Liebe Charlotte,
ich erinnere mich gerne, mit welchen Schwung du in deine Spielfreiheit gegangen bist.
Du hast hier andere aus Lethargie oder auch depressiven Stimmungen ziehen können.
Heute schreibst du, du wärest blockiert.
Blockiert Freude an deiner Spielfreiheit zu empfinden?
Wenn das so ist, hat es wohl auch was mit Anerkennung zu tun, die man auf Grund seiner großen Anstrengungen spielfrei zu bleiben bekommen möchte - oder besser ausgedrückt, bekommen muß.
Ein Fehlen von Anerkennung hat zur Folge, das man sich sagt, eigentlich ist es doch egal ob ich zocke oder nicht - es interessiert doch niemanden.
Doch wie bekomme ich die fehlende Anerkennung, wenn z.B. Familie und Partner gar keine Ahnung von meinen Entbehrungen hat ?
Ich sage hier mal bewußt Entbehrungen, ohne Anführungszeichen, weil es für einen Suchtkranken Entbehrungen sind, Sucht nicht nachzugehen. Das wird von mitbetroffenen Partnern kaum erkannt.
Wo hole ich mir also die Anerkennung, die ich brauche?
Es gibt Partnerschaften, wo der Mitbetroffene weiß, was in uns abgeht - aber das sind wenige.
Wer mich länger kennt, der weiß, das ich stets für gemeinsame Gruppenbesuche plädiere, also wo auch der Mitbetroffene willkommen ist.
Die Erfahrungen in einer Gruppe für einen Mitbetroffenen sind nicht ersetzbar, weil er so auch lernt den Spieler zu erkennen.
Aber vom Thema ab.
Eine gute Gruppe, gibt den Einzelnen auch die Anerkennung seiner Leistung trocken zu sein. Die Glückwünsche trocken zu sein - vielleicht ein Kaffeekränzchen für ein Trockengeburtstag.
Das hört sich alles banal an. Doch es ist es nicht. Suchtbetroffene brauchen die Anerkennung ihrer Leistung trocken geblieben zu sein - wie jeder Mensch eine Anerkennung für eine besondere Leistung braucht.
Eine Sucht - Spielsucht zu widerstehen, ist eine besondere Leistung, die gerade im geistig seelischen Bereich viel fordert.
Ja - wir sollten evtl. unseren Partnern mit der Nase draufstossen, das wir diese Anerkennung brauchen, um dauerhaft standzuhalten.
Charlotte - ich will dir und allen anderen die trocken sind hier einmal sagen, das ihr selbst das auch für Euch anerkennen sollt - und wenn es niemand anders tut, Euch dafür belohnen.
Übrigens - ein paar gute Freunde auf ein Eis oder Kaffee einzuladen um den eigenen Trockengeburtstag zu feiern ist vielleicht ein Schritt dahin, andere dahingehend aufmerksam zu machen, das es etwas ganz besonderes ist, Sucht zu widerstehen.
Ich drück dich hier mal ganz herzlich - und sage dir, ich freue mich wirklich, das du deiner Spielsucht soviel Widerstand entgegen setzt.
Ich möchte nicht eine Reihe von Namen nennen - nachher vergesse ich jemand - jedoch ist es wirklich so, das ich echte Freude für Leidensgenossen empfinden kann, die ihren Weg gefunden haben.
Lieben Gruß
Rudi