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Thema: ...und wieder Selbsthilfegruppe

  1. #11
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Hallo Ihr lieben, hallo Karl und Gerri,

    es ist so, ich bin nun an einem Punk angelangt wo ich ganz schön schlucken muss was ihr in euren Berichten schreibt, eigentlich wird mir fast schlecht dabei, seit mir bitte nicht böse das ich es so ausdrücke aber ich schreibe halt nur wie ich mich gerade fühle wenn ich hier über die Rückfälle lese. Damit hätte ich halt nicht gerechnet. Nun, wie gehe ich selber jetzt mit dieser Situation um, ich mache mir zur Zeit viele Gedanken wie es sein kann das Spieler, die sehr lange trocken waren oder sind, wieder einen Rückfall erlangen. Ich habe mir sehr lange darüber keine intensive Gedanken mehr gemacht, was wäre wenn......., so nach dem Motto: Friede, Freude, Eierkuchen. So lange bei mir alles stimmt ist das ja vielleicht auch ok. Aber was ist mit meinen anderen Mitmenschen die im Moment mehr Probleme haben als ich. Zurückgezogen hab ich mich die letzten Jahre aus dem Forum, ganz bewusst, habe mir ganz sporadisch Beiträge durchgelesen um nie zu vergessen das ich Spieler bin, meine eigene Therapie für mich war das Thema in den Hintergrund zu stellen, zwar nicht aus den Augen zu verlieren, aber nicht zu sehr mit beschäftigen. Ich will ja nicht mehr spielen. Dies praktieziere ich seit 3 Jahren. 2 Jahre habe ich mich im Chat rege ausgetauscht und im alten Forum dieser Seite. Macht zusammen 5 Jahre ohne Suchtspiel. Es waren unheimlich harte Zeiten dabei, die hier alle durchgemacht haben, bin damals die Treppen so schnell runtergepurzelt das ich mir fast den Hals gebrochen habe, in wenigen Monaten. Nun gehe ich sie seit 5 Jahren mühsamst wieder hoch, die Treppen sind so unendlich Steil, es ist schwer hochzukommen aber es geht, und so langsam sehe ich sogar das die Treppe abflacht. Ich möchte weinen wenn mir diese Jahre durch die Finger entgleiten würden wegen so ein paar dummen Automaten. Wofür, warum diese Jahre wieder wegschmeissen? Ich will das nicht. Zu viel Arbeit, Mühen und Durststrecken habe ich investiert und durchlebt. Meine A n g e h ö r i g e n übrigens auch. Ein ganz besonderer Dank gilt meiner lieben Frau die zu mir gehalten hat.

    Karl und Gerri, ich bewundere euch das ihr den Mut habt alles wieder von vorne aufzuarbeiten, ich glaube ich könnte dass nicht nochmal. Aber es tut mir unendlich weh von euch im Moment zu lesen. Ich habe halt viele Erinnerungen von euren früheren Beiträgen die heute noch Balsam sind. Mir fehlen einfach Worte um fortzufahren, vielleicht könnt ihr ja nochmal kurz sagen wie es wieder so weit kommen konnte? Wäre schön wenn wir uns in den nächsten Wochen und Monaten weiter austauschen könnten.

    Gruß mit Tränchen in den Augen

    Jürgen

  2. #12
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Hallo Jürgen,

    weinen brauchst Du nicht, zumindest nicht um mich, obwohl es natürlich eine ziemlich traurige Angelegenheit ist.

    Ich erinnere mich auch noch gerne an unsere Treffen im Chat mit Rudi, Boomer und all den anderen.

    Freut mich für Dich, dass Du es so lange geschafft hast.

    Wie es gekommen ist, dass ich rückfällig geworden bin, weiß ich auch nicht, war bei mir eher schleichend, hin und wieder mal ein paar Euro verspielt oder auch gewonnen und das Gefühl gehabt, dass ich kontrolliert spielen kann, nur dann braucht nur ein kleiner Auslöser zu kommen und der Schalter, den man immer noch hat, wird wieder umgelegt und innerhalb weniger Tage war ich wieder auf "Automatendroge" brauchte sie mehrmals am Tag und habe keinerlei Rücksicht auf mich und meine Familie genommen, alle Vorsätze und Erkenntnisse waren plötzlich vergraben.

    Ich bin nun dabei sie wieder auszubuddeln, zu entstauben und neu in mich aufzunehmen.

    Aber ich/wir werden es schaffen, ich habe auch das Gefühl, dass ich nicht wieder am Anfang stehe, sondern einfach nur gestolpert bin, weil ich hochnäsig in die Luft geschaut habe. Ich stehe auf und gehe weiter.

    Ich wünsche Dir alles Gute, nimm mich ruhig als schlechtes Vorbild für Dich.

    Karl

  3. #13
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Hallo Gerri, Karl und auch Jürgen!

    Zunächst einmal möchte ich meine Freude zum Ausdruck bringen, dass es hier augenscheinlich eine "alte Gruppe" gibt, die so nach und nach wieder zusammenfindet.

    Kann noch nicht einmal genau sagen, warum es mich so freut, vielleicht einfach nur deshalb, weil Gemeinsamkeit stark macht, weil ich es klasse finde, dass es Menschen gibt, die sich Schwächen eingestehen, die ernsthaft daran arbeiten, diese Schwächen in Stärken umzuwandeln. Und Ihr nutzt diese Gemeinsamkeit für gegenseitige Unterstützung.

    Es ist mir aber auch etwas aufgefallen: ein Denkfehler, den ich wahrscheinlich gemacht habe in meinen Postings an Euch. Eine Tatsache, die mir einfach entfallen war und deshalb in meinen Beiträgen an Euch gänzlich unberücksichtigt blieb, die aber ganz entscheidend sein kann für Euch, aber auch für mich. Ihr seid MÄNNER!

    Diverse Studien haben definitiv gezeigt, dass die Gründe spielsüchtig zu werden, bei Männern und Frauen gänzlich unterschiedlich sein können (nicht müssen) Aber allein aus der Natur der Sache heraus und aus dem jahrtausende währenden Rollenverhalten resultiert die Spielsucht geschlechterspezifisch oft sehr unterschiedlich.

    Ich bin an dieses Forum geraten durch einen Fernsehbeitrag und der darin erwähnten Studie über glücksspielsüchtige Frauen, an der Verena Verhoeven einen nicht unerheblichen Anteil hat. Leider hatte ich den Inhalt der Studie zwischenzeitlich völlig vergessen und habe statt dessen so eine Art Allerweltsheilmittel in den Vordergrund gestellt. Sprich: ich bin von meiner eigenen Ursachenforschung und meinen daraus gewonnenen Erkenntnisse ausgegangen und habe nicht berücksichtigt, dass auch andere Gründe bei anderen Menschen eine Rolle spielen können. Dafür bitte ich ganz herzlich um Verzeihung.

    Ich denke aber nicht, dass ich so falsch liege, wenn ich meinen eigenen Erfahrungsschatz hier kundtue. Für den einen oder anderen Mitstreiter wird dadurch vielleicht ja doch mit einem Denkanstoß in die richtige Richtung der Weg aufgezeigt.

    Alles Liebe
    bis die Tage

    Mikesch

  4. #14
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Hallo Jürgen,
    gerne möchtest du wissen, wie bei mir der Rückfall zustande kam - was der Anlass, der Grund war.
    Nun, wenn ich da einen Grund angebe, ist es gleichbedeutend für mich eine Entschuldigung für mich zu suchen. Es kann keinen Grund geben - außer den, schwächer an einer Stelle geworden zu sein als die in uns ruhende Sucht.
    Denn diese ruht nur - oder schläft. Nie verlässt sie uns ganz.
    Ich habe jedoch im Vorfeld wesentliche Fehler gemacht, die - wenn man diese in Zukunft vermeiden kann, Rückfälle weniger wahrscheinlich macht - nach meinen dafürhalten auch ausschließen kann.
    Ich habe geschrieben die Gleichgültigkeit gegenüber Gruppen - das ich die Arbeit an mich vernachlässigte. Doch es trifft nur zum Teil den Kern.
    Neben meinen Arbeitsplatzverlust - der mich sehr traf und mittlerweile dazu führte, das Alge 2 bekomme, war es auch meine Gesundheit. Ich wurde mit 60 Prozent Schwerbeschädigung anerkannt.
    In mir nagte es - ich kam mir minderwertig vor. Bestätigung zur Selbststärkung suchte ich auf besondere Weise. Die ich natürlich wie ich sie suchte nie bekommen konnte. Ich suchte den Kampf - die Auseinandersetzung - auch hier im Forum - um eine Form der Selbstbestätigung zu erhalten. Ich war der Elefant im Porzellanladen - zerstörte in dieser Zeit viele Kontakte - und nicht nur hier. Manchmal sah ich mich tatsächlich richtig - entschuldigte mich hier und da - aber schaute unbewußt schon wieder, wie ich meine Bestätigung erhalten konnte.
    Mein Fehler war, nicht zuzugeben, wie schlecht es mir tatsächlich dadurch ging. Die Gespräche mit meiner Frau - ich sorgte dafür, das diese oberflächlich blieben - das sie nicht wirklich sah, wie es in mir aussah.
    Ich hatte keinen tieferen Grund an meine Zukunft zu zweifeln - konnte aber meine Gefühle in dieser Hinsicht nicht wirklich darlegen - was ich alter Haudegen immer von mir gab - das schaffen wir schon.
    Ja..zu sehr Probleme in mir behalten - nicht wirklich offen über Ängste, Sorgen und Bedürfnisse gesprochen - ich denke das war letztlich der Auslöser für mein Fehlverhalten.
    Nicht mangelnde Zuwendung - eher fehlende Selbstanerkennung des von mir geleisteten - sich zurückziehen in einer Art des Selbstmitleides.
    Wenn du das für dich nicht zulässt Jürgen, hast du sicher die Chance rückfallfrei zu bleiben.
    Im übrigen - finde es wirklich gut, das du es bereits drei Jahre geschafft hast.
    Sicher werden weitere folgen - und wenn tatsälich mal ein Rückfall geschieht - er ist nicht das Ende der Welt - nur wir müssen wieder aufstehen und weitergehen - auch wenn es schwer fällt.
    Danke für deine Nachfrage - sie hat mich dazu gebracht, sehr über mich nachzudenken.

    An Allen
    Lieben Gruß - und Spielfreiheit

  5. #15
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Hallo Mikesch,
    Gemeinsamkeit macht stark - genau das ist es was Spielsüchtige erst sehr spät oder gar nicht erkennen.
    Oder es wird keine wahre Gemeinsamkeit gesucht, sondern ein Ort, an dem ich eigene Stärke präsentieren kann - mich darstellen als starke Person - obwohl ich doch suchtkrank bin - und dadurch von Stärke weit entfernt bin.
    Ich rede hier von mir - und von niemand anderen .
    Für mich war - und vielleicht ist es auch immer noch - wichtig Zustimmung und Anerkennung zu ernten.
    Nur ein Vorteil habe ich - hab es endlich für mich erkennen können - und auch die Ehrlichkeit gefunden es zuzugeben. Vielleicht ist das ein Schritt nach Vorne.
    Gerne sage ich von mir, ICH habe gemacht ICH habe getan - und sehr selten gesagt - oder gar gespürt - es ist gut was DU machst - was DU mir zeigst, das hilft mir - ich nehme es gerne an.
    Ich begreife - ich bin auch in der Gemeinsamkeit allein, wenn ich mich da nicht ändere - oder ich blute aus, weil andere meine Kraft aussaugen - ich biete sie ja praktisch feil ...vielleicht ságt ja jemand..toll wie du es machst.
    Bestätigung suchen - finden. Habe sie als Kind nicht erhalten - als Heranwachsender verstärkt auf Liebe projektiert- indem ich so manches mal klammerte - oder gegangen bin, obwohl Gefühle noch da waren, um Stärke zu zeigen.
    Wie falsch - wie krank. Auch Gefühle sind es mit denen ich spielte - auch die Eigenen. Toll zu leiden? Toll andere leiden zu sehen??
    Ich muß hier die Wahrheit sagen - irgendwie fühle ich die Verpflichtung in mir.
    Genug des Schauspiels des starken Ritters - es glaubt nun doch keiner. Zurück zur Basis - zu mir selbst.
    Erkennen ich bin - werde geliebt um meiner Seele - und nicht um meines Schauspiels..werde geliebt weil ich bin wie ich bin..mit allen Schwächen und Fehlern. Darf mich zu erkennen geben - mich muß nicht jeder mögen - was ich immer so gerne wollte.
    Ich bin ich..ich nehme mich so an - und stehe zu mir.
    Habe viel in mich erkannt - vieles was ich Ändern muß - einiges was ich ganz gewiß Erhalten muß.
    Ändern muß ich ganz bestimmt mein Verhalten in einer Gemeinschaft - brauch keine Führung übernehmen - darf zeigen das ich schwach bin -
    denn Schwäche ist menschlich -
    Stärke ist göttlich...
    ich bin nur ein Mensch....und das ist schön.

    Herzlichst Rudi/gerri

  6. #16
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Hallo Rudi/Gerri!

    besser kann man das nicht ausdrücken: Einsamkeit in Gemeinsamkeit, Veränderung in der Änderung, Anerkennung suchen, Lob um jeden Preis - gleichzeitig aber nicht akzeptierend - weil ich bin schlecht, weil ich spielte/spiele. Ich habe es nicht verdient.

    Und dann den Weg finden, den Weg auszuloten: es ist nicht alles falsch, ich bin nicht falsch. Ok, ich habe einen "Defekt", aber der Rest von mir, der Rest ist in Ordnung.

    Ich habe es verdient, Lob zu bekommen, Anerkennung für Geleistetes während der "nassen Phase" aber auch Anerkennung jetzt - nicht nur weil ich aufhörte zu spielen, sondern weil es Dinge gibt in meinem Leben, die kann ich, die weiß ich, die gehören zu mir, die sind ich! Sie waren es und sie sind es immer noch und sie werden es immer bleiben.

    Und dann alles neue, die Entdeckung - das bin ich auch. Spannend, manchmal schlicht nicht begreifend, verinnerlichend - so schwer es anzunehmen - aber auch so leicht, wenn ich es verstanden habe. Und die Freude, die Freude am Leben ohne Spiel, aber mit Menschen, die verstehen, zuhören, sich Gedanken machen, mich nicht allein lassen.

    Manchmal denke ich, dass Spielerleben hatte einen tieferen Sinn. Nie könnte ich so leben, wenn ich es nicht erlebt hätte. Nur mußte es so lange dauern???

    Alles Liebe

    Marlies



    Alles Liebe

    Marlies

  7. #17
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Liebe Marlies,
    ohne spirituell zu werden, denke ich, das alles im Leben seinen Sinn hat - wenn auch für uns nicht unbedingt nachvollziehbar.
    Es ist auch müßig zu fragen, warum gerade ich.
    Irgendwie hat jeder sein Bündel zu tragen - zugegeben - bei manchen scheint das Bündel besonders schwer.
    Nicht so unsere Spielsucht. Sie st hinderlich ein "normales" Leben aufzubauen.
    Doch was ist normal? Das tolle Auto ? Das Eigenheim? Die Summe auf der Bank?
    Nein - meine Spielsucht bezeichne ich als Entwicklungs - und Lernphase für mich. Auch sie hatte nicht nur Negatives - sondern lässt uns in besonderer Weise hinterfragen. In einer Art, wie es nicht Suchtkranke nur schwer können.
    Sie lässt uns auch Gemeischaft suchen - weil wir Hilfe uns Verständis durch gleichgelagerte Menschen erhoffen.
    Allein die Kommunikation in diesem Forum gebe es ohne unsere Sucht nicht - und auch nicht das kennenlernen vieler Charaktere.
    Wir verfluchen unsere Sucht - doch müßen sie als ein Stück von uns akzeptieren und annehmen - mit ihr umgehen. Ja - und auch unsere Sucht in gewisser Weise versuchen positiv zu sehen.
    Hassen wir unsere Sucht, hassen wir einen Teil von uns.
    Doch wir müssen lernen uns anzunehmen - uns SELBST auch zu lieben.
    Denn aus dieser Selbstliebe wächst eine gute, positive Grundstimmung.
    Können in unserer Art der Selbstbefreiung dann ohne übersteigertes Schuldbewußtsein auf unseren Nächsten zugehen.
    Gerade in der Suchtverarbeitung habe ich mich selbst kennengelernt - zunächst selbst nicht verstanden - aber MICH erarbeitet - immer wieder hinterfragt - und weis nicht, ob ich damit jetzt fertig bin.
    Auch meine Sucht war es, die mich näher an Gott gebracht hat.
    Denn durch das eigene Hinterfragen stieß ich doch häufig an der Grenze des Verstehens.
    Die Frage nach dem Sinn meines Seins, wenn ich mal wieder total in meinen Mist feststeckte - und oft die Hilfe die wie aus dem Nichts für mich spürbar wurde.
    Ich sage es mal so - durch mein Grundvertrauen zu Gott.
    Und in gewisser Weise sehe ich so langsam wie sich der Kreis schließt.
    Auch meine Sucht hat das aus mir gemacht, was ich heute bin -
    hat mich in viele Tiefen und Täler gebracht -
    hat mich verzweifeln lassen -
    aber erweckte in mir auch grenzenlose Hoffnung auf das Morgen -
    nein, kein Leben wird umsonst gelebt - wir sehen es nur selbst gerne so.

    Du weißt, vor wenigen Tagen steckte ich wieder voll in meinen Dreck fest - ich las hier - und vieles von dir.
    Mein letzter Rückfall brachte mir eine Menge Selbsterkenntnis - und ich denke allein darin liegt genug Begründung weder den Rückfall - noch das eigene Leben zu verfluchen.
    Wir können lernen - auch aus scheinbar negativen.

    Ich will hier keineswegs eine Sucht schönschreiben - wie überhaupt keine Krankheit schön ist.
    Doch ganz ohne Krankheit würden wir auch nicht erkennen welch großes Geschenk die Gesundheit ist -
    würden alles als Selbstverständlich hinnehmen - und wären in unserer Selbstgefälligkeit noch weniger bereit an uns zu arbeiten.

    In Kummer und Not wenden wir uns gerne an Gott - und wenn er uns nicht abruft, hilft er uns einen Weg zu finden, der alles lindert und erträglich macht.

    Ja Marlies - ich denke alles hat einen Sinn - selbst unsere Spielsucht.

    Lieben Gruß

    Rudi

  8. #18
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Allen ein liebes Hallo,
    bin nun seit drei Wochen wieder in einer SHG.
    Kann noch nicht beurteilen, ob sie mir wirklich gefehlt hat - fühle mich trotz Gruppenerfahrung etwas deplaziert.
    Doch ich merke, das Gespräche - und auch die Körpersprache des Gruppenteilnehmers - das Auge im Auge sein - eindrucksvoller auf mich wirken, als das Lesen eines Berichtes hier im Forum.
    Doch dieses Forum spielt in meiner Suchtbewältigung nach wie vor eine große Rolle.Sind es doch Gedanken, die ich in Ruhe ordnen kann und zu denen es eine Resonanz und Stellungsmaßnahmen von verschiedenen Personen und Charakteren gibt.
    Es gab Zeiten, da habe ich geglaubt mein Weg wäre der machbare - für jeden.
    War in gewisser Weise euphorisiert - und tat mich schwer damit andere Wege sehen zu wollen.
    Das ist ja klar..gerade hat man für sich umgedacht - sein Leben neu geordnet - fühlt sich wohl - und denkt natürlich an der Richtigkeit seines Weges. Da fällt es schwer noch einmal Neues zuzulassen. Man fährt sich fest in seiner Spur - und wird da ziemlich unflexibel.
    Aber ich denke, jeder braucht für sich ein Maß an Sturheit - wir sagen ja auch starken Willen - um den Suchtkreislauf zu durchbrechen.
    So sehe ich heute meine Sturheit als eine Art Selbstschutz - denn ohne die wäre es für mich wohl nicht gegangen.
    Mir ist diese Sturheit auch bei anderen "trockenen" Spielern aufgefallen.
    Eine Sturheit der aus der Spielstätte half - neue Wege gehen lies ,der wieder ein wenig Ordnung in das Leben brachte.
    Ich denke ohne diese Sturheit gibt es kein Weg aus der Sucht.
    Das sind hier häufig Reibungspunkte, die manchmal gar in einen gewissen Exess ausarten - jeder möchte den anderen vehemend von seinen Weg überzeugen - denn man hat ja bis dato gute Erfolge damit.
    So ist das verteidigen und darlegen des eigenen Standpunktes unerlässlich -
    und ist als Hilfe gedacht - aber auch um Bestätigung zu erhalten.
    Nichts fördert einen Suchtkranken mehr als Lob und Anerkennung - Zustimmung bedeutet häufig Freundschaftsgefühl - Ablehnung oder Zweifel - da gehen wir direkt in Abwehrstellung, aus der auch schnell ein Angriff erfolgt.
    Wir sollten uns darüber klar sein, das ein Austausch unter Spielern - und den Mitbetroffenen tief emotionell ist - und es nicht um Recht oder Unrecht geht - sondern um Gefühl und Mitgefühl.
    Dieses erleben wir in Gruppen bewußter - auch bewußter als in Therapien, weil dauerhaft.
    Der Erfolg der SHGs ist neben das Gespräch auch Gefühl und Mitgefühl, was wir dort in besonderer Weise erfahren.

    Danke für´s zuhören, allen lieben Gruss

    Gerri

  9. #19
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    Hallo Gerri,

    nach meinem Rückfall gehe ich ja wieder regelmäßig zu Einzelgesprächen und habe bis letztem Montag wöchentlich eine geleitete Motivationsgruppe besucht.

    Nächsten Montag werde ich dann auch eine Selbsthilfegruppe aufsuchen.

    Ich habe auf dem Vernetzungstreffen 2 alte Bekannte wieder getroffen, die ich vor 3 Jahren kennengelert hatte.

    Sie gehen seit dem in eine SHG und haben mir angeboten dazu zu stoßen.

    Mal gespannt, was mich da erwartet.

    Lieben Gruß

    Karl

  10. #20
    Registriert seit
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    Standard AW: ...und wieder Selbsthilfegruppe

    [Doch dieses Forum spielt in meiner Suchtbewältigung nach wie vor eine große Rolle.Sind es doch Gedanken, die ich in Ruhe ordnen kann und zu denen es eine Resonanz und Stellungsmaßnahmen von verschiedenen Personen und Charakteren gibt.
    Es gab Zeiten, da habe ich geglaubt mein Weg wäre der machbare - für jeden.
    War in gewisser Weise euphorisiert - und tat mich schwer damit andere Wege sehen zu wollen.
    Das ist ja klar..gerade hat man für sich umgedacht - sein Leben neu geordnet - fühlt sich wohl - und denkt natürlich an der Richtigkeit seines Weges. Da fällt es schwer noch einmal Neues zuzulassen. Man fährt sich fest in seiner Spur - und wird da ziemlich unflexibel.
    Aber ich denke, jeder braucht für sich ein Maß an Sturheit - wir sagen ja auch starken Willen - um den Suchtkreislauf zu durchbrechen.
    So sehe ich heute meine Sturheit als eine Art Selbstschutz - denn ohne die wäre es für mich wohl nicht gegangen.
    Mir ist diese Sturheit auch bei anderen "trockenen" Spielern aufgefallen.
    ]

    Hallo Rudi, ich fragte mich Heute Mittag gerade, was der Meditationstext mit mir macht, den ich unter "Rückmeldungen zum Forum" eingestellt habe. Es geht ja nur um das zuhören. Nur daraum, dem Hilfesuchenden ein Forum zu geben aus sich und seiner Zwickmühle , seinen Konflikten heraus finden zu lassen. Hier im Forum hilft das Schreiben. Habe fürchterlichen Husten-Katharr der allein durch das Betätigen der Tastatur nachlässt. Also ich schreibe - um mich von meinen lästigen Krankeitssyntomen befreit. Das tut mir gut. Neulich habe ich hier im Forum zurückgeblättert und gelsen. Alte Konfrontationen - zwischen uns beiden, als Beispiel. Hass? - den ich nicht verstanden habe und den erlebten Rückzug in die Kränkung und ein Bild vom schreibenden Gegenüber, das meiner bisweilen bipolaren Wahrnehmungsmöglichkeiten Raum gibt. Ich erkenne mich gut wieder in Deinem Beitrag. Mein Weg, der mir die Freiheit vom selbstzerstörerischen Glücksspiel brachte - ist kein Königsweg - für alle Spielabhängigen. In meinen Beiträgen gab ich mir aber oft genug dazu die Macht der Behauptung. Damit kam allenfalls ein "Nasiehste,habichjagleichgesagt" raus, aber nichts von mir. Ich habe starke Gefühle, auch Gefühle die schwanken. Spieln hat mir früher geholfen, mein Gefühlsleben zu kontrollieren, später zu egalisieren.
    Ich kann Heute, nach 18 Jahren in SHG's und durch Therapieerfahrung ein wenig mein Denken und Handeln lenken, vieles habe ich wirklich durch Zuhören und Lesen erfahren.
    Ich möchte, Rudi, dem Hass keine Macht mehr geben. Das erinnert mich immer an einen bestimmten Geldspielautomaten an dem ich einmal saß und im Radio der Spielhalle ertönte das Lied der Neuen Deutschen Welle
    "und ich düse düse, düse im Sauseschritt, und bring' die Liebe mit - auf meinem Himmelsritt. Das war Anfang der 1980er Jahre...
    Wer weiß, vielleicht erkenne ich jetzt gerade die Botschaft.
    Schöne 24 Stunden
    Andreas

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