Hallo Moonflower,
hoffe ihr hattet einen angenehmen Maifeiertag und konntet Probleme einmal richtig vergessen.
Denn auch das ist sehr wichtig. Das auf Grund einer Suchterkrankung sich nicht Euer Leben zu sehr um diese Krankheit dreht. Diese nicht in den Vordergrund zu haben - also gut Leben zu können - und sie dennoch nicht zu vergessen, ist wohl die Kunst mit Suchtkrankheit umzugehen.
Die richtige Balance zu finden - das ist uns länger gelungen - so sehr, das ich die Suchtkrankheit in mir kaum noch wahrnahm.
Also.. zu meinen Rückfällen. Ich war 3 Jahre ohne Spiel, als ich meine Frau kennenlernte - sie ahnte nicht, das ich suchtkrank bin zu dieser Zeit . Einzig und allein diese Frau zu lieben vermochte es mich vom Spiel fernzuhalten. Ohne das ich dafür wirklich was tun mußte.
Doch mit dem Alltag - der ja zwangsläufig irgendwann in jeder Beziehung kommt - was nichts mit mangelnder Liebe zu tun haben muß - meldete sich auch meine Sucht zurück.
Zusammen gingen wir dieses Problem dann an- Selbsthilfegruppe - Informationen - Gespräche..es half.
War dann über 7 Jahre ohne jeglichen Rückfall, führte eine Selbsthilfegruppe und es ging uns beiden richtig gut - wir lebten - wir liebten. Eine für uns beide wahnsinnig schöne Zeit. Unsere drei Kinder hatten glückliche Eltern, was auch den Kindern sehr gut tat (patchwork..lächel).
Mit meinen Arbeitsplatzverlust als Bauleiter vor knapp 2,5 Jahren kamen Probleme für mich, die ich einfach unterschätzte.
Als ich dann noch zu 60 Prozent schwerbeschädigt bezeichnet wurde..ja.. fühlte ich mich vom Berufsleben ziemlich ausgegliedert,. Es nagte in mir - keine Gespräche mit ihr - wollte nicht zeigen, wie schlecht es mir ging. Und wenn sie es merkte..na dann war es halt nichts.. Kopfschmerzen nur.
Das machte ihr wohl am meißten zu schaffen - mangelndes Vertrauen welches sie dadurch empfand.Aus der Unfähigkeit nicht sprechen zu können - wollen - passierten im letzten Jahr vor unserer räumlichen Trennung immer wieder Rückfälle - zunächst nichts gewlatiges - doch es steigerte sich. Im letzten halben Jahr war ich dann voll drauf.. das ganze Programm. Lügen.Verheimlichen - zurückziehen. Ich verstehe sie - und bin tieftraurig, sie so verletzt zu haben.
Es wird nicht mehr so sein, das wir zusammen wohnen - ein Kapitel Leben wird geschlossen.. mit viel Liebe - großen Emotionen - es tut weh ihn zu schließen.
Doch Hofffnung das wir ein gemeinsames neues Kapitel aufschlagen ist bei beiden da - sprachen eben noch darüber.
Nur - ich muß lernen allein zu leben - etwas was ich nie brauchte - es fällt mir schwer.
Trotz meines Spiels waren wir in der Lage, das jeder eine kleine hübsche Wohnung hat - meine mit Kamin ..Bärenfell muß ich noch kaufen..lach.
Es kann noch was werden - muß die Situation akzeptieren - und vor allen Dingen für mich und gegen meine Sucht neue Motivation finden, denn nur das kann Basis sein.
Es ist nicht leicht - aber ich spiele jetzt über 3 Monate nicht mehr - und irgendwie spüre ich es, das es mir gelingen wird, wieder spielfrei zu leben.
Ich habe gelernt, wie es für mich nicht geht..
und deswegen auch die Ehrlichkeit hier - das ich von meinen Ängsten und Gefühlen spreche - auch wenn die Gefühle manchmal nur Selbstmitleid sind. Auch das muß man anerkennen - und sich eine kurze Zeit erlauben. Aber nur um nach den Tränen festen Schrittes in die neue Richtung zu gehen.
Diese festen Schritte - auch wenn es nur kleine sind - in die neue Richtung, die wünsche ich auch deinen Freund.
Denn - wie du gelesen hast - man kann auch mit einen Spielsuchtkranken glücklich sein - wir waren es lange.
Das wichtigste jedoch .. Ehrlichkeit - und das Vertrauen seine Ängste und Gefühle mitzuteilen - also aufhören den Starken zu spielen - einfach Mensch sein - mit allen Schwächen - und einigen Stärken.
Ich arbeite dran.

Lieben Gruss
Rudi