Meine Suchtgeschichte

Hallo ich möchte euch heute meine Geschichte erzählen, und wie ich zur Sucht gekommen bin. Ich bin heute 54 Jahre alt und nicht arbeitend, und in der Verbraucherinsolvenz um mein Leben zu regeln.

In meiner Kindheit habe ich in der Kneipe sehr oft meinem Vater den Schnaps gestohlen, und der hat das dann voller Stolz auch immer erzählt.

Mit 15 dann habe ich den 1. Alkohol bewusst zu mir genommen, war in der Klasse (ich habe nur Volksschule weil mich das eh alles nicht interessiert hat) schon damals richtig toll, wenn man was vertragen konnte. Ich hatte in der Zeit auch gleich meine 1. Vollräusche. Mein Schwager hat mich mal mit auf Tour genommen, mit 15, in 2 Stunden 5 Kneipen, in jeder Kneipe 3 Bier. Ich bin nach hause gekommen, meine Mutter hat gefragt Harald hast du getrunken, ich nene, war alles noch normal bis dahin, aber dann hat es mich umgehauen, und man musste mich ins Bett tragen weil ich nicht mehr laufen konnte. Auf bei meinem Schwager war ich ein tolle Kerl weil ich mitgemacht hatte.

In der Zeit so 15-18 war der Alkohol dann schon mein ständiger Begleiter, war aber in der Stadt (die den Namen nicht verdient hatte das Kaff) auch normal. Wir (die ganze Gruppe) trafen uns halt in der Kneipe. Dort wurde dann auch immer gut gebechert. Mit 16 habe ich schon meine 20 Halbe (halb Liter Bier) vertragen.
In die Zeit kamen auch meine Selbstmordversuche (Weltschmerz im Suff keiner mag mich keiner versteht mich) 2 mal mit Tabletten (wurde immer zu früh gefunden) und einige ganz dilettantische Versuche (habe mir die Pulsadern Quer aufgeschnitten bin ins Wasser gesprungen von der Brücke obwohl ich schwimmen kann).

Mit 20 habe ich zum Glück meine Heidi gefunden (ihr Vater war auch Alkoholiker Spiegeltrinker). Die das dann bis 27 mitgemacht hat. Es war eine ganz beschissene Zeit jetzt im nach hinein betrachtet. Es war nur Kampf. Sie wollte bei mir das schaffen was sie bei ihrem Vater nicht geschafft hat nämlich mich vom Trinken zu heilen, und ich habe das nicht eingesehen ich wollte wie mein Vater weiter saufen. Das gab eine ganze Menge Stress, Theater und Tränen. Ich habe natürlich auch immer abgestritten wie viel ich getrunken hatte.
Ich war auf einem Flohmarkt, wir haben zu der Zeit Antiquitäten gehandelt als Beruf. Und habe den kompletten Stand alleine gelassen, Heidi war auf einem andern Markt und wollte mich am Abend wieder abholen, und bin mal wieder saufen gegangen. Sie hat mich dann bei der Polizei in der Ausnüchterungszelle abgeholt. Das wohl in meiner nassen Zeit so 10 mal.

Den Führerschein hat man mir 4 mal genommen, jedes mal wegen Alkohol.

Einmal war ich 1 1/2 Monate im Knast wegen Fahren und saufen.

Beim 4. Mal dann hat mich mein Anwalt überfahren (dem bin ich da heut noch drüber dankbar), auf der Fahrt zu der Verhandlung hat er mir erzählt, dieses mal kommen sie nicht so glimpflich weg wie das letzte mal (ich fand 1 1/2 Monate im Knast eigentlich gar nicht glimpflich).
Es gibt allerdings eine Chance. Sie machen eine Entziehungskur, dann bekommen sie vielleicht Bewährung. Meine Frau war von der Idee natürlich total begeistert, und hat noch gleich eines drauf gesetzt. Wenn du nicht aufhörst werde ich mich sowieso scheiden lassen. Die Verhandlung werde ich auch nie mehr vergessen. Um den Straftatbestand wurde keine Wort verloren, sondern nur darüber verhandelt ob ich das dann auch wirklich mache. Heraus kam das es als Bewährungsauflage festgeschrieben wurde. Ich habe dann 4 ½ Monate auf Bewährung bekommen.

In der Entziehungskur gab es dann in der Zeit auch einen Vorfall, da hätte ich ohne drohenden Knast und ohne Zureden wie bei einem kranken Gaul meiner Therapeutin, die Therapie auch abgebrochen. Der Chef dort hatte meine Frau vom Platz gejagt, weil sie 1 Stunde früher (war damals gang und gebe) da war, bevor die offizielle Besuchszeit anfing.

Ich habe 4 ½ Monate gekämpft (komisch, ist die selbe Zeit wie der angedrohte Knast fällt mir erst heute auf) um den Begriff Alkoholiker, dann bin ich zu meiner Therapeutin gekommen und habe ihr gesagt sie bringen mir jetzt bei, dass ich Alkoholiker bin.

Ich hatte auch gewaltig Angst je näher der Tag der Entlassung kam (komisch in den ersten Tagen und Wochen habe ich da drin immer rumgebrüllt wenn ich nur irgendwann den Saustall nicht mehr sehen muss). Ich habe immer drauf gewartet bis jetzt der große Angriff des Alkohols kommt. Der kommt nie. So was geht langsam (ach ich kann ja mal ein Glas trinken, ach schau mal passiert ja gar nichts kann ich auch mal 2Glas, dann 3 4 und man ist wieder da wo man nie mehr hinwollte), schleichend, und deswegen ist für mich der Begriff Alkoholiker auch so wichtig. Aber eben für mich und nicht für alle andern, das muss ich wohl einsehen.

Für mich war da am Anfang ein sehr großer Schutz, heute brauche ich den auch nicht mehr, aber am Anfang hätte ich sicher nach einiger Zeit gedacht, sowie vor 2 Wochen beim Geburtstag meiner Schwester, ach ein Glas Sekt kannst du ja mal wieder trinken, ich wurde ja dazu aufgefordert. Heute lache ich da drüber, ich kann das auch mit meiner Erfahrung, das macht mir nichts mehr, aber am Anfang wer weiß wie das ohne den Schutz (ich bin Alkoholiker), ausgegangen wäre.

Lieben Gruß
Harald - Harry