Hallo alle Mitleidenden !

Auch ich bin nach 6 Jahren jetzt endgültig aus meinem Dornröschenschlaf nicht wach geküßt,
sondern wach georfeigt worden. Um mit meiner Wut und meiner Enttäuschung fertig
zu werden habe ich mich in diesem Forum registrieren lassen, weil ich hier Kontakt zu Menschen
suche, die mich verstehen können und wissen, was es heißt einen spielsüchtigen
Partner zu haben bzw. loslassen zu müssen.

Vor 14 Tagen hat mein Lebensgefährte (?) das Spiel mit mir beendet, weil seine Rechnung nicht
aufgegangen war.
Unsere Beziehung (?) verlief wie folgt:

getrennte Wohnungen
Mittwochs besuchte Mister Wunderbar mich um sich eine köstliche warme Mahlzeit abzuholen, meine
Wohnung liegt auf dem Weg von seinem Arbeitsplatz zu seiner Wohnung
die Wochenenden verbrachten wir ebenfalls ausschließlich in meiner Wohnung, ich kaufte ein und
versorgte Mister Wunderbar mit allem was ein Mann so braucht
seine T-Shirts ( die ich ihm besorgt hatte ) lagen frisch gewaschen und gebügelt im Schrank,
die Wohnung war blitz blank geputzt
Die Wohnung von Mister Wunderbar war nicht besonders nett eingerichtet. Wenn ich einmal dort
sein durfte, fühlte ich mich weder willkommen noch erwünscht. Es war immer
eine kühle Atmosphäre und Mister Wunderbar wirkte angestrengt. Es fiel ihm schwer zu geben und
er erreichte durch sein Verhalten was er wollte: Wir verbrachten die
Wochenenden bei mir !
Mister Wunderbar erschien Freitags nachdem er den wöchentlichen Besuch bei seinen Eltern ( sie
unterstützen ihn finanziell obwohl er es eigentlich nicht nötig hätte ! )
und seinen Wocheneinkauf für sich erledigt hatte mit einem alten verdrecktenEinkaufsbeutel in
dem er seine Wochenendutensilien verstaut hatte: Zigaretten, Fernsehzeitung,
nach 3 Jahren dann auch auf meine Aufforderung hin eine frische Unterhose und ein paar frische
Socken. Eine Jogginghose, die ich ihm geschenkt hatte war bei mir deponiert.
Ich habe Mister Wunderbar 6 Jahre lang ausschließlich in dieser Hose und einem weißen T-Shirt
erlebt. Die gleichen Sachen trug er wenn er der einzige, regelmäßige Tätigkeit
( für die ich ihm auch noch dankbar sein mußte ) dem Rasenmähen nachging. Danach ließ er es
sich in der Badewanne gut gehen während ich ein köstliches Mahl in der Küche
zubereitete. Danach war dann Fernsehen angesagt bei einem schönen Glas Rotwein.
Wir gingen nie aus, haben keine Freunde besucht, wenn Besuch kam, war das Mister Wunderbar
nicht so ganz recht, aber er verstand es gut dieses durch eine übertriebene
Freundlichkeit zu überspielen.
Kein gemeinsamer Urlaub, wenn, dann verbrachten wir die Zeit bei mir. Mister Wunderbar hielt es
aber keine Woche mit mir gemeinsam aus, mußte zwischendurch immer
in seine Wohnung fahren. Wenn ich ihn bat mit mir etwas zu unternehmen hieß es nur: dazu habe
ich keine Lust ! Manchmal versprach er es, hielt es aber niemals ein.
Sonntags verließ Mister Wunderbar mich pünktlich um 17:30 Uhr und legte mir gönnerhaft 20,--
EUR auf den Tisch.
An den Tagen an denen wir uns nicht sahen, telefonierten wir um 22:15 Uhr und redeten nur über
belangloses Zeug. Gespräche über eine gemeinsame Zukunft fanden nicht
statt. Wenn ich es versuchte blockte er sofort ab. Er könne es sich nicht vorstellen sich
überhaupt irgendwann einmal fest an eine Frau zu binden vielleicht mal mit 60.

Daß Mister Wunderbar seit seinem 18. Lebensjahr in die Spielhalle zieht, hatte seine Schwester
mir bereits zu Anfang unserer Beziehung (?) erzählt.
Das konnte ja nicht so schlimm für mich werden, ich war ja bereits 8 Jahre mit einem
Alkoholiker verheiratet gewesen !

Ich habe mehrere Versuche gestartet ihn dazu zu bewegen eine Therapie zu machen. Er wollte
nicht, machte mich zu seiner Kontrollperson und übergab mir seine Bankkarte.
Es klappte ca. 1 Jahr ( das war eine gute Zeit ! ) dann war die Karte plötzlich verschwunden.
Aber ich reagierte nicht ! Meine Drohung ihn zu verlassen machte ich nicht wahr !

Irgendwann war es mir dann egal was er mit seinem Geld machte und ich redete mir ein, daß das
nicht mein Problem ist. Solange wir nicht zusammen leben, kann mir
doch garnichts passieren !
Dieser Irrtum ist mir jetzt bewußt geworden !
Wie bereits erwähnt, war von einem Zusammenleben nie die Rede gewesen. Meine finanzielle
Situation hat sich relativ kurzfristig sehr stark verbessert und ich plane mir
ein Haus zu bauen. Und jetzt plötzlich möchte Mister Wunderbar sich beteiligen in der Höhe wie
es ihm möglich ist und mit mir zusammen leben !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Da soll auf einmal Nähe möglich sein !!!! Ich war nur noch geschockt, entsetzt und habe ein
klares NEIN erwidert. Gefühlsmäßig durch den Fleischwolf gedreht, habe
ich Mister Wunderbar gebeten mich allein zu lassen, damit ich wieder zu mir kommen kann. Er
ging, wutschnaubend und meinte er habe jetzt die Schnauze voll ich
solle ihn nie wieder anrufen !
Ich habe immer gefühlt und gewußt, daß irgendetwas nicht stimmt. Ich habe immer gedacht, daß
sich das Spielen eines Abhängigen in der Spielhalle abspielt oder
vor dem Computer. Ich habe jetzt endlich erkannt, daß Mister Wunderbar mit mir sein größtes
Spiel gespielt hat. Ich erkenne seine Strategien, die ich all die Jahre
vermutet habe, aber diese Gedanken erfolgreich verdrängt habe.

Ich fühle mich schrecklich, bin wütend auf mich selbst, daß ich meinen Gefühlen nicht vertraut
habe. Mir war schon so lange klar, daß dieser Mensch es mit mir
nicht gut meint, aber ich habe es einfach nicht geschafft mich von ihm zu trennen.

Nun ist es gut, daß er mir diesen Schritt abgenommen hat. Ich fühle Erleichterung, fühle, daß
ich mein Leben zurückhabe. Hoffe, daß er mich in Ruhe läßt und
nicht wieder nach ein paar Weichkochwochen mit Dackelaugen vor meiner Haustür steht. Aber dann
bleibe ich konsequent und schicke ihn zurück in seine Wüste !

Habt Dank, daß ich mich hier ausweinen durfte !


Grüße Mary Lou