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Thema: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

  1. #1
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    Standard Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    Hallo ihr Lieben,
    immer wieder lese ich im Forum über Partner von Spielern, die sich in der Hilfe an ihrem Partner wohl wesentlich übernommen haben.
    Welches kann der Grund hierfür sein ?
    Darüber möchte ich mit Euch diskutieren - mit Angehörigen und Spielern.
    Ich selbst gehe davon aus, das oft spontan geholfen werden will ,ohne zunächst dabei die wirklich oft verfahrene Situation richtig einzuschätzen. Aus diesem Grund wird häufig die eigene Absicherung sehr vernachlässigt.
    Wenn ich jemand aus einer Gefahrensituation befreien will, ist aber die eigene Absicherung unumgänglich - sonst zieht es mich mit hinunter.
    Hat sich jemand in einer Bergwand verklettert, kommt niemand auf die Idee ihn ohne entsprechende Eigensicherung helfen zu wollen. Zu groß ist die Gefahr, mitgerissen zu werden.
    Diese Gefahr besteht in der Hilfe an einen Suchtkranken aber auch.
    Welche Absicherung ist da für den Helfer möglich ?
    Ich denke, das zunächst die eigene Kraft nicht überschätzt werden darf. Das bedeutet das ich selbst die nötige Substanz habe, wirklich hilfreich sein zu können. Gut beschrieben von verschiedenen Mitbetroffenen - zum Beispiel Heide - die ans Limit ihrer Kräfte gegangen sind - über Jahre - und jetzt total leer sind - einfach nicht mehr können. Auch viele andere Beiträge belegen das.
    Natürlich hat niemand eine Patentlösung -so oder so mußt du die Sache angehen - dann wird es gut. Der Austausch untereinander kann vielleicht neue Ansatzpunkte liefern. Aber inviduell wird es immer ein wenig anders sein.
    Die Steigerung der eigenen Kraft also unumgänglich - was heißt, ich muß Kraft finden - auftanken - um unvorhergesehenes ausgleichen zu können. Wie kann ich das erreichen ? Eine Frage an Euch.
    Des weiteren der unumgängliche praktische Teil der Absicherung. Was bedeutet, sich als Helfer anzuseilen, um den eigenen Absturz zu vermeiden.
    Hier ist es bedeutend eine eigene - oder familiäre finanzielle Absicherung zu schaffen. Geld zum Lebensunterhalt vor den Spieler sichern. Das geht auch, wenn der Spieler der Alleinverdiener ist - indem man sein Gehalt bei seinen Arbeitgeber einfordert. Leichter jedoch bei sozialen Leistungen z. B. Arbeitslosengeld, was ja zum Lebensunterhalt der Familie vorgesehen ist.
    Natürlich ist das ein nicht leichter Schritt - weil man das Gefühl hat, seinen suchtkranken Partner zu diskriminieren. Aber bevor alles vor die Hunde geht - die Familie, die eigenen Kinder nicht mehr versorgen kann, wie es notwendig ist, finde ich diesen Schritt gerechtfertigt.
    Nur - das ist alles keine Hilfe im eigentlichen Sinn, sondern dient der Basis helfen zu können.
    Hiermit gebe ich jedoch meinen suchtkranken Partner einen Schuß vor den Bug - unter dem Motto - mein Freund - ich trage deine Sucht nicht mit.
    Was bei den Suchtkranken ein überdenken seines Verhaltens auslösen kann - denn ich denke, das 99 Prozent aller Spieler aufhören wollen - aber der eigene Wille häufig zu schwach ist, den entscheidenden Schritt zu machen.
    Der eigene Wille des Spieler - wie so tausendfach benannt - der entscheidende Faktor ?
    Wenn ja, wie kann ich erreichen, das dieser Wille zementiert wird ? Das soll nun meine nächste Frage sein.
    Wo setze ich meine Hilfe an - kann - darf - oder muß ich Druck ausüben - und wie erzeuge ich Druck ? Wenn z.B. selbst die Drohung der Trennung nichts bewirkt ?
    Viele Fragen - unzureichende Antworten - ein Rezept wird sich auch nicht finden lassen. Aber vielleicht bewirkt eine Diskussion, das der eine oder andere Helfer für sich neue Möglichkeiten entdeckt.
    Das soll auch der Sinn dieser angestrebten Diskussion sein - und ich hoffe viele Erfahrungen und Standpunkte mitgeteilt zu bekommen.
    Euch allen einen
    Lieben Gruß - und den wirklichen Wunsch, Eure Probleme schnell und gut zu lösen.
    Herzlichst
    Gerri

  2. #2
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    Hallo,
    bin doch ein wenig irritiert, das dieses Thema so niemanden zu interessieren scheint.
    Dabei ist es doch gerade dieser Erfahrungsaustausch, der hilfreich sein kann.
    Was hat den Spieler den wirklichen "Kick" - oder Anstoss gegeben, für sich was verändern zu wollen?
    Welche Maßnahmen griffen bei Angehörigen, damit sich ihr Spieler bewegte,
    für sich was tat ? Oder ist der Mitbetroffene letztlich nur Zuschauer ?
    Es ist natürlich nicht so ganz einfach alles im nachhinein richtig einzuordnen - was war verkehrt - was war richtig. Ich denke jedoch das viel richtig gewesen sein muß, wenn ein Spielsuchtkranker letztlich wirklich für sich ernsthaft was tat.
    Bei mir selbst war es wohl die spürbare Verletzung meiner Partnerin, die mir den Anstoss gab, wirkliches zu tun. Weniger die Drohung ich verlasse dich wenn... die auch im Raum stand.
    Ich denke, wenn man jemand wirklich liebt wird die innere Bereitschaft , nicht weiter verletzen zu wollen, immer größer. Und diese Bereitschaft war es letzlich für mich, die tatsächliche Veränderungen nach sich zog. Nein, ich konnte mich nicht mehr erkennen..wenn ich einen A... sehen wollte, brauchte ich nur in den Spiegel schauen.
    Das wollte ich nicht mehr für mich - wollte der Partner sein, der auch Stütze und Hilfe für die Menschen ist, die er liebt. Denke, das war wohl der entscheidende Anstoss für mich, nicht nur von Veränderung zu sprechen.
    Wenn ich an den sogenannten Druck denke..z.B. die Androhung ich verlasse dich wenn... Ich war wahnsinnig verletzt dadurch und ich stellte unsere Beziehung sehr in Frage. Hatte da auch in den Kopf zu gehen - weil es besser wäre für alle. Nun, wir sind zusammen geblieben - haben sogar wieder ein Vertrauensverhältnis aufgebaut. Aber ich denke, das das Ultimatum ..ich gehe...eigentlich eher hinderlich für mich war.
    Entscheident war für mich, die totale innere Traurigkeit meiner Partnerin zu spüren - das unsere große Liebe mehr als bröckelte. Etwas, was ich nicht so zulassen konnte.Etwas was mir das Gefühl gab nicht der Richtige zu sein, für die Frau, die ich liebe.
    Man kann jetzt viel darüber sagen..auch du hast ja nicht für dich aufgehört..
    Doch das habe ich..weil ich was wollte - nämlich nicht mehr der A... sein - auch nicht für mich.
    Wenn ich heute in den Spiegel schaue sehe ich mich - und nicht mehr ein Zerrbild meiner selbst. Das habe ich für mich getan - den Anstoss zu handeln
    war für mich wohl der, nicht AUCH noch meine Lebensliebe zu verspielen...
    Danke für´s zuhören
    Gerri

  3. #3
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    Hallo Gerri,

    auch hier habe bisher nichts zu diesem Thema geschrieben, weil ich denke, dass hier sowohl von Angehörigen wie auch von Süchtigen schon sehr viel dazu gesagt worden ist. Und immer wieder gesagt wird.

    Auch die Fragestellung irritiert mich. Was heißt "Hilfe"?
    Ein Süchtiger (ich sage mit Absicht nicht "Spieler", denn das Thema ist bei allen Süchtigen gleich) braucht keine Hilfe, er braucht Reaktionen.
    Die meisten Co`s denken doch jahrelang so wie ich auch, dass tatkräftige Hilfe durch uns einem Spieler dazu verhilft, trocken werden zu wollen.
    Dass dem nicht so ist, müssen wir immer wieder schmerzhaft erfahren. Dass gerade das Unterlassen der schützenden Hand vor dem Hintern den Süchtigen aufwachen lassen kann, ist eine harte Erkenntnis.
    Auch ich habe mal gedacht, dass mein Mann merken wird, wie weh er mir tut mit seiner Unehrlichkeit, seiner Unzuverlässigkeit, mit seiner Verantwortungslosigkeit, seinem Betrug usw. Dass er darum alles tun würde, um trocken und psychisch gesund zu werden.
    Ja, ich hatte mal diese Illusionen....ich konnte mir nicht vorstellen (und kann es eigentlich immer noch nicht), dass soetwas einfach an ihm vorbeigehen würde, als wäre nichts gewesen. Dass all die schlimmen Dinge, die unsere Ehe prägten und prägen, nicht schlimm genug sind, um an sich zu arbeiten.
    Jede Form von "Hilfe" von meiner Seite hat nie etwas bewirkt bei Fred. Sei es die Hilfe nach der Suche einer GA-Gruppe, die Begleitung zum Therapeuten (drei mal hat er die Thera nach wenigen Tagen abgebrochen) noch die Regelung seiner Schuldabtragung, noch irgend etwas von all den Dingen, die ich versucht habe. Es hat keinen Sinn!

    Ich bin jetzt endlich dabei, mich innerlich von ihm zu lösen, um dieser Qual endlich ein Ende zu setzen, für mich wenigstens.
    DAS ist das einzige, was ihn hellhörig werden lässt.

    Nein, Gerri, Hilfe von Angehörigen ist nicht möglich. Was im Kopf und der Seele eines Süchtigen vor sich gut, müssen Angehörige nicht verstehen. Sie müssen, das ist viel wichtiger, lernen sich davon abzugrenzen und dem süchtigen Menschen seine Eigenveranwortung nicht abzunehmen.

    Lieben Gruß
    Heide

  4. #4
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    Hallo Heide,
    danke für deine Antwort und die Schilderung deiner Situation.
    Natürlich..Hilfe kann auch Reaktion sein..möchte das nicht an einen Wort geknüpft sehen.
    Über längere Zeit haben wir uns jetzt gelesen - und viele deiner Eintragungen
    haben mich sehr zum Denken veranlasst. Kaum eine jedoch mehr als diese hier.
    Ich bin mir deiner Situation bewußt, weiß worum es geht und wollte mich ursprünglich mit dir darüber auch austauschen. Nachdem ich drei oder viermal versucht habe eine Mail zu schreiben, wurde mir bewußt, das ich dir in deiner Situation nichts raten kann - nein auch nicht in der Lage bin irgendeinen Zuspruch zustande zu bringen. Zu emotionell war ich mit der Situation befaßt, die ich in ähnlicher Form leider durchleben mußte.
    Es tut mir leid, das ich das nicht konnte oder kann - und mir ist bewußt. das du nicht Mitleid brauchst oder willst.
    Wir haben dich alle hier als eine starke Angehörige erlebt,die bis ans Ende ihrer Kraft gegangen ist, um eine Reaktion - oder auch Wirkung auf "ihren Spielsüchtigen" zu erzielen.
    Ich denke aber nicht, das all dein Tun einfach so verpufft ist. Nein, es hat bestimmt nachhaltigen Einfluss auch aus deinen Mann genommen - auch wenn es in der jetzigen Situation leider nicht zum Tragen kommt.
    Es sind nicht immer nur Illusionen, die sich der Mitbetroffene hingibt. Bei so manchen mir bekannten Süchtigen hatten die Angehörigen schon ein enormes Mass an Wirkung erzielt.
    Das soll nicht heißen, das ich dir nicht Recht gebe.Vermutlich liegt es an die Einsicht des Suchtkranken wirklich an sich zu arbeiten. Ist der Wille und die Einsicht nicht da, wird wohl keine Möglichkeit einer Hilfe bestehen.
    Da schließ ich auch die SHG oder eine Therapie mit ein - ohne den tatsächlichen Willen des Süchtigen zur Veränderung wird sich nichts bewegen.
    Wie ich ja auch im ersten Eintrag dieses Threads deutlich machte, wird der Angehörige wohl bei der ersten Konfrontarion mit der Spielsucht in der Regel total überfordert. Er ahnt nicht, was alles auf ihn zukommen kann - und oft leider auch zukommen wird. Er ist hilflos, wenn er sich nicht Unterstützung und Wissen aneignet.
    Mir ist klar, das du da nichts versäumt hast..du hast nach meinen denken wirklich alles versucht und getan. Es macht mich traurig...und ich verstehe Fred nicht. Es ist doch nicht möglich, das sich ein Mensch voll seiner Sucht ergibt...das es augenscheinlich das wichtigste in seinen Leben bleibt.Ich kann doch nicht mein eigenes Sein dieser Sucht unterwerfen...ich habe als Suchtkranker die Pflicht an meiner Genesung voll zu arbeiten....

    Woran erkenne ich, das ein Suchtkranker wirklich was tun will ?
    An die Bereitschaft ALLES zu tun, um die Sucht zu begegnen - da ist kein Weg zu lang - und keine Forderung zu hoch - geprägt von innerer Bereitschaft den eigenen Alltag mit Lügen und Hintergehen zu beenden.Das sind für mich die Voraussetzungen meine Sucht zu überwinden.

    Heide aus deinen Zeilen spricht nicht nur tiefe Enttäuschung - sondern auch der Schmerz, den du erfahren hast, ist greifbar.
    Ich wünschte mir, das du die Herausforderung für dich annimmst - an dich denkst. Niemand hat das Recht, dir dein Leben zu zerstören - dich mitzuziehen in der Gefangenheit einer Sucht.

    Ja, es ist an der Zeit, an dich zu denken - es ist nicht mehr aufschiebbar - auch wenn die Situation anderes vorzugeben scheint.

    Lieben Gruss
    Gerri

  5. #5
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    hallo heide,

    ich las grad deinen beitrag und dachte, ich hab da ein ganz ähnliches gefühl. ich hab jahrelang alles gemacht um meinem mann zu helfen. jetzt ist er seit 3 wochen in einer therapie und das lügen und sich selber beschummeln nimmt weiter seinen lauf.

    das gefühl, das in mir bleibt ist: unglaubliche müdigkeit und leere. das gefühl, alles was ich gemacht hab, war komplett umsonst.

    ich hab mir und den anderen im andern die frage gestellt: wie tief ist eigentlich tief ? wie tief noch ? wann reicht ein tief ?

    ich hab keine ahnung.

    ich weiß bloß, das es höchste eisenbahn ist, meinen eigenen popo zu retten :)

    lieben gruß und viel kraft dir

    julia

  6. #6
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    Hallo,
    nun, es ist mir schon klar, das sich in dieser Rubrik eher Menschen melden, wo viel Hilfe augenscheinlich nichts bewirkt hat.
    Aus den Reihen der Betroffenen (meinetwegen auch Süchtigen ) will und muß
    ich hier aber einmal mehr deutlich machen, das es auch anders geht - und das dieses anders gehen wohl eher der Regelfall ist.
    Schade das sich bisher niemand von den Mitbetroffenen meldet, wo es positiv ausging.
    Das ist aber auch klar ...diese Mitbetroffene sehen keine Veranlassung sich mit diesem Forum zu beschäftigen.
    Jetzt könnt ihr sagen, er will schön reden. Ich sage nein.
    In meiner damaligen Selbsthilfegruppe war von 6 Pärchen nicht eines dabei, wo es nicht funktionierte - wo die Beziehung durch das aufeinander zugehen deutlich gewann.
    Es mag sein, das es Suchtkranke gibt, denen augenscheinlich nicht zu helfen ist.Aber über den eigenen Horizont geschaut, und real beurteilt, müßtet ihr
    erkennen, das es oft anders läuft als es bei Euch der Fall ist.
    Natürlich ist es wichtig für Mitbetroffene das sie ihr eigenes Ich nicht vergessen - was allzuoft und gerne getan wird.
    In meiner Partnerschaft hat die Hilfe funktioniert.
    Bei vielen anderen - auch bei Menschen, die sich auf Forumsebene bewegen ebenfalls.
    Ich denke schon, das du Julia und auch Heide manche Sachen etwas verzehrt seht. Natürlich auf Grund Eurer gemachten Erfahrungen.
    Es ist nicht so, das ich diesen Thread eingeben habe um Frustabbau - der bestimmt sehr gut ist - hier neuen Vortrieb zu geben.
    Der findet an anderen Stellen dieses Forums oft statt - da muß ich Heide recht geben.
    Eine sachliche Diskussion - wie angestrebt - was kann ich eigentlich verbessern - unter der Voraussetzung es ist gewollt - findet einmal mehr wohl nicht statt.
    Der Spielsüchtige ist nicht so wie von Euch geschildert. Ich vermisse die Einbringung dessen, was Euch so lange bei ihm gehalten hat.
    Schade das es jetzt so rüberkommt , als wenn er es eigentlich gar nicht wert war. Aber warum ? Ist er als Mensch weniger Wert, weil er spielkrank ist ?
    Sind nicht Kranke in unserer Gesellschaft nicht ohnehin schon immer weniger Wert ?
    Das sich Mitbetroffene ausgebootet und ausgenutzt fühlen - ich kann es verstehen. Das sie sagen ich kann nicht mehr - ich bin wahnsinnig verletzt und enttäuscht auch.
    Das sie den Suchtkranken das Menschsein leider öfters absprechen allerdings nicht. Darin sehe ich auch ein eigenes Fehlverhalten des Mitbetroffenen - sich bei aller Hilfe zu wenig um sich selbst gekümmert zu haben - nicht zu erkennen, wo die eigenen Grenzen sind.
    Auch das ein Grund diesen Thread zu eröffnen. Nicht weil nicht schon an anderer Stelle geschildert - sondern weil nie wirklich eine Diskussion entstand,was kann ich eigentlich tun, um überhaupt zu helfen - und ist mein Vorgehen richtig. Dazu gehört natürlich auch das Bewußtsein die eigenen Möglichkeiten nicht zu überschreiten. Beim Spieler in jeglicher Hinsicht - auch in finanzieller.
    Nein, versucht trotz Eurer gewaltigen Enttäuschung nicht alles ins negative zu kehren. Erinnert Euch, was ihr mal geliebt hat an den Menschen, den ihr heut nur noch Spieler nennt.
    Danke
    Gerri

  7. #7
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    noch ein Satz:
    Ich denke, das nicht ein "Spieler" veränderbar ist.
    Wohl aber der Mensch, der sich hinter dem "Spieler" verbirgt.
    Je mehr dieser Mensch in dem Vordergrund geholt wird - wie das auch immer geschehen kann - je kleiner wird der "Spieler" in diesen Mensch.
    Nein - Spieler sind nicht veränderbar - wohl aber Menschen.
    Ein wichtiger Ansatz muß daher sein das "Mensch Sein " im Spieler fördern -
    Das Mensch -Sein in mir selbst als Spieler aber auch zu suchen -und zugeben das ich Mensch bin - mit vielen Schwächen und Unzulänglichkeiten.
    Dazu habe ich das Recht als Mensch...als Spieler verbiete ich mir das Recht zur eigenen Schwäche...rede mir ein unbesiegbar und stark zu sein ..ein wahn...ich bin es nicht... ich bin MENSCH.
    Gerri

  8. #8
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    hallo gerri,

    ich denke nicht, das ich das zu sehr ins negative zerre. vielleicht einfach mal zu meiner geschichte. wir sind seit 7 jahren verheiratet, mein mann und ich. er spielt seit etwa 20jahren. bis vor kurzem war er extrem starker raucher und hat regelmäßig in größeren mengen alkohol getrunken. zur zeit ist er in einer klinik zur therapie.
    außer mehrfachsuchterkrankung ist ads sowie eine form narzisstischer persönlichkeitsstörung diagnostiziert worden.

    ich selber beschäftige mich mit dem thema spielsucht, sucht generell als angehörige seit über 6 jahren. außer für mich selber hat das nichts gebracht. und zwar definitiv gar nichts.

    vielleicht darf ich dein thema trennen. in: welche hilfe ist durch angehörige möglich.............. und: welche hilfe ist durch angehörige möglich, wenn der süchtige selber genesung will............

    ich bin keineswegs eine frustrierte angehörige. oder seh generell dinge einseitig. als ich vor 6 jahren in ein anderes forum fand, hab ich dort alle, die ähnliche worte hatten wie ich jetzt belächelt und wußte es besser. liebe kann alles, dachte ich.

    liebe ist nichts gegen sucht: denke ich jetzt.

    da geht es jetzt auch nicht mehr darum, ausschließlich IHM zu helfen. da geht es auch und in erster linie um mich selber.

    du fragst, was in der zwischenzeit war. zwischen der erkenntniss, er ist süchtig und heute 6 jahre später. ganz easy: dazwischen war leben. ein job, eine schwangerschaft eine krebserkrankung bei mir, viel stress bei ihm/uns in der firma und ein kind das ich eigentlich alleine großziehe. dazwischen waren hunderte hirnwindungen und bemühung um ihn und um uns und um einen schritt in richtung genesung. ich bin mit jedem erdenklichen versuch gescheitert. und zwar komplett. jeder, der mir vor 6 jahren gesagt hat, du wirst alleine nichts erreichen: hatte recht.

    dir ist das zu negativ ? seh ich nicht so. ich hab inzwischen verstanden das ich ein recht auf glück habe. auf ein gesundes leben. das es mich in dem ganzen suchtprogramm auch noch gibt und ich wichtig bin.

    keine sorge, ich hab nicht vor, süchtigen allein den schwarzen peter in die schuhe zu schieben. ein kollege aus einem anderen forum hat mir vor vielen jahren vorgeworfen, angehörige haben einen krankheitsgewinn aus der sucht ihres süchtigen. inzwischen hab ich für mich kapiert, worin meiner liegt. und was von meiner seite aus dazu beigetragen hat, diese beziehung aufrecht zu erhalten.

    aus meiner geschichte heraus kann ich dir nur sagen, es ist weder erleichterung noch hoffnung für mich in seinem klinik aufenthalt. auch das ist wieder eine flucht, ein spiel und keine genesung. erlügt und betrügt mich nach wie vor. bloß das ich jetzt noch on top vorgehalten bekomme: WAS er alles unternimmt, um seine familie zu retten.
    er geht vormittags in die therapie und sitzt nachmittags im ort in der halle und zockt.

    vielleicht hast du dir eine andere antwort gewünscht, aber ich hab nur die

    lg
    julia

  9. #9
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    Hallo Julia,
    nein ich habe mir keine andere Antwort erwünscht - sondern möchte schon, das du deine persönlichen Erfahrungen erzählst.
    Vom Honig ums Maul schmieren, davon haben wir letztlich alle nichts.
    Nur du erzählst von den starken Raucher..dem Trinker ..dem Spieler...dem Mann der Therapien macht und doch irgendwo auf der Strecke bleibt.
    Nein mir ist das nicht zu negativ..es ist leider wohl Eure Realität.
    Es macht mich schon traurig, wenn ich solche Erfahrungsberichte lese - und gerne wünscht ich für Euch, das du positiver berichten könntest.
    Auch mit der Themenunterteilung..ja, auch der Idee könnte ich was abgewinnen.
    Nur frage ich, wo der Mensch geblieben ist, der bei dir ja auch Gefühle und Liebe auslöste.
    Ich denke, den gibt es nach wie vor - wenn auch verschüttet unter einer vermutlich nicht wegzuräumenden Lawine.
    Wenn dem nicht so wäre, würden ja alle deine Anstrengungen null Sinn ergeben.
    Man hilft keinen Spieler oder Trinker...das kann man nicht.
    Was man will ,ist doch den Menschen helfen, der sich verkriecht hinter sein Spieler - oder Trinkerdasein.
    Wenn es keine Hilfe gebe - ich würde dir nicht diese Zeilen schreiben, wäre der gleiche Spieler wie früher,verschanzt hinter seiner Sucht.
    Es stört mich - das gebe ich offen zu - wenn von den Spielern gesprochen wird und die Auswirkungen des Spiels. Nie ..oder sehr selten wird hinterfragt, wer ist denn dieser Mensch, über den ..entschuldige..derart der Stab gebrochen wird.
    Und bei allen Enttäuschungen und Kummer der Mitbetroffenen -bei ihren ganzen Leid, welches sie mittragen...der Spieler ist es, der seine eigene Persönlichkeit durch die Sucht einbüßt..der immer wieder versucht seine Sucht einzudämmen - auszumerzen . zu besiegen - und oft dabei unterliegt.
    Ja, es tut uns weh...bis tief in die Seele...auch die Verletzung an Euch......und flüchten uns wieder in unsere Sucht, wenn dieser Schmerz zu groß wird. Ein nicht enden wollender Kreislauf ...manchmal scheinbar nicht zu durchbrechen,aber schon oft durchbrochen worden ... auch durch den Beistand und die Hilfe des Angehörigen.
    Nein, auch unsere Seele weint - glaubt es mir...es tut uns oft so weh, so zu sein, wie wir sind...und ganz besonders wenn wir sehen das unsere Familien ..unser ganzes sein - sich immer mehr von uns distanziert - wenn auch zum Selbstschutz.
    Es kann ein gemeinsamer Weg aus diesem Elend führen..manche haben es gezeigt...
    Lieben Gruß
    Gerri

  10. #10
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    Standard AW: Welche Hilfe ist durch Angehörige möglich ?

    Hallo Gerri,

    ich habe mittlerweile viel über dich in diesem Forum erfahren und meine Achtung dir gegenüber und was du in Sachen Suchtarbeit hier leistet imponiert mir ungemein. Wie schaffst du das nur zeitlich?! Sicher ist deine „Arbeit“ hier auch eine Art Nach-Therapie für dich! Das soll kein „Geschleime“ sein:-) Du kannst dich vielleicht noch an unsere kürzlich geführten „Duelle“ erinnern – es tat mir gut, denn es gibt nur sehr wenige Menschen, mit denen man auch konstruktiv „streiten“ kann!:-))) – daran muss ich denken, wenn ich den Dialog zwischen Julia und dir hier lese…

    BEIDE Meinungen kann ich teilen, das ist überall was dran! Ich bitte jedoch zu bedenken, dass das Problem nicht funktionierender Partnerschaften nicht NUR in der Sucht steckt. Weshalb werden Menschen spielsüchtig? Welche Charaktereigenschaften begünstigen diese Sucht? Oder auch: welche Charaktereigenschaften werden durch die Sucht verschleiert und kommen während der Therapie klar und deutlich zum Vorschein…? ... diese Erfahrung mache ich gerade.
    Z.B. sind (außer LIEBE und einiges anderes) Zuverlässigkeit, sich an Absprachen halten, Vertrauen nicht nur nehmen sondern auch geben, m.E. Grundvoraussetzungen einer funktionierenden Partnerschaft. Und diesem wirkt mein Partner (7. Woche in der Klinik) ständig entgegen! Ich bin total enttäuscht und wütend über meine blinde Blödheit! Wie konnte ich nur glauben, dass daran nur die Sucht Schuld sei? Ich muss ihn regelrecht anwinseln, bei mir Vertrauen aufzubauen, was er zerstörrt hat – er sieht es nicht ein! Er fühlt sich gegängelt und genervt, wenn ich ihn z.B. darum bitte (wenn er wieder daheim ist), mir Bescheid zu geben falls er sich mal 1 Std. verspätet. Sind das nicht höfliche Selbstverständlichkeiten in einer Partnerschaft? Muss man ständig darum bitten?
    Mein Partner ist jetzt auf einem anderen Ego-Trip. Um mich vor seinen vielen Verletzungen zu schützen, möchte ER jetzt die „Trennung auf Zeit“ – dies hat er mir vollkommen unvorbereitet an den Kopf geknallt, ich verstand die Welt nicht mehr und wache langsam auf. Ich wäre praktisch Ballast für ihn, weil er jetzt SEINEN Weg sucht. Er weiß weder welchen Job er später suchen möchte, noch wo er leben möchte, er hat keine Motivation sobald wie möglich seinen Kram bei mir abzuholen – deshalb erwartet er ja auch, dass ich mich weiterhin ums stopfen seiner Finanzlöcher kümmere, ihm Taschengeld überweise und für seinen „Notfall“ daheim für ihn das „Nest“ gemütlich halte. Wenn er ruft, soll ich für ihn da sein – wenn nicht, möchte er seine Ruhe! Und was ist mit mir???? Ich wäre seine große Liebe und er hofft, dass wir nach dieser Trennung wieder zusammen kommen.
    Tja, nun mache ICH mir meine Gedanken. Ich habe es satt so ausgenutzt zu werden! Bin mir recht sicher, dass ich ihm irgendwann dankbar für diesen Wink sein werde – ich möchte dieses Leben nicht mehr. Es ist schwer, denn auch ich liebe ihn sehr, aber das reicht eben nicht immer. ER ist SO und ICH eben anders – unsere Vorstellungen einer Partnerschaft passen einfach nicht. Die Sorge um die Spielsucht hatte alles verschleiert, jetzt wird manches klarer.
    Bei den vielen Diskussionen um Sucht und Partnerschaft, bitte ich euch darum nicht zu vergessen, dass nicht NUR die Sucht zum Scheitern einer Beziehung führt – manchmal passt es eben nicht und man merkt es erst viel später….

    Alles Liebe für euch.

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