Hallo liebe Freunde,

habe am Wochenende über einen Fluchtweg nachgedacht, der mich allerdings aus der Falle meiner Sucht befreit hat.
Ich habe eine Inventur über meine Lieblingsstadt geschrieben.
Geschrieben, wie ich diese Stadt besuchte, was ich verdrängen wollte - und nicht konnte;
wie ich Tiefpunkte meiner Sucht - dort vor Ort erlebte und letztendlich dort bedingungslos vor meiner Spielsucht kapituliert habe.
Ich habe von Suchtverlagerungen geschrieben.
Weiter von Menschen aus meiner Ursprungsfamile, von meiner Beziehung mit meiner geschiedenen Ehefrau, mit meinen lebendigen Freundschaften.
Eine Inventur, ich schrieb es bereits, die ich zweihandig, rechts - und linkshändig (!) schrieb, mit dem Kugelschreiber auf Papier und ich später einer lieben Freundin vorlas. Gerade weil ich einer Frau vorlas, von Scham und Schuld, war es sehr pikierlich für mich und in ihre geröteten Augen konnte ich blicken.
Ich kenn diese Frundin schon lange und nenne sie von Herzen Freundin und im Lafe der Jahre wuchs viel Vertrauen. Gegenseitig.
Danke, Dir.
Es ging mir nicht dabei, mich im Größenwahn des Ausagierens meiner Süchte darzustellen - vielmehr meine koprimierte Meinung des Unverstandes meiner Selbst zu dekomprimieren.
Nicht die Freundin, nicht die Stadt haben die Kraft, mein Leben zu führen.
Aber in meinen Beziehungen, in meinen Reisen, gerade in Anbetracht meiner Glücksspielfreiheit - kann ich meine Liebe neu erleben.
Liebe zu mir selber;
Liebe zu Menschen, zu Freunden,
Liebe zu Städten - in denen die Freunde wohnen - und mich stets dabei mitnehmen.
Es gibt den wunderbaren Anlass dazu:
Ein Freund, mit dem ich Abends in dieser Stadt nach einem großen spirituellem Treffen mit lieben Menschen und viel positiver Energie unterwegs war ging , die Wartezeit zur Abfahrt des Zuges nutzend mit mir in der Innenstadt spazieren.
In Bahnhofsnähe befindet sich ein kleines Casino. Früher mußte man 1,00 DM Eintritt in das Casino bezahlen. Deshalb habe ich nie dort gespiel! Das ganze Viertel "Hinter dem Bahnhof" war mir stets suspekt, wegen dieses Eintrittgeldes?
Irgentwie war ich neugierig, kostet das jetzt 1€?
Das Interesse am Glücksspiel steigt in mir ja, wenn es mir sehr gut geht - und ich das nicht aushalte. Dann kommt der Zwang, mir eine Keule auf den Kopf zu hauen, weil ich schöne Situationen so schwer aushalten kann.
Und der Freund an der Seite, auf der anderen Straßenseite. Wir gingen Spazieren. In der Fußgängerzone, Geschäfte betrachtend, das Rathaus Illuminiert. Wirklich gute Bilder. Staunen über Schönheit, Vertrauen eineinander. Begreifliche Freundschaft in der Umarmung zum Abschied am Zug.
An diesem Tag fuhr ich mit viel Kraft nach Hause, das habe ich mir bis Heute bewahrt.
Ich bin einige Zeit Gott sei Dank frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel,
aber so intensiv, so bewußßt habe ich den Besuch in meiner Lieblingsstadt seit Sommer 1990 nicht mehr erlebt.
Ich denke, ein konstruktiver Anlass, dich von destruktiven Dedanken zu verabschieden und Dank denen, mit denen ich teilen darf.
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

Andreas