Ihr LIeben,

nachdem ich eine Weile mitgelesen habe und mir dadurch einiges klarer geworden ist, möchte ich mich mal vorstellen. Gleichzeitig möchte ich sofort einräumen, dass ich hier vielleicht irgendwann nicht mehr auftauche, weil es mich mit Gedanken belastet, die ich abschließen will (oder muss).

Ich bin 37 und lebe seit 2 Jahren getrennt mit meinem Sohn und meiner Tochter. Nachdem ich mich nach einer kleinen Krise mit meinem neuen Leben angefreundet hatte (und damit wohl auch wieder offen war für etwas Neues), trat ein Mann in dieses Leben, in den ich mich verliebt habe. Wir sind ziemlich schnell ein Paar geworden und er hat mir schon einige Wochen später sein Spielen gestanden.

Ich war völlig unwissend, weil ich vorher nie mit Spielsucht in Kontakt gekommen bin und da er so "offen" damit umging, habe ich wohl auch nicht die Reichweite dieser Sucht begriffen.

Er hatte zwar fast nie Geld, aber das konnte er mit all seinen nötigen Ausgaben erklären... Zunächst kam er - auch in Rücksicht auf die Kinder meist nur abends, ist aber meist bis morgens geblieben. Es hat mir immer Spaß gemacht, an diesen Abenden mit ihm (bei mir) zu essen und dann auch zu frühstücken. Als Hartz-IV Empfänger und als Studentin hat man ja Zeit... Oft haben wir die Vormittage zusammen verbracht und gemeinsam Brettspiele gespielt.

Die Zeit, die er dann bei mir verbrachte, wurde immer mehr. Als er zwei Monate nacheinander sofort zu Monatsbeginn sein Geld verspielt hatte und dies aber mit Lügen begründete, war für mich klar, dass ich ihn in seiner Notsituation nicht alleine lasse. So hat er fast seine ganze Zeit bei uns verbracht. Für mich war es sehr schön, weil ich ihn immer gerne um mich hatte. Seine Lügen hat er später oft mit schlechtem Gewissen eingestanden, meistens dann, wenn "es" wieder passiert war und er finanzielle Hilfe benötigte. Meistens habe ich ihm diese auch gewährt...

Letztendlich ist er durch die ganze Misere sogar straffällig geworden; er hat Betrug begangen und wurde zu Arbeitsstunden verpflichtet.

Aber ich will versuchen, möglichst viel von mir zu schreiben, schließlich bin ich hier angemeldet und nicht er...

Meine finanzielle Situation war in dem ganzen Jahr, das er praktisch bei mir gelebt hat, als Studentin auch nicht besonders rosig. Irgendwie habe ich es aber immer hingekriegt, uns vier von etwa 400 Euro im Monat zu versorgen, auch wenn dabei Freizeit und Extras völlig auf der Strecke blieben. Und es war ein harter Job. Wie oft habe ich gedacht: "Ich kann mir nichts mehr leisten, aber er gönnt sich den Luxus, sein Geld in diese Automaten zu stecken!" Wenn ich dieses Thema angesprochen habe, habe ich mal sein schlechtes Gewissen gefühlt, mal habe ich sein Ignorieren kennengelernt. Und oft habe ich mir gedacht, dass es ja irgendwie geht und ich ihn nicht noch mehr damit belasten muss, wo er doch selber so unzufrieden ist. Besonders förderlich ist dieser geschluckte Frust jedoch für unsere Beziehung nicht gewesen. Aber wenn man einen Menschen liebt, möchte man, dass es ihm gut geht.

Irgendwann hat er angefangen, bei mir Online-Poker zu spielen. Am Anfang habe ich darum gebeten, dieses Spiel auf die Zeit zu beschränken, in der die Kinder nicht da sind. Mein zwölfjähriger Sohn springt auf solche Dinge recht schnell an, und es sollte für ihn nicht wie selbstverständlich aussehen, dass man stundenlang vor dem Rechner sitzt - zumal ich die Zeit, die er davor verbringt, schon bewusst eingeteilt wissen will.

Aber auch in dieser Beziehung war ich nicht konsquent: Es wurde normal, dass Tage und auch Nächte durchgepokert wurden. Dann war alles andere unwichtig, der Streit war vorprogrammiert. Erst vor ein paar Wochen habe ich durch Zufall gesehen, dass mein Freund dort auch Schulden hat, weil er mit Echtgeld gespielt hat.

Daneben stehen Stromrechnungen offen, Telefonrechnungen, Nebenkosten, irgendwelche Beiträge - von den Schulden bei mir ganz zu schweigen. Ich habe mein Geld fast immer am ersten wiederbekommen, weil er mir irgendwann seine ec-Karte gegeben hat. Aber durch den ganzen Nachhang war natürlich schon schnell kein Geld mehr da und ich für sein Leben zuständig.