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Thema: Tips (nur) von Angehörigen

  1. #1
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    Standard Tips (nur) von Angehörigen

    Hallo Liebe Leittragenden,

    ich bin judith, 26 Jahre alt und tochter eines spielers.
    ich suche erfahrungen von angehörigen von spielern. und bitte nur von angehörigen.
    ausreden, erklärungsversuche,lügen und vorhaltungen hatte ich genug.
    sorry für alle betroffenen, aber niemand von euch kann die position von angehörigen verstehen.
    mein vater ist warscheinlich seit vielen jahren spielsüchtig. meine mutter hat sich das volle programm (lügen,betrügen, schmeicheln, hintergehen, schöne worte, etc.p.p) lange gefallen lassen und sich dann, obwohl sie ihn geliebt hat getrennt. ihm geht es gut, eine neue wohnung, eine neue frau. meiner mutter geht es schlecht, finanzielle existenzangst, immer wieder schlechtes gewissen und sich immer wieder rechtfertigen. niemand versteht warum man jemanden verlässt den man liebt.
    mein vater glaubt ich wäre die verbündete meiner mutter und erzählt mir nichts mehr, nur noch lockere sprüche, lügen... ich will das nicht mehr,
    aber wie trennt man sich von seinem vater, ich liebe ihn, zumindest das was er mal war und ich hasse das was er ist und was er tut.
    ich weiß, es gibt nur noch den weg jeden kontakt zu meinem Vater aufzugeben, denn so wie es ist gehe ich kaputt. der kontakt von kindern ist doch noch etwas anderes als vom partner.
    gibt es jemanden, der eine ähnliche situation hat?
    danke.

  2. #2
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    Hallo Judith,


    Menschenskind, da haust du uns gleich drei Schicksale auf einmal um die Ohren: Vater, Mutter - Tochter! Ein Knäuel, das nur schwer zu entwirren ist. Ich starte mal den Versuch ...

    Das Problem beginnt bei deinen Eltern, den Eheleuten, die ja wohl eine ganze Weile verheiratet waren, wenn ich dein jugendliches Alter bedenke. Wahrscheinlich leben sie die Probleme einer (typisch) deutschen Familie aus, nicht mehr und nicht weniger, auch wenn es sich für die Betroffenen sehr grausam anhört, anfühlt.

    In diese Problematik wurdest du hingeboren, quasi hineingezogen. Jedem der beiden Elternteile wolltest du es recht machen (was kindgerecht ist!) und stehst nun vor einem riesigen Scherbenhaufen. (Wenn die Eltern sich streiten, nehmen die Kinder seltsamerweise die Schuld auf sich, was zu schweren Traumata führen kann.)

    Ich meine, dein Vater muss seine Probleme allein lösen. Er versucht es ja bereits, eben halt auf seine Weise, so wie er es kennt, gewohnt ist, so wie er sein Leben immer gelebt hat. Seine Mitwelt (z.B. die Ehefrau) hat das bisher immer geduldig akzeptiert, ertragen. Warum also soll er sich ändern? Dazu besteht aus seiner (egoistischen Sicht) gar kein Anlass. Neue Liebe, neues Glück! (Auch wenn Süchtige m.E. nicht partnerschaftsfähig sind.)


    Deine Mutter schlägt sich derweil (oder schon ihr ganzen Leben?) mit den Problemen ihrer Kindheit herum: niedriges Selbstwertgefühl, Lebensängste (führen meist in die Gläubigkeit), vollkommen unsinnige Schuldgefühle (christliche Sünde, Himmel und Hölle) und besitzt absolut kein Abgrenzungsvermögen. So hat sie es zugelassen, dass alle Welt gedankenlos oder brutal ihre - unsichtbaren - Grenzen überschreiten durfte. Das führt zu Krieg an allen Fronten. Zum Schluss ist sie als betroffene Person völlig verzweifelt, sprich fertig mit der Welt, ohne einen Ausweg zu finden, schlägt hilflos um sich. Aber: Auch sie muss ihre Probleme allein lösen.

    Die Tochter weiß mittlerweile nicht mehr ein noch aus. Sie hasst den den süchtigen Vater, aber sie will ihn (in diesem Vater-Tochter-Konflikt) samt seiner Schwäche nicht verraten. Die Mutter ist zu zerbrechlich, um ihr Halt zu geben. Ganz im Gegenteil, die Mutter sucht Halt bei der überforderten Tochter. Auch eine Art von krankem Egoismus, um sich jedweder Veränderung zu verweigern. Deine Mutter befindet sich in der angestammten Opferrolle, die sie nicht erkennt.

    Judith, du wirst weder deine Mutter noch deinen Vater „retten" können. Du wirst auch diese chaotischen Familienverhältnisse nicht verändern können, leider. Dafür bist du viel zu jung, zu schwach, zu verwirrt. Den einzigen Menschen, den du retten kannst, das bist du selbst.

    Die „Kunst ein gesunder Egoist zu sein" (Kirschner, Autor) ist das, was du lernen musst. Du musst jetzt an dich denken. Mit 26 Jahren bist du alt genug, dich von deinen Eltern zu entfernen und ein eigenständiges Leben zu führen. Trage Verantwortung, aber nur für dich selbst. Das ist schon schwer genug!! Arbeite an einem gesunden Selbstwertgefühl (Merkle, Autor), damit du dein Leben selbst bestimmen kannst. (Wer nicht weiß, was er will, für den bestimmen die anderen das Leben.) Koppel dich vom Schicksal deiner Eltern ab, nur so kannst du Luft holen, dich regenerieren. Komm endlich raus aus der Opferrolle, die man dir zugeschoben hat.

    Solltest du dadurch ebenfalls Schuldgefühle bekommen, so sind diese so überflüssig wie ein Kropf. Durch Schuldgefühle (Selbstbestrafungen) wird die Welt nicht besser, ganz im Gegenteil. Du hast immer so gehandelt, - nach bestem Wissen und Gewissen -, wie du es konntest, auch wenn du perfekt sein wolltest. Doch niemand ist oder wird perfekt, niemals! Folge: Alles ist gut so wie es ist.

    Mein Tipp: Liebe deine Eltern, achte deine Eltern - aber nicht bis zur Selbstzerstörung. Führe ab sofort in Selbstverantwortung dein eigenes Leben! Und: Man höre und staune, das ist das Beste, was du für dich und deine Familie tun kannst!

    Herzliche Grüße
    Skarabäus


    PS: Judith, auch wenn es im Moment nicht tröstet, aber in Deutschland gibt es zigtausend Familien mit gleichen Problemen, nur die Süchte führen dabei eine andere Bezeichnung.

  3. #3
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    Hallo Judith,

    als erstes muss ich dir schreiben, du bist nicht so alleine, wie du dich im Moment wahrscheinlich fühlst. Ich als Angehörige ( Freund ist Spieler und Vater Alkoholiker) kann deine Verzweiflung gut nachvollziehen.
    Das Leben, welches deine Mutter geführt hat, führt meine Mutter leider immernoch, sie lebt immer noch mit meinem Vater zusammen und die Sucht wird immer schlimmer. Die Frage, warum man sich von einem Menschen trennt, den man liebt? Ganz einfach, man kann es nicht ertragen es anzusehen wie dieser Mensch sich alleine und langsam zu Grunde richtet! Liebe heißt auch loslassen können!
    Für mich als Kind, war das alles auch lange Zeit nicht zu verstehen, denn wie du auch schon schreibst das Verhältnis ist ein anderes. Stimmt!
    Vor ca 4 Jahren habe ich angefangen mich intensiv mit dem Thema Sucht auseinander zusetzen. Psychologen, Ärzte, Therapeuten, Selbsthilfegruppen, trockene Suchtkranke.... Bücher......
    Ich habe immer nach einer Hand gesucht, die mir sagen sollte, komm greif zu und alles wird gut! Doch auch ich musste lernen, was das Wort "machtlos" wirklich bedeutet.
    Irgenwann lernte ich dann meinen jetzigen Freund kennen, der Schock als es herauskam dass er Spieler ist, ist nicht zu beschreiben!
    Wie ein Film lief alles durch meinen Kopf, mein Vater, die Lügen, meine Mutter, die Verzweiflung, Weinen, bitten, Hoffnung, Enttäuschung, mein Freund.....
    Mein Freund hat mir selber erzählt dass er Spieler ist und Hilfe braucht, mein Vater glaubt immernoch nicht das er ein Suchtproblem hat.
    All die Dinge die ich eigentlich um meinem Vater zu helfen "gelernt" hatte, konnte ich bei meinem Freund positiv umsetzen, er ist seit einem halben Jahr in Therapie. Und ich glaube an ihn!
    Bei meinem Vater, habe ich es auch bis heute nicht geschafft ihn fallenzulassen! ich versuche aber immer wieder ihm klarzumachen, dass ich ihn liebe, aber das was er tut hasse und nicht akzeptiere.

    Ich bin mir sicher, dass mir das Fallenlassen meines Partners leichter gefallen wäre, als das meines Vaters.
    Leichter ist für mich die Situation geworden, als ich angefangen mein Leben alleine in die Hand zu nehmen. Nicht mehr so oft zu meinen Eltern zu fahren usw. Meine eigenen Beschwerden, Magen, Schlafstörungen, Angstzustände usw. habe ich dadurch auch besser in den Griff bekommen.

    Habe lange über deine Situation nachgedacht.
    Frage:
    Weiß die neue Freundin deines Vaters vom Spielen?
    Wenn ja, wie reagiert sie?

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft! Versuche bitte, bitte jetzt erstmal an dich zu denken! Das ist das Wichtigste!

    Liebe Grüsse
    chica

  4. #4
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    Lieber skarabäus, Liebe chica,
    ich danke euch für eure antworten und bin froh nicht alleine zu sein.
    ich erzähle euch noch ein bißchen über mich. ich bin krankenschwester, verheiratet und wir versuchen gerade nachwuchs zu bekommen. meine eltern wohnen fast 300 km weit weg und ich fahre sehr selten nach hause. zu meiner mutter habe ich regen kontakt und wir sind eher freunde und verbündete. ich habe noch einen bruder zu dem ich aber wenig kontakt habe, da wir in völlig verschiedenen welten leben, er hat viel kontakt zu meinem vater.
    mein vater wurde von meiner mutter auf die straße geschmissen. er war selbständiger monteur und hatte super möglichkeiten zu spielen und geld zu veruntreuen. er rutschte immer weiter in die kriminalität. ererledigte aufträge schwarz und mittelweile gibt es unzählige leute von denen er geld im voraus genommen hat und nie eine leistung erbracht hat. da er unbekannt verzogen ist schlägt sich meine mutter mit den leuten herum, von denen nicht wenige aus dem bekanntenkreis stammen.
    nun hat er eine neu wohnung und eine neue freundin, beides hat er mir nicht selbst erzählt, sondern wurde eher durch gerüchte aus dem dorf an mich herangetragen. die freundin kenne ich nicht, ich weiß gar nichts über sie und will es auch nicht.
    eigentlich bin ich mit meinem vater fertig, es gibt zu viele sache die ich geschluckt habe und ich kann einfach nicht mehr, nur muss ich ihm das sagen und ich weiß nicht wie.
    chica, wie hälst du das aus mit deinem vater, wie ist euer kontakt?
    danke noch mal für eure erfahrungen.
    liebe grüße judith

  5. #5
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    Hallo Judith,


    du musst dich schon entscheiden, was du willst ...?!

    Oder anders ausgedrückt: Was geht hier eigentlich ab? Du wohnst fast 300 Km von deinen Eltern entfernt. Im Grunde genommen bist du fertig mit deinem Vater. Du musst es ihm nur noch (schonend?) beibringen, wie du schreibst.

    Gleichzeitig bist du über das Verhalten deines Vaters wütend, tief verletzt und fühlst dich ohnmächtig. Häufig denkst du an nichts anderes mehr. Du kannst dich nicht konzentrieren und beginnst, deinen Vater zu hassen.

    An diesen Gefühlen muss schon etwas Wahres dran sein, sonst hättest du dich nicht auf dieses Forum verirrt. Gleichzeitig scheinst du (meilenweit entfernt von den elterlichen Problemen) in einer intakten Beziehung zu leben, denn wer Kinder in die Welt setzen will, der muss schon auf eine verlässliche Partnerschaft bauen können.

    Also, worin liegt das Problem...?

    Vielleicht in der seelischen Abhängigkeit vom Erzeuger?

    Jeder lebt und stirbt für sich allein. Loslassen heißt deshalb das Zauberwort. Einfach die Anstrengung loslassen und nachgeben, dem Leben vertrauen. Ebenso die Ent-Täuschung über den leiblichen Vater loslassen und die damit verbundene Selbst-Täuschung, auch wenn es herbe schmerzt.

    Scheinbar läufst du der Liebe des Vaters hinterher. Eine Anerkennung, die du auf diesem Wege niemals erfahren wirst. Es wird wohl so sein, dass dein Vater gar nicht in der Lage ist, dir diese Anerkennung zu geben. Es wird es auch in der Vergangenheit nie gewesen sein, sonst würdest du nicht so leiden. Und - er wird es auch in Zukunft nicht sein. Es sieht wirklich nicht danach aus, als könntest du als Erwachsene die Liebe erfahren, die du als Kind vermisst hast. Diese Liebe kannst du heute nur noch durch dich selbst erfahren oder durch deinen Partner, vielleicht.

    (Es gibt Männer, die ihre Frauen ein Leben lang terrorisiert haben, die dann im Altersheim auf der Bettkante sitzen und sagen: „Was habe ich doch für eine liebe Frau gehabt." - Zu spät für zärtliche Gefühle! Aufwachen sinnlos!)

    Also, was hindert dich daran, dein eigenes Leben zu führen? Warum möchtest du dich unbedingt mit diesem Vater-Tochter-Konflikt belasten? Warum belastest du deine Ehe mit diesem Konflikt? Meinst du, deinem Mann ist es angenehm, dass sich seine Frau derartig depressiv gibt? Wie soll das auf Dauer gut gehen?

    Mein Tipp: Sag deinem Vater klipp und klar, schonungslos, wie du über sein Verhalten denkst. Sag ihm, dass du ihn liebst und achtest, aber mit seinem Suchverhalten nicht leben kannst. Er möge sich erst dann wieder bei dir melden, wenn er erfolgreiche Anstrengungen gemacht hat, die Sucht zu bekämpfen.

    Basta!

    Danach muss Schluss sein mit Kränkungen, die du zulässt. Schluss mit Depressionen - und Selbstmitleid. Ja, auch das! Ausweinen allein genügt nicht, Handeln ist gefragt.


    Herzliche Grüße zum Wochenende
    Skarabäus


    PS: Du bist die „Verbündete" deiner Mutter. Auch das wird dir zu schaffen machen, schließlich geht es gegen den geliebten Vater, siehe oben. Auch hier gilt es einen Schluss-Strich zu ziehen. Jeder ist alt genug und kümmert sich um seine eigenen Sachen.

  6. #6
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    hallo skarabäus,
    danke für die schonungslosen worte. manchmal braucht man das um zu begreifen wo man steht.
    du hast recht ich lebe zwei leben und von einem muss ich verabschieden, von der vorstellung eines idealen vaters.
    mein fehler liegt darin, das ich nie richtig über meine wut und enttäuschung mit ihm gesprochen habe, ich werde versuchen das zu ändern. ich werde dir berichten wie gut mir das gelungen ist.
    vielen dank noch mal.

  7. #7
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    Liebe Judith,

    ich heiße Susanne und bin 25 Jahre alt. Ich suche schon die ganze Zeit nach einem Forum wo ich jemanden finde der das gleiche erlebt hat wie ich... mein Vater ist schon lange spielsüchtig, er war es schon bevor ich auf die Welt gekommen bin. Ich bin also mit dem Problem Spielsuch und leider auch Alkoholismus aufgewachsen, meine Mutter hat es leider nicht geschafft sich von meinem vater zu trennen und ist dran kaputt gegangen und vor 7 Jahren aus gesundheitlichen Gründen gestorben.
    Ich habe mich seit dem ich 17 Jahre bin probiert alleinen durch zuschlagen und habe wegen dem Tod meiner Mutter auch schon eine Gesprächstherapie hinter mir in der es natürlich auch um meinen vater ging. Durch diese Therapie konnte ich mich soweit auch von ihm lösen... weshalb ich allerdings schreibe sind deine letzter Satz in deinem ersten Beitrag- wie trenne ich mich von meinem vater den ich über alles liebe- bei mir auch noch mal schwerer da er der Rest meiner Familie ist- der mich aber auch unglaublich wütend macht durch seine Spielsucht.
    Mein Vater wohnt "leider" nicht 300 km entfernt, sondern in der gleichen Stadt und ich kriege mit wie er immer und immer wieder alles verspielt. Er ruft mich an und erzählt mir dass er keinen Cent mehr hat, er weiß dass ich ihm kein Geld mehr leihe... auch bei mir bzw. mir und meinem Ehemann hat er Schulden... aber ich fühle mich so hilflos, ohnmächtig und aber auch unglaublich wütend!
    Tja, hast du schon eine Lösung gefunden- bzw. bist du den endgültigen Schritt der Trennung gegangen?? Über eine Antwort würde ich mich freuen!
    Grüße- Susanne

  8. #8
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    Liebe Susanne,
    schön das Du Dich gemeldet hast. Für uns Angehörigen ist es schwer jemanden zu finden, der mal Verständnis für uns hat. Für Süchtige gibt es soviele Einrichtungen, HIlfen und nochmehr Verständnis, da sie ja krank sind. Uns Angehörigen bleibt der Weg zwischen Wahn und Wirklichkeit, wir müssen entscheiden, wann der Mensch den wir lieben derjenige ist oder gerade mal wieder Spieler.
    Ich habe den Weg verlassen und bin nun wieder bei mir. Ich tue nur noch das was mir mein Herz sagt. Bin ich wütend, dann brüll ich und zwar an der richtigen Adresse. Wenn ich Ruhe brauche bin ich still...
    Ich hatte vor vier Wochen ein langes Gespräch mit meinem Vater. Ich habe gemerkt, das nichts von dem was ich ihm sagen wollte ankam oder er alles falsch verstand. Ich habe ihm gesagt was ich wirklich fühle und er hat mich ausgelacht, sagte das wären ja nur Sprüche, die ich bei irgendeinem Psychologen aufgeschnappt habe oder die mir meine Mutter gesagt hat. Vorwürfe die ich ihm gemacht habe hat er ignoriert. Ich habe gefleht, geweint und geprüllt bis ich keine Kraft mehr hatte und ich habe gemerkt, das rein gar nichts bei ihm ankam. Kein einziges Gefühl, nicht mal als ich ihm sagte, das ich das nicht mehr aushalte und ich den Kontakt abrechen würde, wenn er sich nicht ändert. Er sagte, dann mußt du das wohl tun.
    Ich bin fertig mit ihm. Seit diesem Tag haben wir keinen Kontakt mehr, er meldet sich nicht mehr bei mir und ich mich nicht bei ihm. Seit diesem Gespräch ist es besser, ich weiß das ich mich wehren muss.
    Es gibt Momente, in denen ich traurig werde, weil ich meinen Vater vermisse, aber ich weiß auch, das es den Menschen, den ich vermisse zur Zeit nicht
    gibt.
    Liebe Susanne, dein Vater scheint ja zumindest zu begreifen, das er süchtig ist und Hilfe benötigt. Warst du schon mal bei so einer Selbsthilfegruppe mit ihm zusammen? Ich weiß nicht genau ob das das richtige ist, aber dein Vater scheint ja nach Nähe zu suchen. Hast du Kontakt mit seine Freundin? Vieleicht könnte die mal mit ihm dort hin gehen.Eigentlich ist das nämlich
    nicht deine Sache. Aber vielleicht wäre eine Familientherapie das richtige. Irgendetwas, wo ihr zwei euren Rollen entsprechend handelt. Wo dein Vater begreifen kann, in welche Rolle er dich drängt. Und wenn Du Dein ganzes Leben nichts anderes kennst wäre es vielleicht auch für Dich und Dein Leben gut. Denn ich glaube, Du kannst die Probleme nicht lösen, somal sie anscheinend vor deiner Geburt liegen. Letzendlich hat Skarabäus Recht, jeder ist nur für sich selbst verantwortlich.
    Freue mich, das es jemanden gibt, der ganz ähnliche Erfahrung macht, man fühlt sich nicht so alleine.
    Vielen Dank und noch einen schönen Tag.
    Liebe Grüße Judith.

  9. #9
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    Standard AW: Tips (nur) von Angehörigen

    Hallo Judith,

    bevor du weiter liest....ich bin Süchtiger...und trotzdem möchte ich dir und auch anderen Lesern(innen) antworten.
    Viele Süchtige sind auch Angehörige(r). Ich z.B.: Mein Vater Alkoholiker, meine von mir getrennt lebende Ehefrau: Alkohol und Tablettensucht.

    Ich antworte jetzt aus meiner Erfahrung, die ich in langer Zeit durch eine SHG, und in den letzten Jahren durch das Betreiben eines Forums gewonnen habe.
    Ich habe Verständnis für dich...sogar sehr viel. ABER...
    unser eins gibt Tips...mögliche Verhaltensweisen, die man/frau machen sollte...doch was kommt: "Aber ich liebe Ihn doch so!"
    Kannst du dir vorstellen, was ich dann heute für eine Wut bekomme, wenn ich den Satz lese.
    Natürlich lieben diese Angehörigen ihren Partner, und oder Angehörige(n). Das will ich auch keinen streitig machen...
    Doch gerade die Angehörigen sollten/müssen ihr Verhalten überdenken und ändern, wenn sie etwas verändern wollen.

    Der größte Fehler, der m.E. gemacht wird, ist der, das eine "heile" Fassade nach aussen hin aufrecht gehalten wird. Keiner spricht über das, was tatsächlich ist. Süchtiges spielen...übergroßer Alkoholgenuss...Gewalttätigkeit...Missbrauch...usw.
    Hier muss der Angehörige die Grenzen öffnen, wenn eine Besserung erwünscht wird.
    Hilfe soll geboten werden...hierbei ist immer zu beachten....das Hilfeangebot zu Anfang so weit als möglich einzustellen. Kein Geld...keinen Alkohol kaufen...offen das Problem anzusprechen...
    Sollten hiernach die Eskapaden des süchtigen schlimmer werden....alleine lassen....bitte genau lesen...nicht trennen, sondern trennen erst einmal auf Zeit....hilft das auch nicht...so sorry...dann ist keine Hilfe möglich, und die wahre Trennung sollte gemacht werden.
    Hierbei hilft wirklich nicht zu sagen: "Ich liebe Ihn aber"
    Keiner muss seine Liebe abstellen....doch dem Süchtigen zu helfen...ist dieses die einzige Chance...in meinen Augen.

    Bei aller Hilfestellung, die gegeben wird, ist es wichtig...als erstes für sich selber zu sorgen....es muss mir nicht peinlich sein, was meine Eltern, Partner...oder sonst wer tut in seinem erwachsenem Alter.
    Jeder trägt sein Päckchen....und dieses kann kein anderer Mensch für einen geliebten Menschen mit tragen.

    Ich wünsche dir die Kraft, die du brauchst, um dieses zu erkennen, und noch mehr Kraft, um dieses umzusetzen.

    Gruß Nimitz

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