Hallo Nane,

ich hatte mich schon gewundert, dass du in deinem Thread gar nicht auf meine Antwort eingegangen bist....nun schreibst du, du hättest keinen Rat bekommen.
Gut, dann sag ich mehr dazu, vielleicht hilfts ja:
Als ich endlich Klarheit über die Spielsucht meines Mannes bekam, war jahrelang schon viel Vertrauen und Gefühl kaputt gegangen.
Seine Lügen und Diebstähle, der Vertrauensbruch und das ständige Überschreiten meiner Grenzen habe ich mir lange gefallen lassen.
Ich wusste nicht, was los ist, was mein Mann mit den vielen hundert Euro im Monat macht...auf meine Fragen bekam ich nur ausweichende Anworten...und ich habe mich endlos hinhalten lassen.
Jahrelang.
Als ich dann endlich wusste: er ist spielsüchtig, habe ich auf den Rat vieler trockener Spieler und Angehöriger hier im Forum die Finanzen allein in die Hand genommen, habe meinem Mann alle Vollmachten entzogen, ihn in die GA-Gruppe geschickt...also Kontrolle ausgeübt und dafür gesorgt, dass er uns nicht weiter finanziell das Wasser abgräbt.
Genaugenommen habe ich zwar gehandelt, aber blieb in meinem lang eingeübten Co-Verhalten stecken, indem ich ihm eigene Entscheidungen abnahm und alles für ihn regelte. Heide hat telefoniert, verhandelt, gemacht.....wie immer.
Aber es war wenigstens ein Anfang.
Nachdem ich feststellen musste, dass seine Beteuerungen, Therapie zu machen, nie ernst gemeint waren und er eine nach der anderen abbrach, habe ich mir erst Gedanken über mein eigenes Verhalten gemacht.
Weil ich absolut ratlos vor diesem Berg aus Enttäuschung und Unscherheiten stand, habe ich mir eine Psychotherapeutin gesucht, mit deren Hilfe ich allmählich Abstand zu den Problemen meines Mannes gefunden habe.
Das ist eine schwere Sache für einen Menschen wie mich, die immer die Schwierigkeiten anderer zu ihren eigenen gemacht hatte. Eine echte Neurose...:-/
Ich habe gemerkt, dass es auch an mir lag, dass er so handeln konnte. Das ich es in der Hand habe, ob mein Leben so weitergeht oder eben nicht.
Mit der Zeit gelang es mir nun immer besser, meinem Mann seine Probleme zu lassen, meine Grenzen zu verteidigen und dafür zu sorgen, dass es mir besser geht. Den Blick von ihm auf andere Dinge zu richten, meine Lebensfreude zu stärken, indem ich mir Unterstützung suche und Rückzug erlaube. Das hat mich gestärkt.
Ein großer Schock war dann seine schwere Erkrankung, da wäre ich an meinen Schuldkomplexen fast wieder zerbrochen. Aberich habe bald gemerkt: mein Weg ist richtig, auch jetzt noch.
Dass es funktionieren kann, mich auf mein eigenes Leben zu konzentrieren und meinen Helferkomplex in den Griff zu kriegen, konnte ich mir am Anfang gar nicht vorstellen.
Für mich waren die Rollen klar: er (der Böse) macht mein Leben kaputt....also leide ich (die Gute) und versuch ihn zurück in die Bahn zu bewegen...inzwischen weiß ich, dass ich nur für mich verantwortlich bin und keine Schuldgefühle haben muss, wenn ich ihm seine Sucht lasse und meine Grenzen ziehe, anstatt immer wieder sein Leben zu leben.

Die Hoffnung, doch noch mal wieder vertrauensvoll zueinander zu finden, ist minimal, aber ich habe jetzt die Zuschauerposition eingenommen.
Ich bin für ihn da wie eine Freundin, lasse aber nicht mehr so viel Gefühl zu und mache klar, was ich mir von ihm wünsche und was Voraussetzung ist, um weiter miteinander leben zu können. Ich erwarte von ihm ernsthafte und erfolgreiche Arbeit an sich selbst.
Er kennt die Alternative: entweder ändert sich sein Verhalten generell oder er ist seine Frau los. Das sind keine leeren Drohungen - ich meine das sehr ernst.
Es ist für mich einzige Weg, um mit der derzeitigen Situation umgehen zu können.
Die Therapie und die Tips aus diesem Forum haben mir gezeigt, dass ich kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn ich meinem süchtigen Mann meine Grenzen zeige. Diese Schuld- und Verantwortungsgefühle waren der Grund, warum ich dieses jahrelange Desaster so lange durchgehalten habe...nun ist Schluss damit.
Also, Nane, DAS sind meine Erfahrungen, vielleicht kannst du für dich etwas herausziehen.... Ich kann deine Gefühle des Im-Stich-gelassen-Seins gut nachvollziehen, weiß nur leider auch keinen allgemeingültigen Rat, um damit besser umgehen zu können.
Nur eben dies: konzentriere dich auf dich selbst und überlasse ihm seine Arbeit an sich selbst.....vielleicht kriegt er es hin und ihr habt noch eine lange, glückliche Zukunft vor euch.
Ich wünsche es Dir sehr .....aber eine Garantie gibt es nicht.

Lieben Gruß
Heide