Hallo Nicole und alle anderen Leser dieses Forums!

Warum bleiben Spieler bei Ihren Angehörigen.

Diese Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten und doch ist es schwierig die richtigen Worte zu finden.

Trotzdem werde ich einmal versuchen, meine Beweggründe während meiner nassen Zeit bei meiner Familie auszuharren (und auszuharren ist das absolut richtige Wort) darzulegen:

Liebe war für mich damals nicht das Thema. Das Thema war Geborgenheit, alles das zu bekommen, wovor ich Angst hatte, aber auch und das hauptsächlich mehr Geld, ein weiteres Versteck vor mir selbst, jemandem, dem ich die Schuld an meinem Spielverhalten geben konnte. Ganz knallhart ein Dach über dem Kopf, einen Beschützer, Ablenkung, wenn kein Geld um zu spielen vorhanden war. Und da ich ja zu diesem Zeitpunkt zweigeteilt war - in die Spielerin und in einen Menschen, der krampfhaft versuchte, das Schema des erfolgreichen, supertollen Menschen aufrecht zu erhalten - war meine Ehe eines der besten Alibis, die ich für mich finden konnte. Liebe war zweitrangig und wurde nur hervorgeholt, wenn ich mich anders nicht mehr rechtfertigen konnte. Liebe war hintenangestellt. Ich war mir bewußt, dass ich die Liebe meines Mannes aufs Spiel setzte. Aber auch das gehört bei einem Spieler einfach nur dazu, wie ich heute weiß. Damals war es mir - mit den Erkenntnissen von heute gesehen, einfach nur egal. Wichtig war der Nutzen, den ich aus meiner Ehe ziehen konnte. Der Nutzen bedeutet nichts anderes als weiterspielen zu können und nichts, wirklich nichts anderes.

Nachdem ich nun so viele weitere Spieler kennengelernt habe, kann ich guten Gewissens behaupten, dass die meisten davon ähnlich ticken. Spieler sind skrupellos. Sie tauchen ab vor dem Automaten und lassen nichts anderes mehr zu. Alle anderen Gefühle werden unterdrückt - auch und oftmals gerade die Liebe.

Das heute wieder ein normales Leben möglich ist, habe ich nicht nur mir allein und meiner Abstinenz zu verdanken, sondern ein großer Teil meines heutigen Lebens besteht auch aus harter Arbeit meines Mannes und meiner Tochter, zu begreifen, wieder Vertrauen zu gewinnen, mich zu unterstützen
und mir die für mich ungeheuer wichtige Gelegenheitzu geben, mit der Selbstfindung meines Ich's auch meine Liebe zu Beiden neu zu entdecken und meine wahren Gefühle zu leben.

Mikesch

Mikesch