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Thema: Meine Schwester ist spielsüchtig

  1. #1
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    Standard Meine Schwester ist spielsüchtig

    Hallo,

    ich bin auf dieses Forum gestoßen und möchte euch um eure Meinung zu einem akuten Spielsucht-Problem bitten weil ich nicht weiß wie ich mich entscheiden soll und mich im Moment wirklich überfordert fühle.

    Es geht um meine Schwester, die seit Jahren spielsüchtig (Geldspielautomaten) war oder leider immer noch ist, wie ihr letzter Rückfall beweist .Sie hat in früheren Jahren sehr viel Geld verspielt, Schulden gemacht und auch das wieder in diese verfluchten Automaten geworfen. Sie hat sich auch privat einiges geliehen, was die Leute aber nie zurückbekommen haben.

    Sie hat freiwillig einen Vormund eingesetzt, der ihr Gehalt (sie ist berufstätig) für sie eingeteilt und davon auch die Schulden abgestottert hat. Ich fand es gut, daß sie so die Verantwortung übernommen hatte. Und sie hat über ein Jahr Therapie gemacht und alles schien wieder gut zu sein da sie in der ganzen Zeit nicht einmal gespielt hat. Vor kurzem lief die Therapie aus weil das Maximum dessen, was die Krankenkasse bezahlt, erreicht war.

    Dann aber hat sie von ihrem Arbeitgeber einen zinslosen Kredit für ein Auto bekommen, das sie für ihre Arbeit braucht. Kaum waren die EUR 2.000 auf ihrem Konto, hat sie es abgehoben und das gesamte Geld in Spielautomaten geworfen, die Kohle ist futsch und ihr Arbeitgeber wird sie natürlich fragen, warum jetzt kein Auto da sei, klar.

    Nun hat sie mich gefragt ob ich das Geld aufbringen könnte, gegen Schuldschein und so. Von einer Bank bekommt sie wegen ihrer Schufa-Auskunft schon lange keinen Kredit mehr.

    Und ich weiß jetzt nicht, was ich machen soll. Natürlich würde sie das Geld von mir nicht in bar bekommen aber zum einen sind EUR 2.000 viel Geld für mich und ich gehe nicht davon aus, daß ich es zurück bekomme (war bei kleineren Beträgen früher schon so) und zum anderen frage ich mich ob das nicht so etwas wie Co-Abhängigkeit wäre wenn ich da aushelfe und das dann ja schließlich decken würde.

    Gebe ich ihr das Geld nicht, verliert sie ihren Arbeitsplatz da der Kredit ihres Arbeitgebers ja zweckgebunden war, sie sich „outen“ müßte usw. Obendrein schwebt das Thema Selbstmord wie ein Damokles-Schwert über allem und ich mache mir durchaus Sorgen, daß sie sich etwas antun könnte. Andererseits würde sich nichts ändern wenn ich ihr es gebe und das nächste Mal, daß sie wieder spielen geht, ist doch vorprogrammiert.

    Ich weiß im Moment nicht, was die beste Entscheidung wäre, nehme aber an, daß ihr der Meinung seid, kein Geld zu geben, oder? Ich gebe zu, daß ich Angst habe, mir Vorwürfe zu machen falls sie ihre Arbeit verlieren oder gar Schlimmeres geschehen würde…

    Ich schwanke täglich – kann man einer Spielsüchtigen trauen? Sie bittet um eine weitere bzw. letzte Chance. Nüchtern betrachtet würde ich sagen, Nein. Aber sie ist nun mal meine Schwester aber solche emotionale Verstrickungen sind ja wohl genau der Grund für Co-Abhängigkeiten, nicht wahr?

    Ich bin etwas ratlos, Peter

  2. #2
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    Standard AW: Meine Schwester ist spielsüchtig

    Ich denke mal ich würde ihr das Auto kaufen, weil wenn sie keine Arbeit mehr hat, hilft das ja auch niemand. Aber ich würde von Anfang an eine Rückzahlung vereinbaren, und wenn sie die nicht einhält würde ich den Kontakt abbrechen, ich würde klarmachen, dass es wirklich eine letzte Chance ist.

    Was mich aber noch interessieren würde, wenn sie einen Vormund eingesetzt hat, wie konnte sie dann an das Geld kommen, sie hat dann doch eigentlich gar keine Verfügungsgewalt mehr über das Konto. Ich würde an deiner Stelle, die Vormundschaft selber übernehmen, so kannst du auch dafür sorgen, dass dein Dahrlehen zurückbezahlt wird. Ich denke mal das es keine bestellter Vormund ist oder?

    Lieben gruß
    Harry

  3. #3
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    Standard AW: Meine Schwester ist spielsüchtig

    Vielen Dank für Deine Antwort, Harry.

    Doch, es war eine bestellte Betreuerin, die auf den Wunsch meiner Schwester vom Amtsgericht eingesetzt wurde aber der Richter hatte das kürzlich wieder zurückgenommen und schon kam sie an das Geld. Zur Zeit versucht sie, diese Betreuerin wieder zu reaktivieren.

    Letzte Chancen hat sie eigentlich schon viele gehabt. Was mich zur Zeit besonders beschäftigt, ist die Tatsache, daß sie von meinem im letzten Jahr verstorbenen Vater zwar immer Geld für ihre Zockerei genommen, ihn aber noch nicht einmal angerufen hat als er einsam und krank danieder lag. Selbst auf seiner Beerdigung war sie nicht...

    Von ihr höre ich dann, sie sei eben damals so drauf gewesen, daß sie nur Zocken im Kopf gehabt hätte. Scheint sich ja wohl nicht viel geändert zu haben.

    Gruß von Peter

  4. #4
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    Standard AW: Meine Schwester ist spielsüchtig

    Lieber Peter,
    ich kann Dich sehr gut verstehen, das was Du beschreibst kennt jeder von uns Angehörigen.
    Man kann da nichts raten.
    Was soll ich Dir sagen, rational und unter der Berücksichtigung dessen was man in der Suchthilfe so gesagt bekommt, natürlich, gib Ihr das Geld nicht.
    Emotional und unter Berücksichtigung dessen wie ich selber gehandelt habe und warscheinlich auch wieder würde, sag ich hilf Ihr.
    Ich weiss das hilft Dir jetzt nicht wirklich, aber eine andere Antwort habe ich nicht.
    Aber auf Deine Frage, kann mn einem nassen Spieler trauen, gibt es eine ganz einfache Antwort, NEIN !!!
    Es ist eine verdammt verzwickte Situation und wenn sie Ihren Job verliert, stürzt sie vielleicht ganz ab, oder schlimmeres, anders herum ist es wohl so, das manche erst ganz unten ankommen müssen, bevor sie es schaffen .
    Manche schaffen es auch nie.

    So ist die Theorie, die Realität ist, das es mir nicht möglich wäre den Menschen den ich Liebe so tief stürzen zu sehen.
    Bin ich deshalb co-abhängig?
    Ich habe diese Frage für mich mit nein beantwortet.
    Ich bin Mensch mit Herz und Gefühl und klarem Verstand.

    So viel von mir,

    mit lieben Grüssen
    und nach Beschäftigung mit dieser Situation

    eine etwas verwirrte Kiki

  5. #5
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    Standard AW: Meine Schwester ist spielsüchtig

    Hi,

    also ich würde Ihr das Auto auch kaufen denn es wird sicher schwer werden wieder nen neuen Arbeitsplatz zu bekommen. Es ist ja vielleicht möglich per Dauerauftrag das sie 50 oder 75 € gleich auf dein Konto überweist.

    Viel Erfolg bei der Sache

  6. #6
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    Standard AW: Meine Schwester ist spielsüchtig

    Dank euch für die Antworten!

    @Kiki: Du verstehst offensichtlich genau, was mich bewegt. ABER: Neben Zuneigung und Sorge sind da zur Zeit auch noch andere Gefühle, die sich vehement zu Wort melden: Wut und Zorn! Wut darauf, wie großzügig sie mit dem Geld anderer Menschen umgeht, zum Beispiel mit meinem und ich habe keine Gelddruckmaschine zuhause sondern muß dafür einen wirklich harten Job aushalten. Und Wut darüber, daß sie Menschen, die ihr finanziell geholfen haben, anschließend hängen läßt wenn keine Kohle mehr rüberkommt (mein Vater).

    Auge um Auge. Zahn um Zahn. So steht es in einem viel gelesenen Buch, nicht wahr?

    Vielleicht helfe ich aber noch ein letztes Mal aus und wenn das Geld dann flöten ist, breche ich den Kontakt ab wie Harry das ja schon vorgeschlagen hat und dann habe ich für EUR 2.000 eine Sorge weniger. Hört sich ganz schön hart an, ich weiß.

    Peter

  7. #7
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    Standard AW: Meine Schwester ist spielsüchtig

    Hallo Peter,

    ich habe die Geschichte gelesen- sehr schlimm finde, dass sie nicht an die Beerdigung des eigenes Vaters kam. Unabhängig davon, dass sie von ihm Geld bekommen hat. Das ist für mich unverzeihbar- es sei denn, es lag ein anderer Grund als das Zocken vor.

    Ich würde Ihr das Geld geben- resp. das Auto kaufen mit der Auflage, dass sie in eine SHG geht. Frage mal hier bei der Fachstelle nach, wo in Eurer Nähe es eine solche gibt. Soviel ich weiss ist eine SHG kostenlos..
    Des weiteren würde ich von ihr verlangen, dass sie monatlich (je nach Einkommen) 50 bis 100 Euro zurückbezahlt. Ich bin der Meinung, dass es unbedingt wichtig ist, dass sie für den angerichteten Schaden aufkommen muss. Da sie arbeitet, sollte dies absolut möglich sein. Ohne diese Auflagen würde ich kein Geld geben. Sie wird es sonst nie lernen!

    Selber gehöre ich leider zu den Zockern... ich habe sehr viel gutes Geld verzockt- jedoch "NUR" mein eigenes. Ich bin trotzdem sehr unglücklich darüber, dass mich diese Sucht so einnimmt- oder eingenommen hat. Zurzeit bin ich ziemlich am Kämpfen mit dem Spielteufel.. gebe ihm nicht nach- und hoffe für mich die Sucht zum stillstand bringen zu können.

    Mein Rat an dich- setze dich mit Ihr an einen Tisch, rede mit Ihr, wie sie sich denn die Zukunft vorstellt- kaufe ihr das Auto nur, wenn sie Einsicht zeigt.. und irgendwelche Auflagen auf sich nimmt. (Es müssen ja nicht meine vorgeschlagenen sein).

    Ich wünsche Dir alles Gute... und die richtige Entscheidung.

    Gruss Boomer

  8. #8
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    Standard AW: Meine Schwester ist spielsüchtig

    Lieber Peter,

    auch diese Gefühle wie Wut , Zorn ,Unverständnis für das Verhalten des anderen, sind mir alles andere als fremd.
    Ich kenne sie sehr gut und auch das Gefühl immer wieder belogen und hintergangen worden zu sein, obwohl man glaubte, der andere hätte verstanden, das es so nicht geht.
    Weisst Du Peter, es gibt zwei Möglichkeiten, entweder dieser Mensch hat einfach einen schlechten Charakter, dann hat er nicht mal ne halbe Chance verdient, oder er ist krank.
    Denn Sucht ist eine schwerwiegende seelische Erkrankung, die dem jenigen jeglichen Sinn für Realität, Vernunft und Schuldgefühl nimmt.
    Als gesunder Angehöriger kann man das nicht verstehen, man kann es nicht nachfühlen und der gesunde Menschenverstand wird an den Rand der Verzweiflung getrieben.

    In meiner speziellen Situation konnte ich den schlechten Charakter ausschliessen, da ich meinen Freund lange vor der Sucht kannte und wusste, wofür ich kämpfe und das es ein lohnendes Ziel hat.

    Wie es sich bei Deiner Schwester verhält, vermag ich nicht einzuschätzen.

    Die Frage ist halt immer wie weit geht man , wann hat man seine eigenen Grenzen erreicht, das ist wichtig, denn wenn man die überschreitet, dann geht man mit unter.
    Die Schmerzgrenze liegt bei jedem unterschiedlich hoch, nur übertreten sollte man sie nicht.
    Als ich vor kurzem an diese Grenze kam, habe ich sie meinem Freund klar aufgezeigt.
    Bishierher und nicht weiter, bei uns hat es etwas bewirkt.
    Zumindest sieht es im Moment so aus , als würde er die Kurve kriegen und den richtigen Weg einschlagen.

    Ich kann Dir nicht sagen wie Du Dich verhalten sollst, hör auf Deine innere Stimme und suche nochmal das Gespräch mit Deiner Schwester.

    Vielleicht geht Ihr ja mal gemeinsam in eine Suchtberatungsstelle.

    Ich wünsche Dir viel Kraft für die Richtige Entscheidung.


    Liebe Grüsse Kiki

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