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Thema: Aufhören oder Krepieren..

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Sabiene,
    das hört sich ja furchtbar an...nicht glücklich sein im Leben.
    Natürlich sollst ..und mußt du glücklich sein. Das ist unsere allerbeste Therapie.
    Was wir vermeiden sollten ist Euphorie..hurra..ich schaffe das mit links. Irrtum, liebe Sabiene. Mit links geht es nicht, dafür ist Sucht ein zu starker Feind.
    Viele Beispiele hier..auch mit Suchverlagerung..was auch eine große Gefahr darstellt.
    Ganz alleine - man fühlt sich ganz allein und teilweise auch im Stich gelassen, und auch dann neigen wir dazu Hilfe abzulehnen - erkennen häufig nicht den Wert eines Austausches.
    In einer guten SHG bist du auch nicht wirklich allein - und privates Glück stellt sich sicher ein, wenn du Sonnenschein im Gesicht trägst, anstatt den Kummer einer verzockten Nacht.
    Es spielt alles zusammen - und unsere Beziehungen leiden sehr unter unser Suchtverhalten - und manche Liebe hält da nicht stand. Kann auch nicht standhalten, wenn die Sucht so sehr fortgeschritten ist, das die Existenz auch von Mitbetroffenen gefährdet ist. Mitgefährdete - ich denke, das darf man ruhig sagen.
    Nein..du sollst glücklich sein - und ich war über lange Zeit sehr glücklich..und werde es wieder sein. Daran ändert sich nichts durch unsere Sucht.
    Wenn ich von Stärke rede, meine ich auch dann die Sucht zu bekämpfen, wenn es uns gut geht. Nur so wird der Spieler in uns klein gehalten.
    Dieses Forum leistet sicher Anhaltspunkte nicht einzuschlafen.
    Eine Gruppe tut es besser, weil man dort wirklich die Menschen in ihren Elend nach einer verzockten Nacht sehen kann. Und das tut uns dermaßen leid, weil wir nachfühlen können. Aber es erweckt auch in uns den Selbstschutz..nein, das möchte ich für mich nie mehr.
    Der Schreck zu sehen..er hält uns wach..auf Dauer gesehen nichts anderes.
    Auch ich werde mir wieder eine SHG suchen..und ein paar vertraute Menschen mit denen ich mich privat austauschen werde. Die ich auch über dieses Forum ansprechen will.
    Ein kleiner Kreis..der sich vielleicht auch dann und wann mal irgendwo trifft, damit man auch ein Bild von den Ansprechpartner bekommt.
    Ich denke, das könnte ein weiterer Schutz sein..sollte aber auf Dauer mehr als virtuell sein.
    Vielleicht schaffst du dich auch so einen Kreis..denn es ist auch ein Weg, sich nicht mehr allein zu fühlen.
    Ich könnte mir schon vorstellen, das man mit einigen Usern..auch kontroveren ..vielleicht mal einen Gesprächskreis bildet. Denke dann werden manche Vorurteile aus der Welt sein - und vieles wird im anderen Licht erscheinen. Virtuell macht man sich ein Bild, was nicht vollständig sein kann.
    Deswegen..Gruppen sind da besser..,
    aber um die "Langeweile" der ewig gleichen Kommentare zu entgehen, vielleicht auch ein alternativer Kreis, der sich eventuell alle paar Monate mal real trifft. Und damit spreche ich auch ganz bewußt Karl an.
    Vielleicht ist das für dich, lieber Karl, auch vorstellbar. Ich wäre sehr bereit daran mitzuwirken.
    Lieben Gruß
    Rudi

  2. #2
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Gerri,

    klar hab' ich um ein paar Ecken gedacht (meine Spezialität). Was ich damit
    aber auch sagen wollte bzw. immer noch will:

    Rückfälle haben einen Sinn. Tatsächlich meine ich damit die Rückfälle, die nach langer Spielfreiheit auftreten. Sei es nun einmalig oder auch über einen längeren Zeitraum der Sucht neu zu verfallen.

    Rückfälle sagen uns etwas. Manchmal geschehen sie aus Sorglosigkeit oder zuviel Selbstsicherheit, dass will ich gar nicht in Frage stellen. In der Regel aber teilen sie mit, dass irgendetwas noch nicht auf- bzw. abgearbeitet ist.
    Du schreibst selbst, dass Du "lediglich" über einen so langen Zeitraum nicht gespielt hast, weil Du es Dir verboten hast, aber warum, wieso, weshalb Du überhaupt in die Sucht hineingeraten bist, das hast Du demzufolge nie aufgearbeitet.

    Nun, ich merke gerade, dass ich mich fortlaufend wiederhole, in dem was ich Dir schreibe. Deshalb sollte ich meinen Senf zu Deinem Thema für die Zukunft wohl mal weglassen. Nur noch eines:

    Du hast zwar abgewiegelt, weil ich Deine Worte sehr ernst nahm. Aber ich frage Dich noch einmal: Warum um alles in der Welt willst Du allein mit Dir fertigwerden? Du setzt Dich einer Gefahr aus, die nicht nötig ist. Für mich ist das fast das Gleiche, wie in eine Halle zu gehen um zu sehen, ob ich den Automaten wirklich widerstehen kann. Zumindest für mich grenzt das an Selbstverachtung und Mißachtung meines Ichs.

    Dir weiterhin alles Liebe

    Marlies

  3. #3
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Sabiene,

    "nie mehr glücklich sein..." " ... das hört sich ja furchtbar an.."

    das war auch mein erster Gedanke, als ich Deine Worte las.

    Glücklich sein trotz Spielsucht in der Abstinenz - ja, das ist es doch was erstrebenswert ist, was uns stärkt, trotz der Wachsamkeit, die uns für den Rest unseres Lebens begleiten sollte und muss.

    Ich sehe auch eine Frage in Deinem Satz: wie kann ich glücklich werden trotz meines Handycaps?

    Nun, ich für mich bin glücklich! Angeregt durch Deinen Satz und auch durch Gerris Antwort habe ich aber schon überlegt, warum das wohl so ist. Die wichtigste Antwort, die ich dabei gefunden habe, ist, dass ich die Sucht akzeptiert habe und auch herausgefunden, warum gerade ich davon betroffen bin. Gleichzeitig bedeutet das für mich, das ich weiß, in welchen Situationen ich besonders gefährdet bin, abgesehen davon, das eine Gefährdung immer latent vorhanden ist. Mit diesem Wissen kann ich in meinem Alltag sehr gut leben und trotzdem jeden Tag neu genießen, zumal ich es - so gut es geht - vermeide, mich in für mich gefährliche Situationen zu begeben.

    Ein weiterer Punkt besteht für mich darin, dass ich dem Leben und meinem Alltag anders begegne als früher. Mit anders meine ich auch bewußter, intensiver. Das beinhaltet auch, mich mit Dingen, Gefühlen, Situationen bewußt auseinanderzusetzen, vor denen ich früher immer geflüchtet bin. Und selbst, wenn diese Dinge wehtun oder aber wenn sie besonders schön sind, dann gestehe ich mir zu, zu Lachen, zu Weinen, zu Grübeln, zu Singen, mich zu ärgern, mich zu freuen und und und - eben das zu tun, was das Leben ausmacht - und nichts, aber auch gar nichts mehr zu unterdrücken. Mit mir und der Welt in Einklang zu leben, trotz Sucht - das bedeutet für mich glücklich sein.

    Ich wünsche Dir, das auch Dir dieses eines Tages gelingen wird

    Mikesch

  4. #4
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Mikesch,
    ich finde es aber gut, wenn du deinen Senf dazu gibst..lächel..

    Bis denn..versuche auf deine schwere Thematik einzugehen..aber nicht mehr heute..zu müde.
    Gute Nacht..und mal ehrlich gesagt..schön euch zu lesen, Meinungen hören, ohne Unterstellungen und Anschuldigungen.
    Danke
    Rudi

  5. #5
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Wie hat sich oftmals meine Seele weit
    in weiten Fernen überschwer verloren,
    als fände sie in weit entferntem Leid
    die Schwermut, der sie sich verschworen
    und könnte, nie zurück zu blicken,
    immerzu weiterfliegen, wie von Ach zu Ach,
    um sich an fremder Seelen Weh zu drücken,
    anstatt ans eigene Ungemach.

    Wie hat sich oftmals meine Seele tief
    ins eigene Geplante eingeschnitten,
    aus dem sie fordernd nach Gewissen rief
    wie ein Verhungernder, der doch inmitten
    der allerschönsten Leckerbissen,
    wie ein zutiefst Verwirrter, leidend saß,
    als fehlte all den dargebotenen Genüssen
    die rechte Würze und das rechte Maß.

    Zu weit, zu tief, zu nah, zu ferne
    ist meiner Seele stetes Drängen,
    als wollte sie, dass ich erlerne,
    den Schmerz aus tausend Untergängen,
    wie auch den eigenen, zu keltern
    zu einer Weisheit, die sich selbst genügt,
    und wie das milde Lächeln guter Eltern
    aus den Fragmenten meiner Selbst ein Ganzes fügt.

    ich fand dieses gedicht und ich finde es passt...
    einen lieben gruß
    sheepyi

  6. #6
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo mikesch
    Ich denke du hast es bei mir auf dem punkt gebracht.
    Noch immer habe ich diese krankheit nicht akzptiert.
    Deswegen, meine ich mit ihr nicht glücklich sein zu können.
    Es ist beimir nichts anderes als falscher stolz. Zu stolz um einzusehen, daß mich das spielen besiegt hat. Zu stolz um einzusehen, daß ich es nicht mehr kontrolieren kann. Das wird es sein, das mich belastet.
    Immer war ich sehr selbstbewust was jetzt nicht mehr so ist seitdem ich zum spieler geworden bin.
    In mir rumort es, immerwieder stelle ich es in frage.
    Ich beobachte mich genau, vor ein paar tagen rief ich bei der suchtberatungsstelle an und wollte einen termin bei meinen berater.
    Als die frau sich am telef. meldete mit den worten: "suchtberatungsstelle"
    Bin ich erschrocken in mir und wollte am liebsten auflegen. Es klang so unglaublich. Ich habe meinen termin gemacht und irgentwann habe auch ich meine krankheit akzeptiert.
    Es ist auch schon viel besser geworden mit mir, ich kann das leben wieder mehr geniesen und arbeite an mir tag für tag.

    Danke für deine worte

    Sabiene

  7. #7
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Sheepyi.
    ich sage nicht tolles Gedicht, denn zu berührt war ich.
    Nicht das Schöne das Gute zu genießen - sondern das Elend und die Unvollkommenheut in mir selbst suchend.
    Nicht um das bedankend, was mir gegeben, sondern verlangend und wollend was ich nicht habe.
    Krank werdend - in einen Suchtverhalten, welches sich auf den ganzen Körper ausbreitet - denn Seele läßt sich nicht vom Körper trennen - noch nicht.
    Gemocht, geliebt, geschätzt - von den Menschen wo es drauf ankommt.
    Es sind immer die Menschen, die dich mögen und lieben worauf es ankommt.
    Gejagt nach dem, was unerreichbar schien - unerreichbar blieb,
    Geschmollt im Schmerz der eigenen Unzulänglichkeit -
    nicht gedankt - für das was ist - auch an Fähigkeiten, die mir gegeben sind ,
    sondern gezetert um das, was ich nicht habe.
    Fehlendes Talent selbst Musik zu machen - fehlendes Talent, die Welt zu ändern - und vergessend, was ich alles habe.
    Trauer um das Fehlende - im Selbstbedauern der Sucht Vorschub geleistet.
    Das bin ich.
    Aber ich bin auch..Feinfühlend, Liebe geben könnend, Gedichte schreibennd, Texte verfassend - ich bin da reich bedacht.
    Das Wesentliche ist nicht die Anerkennung die man auf dieser Welt erhält - sondern die Liebe die ich zu geben vermag - und die dann
    zurückfließt im stärkeren Masse als du sie geben kannst.
    Das ist meine Besinnung -
    aufhören zu wollen, was ich nicht habe - genießen was ich habe - zufriedensein mit dem was ist.
    Vergessen wollen das streben nach Dingen die mir nicht gegeben sind - aufwerten der Dinge, die ich in mir hab - sich dadurch wieder selbst lieben können.
    Ich danke dir für dein Gedicht.
    Rudi

  8. #8
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Marlies,
    drei große Worte mit "S" die in deinen Eintrag herausstechen..
    Selbstsicherheit, Sorglosigkeit, Selbstverachtung.
    Das hört sich zunächst widersprüchlich an, ist es aber ganz und gar nicht - denn ich kann ohne weiteres zwei weitere hinzufügen. Sensibilität und Selbst mitleid - und die Reihe liesse sich sicher fortsetzen mit Stolz ..aber falschen Stolz.
    Du hast Recht..eine richtige Verarbeitung erfolgte nie, es blieb bei einen Verbot.
    Sicher hat es aber auch damit zu tun, das ich nicht zu sehr in mich reinschauen lassen will oder wollte.
    Ursachenforschung..ist ja gar nicht so wichtig in der ersten Zeit der Abstinenz. Da geht es um den praktischen Teil des "nicht Spielens" .
    Selbstsicherheit und Sorglosigkeit - die haben von mir nach einigen Jahren des "trockenseins" von mir Besitz ergriffen.
    Falscher Scham gesellt sich hinzu..und Stärke zeigen wollend...
    Ich nehme deinen Eintrag sehr ernst - auch deswegen Zeit zum antworten gebraucht.
    Ich antwortete auf Sheepyis schönes Gedicht - und meine Antwort sagt viel über mich aus.
    Eine Abstinenz, wie ich sie lebte, ist zu oberflächlich gewesen. Spätestens nach einiger Zeit des "trockenseins" hätte eine Aufarbeitung erfolgen müßen.
    Das war nie der Fall - und es war ein großer Fehler für mich.
    Nach meinen Rückfall kam eine Zeit der Selbstverachtung..mit dem Bewußtsein in mir, bald alles verspielt zu haben (Liebe, Partnerschaft, Achtung vor mich selbst) kam sogar eine Phase des selbstzerstörens wollen, aus der ich - danke Gott - einen Weg fand.
    Neue Anerkennung suchend im Bereich angenommen zu werden im Punkt neue Partnerschaft suchend... und lernte hierbei einen Menschen kennen, mit den mich nun eine tiefe Freundschaft verbindet..mit dem ich mich sehr Austausche. Und es ist echte Freundschaft..nicht Beziehung.
    Stunden..Tage des gegenseitigen offenen Austausches..wie niemals zuvor erlebt, denn auch sie ist Suchtbetroffen - und hat es seit 26 Jahre geschafft.
    Da hat Gott mir eine lebendige Begleitung gegeben, für die ich sehr dankbar bin. Eine hochintelligente Frau..lebenserfahren und mit beiden Beinen im Leben stehend. Und das hat keinesfalls mit Erotik oder Sex zu tun - wird ja ohnehin selten geglaubt, das Frau und Mann wirkliche Freunde sein können.
    Ich weiß, das ich nun eine Aufarbeitung brauche..die Frage des warums nicht mehr außen vorlassen kann.
    Auf der anderen Seite kommt es mir verspätet vor.
    Ich habe SHG neu besucht...ich sage dir ehrlich..konnte nichts damit anfangen im Moment. Spürte die Unaufrichtigkeit einiger Spieler..etwas womit ich zur Zeit nicht umgehen kann. Vielleicht weil im Moment innerlich zu schwach geworden.
    Also denke ich, das eine Einzeltherapie für mich das Richtige ist, während ich allerdings eine Behandlung meiner Situation angehe wie bisher immer. Nämlich mich in Arbeit verkrieche um den Schaden der finanziellen Seite zu egalisieren.
    Hänge jede Nacht auf der Strasse - im Taxi - viel Zeit zum nachdenken - aber auch viel Gefahr eine Spielhalle anzusteuern in den Phasen des Wartens auf Fahrgästen. Also - ich bewege mich auf schmalen Grat - und brauche häufig viel Willen, meiner Sucht nicht wieder nachzugehen.
    Ständig Bargeld in der Tasche, was nur zum Teil mir gehört.
    Aufarbeitung ..ich schreibe viel..auch Nachts, wenn ich irgendwo am Strassenrand auf meine Fahrgäste warte.Schreibe an mich selbst.
    Das ist meine derzeitige Situation..ich weiß ich muß noch mehr tun..
    Schönes Wochenende Euch allen
    Gerri

  9. #9
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Gerri,

    vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.
    Mal eines ganz zu Anfang: ich habe für mich entschieden, dass ich zwar Fragen stelle, aber die Antworten, die sollte sich jeder, dem ich diese Fragen stelle in erster Linie selbst geben, so er denn mag. Deshalb kann es auch passieren, dass ich mal nicht auf gegebene Antworten reagiere. Sie sind für mich nicht unbedingt wichtig - können es aber oftmals für den Antwortenden sein. Hoffe, ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken. Auch will ich nicht verhehlen, dass ich mich über jede Antwort freue und trotzdem aus jeder Antwort, die mir gegeben wird, lerne bzw. dazu lerne. Und - ich freue mich über unseren gedanklichen Austausch, weil er mich fordert und weiterbringt.

    Nun aber mal zu Deinen 3 bzw. 5 großen "S". Da ist mir eines aufgefallen. Warum nicht einfach Stolz? Übrigens fängt falscher Stolz für mich mit "f" an. Und stolz kannst Du allemal auf Dich sein, weil Du es so lange geschafft hast, spielfrei zu sein "nur" mit Deinem Dir selbst ausgesprochenem Verbot. Das ist eine Zeit, die Dir niemand mehr nimmt, die Du genießen konntest und ausleben. Das ist aber auch eine Stärke (6), die an Kraft abnimmt und ohne "Futter" nicht wieder aufgebaut werden kann.

    Das sich die Dinge nun geändert haben, steht doch auf einem völlig anderen Blatt. Das sich "Versäumnisse" ergeben haben, die nun erst deutlich werden - na und? Es ist übrigens nie zu spät und ich denke, verspätet (fängt übrigens mit "v" an, zwinker) gibt es gerade in unserem Falle nicht. Auch ich habe eine Zeit gehabt, in der ich meinem verspielten Leben nachgetrauert habe und mit mir gehadert, was ich alles versäumte, was ich hätte besser, anders, schöner... machen können, zumal ich nur dieses eine Leben habe. Aber was nutzt es denn, es ist nun mal so gelaufen. Also gehe ich doch dabei und sehe zu, dass ich wenigstens aus dem verbliebenen Rest den größtmöglichen Nutzen für mich ziehe. Und ob es alles so richtig ist, wie es jetzt läuft - wer weiß das schon??? Es gefällt mir und wenn's nicht mehr so ist, kann ich wieder etwas ändern. Alles im Leben hat einen Sinn, auch wenn er sich meist für uns nicht erschließt und auch nie erschließen wird. Das ist meine feste Überzeugung.

    Ein gehöriges Maß meiner Bewunderung erfährst Du durch Deine Schilderung Deiner Arbeit. Aus meiner Zeit des Spielens (was ich ja nun hauptsächlich nachts gemacht habe) kann ich mich gut an die Taxifahrer meines Ortes erinnern. Die nutzten die 22-Stunden-Öffnungszeit einer der Spielotheken um einerseits günstig an Kaffee zu kommen, andererseits aber auch, um sich die Zeit zu vertreiben. Viele haben gespielt! Ich war sehr viele Nächte dort und in all' diesen Nächten waren auch immer die gleichen Taxifahrer dort anzutreffen.
    Du statt dessen schreibst sehr viel. Klasse! Auch eine Form der Aufarbeitung, die sehr hilfreich sein kann. Aber doch nur zusätzlich! Oder?

    Das Du so eine tiefe Freundschaft gefunden hast finde ich einfach nur unendlich schön. Natürlich gibts richtige feste, tiefe, echte Freundschaften auch zwischen Mann und Frau und ich glaube auch, viel öfter als es manche Menschen für möglich halten. Oft wird durch andere etwas hineininterpretiert, weil sie sich nicht vorstellen können, wie so etwas funktionieren kann. Ganz oft - habe ich den Eindruck - spielt auch Eifersucht eine Rolle, weil sie selbst so etwas nicht besitzen. Das gilt übrigens für viele echte Freundschaften, egal welchen Geschlechts, bei denen sich "normale Freunde" ausgeschlossen fühlen.

    Was SHG's betrifft, kann ich leider nicht viel dazu sagen, weil ich persönlich keine SHG besuche. Habe ein paar Mal während meines Praktikums als Gast eine SHG besucht und war davon nicht sonderlich begeistert. Zum einen lag es ebensfalls an der Unaufrichtigkeit mancher Anwesenden, die mir förmlich entgegensprang, andererseits aber auch an der Selbstdarstellung einiger Teilnehmer, die dermaßen darauf erpicht waren, Ihre Erfahrungen an den Mann (Frau) zu bringen, dass sie nicht in der Lage waren zu erkennen, dass vielleicht auch ein anderer mal etwas zu sagen hat. Ich glaube aber, dass jede SHG individuell zu sehen ist und das es schon Unterschiede bei den einzelnen Gruppen gibt und man sich die Zeit und Ruhe nehmen solle, für sich die richtige Gruppe zu finden. Die Chemie muss schon stimmen - sonst sind die Besuche nun mal umsonst.

    Ich hab' mit Sicherheit ganz viel vergessen, was ich Dir auch noch schreiben wollte. Aber dieser Beitrag ist eh' schon sehr lang geworden. Was hindert mich, wenn's mir wieder einfällt einen, zwei oder ganz viele weitere zu schreiben.

    Freue mich aufrichtig über eine Antwort von Dir!

    Marlies

  10. #10
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    Standard AW: Aufhören oder Krepieren..

    Hallo Gerri,

    bin gerade auf einem negativen Trampelpfad meiner Gefühle, suche eifrig dafür Schuldige und greife Vertrauterweise zur Selbstverdammnis. Da bin ich so unwiederstehlich überheblich drin, daß es grausam ist.
    Ich habe Heute nicht gespielt und ich bin im tiefen Herzen und voller Freude dankbar für meine Spielfreiheit.
    Ich könnte auch stolz sein für 18 Jahre frei vom Glücksspiel, aber dann bringt mein Stolz mich von den Menschen weg, deren Hilfe ich brauche. Eben Menschen, die breit sind , das Glücksspiel aufzugeben , Menschen die ihr erstes Glas Heute stehen lassen, oder auch Menschen, die es lernen wollen gemeinsam strukturierte und gesunde Mahlzeiten zu sich zu nehmen.
    Du bist Taxifahrer und fahrst Nachtschichen. Das ist für mich neu und interessant.
    In der Spielstätte früher hatte ich auch Kontakt zu spielenden Taxifahrern. Neben dem obligagorischen Hunderterserienblabla kamen auch detaillierte Angaben über den Wesen der Nachtschicht zu Gehör.
    Wie gesagt: Ich habe zu säter Stunde im Rotlichtviertel gezockt.
    Persönlich kenne ich nur noch einen der Taxifahrer. Er ist nun über 10 Jahre trocken vom Spielen.
    Roman, ich möchte nur zum Ausdruck bringen, daß Deine Abstinenz, die immer wieder Unterbrechungen erfährt, schon greifbar Nahe ist. Es ist bestimmt meine vergangene Geschichte , wenn ich den Bezug - Taxifahrer - Rotlichtviertel sehe. Aber gerade in Dir sehe ich den überaus sensiblen Menschen, der es eher mit Wehmut betrachtet, daß er die jenigen nach Hause bringt, die über geblieben sind.
    Es ist meine Erfahrung im Heute, wenn ich Nachts einen unwiederbringlich wichtigen Weg habe, mich komfortabel in die Taxe setzen kann und das Geld dafür habe und ich nicht mehr besoffen den Wagen verunreinigen brauche.
    Gerade daher rühren mich die Gespräche auf nächtlicher Fahrt an und bringen mir ein wohlbehagen für die Bettzeit.
    Jetzt nehe ich Dein Posting mit in die Ruhe
    Gute Nacht
    Andreas

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