hier zu posten.

Mein Freund ist seit über 20 Jahren spielsüchtig.
"Gelernt" hat er das wohl von seinem Vater, der war auch ein Spieler und schwerer Alkoholiker noch dazu (daran ist er letztlich auch gestorben)
Seltsamerweise (bzw glücklicherweise) rührt mein Freund keinen Alkohol an, ist absolut dagegen. Das Spielen hat er jedoch übernommen.

Dadurch bedingt, dass sein Vater vermutlich das gesamte Geld verspielt hat, sind er und seine Geschwister in sehr ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Details weiß ich eigentlich nur wenige, aber offensichtlich haben sie alle drei einen "Knacks" in die Richtung abbekommen - Sein kleiner Bruder hat früher auch gespielt, jetzt einen erfolgreichen Betrieb aufgebaut, sich finanziell abgesichert.
SEine Schwester hat reich geheiratet.

Und auch mein SChatz hat sich damals offensichtlich geschworen, nie wieder arm zu sein.
Er hat es "schlau" gemacht (und das ist sehr ironisch gemeint) - er hat sich immer reiche Frauen gesucht, die ihm diese Sucht finanziert haben, ihn abgesichert haben.

Mit uns hat es so begonnen, dass es anfangs nur eine Affäre war.
Er hat zwar von Anfang an kein Geheimnis daraus gemacht, dass er spielt (im Gegenteil, es wirkte fast so, als wär er stolz drauf), aber ich hatte null Erfahrung mit der Thematik und hab dem nicht so viel Bedeutung beigemessen. Ich hab zwar nie verstanden, dass eine Frau, und sei sie noch so reich, sowas finanziert, aber wie gesagt, es war ja nur eine Affäre.

Tja, diese "Affäre" dauert jetzt schon 3 1/2 Jahre und ist mittlerweile sehr ernst geworden.
Es wurde immer intensiver, und es hat nicht lang gedauert, bis er versucht hat, daraus auszubrechen.
Er hat es mit den unglaublichsten Mitteln versucht - das erste Mal hat er mir erzählt er hat Hepatitis C (!!!!).
Er hat wohl gedacht, dass ich dann gehe.
Nun, es hat eine Weile gedauert, aber ich denke irgendwann wurde uns beiden klar, dass wir anscheinend nicht voneinander wegkönnen.

Aber er blockiert, wehrt sich mit Händen und Füßen mir eine größere Bedeutung in seinem Leben zuzugestehen.
Mittlerweile habe ich begriffen. Es scheint darum zu gehen, dass er ja nie wieder arm sein will.
Und erstens bin ich alles andere als reich, ich komm grad mal so über die Runden, und zweitens war das der Punkt, an dem ich von Anfang an die Grenze gezogen hab: Geld
Denn eines ist für mich unumstoßbar: eine Sucht gehört nicht unterstützt.
Es gab sogar eine Zeit, in der er gemeint hat, ich solle ihm 100€ monatlich zahlen, sonst würde er gehen.
(Das ist übrigens schon sehr lange her - würde er das heute versuchen, würd ich ihn zum Teufel jagen, aber damals hatte das ganze noch weit mehr "affärencharakter") Ich hab nein gesagt. Er ist geblieben.
Naja, heute würde ihm sowas auch nicht mehr einfallen.
Ich denk auch zum Teil war es ein Test, wie ich darauf reagiere (ob ich es ernst mein, dass er kein Geld von mir kriegt) und zum anderen auch wieder ein Versuch mich wegzustoßen.

Heute sieht die Situation so aus:
Er hat sich vor einem halben Jahr von seiner Frau (dh von seiner Hauptgeldquelle) getrennt.
Er hatte einen hochdotierten Nebenjob (in einem Wettbüro), wo er nach eigenen Angaben so um die 5000€ monatlich verdient.
Diesen Job hat er nach einem Eklat verloren.
Ist jetzt ein paar Wochen her
Offensichtlich hat er 10 oder 11 Stunden durchgehend an Automaten gespielt - und er stand voll neben sich.
Als ob er stockbetrunken wäre, er hat nur noch gelallt,und nur noch verschwommen gesehen.
Sein Chef vom Wettbüro hat ihm offensichtlich zweimal Geld gebracht zum weiterspielen zudem hat er sein Konto geplündert und ins Minus gesetzt.
Geendet hat das GAnze damit, dass sein Chef gemeint hat, jetzt muss Schluss sein, er hat ihn aufs Ärgste beschimpft - und wurde somit fristlos gekündigt.

Er hat sich also somit selbst innerhalb von wenigen Monaten beide Hauptgeldhähne zugedreht.
Natürlich war er am Boden zerstört - dass er sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte war wohl das Schlimmste für ihn.
Und natürlich kein Spielgeld mehr.
Ich hab ihm zugeredet, und er selbst kam zu dem Schluss, dass er sich jetzt wirklich Hilfe suchen muss.

Blöderweise ist er in dem Job den er da macht offensichtlich echt gut - denn es hat nicht mal eine Woche gedauert, da hatte er drei oder vier neue Angebote und arbeitet jetzt wieder in dem selben Job, mit dem selben Verdienst, nur halt woanders.

Seither ist natürlich von aufhören keine Rede mehr.
Es ist eigentlich gar keine Rede mehr.
Ich denke das ganze ist ihm dermaßen peinlich, dass er mir total ausweicht.
Früher (am Anfang) hat er gesagt "geh weg" und mich gleichzeitig festgehalten.
Jetzt ist es umgekehrt. Er sagt "bitte bleib" und stößt mich weg.