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Thema: Spielsucht und LÜGEN

  1. #1
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    Standard Spielsucht und LÜGEN

    Schönen guten Morgen!

    Ich hätte eine Bitte:
    Ich würde gerne etwas zum Thema "Lügen" von euch erfahren.

    Dass Lügen anscheinend ein Symptom der Sucht ist, hab ich ja hier schon gelesen. Aber ich würde gern mehr darüber erfahren.

    Ich mein, ich verstehe ja gewisse Lügen.
    Ausreden, Notlügen, das ist kein Thema.
    Ich verstehe solche Lügen wie z.B.: "Ich habe nicht gespielt", "Ich habe keine Schulden", ich verstehe, wenn jemand nicht zugeben will, dass er ein Problem hat, oder was das Problem ist.

    Was ich nicht verstehe, warum ich über Alltagsdinge belogen werde, die eigentlich keinen Unterschied machen, Banalitäten die mir eigentlich egal wären - wie z.B. "ich war lange fort gestern" oder "mein Sohn hat mich gestern besucht"...

    Ich weiß, keiner hier kann mir konkret diese Lügen erklären, aber ich würde gern von euch erfahren, in welchen Bereichen ihr gelogen habt, und vor allen Dingen warum.
    Wie gesagt, es geht nicht um Ausreden, und auch nicht um Lügen die mit der Sucht an sich zu tun haben, sondern um die "unnötigen".


    Wäre euch wirklich dankbar, wenn ihr mir von EUCH erzählen würdet - denn ich versteh das einfach nicht.

    Alles Liebe
    Leilani

  2. #2
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Hallo Leilani,

    ich kenne das Lügen aus meiner aktiven Zeit sehr gut und versuche, es Dir aus meiner Sicht zu erklären (nicht es zu entschuldigen). Ich habe 20 Jahre gespielt und gelogen, was das Zeug hält und nicht nur, wenn es um die Sucht ging, sondern auch wenn es um Banales und Unnötiges ging. Für mich lautet die Erklärung einfach, das das Lügen der "einfachste Weg" war. In all der Zeit hat die Lüge für mich Ihren Schrecken verloren - es war nichts "Schlimmes" mehr, so wie man es in der Kindheit, in der Erziehung vermittelt bekommt. Wie sicherlich viele andere Spieler auch, ist die Lüge zu einer 2. Natur geworden. Ich konnte aus dem Stand, in Bruchteilen von Hundertstel Sekunden eine Lüge kreieren, ohne dabei rot zu werden. Das Verheimlichen des Spielens, der Schulden und all der Verabredungen etc. die ich nicht eingehalten hatte, wurden durch die Lügen gedeckt. Da das Spielen einen großen Anteil meines Lebens einnahm, wurden die Lügen allen Menschen gegenüber natürlich auch nicht weniger. Bei mir haben sich die Lügen wohl nach und nach in das tägliche Leben eingeschlichen. Und das Schlimmste daran war, es war so verdammt einfach, denn ich war ja so geübt darin.

    Ich habe vor knapp 10 Monaten mit dem Spielen aufgehört (bin zwar vor 2 Wochen 1 x rückfällig geworden), aber sonst werde ich weiterhin spielfrei bleiben. (versuche ich zumindest)
    An dem Tag, an dem ich aufgehört habe, war eines meiner größten Ziele (neben der Spielfreiheit), mit dem Lügen aufzuhören und zwar mit allen Lügen. Das war ein hartes Stück Arbeit, aber mittlerweile wird es besser. Ab und an ertappe ich mich noch immer dabei, das ich bei etwas völlig unnötigem lüge und frage mich dann, warum ? , aber wie gesagt, es ist schon viel viel besser geworden.

    Ich denke, bei mir hatte es auch damit zu tun, dass ich mit der banalen Lüge oft auch bestimmte Situationen umgangen habe, wie z.B. ich mußte mich nicht auf irgendwelche Diskussionen einlassen (was bei der Wahrheit unumgänglich gewesen wäre), ich habe mich vor anderen in einem besseren Licht dargestellt (was ich sehr oft getan habe, denn da ich mich für das spielen - die Sucht - gehasst habe, ging ich davon aus, das mich andere Menschen dann ja noch weniger leiden mögen).

    Die Lüge, sie steckte in mir drin. Aber mit der Spielfreiheit, kam auch eine wesentlich größere Lügenfreiheit. Bei mir was das spielen ohne die Lüge nicht nötig - und je routinierter ich wurde, desto einfacher und desto häufiger log ich. Und ich mußte auch erkennen, daß eine Beziehung auf der Lügenbasis nicht möglich ist. Ich konnte die letzte Beziehung zwar nicht mehr retten, aber ich kann es bei der nächsten besser machen...

    Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig von meiner "Lügenzeit" vermitteln.

    Gruß
    Maik

  3. #3
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Hi!

    Maik hat schon einiges um Lügen und den Gründen gesagt. Vielem kann ich mich anschließen. In nachträglicher Betrachtung kann ich sagen, dass es bei mir noch andere und sehr viel komplexere Gründe gab.
    Ein Grund für mein Lügen war, dass ich meine Lebensrealität und mich selbst verabscheute. Ich war überzeugt, ein anderes, ein besseres Leben verdient zu haben.
    Tief in meinem Innern glaubte ich, es stünde mir eigentlich zu finanziell völlig ohne Sorgen, allseits beliebt, attraktiv für die Frauen zu sein, die ich attraktiv fand, nicht mit einem unegliebten Job und den Forderungen meiner Mitmenschen belastet zu sein. Ich wollte den bequemsten Weg und alles, ohne Anstrengung oder Unannehmlichkeiten.
    Mein Ego war zerstört und dennoch war ich egozentrisch ohne Ende. Ich zerstörte mein Leben Schritt für Schritt und wartete irgendwie auf den "Zauber aus dem Nichts", der alles ganz plötzlich in die von mir erträumte Form zu zwingen.
    Den Bezug zur Realität, zu mir selbst und zu den Menschen um mich herum hatte ich verspielt. Es war eine Prallelwelt in der ich lebte, in der wirklichen existierte ich nur noch.

    Ich habe gelogen um zu verbergen, um mich interessanter zu machen, um zu manipulieren, um Konfrontation zu vermeiden, um mir Vorteile zu verschaffen, um Menschen gegeneinander auszuspielen, letztlich, weil mir die Lüge zur Gewohnheit wurde.
    Das griff irgendwann auf den Alltag und die Kleinigkeiten über, weil ich den Alltag so formen musste, dass er meine größeren Lügengebäude stützte. Da Lügen nur funktionieren, wenn sie nah an der Wahrheit konstruiert sind, war es unerlässlich immer kleinere Teile der Wahrheit "anzupassen".

    Das schwerste auf meinem Weg zur Spielfreiheit war, mein gigantisches Lügengerüst zum einsturz zu bringen. Offen, verwundbar und schutzlos stand ich plötzlich da. Das auszuhalten war harte Arbeit.
    Dann versuchte ich schonungslos offen zu sein. Auch das war nicht der wahre Bringer.
    Ich musste lernen, dass Ehrlichkeit nicht bedeutet mich klein zu machen. Und ich musste lernen, das auch Ehrlichkeit die selben Absichten wie Lüge verfolgen kann, nämlich andere zu manipulieren, andere herabzusetzen und all das, was ich oben zur Lüge schrieb.

    In den letzten elf, zwölf Jahren lerne ich zu verstehen, dass das Leben niemals nur Schwarz-Weiß, niemals nur Gut-Böse ist. Das Leben ist bunt.
    Heute nutze ich durchaus mal eine Notlüge, wenn die Wahrheit völlig unangemessene Auswirkungen hätte. Ich biege "meine" Realität ein wenig um, wenn ich ansonsten andere verletzen würde. Es macht einen Unterschied, wenn ich sage "Die andere Frisur war aber vorteilhafter", statt zu sagen "Du siehst aus wie ein eingetretener Briefkasten".

    Ich musste lernen, dort offen und ehrlich zu sein, wo es um meine Gefühle, wo es um meine ursprünglichste Substanz geht. Musste lernen, mir selbst gegenüber schonungslos ehrlich zu sein, meine Absichten und Handlungen klar zu sehen. Was ich vor mir selbst und meinen Mitmenschen vertreten/rechtfertigen kann, ist gut für mich.

    Lieber Gruß

    Dieter

  4. #4
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Hallo,

    und danke erstmal, für eure Antwort.
    Mir ist einiges klar geworden dadurch - ein bisschen zumindest.

    Es ist so, dass mein Freund mich pausenlos belügt - und zwar über absolut sinnlose Dinge - und der "Fluch" daran ist der, dass ich es jedesmal merke.
    Nur weiß ich ehrlich gesagt nicht so recht, wie ich darauf reagieren soll.

    Bis jetzt hab ich es eigentlich meist ignoriert.
    Meistens hab ich keine handfesten Beweise, aber ich weiß auch, selbst wenn ich die stichhaltigsten Beweise auf den Tisch knallen würde, er würde sich noch immer drehen und winden.
    In den meisten Fällen mach ich mir auch nicht die Mühe es zu überprüfen, aber hin und wieder prüf ich doch nach, und bis jetzt lag ich noch kein einziges Mal daneben.
    Nur um das klar zu stellen: Ich prüfe das nicht nach, um ihn zu kontrollieren und schon gar nicht um ihn bloßzustellen, sondern einzig und allein weil ich hin und wieder für mich selbst den Beweis brauch, dass ich mir das nicht nur einbilde und ihm vielleicht gar unrecht tue.

    Aber wenn ich ihn dann damit konfrontiere, bekomme ich nur neue Lügen vorgesetzt. In Sekundenschnelle und ohne Wimpernzucken.

    Momentan bin ich wirklich ratlos.
    99% der Lügen sind mir vom Inhalt her egal, machen inhaltlich gesehen keinen Unterschied für mich.
    Aber natürlich gefällt es mir nicht belogen zu werden.

    Drum frag ich euch:
    Hat man euch eure Lügen geglaubt, und was ist passiert, wenn ihr erkennen musstet, dass ihr aufgeflogen seid?
    Hätte es etwas verändert, wenn da jemand jedes Mal wenn ihr gelogen habt gesagt hätte:"Stop! Ich weiß, dass du lügst!"??

    Alles Liebe
    Leilani

    PS: Dieter, was du zur Ehrlichkeit sagst, ist mir wohl ein Begriff.
    Das ist ein Spiel, das ich selbst lange Zeit gespielt habe - und auch heute manchmal noch spiele.
    Was war ich stolz auf meine absolute Ehrlichkeit. Hat lange gedauert, bis ich gemerkt habe, dass ich diese tolle Ehrlichkeit so oft dazu benützt habe, andere zu manipulieren, und auch dazu, mich selbst herabzusetzen und klein zu machen (das ist am schwierigsten auszumerzen!)

  5. #5
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Hallo Leilani,

    das sind gute Fragen, die Du stellst, welche, die aber auch sehr schwer zu beantworten sind. Ehrlich gesagt bin ich mit meinen Lügen nie so aufgeflogen, das ich sie wirklich eingestanden habe. Entweder habe ich einen auf trotziges Kind gemacht, so nach dem Motto "toll, ich habe irgendwann mal gelogen und jetzt glaubt man mir gar nichts mehr". Sprich ich habe dem Anderen ein so schlechtes Gewissen gemacht, weil er mir nicht glaubt, bis er es zumindest mir gegenüber geglaubt hat. (auch wenn er es nicht wirklich tat)
    Hört sich bestimmt total verwirrt an, gell ?

    Aber wie gesagt, mein Lügengerüst hat eigentlich immer standgehalten und falls nicht, habe ich einfach noch eine Lüge oben drauf gesetzt.

    Jemand der mir aber in all den Jahren nie wirklich geglaubt hat, war meine Mutter. Ich bin mir sicher, solange sie lebt, wird sie sich wünschen, ich würde nicht mehr spielen, aber wirklich daran glauben wird sie wohl nie.....

    Ich denke Mutter und Freundin haben eine Menge gemeinsam - sie wollen an einen glauben, aber sie haben nicht nur (meistens) berechtigte Zweifel, sie spüren die Lügen auch. (Bauchgefühl)

    Was bringt es, wenn Du Deinen Freund mit all den Lügen konfrontierst ? Tja, das wirst Du wahrscheinlich erst wissen, wenn Du es tust. Die Frage, die sich mir stellt ist einfach, ist Dein Freund noch ein aktiver Spieler oder ist er in Therapie ( z.B. SHG ) ? Solange Dein Freund noch aktiv spielt, wird er auch nicht mit dem Lügen aufhören - auch nicht im privaten Bereich, denn wie Dieter schon gesagt hat, die Lügen gehören nicht nur zum Spielen, sondern auch dazu, sie selbst zu etwas machen, was man nicht ist. Zu etwas Besserem. Ich bin jetzt seit 10 Monaten spielfrei (1 kl. Zwischenfall) und noch immer arbeite ich daran, mein Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein zu einer realistischen Größe anwachsen zu lassen. Jobmäßig hätte ich das eigentlich gar nicht nötig, aber aufgrund des jahrelangen spielens und der Lügen habe ich mich vor mir selbst zu einem Nichts gemacht. Dies alles aufzubauen und auch anderen gegenüber zu zeigen - in der Realität - ohne Lügen, ist erstrebenswert, aber nicht einfach.....

    Daher von meiner Meinung aus : Ohne Spielstop, kein Lügenstop !

    Drücke Dir (Euch) die Daumen
    Liebe Grüße
    Maik

  6. #6
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Hallo Leilani,

    maik hat mir wieder vieles vorweggenommen und ich kann mich, entgegen meiner Gewohnheiten, mal kurz fassen. ;-)
    Ja, mir sind viele meiner Lügen geglaubt worden. Im schlecht sein war ich echt gut. *g*
    Es gab nicht mehr viele Menschen die mir wirklich nahe standen. Diese hatten sehr oft das Gefühl "irgendetwas stimme nicht". Aber der direkte Nachweis war schwierig. Ohne dass ich stolz darauf wäre, ich war sehr gerissen und habe mich wirklich immer bemüht ganz nah an der Wahrheit zu lügen. Dadurch konnte ich mich nicht so leicht verzetteln und es fiel leichter die gewaltige Zahl meiner Lügen noch im Gedächtnis zu halten.

    Als mein Lügengebäude zusammenbrach, weil mich mein finanzielles Desaster zwang endlich zuzugeben was mit mir los war, wurden viele dubiosen Situationen plötzlich durchschaubar.
    Auch das Lügen wurde erschwert, weil es jetzt ein Grundmisstrauen gab, welches ich einlullen musste.
    Dennoch konnte ich noch lange mit Lügen davonkommen, weil meine Angehörigen vieles einfach gerne glauben wollten. Sei es aus Bequemlichkeit, aus Selbstschutz, dem Wunsch nach einem Stück Normalität, um mir gegenüber nicht ständig den unbequemen Weg des konsequenten Handelns gehen zu müssen.

    Hätte es mir genutzt, wenn ich mit meinen Lügen wieder und wieder konfrontiert worden wäre?
    Ich glaube es, weiß es aber nicht. Vielleicht wäre ich früher gezwungen gewesen einen neuen Weg einzuschlagen. Das ist wie mit allen Was-wäre-wenn-Spielchen.
    Was wäre gewesen, wenn ich meine Arbeit verloren hätte?
    Was wäre gewesen, wenn mir niemand finanziell ausgeholfen hätte?
    Was wäre gewesen, wenn meine Fehlzeiten nicht gedeckt worden wäre?
    Überall bleibt nur ein "Ich weiß es nicht sicher".
    Aber ich glaube, man (wer ist das?) hätte mich früher zu meinem Tiefpunkt zwingen können. Doch um mich herum waren Menschen die mich geliebt haben oder zumindest mochten. Die haben menschlich gehandelt, nicht logisch.

    Du stellst viele Fragen, die um Deinen Lebensgefährten kreisen.
    Wären nicht die wichtigeren Fragen jene, die Dich betreffen?
    Warum duldest Du es ständig belogen zu werden?
    Warum willst du ihn nicht mit der Wahrheit konfrontieren?
    Welchen Gewinn ziehst Du für Dich aus Eurer Beziehung?
    Was wünschst Du Dir für Dein Leben und wie wünschst Du Dir Partnerschaft?

    Ich habe gelernt, dass ich nicht in den Köpfen anderer denken kann. Ich kann nicht für sie empfinden, kann ihr Leben nicht regeln, ihren Weg nicht bestimmen.
    Das einzige worauf ich Einfluss habe ist mein Denken, Fühlen, Handeln. Und damit bin ich auch ausreichend ausgelastet. ;-)

    Lieber Gruß

    Dieter

  7. #7
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Na, so kurz war's dann doch wieder nicht. *g*

  8. #8
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Hallo Dieter,
    du weisst ja, das man sich für jede Lüge "einmal drehen" muß. Gerade Heute ist mir wieder "schwindelig"!
    "Ansonsten verfolgt mich ständig die Weisheit - Aber ich bin schneller!"
    Lieben Gruss
    Claus

    PS: es wird Zeit, das Du deine Geschichte schreibst. Darauf wäre ich sehr gespannt.

  9. #9
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Ach Clausel,

    zu Deinem p.s., ich stecke doch noch mitten im spannendsten Teil der Handlung. ;-)
    Und ein beeindruckendes Ende hab ich auch noch nicht parat. Vielleicht sowas wie "Mit einem leisen Lächeln im markanten, wettergegerbten Gesicht gab er seinem treuen Pferd die Sporen und ritt in den Sonnenuntergang. Er wusste, er hatte diese Stadt gesäubert und war nun bereit für neue Aufgaben."?
    Ich krieg ja seltenst meine Wohnung gereinigt, hab nen Heidenrespekt vor jedem Vierbeiner, der höher als kniehoch ist und für die Wettergerbung dürft ich nicht so ein öder Bürofuzzi sein.
    Aber sonst. *g*

    Wünsch Dir einen schönen Sonnentag

    Dieter

  10. #10
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    Standard AW: Spielsucht und LÜGEN

    Hallo Maik, hallo Dieter!

    Verwirrend klingt das gar nicht, Maik, im Gegenteil es macht Sinn.

    Es gibt Dinge, die ich ihm glasklar nachweisen könnte - mit relativ geringem Aufwand. Zugeben würde er es wohl dennoch nicht, egal wie erdrückend die Beweislast, er würde dennoch versuchen sich rauszureden.

    Weißt du, Dieter, das ist einer der Hauptgründe, warum ich ihn kaum damit konfrontiere - er hat immer das letzte Wort.
    Genau wie Maik gesagt hat: "Aber wie gesagt, mein Lügengerüst hat eigentlich immer standgehalten und falls nicht, habe ich einfach noch eine Lüge oben drauf gesetzt."
    Und dazu kommt noch was:
    Ich merke, wenn er mich belügt, aber ich kann nicht hellsehen. Und oft spüre ich zwar eine Lüge, aber ich kann nicht GENAU sagen, was daran gelogen ist.

    Je mehr ich darüber nachdenke, ist es auch gar nicht die Lüge an sich, die mich so stört, sondern dass er es offenbar für nötig hält, MICH anzulügen.
    Ich weiß schon, das sagt sich leicht, aber müsste er nach fast vier Jahren nicht wissen, dass mich seine Storys nicht beeindrucken, müsste er nicht wissen, dass ich das haben will, was HINTER den erfundenen Sachen steckt?

    Aber er kann einfach nicht darauf vertrauen, dass ich ihn so haben will wie er ist, und nicht so wie er tut.
    Ich habe weiß Gott was für ihn/wegen ihm/durch ihn durchgestanden, habe ihm haarsträubende Sachen verziehen, und trotzdem rechnet er in jeder Sekunde seines Lebens damit, dass ich ihn fallen lasse...

    Und damit kommen wir auch zu Dieters Punkt.
    "Du stellst viele Fragen, die um Deinen Lebensgefährten kreisen.
    Wären nicht die wichtigeren Fragen jene, die Dich betreffen?
    Warum duldest Du es ständig belogen zu werden?
    Warum willst du ihn nicht mit der Wahrheit konfrontieren?
    Welchen Gewinn ziehst Du für Dich aus Eurer Beziehung?
    Was wünschst Du Dir für Dein Leben und wie wünschst Du Dir Partnerschaft?"

    Ich stelle mir auch viele Fragen, die mich selbst betreffen - aber die könnt ihr mir hier vermutlich noch viel weniger beantworten. In Dingen Sucht versuche ich einfach von euren Erfahrungen zu profitieren - ich hoffe ihr seht mir das nach?

    Es ist sehr wohl so, dass ich mit meinem eigenen Leben ziemlich herumwurschtle. Wie ich schon wo anders erwähnt habe, hab auch ich meine Sucht und schaffe es (noch?) nicht, mich daraus zu befreien.
    So gesehen, hab ich wohl mehr Verständnis für die Lage eines Süchtigen.
    Vielleicht auch zu viel Verständnis, wer weiß.

    Ich ziehe Gewinn aus der Beziehung - einmal in sofern, dass ich in diesen letzten vier Jahren mehr über mich, die Menschen und das Leben gelernt habe, als in den 30 Jahren davor.
    Und zum anderen, und das mag komisch klingen: Ich fühle mich mehr geliebt als je zuvor. Komisch klingt es deshalb, weil er ständig flüchtet, er versucht Abstand zu halten, er lügt mich an, zieht sich zurück und kann in diesem Versuch der künstlichen Distanzschaffung auch zunehmend grob werden.
    Gleichzeitig spüre ich aber die unglaubliche Sehnsucht in ihm, eine unendliche Liebe, auch wenn er die gar nicht haben will kann er sie trotzdem nicht unterdrücken.

    Und warum ich das alles mitmache? Warum ich es dulde belogen zu werden, warum ich mir so viel gefallen lasse?
    Ich liebe ihn. Und ich kann durch ihn hindurchsehen, wie durch eine Brille.
    Ich sehe wie klein er sich fühlt, spüre die Sehnsucht in ihm, die Angst, die Ohnmacht und wie gut es ihm tut, geliebt zu werden.
    Ich steh auf den großen, starken Kerl, der er vorgibt zu sein, aber ich liebe den kleinen ängslichen Jungen in ihm einfach ohne Grenze.

    Das mir das nicht immer gut tut, ist mir klar. Aber ich denke, da liegt das Problem mehr bei mir als bei ihm.
    Es liegt an MIR, mein eigenes Selbstbewusstsein aufzumöbeln, es liegt an mir meine Souveränität zu finden. ICH muss an MIR arbeiten, nicht an ihm.
    Aber ich muss wissen woran ich bin.
    Und ich habe (noch?) die Hoffnung, dass das eine (ich) das andere (nämlich ihn) nicht ausschließt.
    Vor mir liegt ein großes Stück Arbeit, ein steiniger Weg. Ich habe mir vorgenommen, ihn zu gehen ohne zu fallen.

    Und wenn ihr mir helft Antworten auf zumindest einige meiner Fragen zu finden, wenn ihr mir helft zu verstehen, dann ist das schon mal was.

    Alles Liebe
    Leilani

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