Hallo Detlef,

ich möchte mal auf den aus meiner Sicht entscheidenen Satz Deines Beitrages etwas näher eingehen und Dir von meiner eigenen Erfahrung berichten:

"ich hatte es hier so gut und ich hatte alles was ich wollte. und genau deshalb, verstehe ich mich nicht."

Habe hier vor ca. 1,5 Jahren davon berichtet, dass ich urplötzlich Spieldruck hatte - welchen ich bis dato gar nicht kannte - als ich von einem super erfolgreichen Tag nach Hause zurückkehrte, meine Bürokasse mit 600,00 € im Gepäck und nach ca. 360 km noch 15 km von zu Hause entfernt. War entsetzt bis zum geht nicht mehr und habe es mit Mühe geschafft (unter Nichtbeachtung sämtlicher Verkehrsregeln einschließlich Geschwindigkeitsüberschreitung und rote Ampeln ignorierend) auf direktem Weg nach Hause zu stürmen. Will damit sagen, hatte absolute Panik und bin mir heute sicher, wäre eine Halle am Wegesrand gewesen, dann wäre ich wohl nicht mehr bis nach Hause gekommen. Zu Hause hab' ich mir einen großen Becher Alkohol gegönnt, um mir die Möglichkeit zu nehmen doch noch in die nächste Halle zu fahren. Der Druck war längst wieder vorbei, aber ich selbst war verunsichert ohne Ende. Idiotisch, auf was für Ideen man dann so kommt!

Am nächsten Tag - mit klarem Kopf - und der Hilfe verschiedener Gespräche wurde mir klar, dass ich in der Vergangenheit immer dann spielen ging, wenn es mir gut ging. Selbst die Freude über einen schönen Frühlingstag schleppte ich in die Halle. Die Freude über etwas zusätzliches Geld, die Freude über einen schönen Einkauf, die Freude über ein gutes Essen, über einen freien Tag, über eine gute Nachricht. Und ich stellte fest, die vielen Male, die mich nach längerer spielfreier Phase wieder an die Automaten führten, waren fast immer gute Gefühle.

Heute weiß ich, dass ich es mir nicht gestattete, diese guten Gefühle haben zu dürfen. Warum? Gute Frage. Grundsätzlich wohl aus meiner Prägung heraus, die es mir verbot, keine Gefühle äußern zu dürfen. Andererseits in früheren Zeiten auch das schlechte Gewissen, weil ja viele "dunkle Stunden" in meinem Leben nicht aufgedeckt waren. Ich hatte zwischenzeitlich einfach nur nicht mehr gespielt - aber nie irgendetwas auf- oder abgearbeitet. Zu der damals aktuellen Situation wohl auch ein großes Stück Gewohnheit, es war immer der gleiche weg, und ich fuhr immer nach solchen geschäftlichen Aktionen zuerst noch mal ins Büro, danach grundsätzlich in die Halle.

Ich finde es supergut und erlaube mir, es als einen großen Erfolg zu werten, dass Du Dir sofort wieder Hilfe suchst. Und ich hoffe, dass Dir diese Geschichte ein wenig hilft, Dich zu verstehen, auch wenn bei Dir vielleicht ganz andere Dinge zugrunde liegen, oder Dir zumindest das Gefühl vermittelt, nicht allein zu sein (übrigens in der Regel ein gutes Gefühl!)

Liebe Grüße auch an Regina

Marlies