Ich hätte nicht gedacht, dass ich diese Zeilen jemals schreiben würde. Angefangen hat alles im Teenageralter, so ungefähr im Alter von 16 Jahren. Ich war schon seit ich denken kann total sportbegeistert und habe Vieles im Fernsehen verfolgt. Aus Spaß habe ich auch ein- bis zwei Mal in der Woche meine Wettscheine bei Oddset abgeben, für 6 Mark in der Woche damals noch. Damals war es noch ein Hobby, für das man einen Teil seines Taschengeldes ausgegeben hatte. Aus heutiger Sicht ist das ziemlich harmlos.

Am 18.Geburtstag hatte ich mich dann auch endlich bei den Wettanbietern im Internet regisitrieren können. Die Einsätze wurden langsam größer, bis zu 50 Euro pro Wette, aber ich sah das alles immer noch als puren Spaß an, zwar mit dem Ehrgeiz zu gewinnen, aber dem Bewusstsein, dass das Glück den größeren Anteil hat und dass das persönliche Wissen eben in jeder Quote auch schon mitberechnet war. Mit der Zeit bemerkte ich aber, dass ich in zwei bis drei Sportarten sehr gut analysierte, weil ich mich dort am besten auskannte. Ich spielte dann nur noch diese Sportarten bei einer Wettbörse, bei der die Quoten annähernd fair sind, also nur ein geringer Teil beim Anbieter verbleibt. Für wirkliche Profis in einer bestimmten Sporart ist das wirklich eine Möglichkeit, den lanfristigen Gewinn zu erzielen. Mit dieser Erkenntnis bekam mein Spielen einen völlig anderen Charakter: Ich wollte gewinnen und spielte auch nicht mehr alle Spiele, die ich im Fernsehen verfolgte, sondern nur noch die mit den Quoten, die meiner Ansicht nach zu hoch waren. Daraus erwirtschaftete ich in einem Jahr fast 30.000 Euro.

Die Einsätze stiegen natürlich weiter an, ich konnte jedoch größere Chasing-Aktionen (also dem Nachjagen von Verlusten) widerstehen und hielt mich größtenteils daran, bei Verlusten den Einsatz eben nicht zu erhöhen. An einem Abend verlor ich gerade einmal drei Prozent des Kontos, das wie oben beschrieben auf 30.000 Euro angestiegen war. Doch ich bekam die Idee auf ein ganz sicheres Spiel mal deutlich mehr zu setzen, weil ich mich wirklich geärgert hatte. Es ging schief. Ich setzte auf ein weiteres Spiel. Es ging wieder schief. Dann gab es kein Spiel mehr, ich wusste aber, dass der Anbieter ein Casino hat. Ich ging tatsächlich in das Casino, obwohl ich genau weiß, dass ich nur beim Sportwetten gewinnen kann, weil ich hier deutlich besser informiert bin als viele andere. Ich verspielte 22.000 Euro und war geschockt. Mein Herz klopfte selbst in meinem Kopf in einer Lautstärke, die man sonst nur am Flughafen wahrnimmt. Ich nahm eine heiße Dusche und ließ die restlichen 3000 Euro ausbezahlen. Wie ich das geschafft habe, ist mir heute noch ein Rätsel. Danach hatte ich mir geschworen eine lange Auszeit zu nehmen. Was ich ebenfalls geschafft habe.

Vier Monate später versuchte ich es dann wieder. Aber nun waren eben 25.000 Euro weg und von den 3.000 Euro war ein großer Teil weg für Anschaffungen im Studium. Also verspielte ich jeden Monat einen Großteil des zur Verfügung stehenden Geldes. Irgendwann war am Anfang des Monats schon alles weg. Also überwies ich Geld, dass ich nicht hatte. Da ich immer ein guter Kunde war und hohe Einsätze gespielt hatte, war das kein Problem. 2000 Euro - kein Problem. Doch ich verspielte natürlich alles, weil ich eben nicht mehr die Ruhe hatte und auf die Spiele wettete, auf denen die Quote zu hoch war. Ich vereinbarte Ratenzahlung, damit ich niemanden um Geld bitten musste und schwörte, nie wieder zu spielen. Einfach im Stillen die Raten abbezahlen, das Geld mit einem Nebenjob erarbeiten. Auch das hat zunächst wieder geklappt. Diesmal aber nur 2 Monate.

Dann habe ich mir etwas von einem guten Freund geliehen, um das verlorene Geld zurückzuerspielen und das Geld direkt zurückzahlen zu können. Ich erspielte mit den 2000 geliehenen Euro über 5000. Freudensprünge, Sorgen weg. Ich wollte aber noch 6000 draus machen, und mit einer neuen Startbank wieder nur so spielen, wie ich anfangs gewonnen hatte. Höchstens ein paar Prozent setzen, wenn die Startbank kleiner wird eben auch weniger Einsatz. Ich erreichte die 6000 nicht - sondern 0. Das war letzte Woche.

Nun habe ich kein Geld mehr und 3500 Euro Schulden. Zum ersten Mal glaube ich, es wirklich ernst zu meinen mit dem Aufhören, daher schreibe ich diesen Text. Ich habe versucht einen Kredit aufzunehmen, damit ich meinem Freund nichts gestehen muss und ihm den Frust ersparen zu können. Aber einen Kredit erhalte ich als Student trotz gutem Nebenverdienst nicht. Eine Suchtberatung habe ich kontaktiert, die sagten mir, ich könne in die Gruppe kommen - individuelle Beratung gäbe es nicht, nur die Gruppe. Aber direkt in einer Gruppe reden, das traue ich mir nicht zu.

Was soll ich tun?