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[Tini]

Moin Gerri,
meine Lebensfreude habe ich wieder gefunden. Meine Kolleginnen/Kollegen sind offen auf mich zugekommen nach der Therapie, meine Freunde haben sich wieder um mich versammelt, ich pumpe sie ja nicht mehr an *grins* und mein Bruder steht voll hinter mir. Mein Schuldenberg ist nicht mehr der Rede wert Gott sei Dank aber da ist nun meine Tochter die durch diesen doofen Fernsehsender live9 ein Problem hat. Nun fahre ich zu ihr in die Klinik und hole sie ab nach Hause. Aber ich habe Angst, dass ich wieder laut werde, sie sieht es nicht ein, dass sie ein Suchtproblem hat. Nun ja ich weiß es ja erst seit letztem Donnerstag. Aber mir raubt das die wiedererlangte Kraft u. Energie. Ich dachte, nun ist die Welt in Ordnung und dann kommt so etwas über Nacht. Ich bin überfordert will aber noch nicht offiziell mit der Familie darüber reden. Erst wenn sie bereit ist einzustehen, dass sie ein Problem hat. Ansonsten ergibt das keinen Sinn, es gibt nur Ärger. Manno das wächst mir halt über den Kopf. Ich habe die Tage den Telefonanbieter angerufen, die Verbraucherzentrale, sogar live9 habe ich angemailt. Die machen nix!!! Ganz im Gegenteil, diese Leute werden noch frech und meinen meine Tochter soll eine Therapie machen, basta.
Bin am Wochenende nicht am PC aber am Montag werde ich berichten, wie das Gespräch mit ihr gelaufen ist. Muss ja auch jetzt Rücksicht auf ihre Krankheit nehmen.
Danke für die Anteilnahme und Dein nettes Schreiben.
LG Tini

[Karl]

Hallo Tini,

das wundert mich schon, dass die Verbraucherzentrale Dir nicht helfen konnte.

Es gibt eine Telekommunikations-Kundenschutzverordnung (TKV) hier steht in § 13 Absatz 2

"Der Kunde muß die Möglichkeit haben, im Rahmen des Sprachtelefondienstes die Nutzung seines Netzzugangs durch eine netzseitige Sperrung bestimmter Arten von Rufnummern zu beschränken."

Also fordere den Telefonanbieter unter Hinweis auf § 13 Abs. 2 TKV auf, den Rufnummernblock 0137 zu sperren. Wenn der Anbieter dem nicht nachkommt, wende Dich an die Bundesnetzagentur.

http://www.bundesnetzagentur.de

Ich habe auch schon mal Nummernblöcke sperren lassen, für jemanden, der sich mit "Flirtlines" ruiniert hat.

Lieben Gruß und ich hoffe, dass Deine Tochter schnell wieder auf die Beine kommt, meine ist im selben Alter, daher hat mich das mit dem Schlaganfall schon sehr geschockt.

Karl

[Tini]

Hallo Karl,
Schlaganfälle bei jungen Leuten kommt gar nicht so selten vor. Sie stehen unter schulischen Stress, dann kommt Studium oder Arbeit, dieser negative Stress kann Depressionen u. somit einen Schlaganfall auslösen. Neurologisch ist meine Tochter gesund, der Arzt meinte psychischer Stress war bei ihr der Auslöser. Klar nun muss sie ihre Schulden selber begleichen, der Oma hat sie schon alles aus der Tasche gezogen.
Ich hoffe, dass sie heute zum Arzt ist, den habe ich nämlich eingeweiht und dann sehen wir weiter. Den Kühlschrank fülle ich ihr, solange sie mir ihre Tel.-Rechnungen monatlich vorlegt und ich pers. sehe, dass sie keine Mehrkosten mehr hat.
Zur Zeit gehe ich ganz vorsichtig mit ihr um, keine Vorwürfe, hilft eh nicht aber Konsequenz. Auch putze ich ihr nicht mehr die Wohnung, sie muss nun Willen zeigen. Mich kostet das Nerven und ich bin sehr angespannt. Am 15. zahlt sie die 1. Rate und dann wird ihr Telefon wieder freigegeben, bin mal gespannt, was dann passiert.
LG Tni

[Tini]

Ach entschuldige Karl, danke für den Hinweis Bundesnetzagentur. An die hatte ich mich ja gewandt und sie sagten mir, dass es dem Telefonanbieter frei steht, welche Nummern sie sperren!!! Diesen live9 würde ich gerne Ärger bereiten, dieser Sender u. alle privaten Sender die ständig diese Nummern zeigen mit hohen Gewinnen, die müssten an den Pranger. So etwas gehört verboten.
LG

[mikesch]

Hallo Tini,

wird Zeit, dass auch ich Dich endlich mal hier begrüße. Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, dass ich es erst heute tue.

Wie geht es Dir und wie geht es Deiner Tochter jetzt?

Deine Idee mit dem Nachweis der Telefonrechnung find' ich gar nicht verkehrt. Allerdings glaube ich, dass mehr hinter dem "Benehmen" Deines Ablegers steht. Allein die gesundheitlichen Probleme in dem Alter sind bestimmt nicht leicht zu verkraften und fordern ihren Tribut. Und psychischer Stress ist auch nicht zu unterschätzen. Ist das Mädel denn mittlerweile bereit, auch psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Viele Fragen. Aber die wichtigste ist weiterhin für mich: Wie geht es Dir damit? Es ist bestimmt nicht einfach, so mir nichts Dir nichts von der Position des Betroffenen gleichzeitig auch in die Angehörigenrolle hineingedrängt zu werden und erfordert sicherlich immens Kraft.

Ich denke oft an Euch beide

Marlies

[Tini]

Hallo liebe Marlies,
wie sagt man so schön, wenn mal der Wurm drin ist……! Nach diesem ersten Schock ist wieder etwas Ruhe bei mir eingekehrt. Meine Tochter nimmt die Arzttermine wahr, ob sie sich nun letztendlich einen Therapeuten/-in sucht oder nicht, bleibt dahingestellt. Mehr kann ich z.Zt. nicht für Steffi tun. Es geht ihr gesundheitlich wieder besser u. psychisch, ja ich weiß nicht, ob sie nun wieder besser drauf ist oder nur so tut. Fakt ist, sie unternimmt wieder etwas mit ihren Freunden, d.h. sie geht wieder aus der Wohnung und sie will wieder arbeiten. Sie weiß, dass ich für sie da bin, aber nur soweit wie es mir selber nicht schadet. Ich habe mir vorgenommen mich nie wieder zu opfern, außerdem wäre es für meine Tochter auch keine Hilfe. Ich agiere nun im Hintergrund *grins*. Stehe im Kontakt mit Ihrem Doc (sie weiß es natürlich nicht)!
Ansonsten fühle ich mich psychisch sehr gut und freue mich jetzt mal so richtig auf Weihnachten. Die letzten Jahre hatte ich gar keine Zeit für Weihnachten, da meine Gedanken und mein Handeln nur der Spielbank und den Automaten galt.
Ich freue mich einfach, dass dem so nicht mehr ist und ich an Weihnachten mit gefüllten Enten, Klöße u. Apfelrotkraut, Maronen, meine Familie bekoche und bewirte. Hoffentlich schmeckt mein Menue, ob es mir nämlich gelingt, das steht noch in den Sternen! Das ist nun die Freude, die in mir ist und die mir keiner mehr nimmt. Diese Kraft hatte ich in meiner nassen Zockerzeit nicht, in dieser Zeit ist mir sogar das essen schwer gefallen und mit Appetit habe ich sowieso nicht gespeist. Im Nachhinein kann ich nur sagen, es lohnt sich einfach trocken zu werden und zu bleiben. In die Sucht fallen, ist keine große Kunst aber rauszukommen und draußen zu bleiben, dass ist das Wahre! Das sage ich auch immer wieder meiner Tochter. Wir Menschen, die suchtkrank/trocken sind, sind was ganz besonderes!!!
In diesem Sinne LG Tini

[Gerri]

Hallo Tini,
mich freut sehr eine solch positive Einstellung zu lesen.
Wahre Freude im Herzen ist ja das, was unser Leben wirklich lebenswert macht. Nicht der Reiz auf´s Zocken - nicht die Jagd nach Mammon - noch ein dickes Bankkonto.
Ich war lange spielfrei..und kann deine Gefühle nachvollziehen. Wenn ich auch kein Weihnachtsmenue zaubern muß, sondern auf die Kockkünste unserer ältesten Tochter vertrauen muß.
Wir feiern im erweiterten Familienkreis mit unseren beiden Enkeln (4 +7) - und mein Sohn kommt aus Berchtesgaden..länger nicht gesehen.
Auch in mir macht sich Freude breit .
Mein "war" spielfrei bezieht sich auf 6 Jahre ohne Rückfall..beginne nun von neuen zu zählen..gut 3 Wochen sind es jetzt - spielfrei. Obwohl,,eigentlich zähle ich nicht wirklich.
Genieße die Hilfe die ich erfahren darf..durch Gespräche mit meiner Therapeutin- in der Gruppe - meiner Familie - diesem Forum -und ich geh mit gutem Gefühl dieses Weihnachtsfest und den Jahreswechsel an...
Kein Fall ist so schlimm, das man nicht wieder aufstehen kann - ich merke es - und mit großer Wahrscheinlichkeit ist das auch bei deiner Tochter der Fall..schön das du sie unterstützen kannst - selbst die Kraft dazu in dir findest -
und ich denke, das dein Menue vorzüglich schmecken wird.

Lieben Gruß
Gerri