Seite 1 von 5 12345 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 10 von 45

Thema: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

  1. #1
    Registriert seit
    03.04.2006
    Beiträge
    182

    Standard Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Hallo zusammen,

    ich habe mir in letzter Zeit nochmal viele Gedanken um die Frage gemacht, was mich immer wieder in die Hallen zurückzieht.

    Natürlich gibt es ein zusammenspiel verschiedenener Gründe, aber eine Sache bewegt mich besonders, vor allem weil mir kein Lösungsweg und so absolut keine Lösungsmöglichkeit dazu einfällt.

    Hat jemand von Euch einen Vorschlag oder vielleicht auch einen Lösungsweg der mir noch gar nicht gekommen ist?

    ich bin jetzt 30 Jahre alt. Ich habe meinen Weg "gemacht". Den Weg, den ein anständiges Kind so macht. Abitur, Lehre, Abendschule, zweite Ausbildung, guten Job, usw. Ich bin verheiratet, habe aber momentan sogar bewusst, keine Kinder.

    Ich lebe in dem Gefühl ein Leben zu Leben, welches voll an die Gesellschaft angepasst ist. Ich lebe in dem Gefühl normal zu sein. Und dieses normal bewerte ich in diesem Fall negativ. Ich lebe in dem Gefühl ein Spiesser zu sein. EIn spiessiges Leben zu führen, welches ich so eigentlich nie führen wollte. Es fehlen mir eigentlich nur noch zwei Kinder, und dann könnte ich auf das hübsche perfekte Build draufkotzen (entschuldigt den Ausdruck).

    Die Spielhalle ist für mich wie eine Art Flucht. EIne Flucht aus dem Spiesserleben. EIne Flucht, die nicht so knallhart ist wie Drogen oder ein Motorrad. Ich weiss genau, dass ich kein Motorrad fahren kann, weil ich spätestens wenn ich die Maschine beherrsche zu denen gehöre, die am Anschlag über die Autobahn knallen. Nur um sich frei zu fühlen. Manchmal nehme ich mir einen Mietwagen und mache genau das. Fahre einen A6 bis zum Anschlag und räume auf der linken Spur auf, mache die Musik laut und fühle mich frei.

    Wenn ihr hier von Euren schönen Erlebnissen erzählt die Ihr bei Spaziergängen wieder geniessen könnt, oder so, genau damit könnt Ihr mich eben nicht reizen. Dann denke ich, ich soll noch tiefer ins Spiesserleben???

    Aber wie komme ich da raus? Ich bin ja auf der anderen Seite vernünftig und weiss keinen Weg. Ich kann mir ja nicht den ganzen Körper zu tätowieren? Was würde das helfen? Ich sehe da keinen Weg. Das ist so ein Dilemma irgendwie. Andere wären froh so leben zu dürfen wie ich. Klar ich bin auch krank und so.

    Aber in der Spelhalle gleiche ich glaube ich auch das Gefühl der Spiessigkeit aus.

    Kann das jemand verstehen oder haltet Ihr mich jetzt für bekloppt?

    Gruss
    Monika

  2. #2
    Registriert seit
    23.04.2006
    Beiträge
    344

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Hallo Monika,

    als ich in mein erstes Meeting kam , Spätsommer 1989 hörte ich den Satz:
    "Wir sind anders - wenn es um's Glücksspiel geht. Wir haben die Fähigkeit verloren kontrolliert zu spielen".
    Letztendlich hat mich dieser Satz immer wieder dazu bewegt weiter und weiter in die Meetings zu gehen, wie ich sie auch nennen mag: Meine Männergruppe (with differenz!?);meine wirklichen Freunde; mein verrückter Haufen, meine Spieler-Selbsthilfegruppe. Manchmal gehe ich mit der Faust in der Tasche hin, manchmal versteinert mit glasigem Blick, manchmal mit einem Lächeln und öfers laufe ich die letzten Meter.
    Ich bin jetzt ein paar Wochen nicht in meier Gruppe gewesen, bin aber täglich in Kontakt mit Gruppenmitgliedern, ich bin lange schon frei vom Glücksspiel, abere wenn mir mein Igelpelz juckt, dann ab in den Meetingsraum. Dort bekomme ich nun einmal nicht was ich will. Nein, nur was ich brauche.
    Manchmal ein weiches Herz

    schöne 24 Stunden
    Andreas

  3. #3
    Registriert seit
    03.04.2006
    Beiträge
    178

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Liebe Monika,

    In die Halle- an die Maschinen zieht es uns beil wir spielsüchtig sind. Ich habe auch immer ein Grund es zu tun.... es gibt aber auch viele es nicht zu tun.

    Ich sehe das gar nicht so- weil du eine "normale Frau" bist, ein "normales" Leben führst.. vielleicht gar mit zwei Kindern- deshalb bist du keine "Spiesserin". Diese Ansicht kann ich auf keinen Fall mit dir teilen. Also ich sehe mich überhaupt nich als "Spiesserin" weil ich einigermassen der NORM der Menschheit vielleicht enspreche. Jeder Mensch ist "anders" ich für mich finde, dass ich fehl am Platz bin in dieser Welt. Obwohl ich sagen muss ich hatte ein sehr schönes Leben- mit höhen und tiefen, versteht sich.

    Liebs Grüessli- lass dich mal knuddeln :-)
    Boomer

  4. #4
    Registriert seit
    04.03.2007
    Beiträge
    344

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Hallo Monika,

    es gibt Dinge im Leben die man tun möchte und Dinge die man tun muss.

    Meistens ist es so, dass man zunächst die Dinge tun muss, um sich Dinge, die man tun möchte, "leisten" zu können.

    "Leisten" deshalb in "", weil oftmals das Geld eine Rolle spielt, aber es auch andere Dinge gibt, die zunächst einmal geleistet werden müssen, damit man sich etwas leisten kann.

    Ich lebe in einer seit vorgestern 22-jährigen Ehe, habe ein Kind, einen geregelten sehr guten Job, ein gutes Einkommen, ein Haus, einen A6 (den ich nicht unbedingt bis zum letzten ausfahren muss, um den gewissen Kick zu bekommen) - das hört sich jetzt an wie die Werbung "mein Haus, mein Boot, mein Auto......" Was ich damit sagen will, also ein richtiges Spießerleben in Deinen Augen. Trotzdem empfinde ich das nicht so. Es kommt doch darauf an, was ich daraus mache.

    Wie ich in den letzten Tagen gelesen habe, dann bist Du sehr darauf bedacht, nur Dein eigenes hart erarbeitetes Geld zu verspielen. Wieviel weniger würdest Du spießiger leben müssen, wenn Du dieses Geld für Deine ureigensten individuellen Wünsche ausgeben könntest, statt es in den Automaten verschwinden zu sehen.

    Ehrlich gesagt, weiß ich nicht so ganz genau, was ich von Deinen letzten Beiträgen halten soll. Entscheide Dich doch einfach für das Spiel oder gegen das Spiel. Zur Zeit kommst Du mir vor wie ein Teenager der weder "Fisch noch Fleisch" ist.

    Wenn Du Dich für das Spiel entscheidest, dann tue es mit gutem Gewissen, lebe aber auch mit den Konsequenzen, die sich daraus ergeben.

    Wenn Du Dich gegen das Spiel entscheidest, dann tue es mit gutem Gewissen, lebe aber auch mit den Konsequenzen, die sich daraus ergeben und weine dem Spiel nicht mehr länger hinterher.

    Nur ENTSCHEIDEN musst Du Dich irgendwann in die eine oder andere Richtung,
    wenn Du auf Dauer einem spießigen und gefährlichem Leben entfliehen und statt dessen ein aufregendes Leben mit allen Sinnen genießen willst.

    Marlies

  5. #5
    Registriert seit
    23.04.2006
    Beiträge
    344

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Hallo all,
    dieser Tread nimmt mich in einer positiven Weise gefangen - und ich weiß immer noch nicht so recht, wie ich es ausdrücken kann - aber ich lese Euch und bin dankbar für Eure Offenheit.
    Früher - zu meiner aktiven Spielerzeit lebte ich im Calenberger Land, Südwestlich von Hannover, dort wo der Deutsche Mittelgebirgsgürtel beginnt. In den Pausen - am Wochenende , in denen ich nicht spielte setzte ich mich auf mein Fahrrad - mit 3 Gang- Schaltung und fuhr gut 50 - 100 KM auch gerade die Passstraßen der Berge hoch um alsdann mit gemessenen 55 km/h die Abfahrt zu nehmen - in Hemd und Straßenkleidung, nicht geschützt durch einen Helm. Ich bin immer unsportlich gewesen und seit meinem 10. Lebensjahr korpulent. Wegen beidem bin ich ausgelacht und verspottet worden. Also fuhr ich alleine - ohne Begleitung die Berge hoch. Den "Kick" spürte ich wenn bei der Auffahrt - gegen die Sonne - ich bunte Farbwolken vor die Augen bekam. Dann war ich der König. Aber: Es durfte niemand erfahren. Ich nahm meine sportliche Leistung nicht an, nur egal wie - Berg hoch! Später erzählte mir ein Freund , daß ich wahrscheinlich meine Fahrradfahrten brauchte - um das Ausleben meiner Spielsucht zu überleben.
    Gestern war ich in einem Meeting und kam zu der Erkenntnis, daß ich vor vielen Gefahren bewahrt wurde, also der Schutzengel stand mir zur Seite.
    Es kann sein, daß alleine das Ausleben der Spielsucht so permanent extrem ist - wie die eigens erdachte Methode, mich aus dieser Fessel mit extremen zu befreien. Also eine Ausfahrt in Gemeinschaft mit Picknickkorb auf einer Blumenwiese ware eine relevante Möglichkeit. Aber, ist das nicht so furchtbar spießig?
    Der Mangel den ich von mir kenne ist der Mut zur inneren Ruhe. Wenn ich Heute nach Feierabend mich auf mein 3 Gang - Rad setzte, fahre ich ein Stündchen durch die Vororte meiner Heimatstadt und diese Zeit erlebe ich als Erholung,freue mich an den bunten Gärten, nehme den Blütenduft in mich auf, fahre auch einmal zum Meeting der SHG, aber ich bewege mich durch meine Spielabstinenz in Freiheit vom Extremen.

    Ich weiß, daß ich durch das Einstellen dieser Geschichte immer noch ein Suchender bin. Deshalb noch einmal mein Dank, besonders an Monika - für diesen Tread.

    Schöne 24 Stunden
    Andreas

  6. #6
    Registriert seit
    03.04.2006
    Beiträge
    182

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Hallo zusammen,

    danke erstmal für Eure Antworten, bitte wundert oder ärgert Eurch nicht, dass ich noch nicht ausführlich geantwortet habe. Ich kann das noch nicht.

    Lacht jetzt bitte nicht, ich denke noch nach. Soll heissen, ich bin noch im Denkprozess und kann noch nichts gescheites antworten.

    Ausser: Boomer: Du bist für mich am richtigen Platz auf dieser Welt und ich bin sehr froh dass es Dich gibt.

    Ich antworte wenn ich meine Gedanken dazu geordnet habe. Mir ist das Thema zu wichtig für mich selbst.

    Danke und lieben Gruss
    Monika

  7. #7
    Registriert seit
    03.04.2006
    Beiträge
    178

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    ist zwar den Thread von Monika, trotzdem muss ich mir auch sehr überlegen was ich nun zu den Antworten schreiben kann... im Moment scheint es -nichts gutes... werde mir zeit lassen..

    Wünsche Euch allen spielfreie Zeit- und das war ihr euch wünscht
    Boomer

  8. #8
    Registriert seit
    07.08.2006
    Beiträge
    48

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    @Monika

    Ich kann sagen, dass mich Dein Beitrag sehr bewegt hat und ich Parallelen sehe. Allerdings nur auf der Seite der Gründe für die Besuche der Spielhalle!

    Ich habe Schule gemacht, Ausbildung, habe auch schon gearbeitet... da ich nun jedoch immer wieder meine Jobs verloren habe, weil ich in den Firmen "Nicht tragbar" bin, mache ich gerade mein Abitur.

    Das was mich immer wieder in die Spielhalle treibt ist jedoch nicht mein Spießer leben, sondern mein "anderes" Leben. Ich fühle mich oft einsam, habe Angst allein zu sein, aber scheue gleichzeitig immer wieder Menschen und Freunde, ziehe mich zurück...

    Ich denke ich leide an schwerer Depressionen..
    Ich habe viel aufgegeben, mache am liebsten garnichts ausser Zuahuse sein und an meiner Melancholie zu zerbrechen. Meine Schulden und mein Leben machen mich fertig. ich bekomme nichts auf die Beine gestellt...

    Und um dem ganzen zu entkommen, gehe ich dann in die Spielhalle, lasse alles hinter mir. Probleme, Stress, Ärger u.s.w.
    Ich schalte einfach ab und tauche in eine andere Welt ein. Eine Welt ohne Probleme...

    Ich denke das es bei mir ähnlich isat wie bei Dir... Wir wollen beide versuchen aus unserem Leben zu entkommen, auch wenn es nur für diesen Moment ist!

    Wenn ich wüsste wie ich da raus komme? Ich würde es tun...

    Machts Gut Ihr lieben

  9. #9
    Registriert seit
    03.04.2006
    Beiträge
    182

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Hallo Andy,

    ich glaube wir sind uns da sehr ähnlich, mit nur einem Unterschied. Mein "zweites Gesicht", meine sogenannte Fassade die ich nach aussen zeige, die ist der Gesellschaft angepasst und sehr gut ausgeprägt.

    Sonst geht es mir wie Dir. Rückzug und und und.

    Ich schreibe morgen mehr. Ich weiss leider auch nicht wie man da raus kommt. Leider.

    Gruss
    Monika

  10. #10
    Registriert seit
    04.03.2007
    Beiträge
    344

    Standard AW: Die Frage nach dem Warum - und die Hilflosigkeit

    Hallo Monika, Boomer, Andy und alle anderen!

    "Ich weiss leider auch nicht wie man da raus kommt. Leider."

    Dieser Satz bestärkt mich in meiner Annahme, die ich hier noch einmal verdeutlichen möchte:

    Solange Ihr Euch die Möglichkeit des Rückzuges - von was auch immer - weiter aufhalten möchte, solange werdet Ihr weiter hilflos und verzweifelt sein.

    Genau diese Tür zuzuschlagen ist doch der entscheidene Punkt. Die Dinge, die sich dahinter befinden, so aufzuarbeiten, dass die Tür nicht wieder aufgemacht und der Schlüssel weggeworfen werden kann. Wenn Ihr diesen Schritt geschafft habt, dann öffnen sich wie von selbst viele viele Türen nach vorne und alle mit wundervollen Dingen dahinter.

    Es funktioniert. Ich habe es ausprobiert.

    Das Entscheidende hieran ist: Ihr müsst es tun. Es kann niemand für Euch übernehmen.

    Marlies

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •