Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen
Demut ist, keine Beschwerde zu haben,
Demut ist, nie erzürnt, gestört,
verwirrbar oder gekränkt zu sein;
mich über nichts wundern, was mir angetan wird,
nichts fühlen, was gegen mich getan wurde..
Sie ist in Ruhe zu bleiben, wenn niemand mich lobt
und wenn ich beschuldigt oder enttäuscht werde.
Sie ist ein geeignetes Heim in mir selbst zu haben,
so hinein ich gehen, die Tür schließen und mich
zu meinem Vater insgeheim hinknien
und in Frieden sein kann,
wie in einem tiefen See der Stille,
wenn wenn rundherum und überall das Übel zu sein scheint.

(Dr. Bob, aus dem Blauen Buch der Anonymen Alkoholiker)

Mir geht es so, daß ich beim Lesen dieses Textes mich nicht mehr so störrisch , dickköpfig fühle und immer nur auf mein Recht bestehe.
Es sagt mir ja, daß ich frei bin von aggessiver Aufdringlichkeit. Ich brauche mich nicht mehr in den Vordergrund stellen.
Als in der Spielhalle der Automat die ganz große Serie ausspielte, (das dauerte 3 Stunden) zog ich euphorisch durch das Rotlichtviertel. Endlich hatte ich es geschafft! Nun wollte ich das allen mitteilen. Also ging ich von Spielhalle zu Spielhalle, alle 14 Läden auf dem Kiez! Jetzt war ich endlich wer. Mit großer Geste schob ich dem Aufsehenden in der Spielhalle einen 10 DM Schein zu , steckte das Bündel 100er DM - Scheine in das Potomanaie und machte endlich frei auf den Heimweg. Bis zur Ecke, an der Sparkassenfiliale, dort wo ich die gefälschten Schecks immer einlöste....
Die Keule traf heftig, sie spaltete mir nicht meinen Schädel, aber mein Bewußtsein. Der Räuber traf zielsicher, aber spontan. Ich erkannte ihn, sah ihn aber nicht. Wie auch, ich ging ja weiter zum Bahnhof, aber nun voller Groll und voller Scham. 3 Tage später kam der Räuber wieder zur Sparkasse, gefälschte Schecks .... Das Geld war zwar noch nicht weg, aber die Macht des Spielens war größer geworden. Und der Wille das Spielen zu kontrollieren noch stärker....
3 Wochen später kroch ich am Bahndamm lang, keine Kraft mehr mich vor den Zug zu schmeißen, diesen Dreckskerl!
Die Sonne aschien, die Vögel sangen um 5:00 Uhr Morgens, eine feielliche Stimmung an der Feldmark....
10 Tage später mein erstes Meeting bei den Anonymen Spielern. Noch fremd, - aber verstanden. Ich bin dort unter Menschen, die mich in meinen Energien, in meiner Verrücktheit verstehen.
Heute brauche ich mich nicht mehr schämen über das was ich getan habe. Ich habe meine Spielschulden zurückgezahlt. Ich habe aufrichtig über meine Spaltung des Bewußtseins, die Verdrängung meines Unrechtbewußtseins (Spaltung = Schlag mit der Keule, der Räuber war ich selber).
Heute auf Heute, Jahre später.
Ich habe Hass entwickelt auf das Glücksspiel, Wut auf Menschen die Spielen, Zorn auf den Staat, der das Glücksspiel toleriert, legalisiert...
Welch ein Weg , wie weit , wie nötig in die Knie zu gehen.
Als ich am Boden (Bahndamm) lag, war ich im Dreck. Ich war unten, ganz tief unten.
Alles scheit zu mir, schau endlich einmal hoch, schau Deinen Gott an, schau zum Himmel hoch, freu Dich endlich am Sonnenschein.
Nun blicke ich wieder und wieder meine Nächsten an. Ich lese die Beiträge hier im Forum. Ich erkenne mich, wie ich erkannt worden bin. (1.Kor.13)
Ich erkenne, daß das Forum kein Ort für Aggressionen ist, da leiden die Finger und die Tastatur nur drunter.
Ich bin an meinem Trockengeburtstag von einem sehr guten Freund gelobt worden: "Du schreibst gute Beiträge."
Noch quäle ich mich , das zu glauben:
- Selig sind, die nicht sehen und doch glauben - (Joh.20,)
Ich sehe meine Spielfreiheit ja nicht. Wie sieht die aus? Kann ich die wie einen Sack Geldmünzen in die Hand nehmen? Nein.
Eine Herzensangelegenheit Wenn das Herz durch die Augen sieht, wenn ich mit meinem Gegenüber im Herzen die Augenhöhe habe,wenn ich im zuhören ihn verstehe, wenn ich das Aussprechen, schreiben kann, was Sie/Er gerade braucht, wenn ich die Hand offen ausstrecke und nicht die Faust dann komme ich der Demut sehr nahe.
Ich vergesse nie: Die Spielfreiheit ist das größte Geschenk meines Lebens nach meiner Geburt.
Schöne 24 Stunden
Andreas