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Thema: Abfindung mit meiner Sucht

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo,
    vieles ist in letzter Zeit von Mitbetroffenen gekommen, weniges von den Spielern selbst.
    Ich habe viel an mich gearbeitet - bin immer wieder mit viel Elan nach einen Rückfall in eine neue Spielfreiheit gelangt - im Moment bin ich wieder 1 Jahr und 2 Monate spielfrei.
    Doch mir ist eines klar geworden in meinen langen Kampf gegen meine Sucht. Meine Abhängigkeit bleibt vorhanden - wird zwar immer wieder von mir auch langfristig unterdrückt - auch schon mal über 7 Jahre - doch sie bleibt in mir.
    Ich gestehe mir meine Sucht mittlerweile zu. Sie gehört zu mir - doch wichtig ist für mich, damit offen umzugehen.
    Das heißt auch meiner Partnerin das Risiko aufzuzeichnen, welches die Spielsucht hervorrufen kann.
    Niemals mache ich ein Versprechen, das lauten würde, ich Spiele nie mehr.
    Ich habe meiner Partnerin erklärt, das jederzeit ein Rückfall geschehen kann - und das ich auf Grund dessen auch keine Kontovollmachten will.
    Zum Schutz für uns.
    Ich habe wohl eine Geldkarte und ein eigenes Konto, was mit kleinen Überweisungen und Abbuchungen am Leben gehalten wird. Auch darum, um den Umgang mit Verpflichtungen nicht zu verlernen. Ich schaffe es heute - hab es gestern geschafft - und weiß nicht, ob ich es auch morgen schaffe.
    Doch das ist ein Risiko, welches wir eingehen - es wird so klein wie möglich gehalten.
    Sollte es geschehen und ich erneut einen Rückfall haben, so ist weder ihre noch meine Existenz finanziell gefährdet.
    Ich werde mit Sicherheit einen Rückfall niemals mehr verleugnen, so daß meine Partnerin mir nie der Lüge und des Betruges bezichtigen kann .
    Die Akzeptanz das ich Süchtig bin - dagegen viel tue - aber keine Garantien geben kann..das ist mein Leben .
    Es wird von meiner Partnerin mitgetragen - wir sind glücklich.
    Lieben Gruß
    Rudi

  2. #2
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Rudi,

    schön von Dir zu lesen und ich freue mich über Deine 14 Monate Spielfreiheit!
    Ich glaube, mit der Kontovollmacht an die Partnerin funktioniert nur wenn eine wirkliche tragfähige Liebe verbindet. "Ich habe volles Zutrauen in Dir". Es darf keine "wenn;dann;sonst" Formel beinhalten.
    In meiner kurzen Ehe hatten wir beide getrennte Konten. Mein permanent überzogenes Girokonto hatte damals zu einem heftigen Ehestreit geführt, als ich es in einen Kleinkredit verwandelte. Meine Ex hat zwar keine finanzielle Last dadurch getragen, aber das unvoreingenommene Vertrauen war nicht da. Das wurde unserer Ehe später zum Verhängnis.
    Ich denke, Heute habe ich ein distantiert freundliches Verhältnis zu meiner Geschiedenen, daß ich(!) einen Mangel an Urvertrauen habe. Dem Wunsch, ein geliebter Mensch würde meine Finanzen regeln, würde den kämpferischen Stolz meiner scheinbaren Unabhängigkeit brechen.
    Ich lerne es ja immer und immer wieder in meinen Therapien mich selber anzunehmen und Vertrauen aufzubauen.
    Dir einen schönen Tag und genieße den Winter mit Freuden
    Andreas

  3. #3
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Rudi,

    ja, dass Abfinden mit der Krankheit ist auch immer wieder ein Problem bei mir gewesen und ist es auch immer noch. Denke es ist legitim von einer Heilung zu träumen, auch wenn ich mir da etwas vormache.

    Es ist aber auch schwer sich mit dem Schicksal abzufinden. Nicht nur bei der Sucht fällt mir das schwer. Nach meinen Unfällen in 2001 und 2006 weiß ich eigentlich ganz genau, dass ich einige Dinge nie wieder machen können werde. Ich habe es sogar schriftlich und auch etwas aus der Unfallversicherung bekommen. Ich träume aber immer wieder, dass ich mal einen Marathonlauf mache. Ist schon kurios, ich habe vor den Unfällen nie an einem Lauf teilgenommen oder auch vor gehabt einen zu laufen, nun träume ich von etwas, was ich eigentlich nie als Wunsch auf meiner Liste hatte.

    Denke, wenn mir heute ein Finger amputiert würde, hätte ich das Bedürfnis ein Klavierkonzert zu geben, obwohl ich nie Klavierspielen konnte.

    Warum habe ich erst immer Bedürfnisse, wenn ich sie nicht mehr erreichen kann.

    Lieben Gruß Karl

  4. #4
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Gerri,

    Du bist ja nun auch schon lange hier im Forum.
    Wieso wunderst Du Dich darüber, dass momentan so wenig von
    den Spielern geschrieben wird?
    Bemerkst Du auch, dass von den Angehörigen meist nur in den
    Akutphasen bzw. in den Entscheidungsphasen geschrieben wird?
    In den seltensten Fällen verschwinden die Angehörigen weil
    sie sich von ihren Spielern trennen.
    Denn damit gäbe es auch nicht wirklich einen Grund hier im Forum
    oder chat aktiv zu bleiben.
    Wenn aber bei den Spielern Ruhe einkehrt...wie lange auch immer,
    dann sehen auch die Angehörigen keinen Grund zu schreiben.
    Warum also schreiben Spieler nicht?
    Irgendwie hätte ich da einige Antworten .........
    Entweder sie spielen oder
    sie spielen gerade nicht und fühlen sich sicher oder
    sie haben eine neue Partnerschaft
    oder sie sind chat und Forum müde oder sie haben keine Antworten
    auf Themen die hier auftauchen....
    und und und........
    Letztlich ist es im Forum ein Kommen und ein Gehen. Hier wird
    meist nach Hilfe gesucht und wenn sie erhalten wurde, dann
    verschwinden die meisten eben wieder. Daran muss man sich erst
    gewöhnen. Fällt mir ehrlich gesagt auch nicht immer so leicht aber
    man gewöhnt sich dran.
    So ist das nun eben bei virtuellen Kontakten.
    Leider.

    So, nun aber zu Deinem Beitrag.

    Ich bin verwundert über Deinen Satz:
    „Ein Rückfall kann jederzeit geschehen“.
    Ich habe für mich in den Jahren gelernt, dass ein Rückfall nicht GESCHIEHT.
    Zu Beginn meiner Spielfreiheit hatte ich das auch immer ähnlich formuliert.
    Dass ich gar nicht geplant hätte in die Halle zu gehen und dass es quasi
    einfach so passiert ist, dass ich mich da drinnen wieder fand.
    Heute weiss ich, dass das nicht so war.
    Wer spielen geht, der tut dies bewusst und ein Spieler, der längere Zeit
    trocken war und an sich gearbeitet hat, tut dies doppelt bewusst.
    Ein Rückfall passiert nicht ......einen Rückfall begeht man sehenden Auges.
    Ich wundere mich, Gerri, dass Du diesen möglichen Rückfall mit so viel
    Wahrscheinlichkeit einplanst. Zumindest liest sich das für mich so.
    Natürlich weiss ich, dass an diesem „never say never“ was dran ist.
    Ich kann für mich selbst jedoch sagen, dass es für mich absolut sicher ist,
    dass kein Rückfall passieren oder geschehen wird.
    Sollte es so sein, dann wäre es ein Entschluss den ich gefasst hätte
    und einen solchen Entschluss halte ich für mehr als unwahrscheinlich.

    Weiterhin wundert mich, dass Du Dich selbst so absicherst, - also nicht
    die Tatsache an sich sondern hier wieder die Formulierung, bzw. Deine
    Einstellung an der ich hängenbleibe – dass ein möglicher Rückfall nicht
    eure Existenz gefährdet.
    Wäre das das Schlimmste, was passieren könnte?

    Für mich wäre ein Rückfall an sich das Schlimmste.
    Unabhängig davon, was mich dieser Rückfall kosten würde.
    Egal ob nur 5 Euro oder 1000 Euro.
    Es wäre der Rückfall an sich, weißt Du was ich meine?

    LG Sternchen

  5. #5
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo ihr Lieben,

    ich sehe, hier entwickelt sich wieder ein aussagekräftiger Tread. Danke für eure Beiträge.
    Was mir auffällt: Ich bin Heute wieder in einem Meeting gewesen, aber nicht in meiner Spieler - SHG. Ich habe lange überlegt, wie ich den Abend gestalte und immer wieder: Wenn ich nichts tue - öffne ich unnützliche Seiten im Internet und quäle mich mit der Beseitigung der Viren herum. Also die Konsequenz. Zu Menschen zu gehen, die diese Sucht auch kennen. Ich betone: Ich bin noch nie wissentlich auf Sportwetten - ;Casino- oder Poker - Sites gegangen, Diese Seiten meine ich nicht.
    Nur durch die Annahme von Dankbarkeit, Heute nicht spielen zu müssen, nur durch die Freude, mein Leben gestalten zu können , wie ich es mag - wenn ich in einer guten Beziehung zu mir selber lebe, durch das Erkennen der Freundschaft mit spielsüchtigen Menschen getraue ich mir ein sorgenfreies Leben, frei vom selbstzerstörerischen Glücksspiel zu.
    Ich habe furchtbar viel Respekt vor der Spielsucht. Das ist richtig. Aber ich habe auch viele gute Werkzeuge in die Hand bekommen mich zu schützen.
    Ich habe, das ist ein Werkzeug, die Freiheit in mein GA - Meeting zu gehen, wenn ich es wünsche. Genau wie ich die Freiheit habe über meine Sexualität zu sprechen, am behüteten Ort. Immer wieder meine Bedürfnisse ernst nehmen Damit ich kann mich für mich selber entscheiden.
    Schöne 24 Stunden
    Andreas

  6. #6
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo zusammen,

    ich find's gut, dass hier endlich mal 3 Männer sind, die sagen und besser noch zugeben, dass es ein Handycap bei Ihnen gibt. Das Handycap Sucht! Und das sie Anstalten treffen, mit der Sucht zu leben, sie anzuerkennen und nicht nur den unnahbaren Macho herauskehren.(Da muss ich Andreas aber mal ganz extrem rausnehmen, dass habe ich bei ihm noch nie erlebt)

    Hut ab!

    Es scheint so, als habe ich mir nicht nur Schwielen an die Fingerkuppen geschrieben, sondern es hat auch mal was bewirkt. Was nicht heißen soll, dass ich mir den Schuh anziehe, Eure Erkenntnisse stammen vom Lesen meiner Threads.

    Was mich ebenso irritiert wie Sternchen, sind nicht unbedingt die Initiativen, die Du lieber Gerri auf der Basis Deiner Erkenntnis ergreifst, eher die Rückschlüsse, die Du ziehst. Warum stellst Du Dein Licht so unter den Scheffel??? Warum sprichst Du Dir selbst nicht den Mut zu, sagst: Ich spiele nicht mehr! Und wenn ich das Bedürfnis habe, dann habe ich keinen Rückfall, weil ich mich vorher meiner Partnerin, irgendeinem Freund, jemandem hier im Forum oder weiß der Geier wer, anvertrauen werde, um gemeinsam dafür zu sorgen, dass ich eben keinen Rückfall baue. Das ist in meinen Augen kein Zeichen von Schwäche sondern eher von Stärke.

    Ich für mich habe versprochen, alles dafür zu tun - sollte mich das Bedürfnis packen, spielen zu gehen - um es eben nicht zu tun! Übrigens, die Male der Bedürfnisse habe ich - außer mit meinen Angehörigen darüber zu sprechen - hier auch immer niedergeschrieben und sie so für mich verarbeitet.

    Hallo Karl,

    danke für die Erinnerung an das Traumthema. Oder soll ich lieber schreiben Wünschethema oder Bedürfnisthema? Ist eigentlich egal!

    Warum entwickelst Du solche unerreichbaren Bedürfnisse? Keine Ahnung. Aber ich habe sie auch!! Fallschirmspringen möchte ich gerne, ich, die auf keiner Leiter mehr als 2 Stufen erklimmt, wegen ihrer Höhenangst. Trotzdem ist es ein alter und neuer Traum von mir. Na ja, bin schon immer ein wenig verrückt gewesen.......

    Wünsche Euch allen eine gute Nacht

    Mikesch

  7. #7
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Rudi,

    irgendetwas stört mich beim Lesen deines Beitrags... besser gesagt etwas fällt mir auf, das nicht zusammenpasst.
    Beim dritten lesen stolperte ich dann und entdeckte die zwei Sätze, die mich so wundern.

    "Ich werde mit Sicherheit einen Rückfall niemals mehr verleugnen,..."

    Ist ein Statement, das ich durchaus so hinnehmen kann. Aber schon im nächsten Satz lese ich:

    "...aber keine Garantien geben kann..das ist mein Leben ."

    Das passt doch irgendwie nicht zusammen. Also ich denke mir dabei, dass ich den ersten Satz dann nicht mehr als sichere Aussage werten kann, sondern auf einmal gar nicht mehr weiß, was du denn nun wirklich mit Sicherheit sagen kannst...

    Noch ein Satz vo dir: "Niemals mache ich ein Versprechen, das lauten würde, ich Spiele nie mehr."

    Das kann ich verstehen, als Spieler. Ich habe mich in meiner aktiven Zockerzeit zu oft und zu lange immer wieder selbst belogen und enttäuscht und irgendwann alles Vertrauen in mich selbst verlohren. Da bin ich gebranntes Kind und traue mir selbst nicht mehr über den Weg. Aber wenn man sich entschieden hat etwas gegen seine Sucht zu tun, wenn man anfängt an sich zu arbeiten und ganz zaghaft dann auch wieder erhlich zu sich selbst werden kann, dann kann man sich doch zumindest vornehmen nicht mehr zu spielen... Nach einer ganzen Weile Abstinenz, konnte ich mir aus dem "Ich darf nicht mehr spielen" irgendwann den Wunsch entwickeln "Ich will nicht mehr spielen, nie mehr spielen".
    Eine Garantie, das das auch gelingt, gibt es nicht, aber ich kann mich doch selbst besser beobachten und mir ab und an die Frage stellen, habe ich es bisher geschafft mich an das zu halten, was ich mir vorgenommen habe? Ich werde daraus niemals eine Garantie ableiten können, das mir das auch morgen gelingen wird... Aber jeder Tag, an dem ich mir selbst bewiesen habe, das ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe, gibt mir Kraft, motiviert mich diesen Weg weiter zu gehen... Ich habe eine Richtung in die ich will, weg vom Spielen... und das brauche ich, eine Richtung in die ich will. Ich und nicht die Vorgaben des Teufelskreises Sucht, ich der ich nicht wirklich eine Richtung gehen konnte, die ich mir gewünscht hätte.

    Ich für mich brauche meine feste Richtschnur im Leben, nur dann kann ich mich orrientieren, wenn es mal nebelig, unsicher und unklar wird. Dann kann ich mich auf diesen Punkt zurückziehen "Ich will nie wieder spielen" und wenn ich mir das dann klar und deutlich vor Augen halte, dann kann mich selbst fragen, dieser Weg, oder jener Weg, welcher erscheint mir besser geeignet? Wenn ich weiß wo ich hin will, kann ich mir erst meinen Weg suchen.

    Ich glaube man muss nicht nur sich selbst gegenüber, sondern auch seinen Angehörigen irgendwann mal klar Position beziehen. Ihnen sagen wo man steht und wohin mal will. Nur dann können sie einem auch helfen seinen Weg zu finden oder beizubehalten. Ja ein krasser Widerspruch zu dem was wir als Zocker getan haben, wir wollten uns niemals in die Karten schauen lassen, immer schön unverbindlich und immer schön unauffällig... immer noch ein oder zwei Hintertürchen offen, von denen niemand etwas wissen durfte....

    Heute liebe ich es klare Ansagen zu machen. Meine Angehörigen oder Freunde sollen mich verstehen können, nur dann können sie mir auch mal helfen, mich hinterfragen, sollte ich vom Weg abkommen. Also streue ich ihnen auch keinen Sand in die Augen. Mir hilft es meinen Weg etwas sicherer gehen zu können. Ich lasse mir selbst keinen Raum, mich selbst zu betrügen, das hatte ich lange genug, das will ich nicht mehr, nie mehr...

    Selbstbetrug ist für mich ein wichtiger Bestandteil meiner Spielsucht, ich finde mich nicht damit ab, ich will es nicht mehr, ich tue etwas dagegen, das es möglichst nie mehr passiert... ich versuche für mich Strategien zu entwickeln, mich zu erkennen und zu entwickeln... ich finde mich nicht damit ab. Ich akzeptiere, aber ich will nie mehr zurück. Ich will mein Leben wieder selbstbestimmt führen können, das klappt auch ganz gut. Vielleicht weil ich mich irgendwann nicht mehr mit meiner Sucht abgefunden habe, sondern weil ich sie akzetpiert habe um dann sehen zu können: es bringt mich um. Das darf nicht passieren... dann muss ich etwas unternehmen, ich habe doch noch Wünsche und Ziele in meinem Leben. Irgendwann will ich mich auch wieder wohl fühlen können in meiner Haut...

    Ich freue mich jedes mal, wenn ich das auch bei anderen heraushöre, wenn sie sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden, sondern ihren Arsch hochkriegen und anfangen erste Schritte zu gehen...

    Spielsucht ist schlimm, ja lebensbedrohend, aber sie ist nicht wie eine unheilbare Krankheit... man geht nur daran zu Grunde, wenn man sich hängen lässt, sich in sein Schiksal ergibt und nichts dagegen unternimmt. Spielsucht ist terapierbar, nicht nur auf eine Weise, sondern es gibt viele unterschiedliche Ansätze. Sie wird uns Spieler zwar ein Leben lang begleiten, wir kriegen sie nie im Leben aus dem Leib, aber wir können einen Weg finden mit ihr wieder ein lebenswertes und glückliches Leben zu führen. Spielsucht zwar "unheilbar", sie ist aber durchbrechbar, man kann ihren totbringenden Verlauf zum Stoppen bringen und mit ihr leben, ihrer Kraft eine andere Kraft entgegensetzen... Ihr jeden Nährboden entziehen und irgendwann auch wieder ein ganz glückliches Leben führen... Ich weiß, das ich sie auch heute noch irgendwo tief in mir drin mitschleppe, manchmal spüre ich sie lange Zeit nicht, das ich mir ab und an einfach bewusst in Erinnerung rufen muss, wie es damals war, als sie mein Leben regiert hat. Und wenn ich in anderen Verhaltensmuster erkenne, die mich selbst an diese Zeit meines Lebens erinnern, ist es oft so deutlich, als wäre es erst gestern... Dann weiß ich das das kleine Mistding noch da ist, aber ich weiß inzwischen auch ganz gut was mir mein heutiges Leben wert ist. Sie macht mich vorsichtig, aber sie macht mir heute keine Angst mehr...
    Ziggy

  8. #8
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Ziggy,
    mir erstaunt etwas, das du Widersprüchlichkeiten in Texten suchst. Warum?
    Nicht alles, was in kurzen Sätzen geschrieben wird, offenbart die gesamte Gedankenwelt, geschweige denn den Werdegang betreffender Person.
    Was heißen soll, ich selbst bin weit davon ab Eintragungen zerpflücken zu wollen.
    Ich nehme mir aus Eintragungen das mit, was ich für mich gebrauchen kann, was mich weiterbringt.
    Du machst dir sehr viel Mühe zu differenzieren - die Spielsucht mit ihren Facetten erklären zu wollen.
    Ich selbst schreibe, wie ich dür mich mit meiner Sucht umgehe - und gewiß gibt es da nicht die Chance sich Scheuklappen aufzusetzen und sich zu sagen, ich spiele jetzt nicht mehr und damit gut. Ging bei mir nur kurze Zeit gut. Die Spielsucht ist in uns nicht ohne Werdegang entstanden - wir sind nicht als Spieler geboren.
    Also haben inviduelle Umstände im persönlichen Bereich diese Sucht in uns entstehen lassen. Wenn ich für mich meine Gründe finde, mag es sein, das ich damit meine Sucht besser erklären kann - jedoch - es hilft mir kaum abstinent zu sein.
    Es hilft mir auch nicht, meine Sucht klein zu reden.
    Was MIR hilft, ist die Anerkennung meiner Suchterkrankung und die Frage, wie akzeptiere ich diese, ohne mich selbst und meinen Liebsten mehr zu gefährden, als vermeidbar.
    Für mich hört die Zumutbarkeit meiner Sucht auf, wenn ich lebenseinschränkend diese Sucht auslebe - für mich - und den Personen, die in mein Leben gehören.
    Und das ist bestimmt kein Freibrief für einen Rückfall.
    Denn was gehört dazu - lebenseinschränkend?
    Es ist nicht vor allen Dingen das Geld, welches verspielt wird - aber auch.
    Maßgebend ist jedoch die Zeit, die ich mir selbst - und meinen Liebsten stehle.
    Und ich habe - wie jeder andere auch - nur sehr begrenzte Zeit.
    Zeit die ich vor den Automaten sitze - sie ist unwiderbringlich verloren - und zerstört die Gemeinsamkeit mit den Menschen an denen mir liegt.
    Insbesondere die Zeit mit meinen Lebenspartner.

    Lieben Gruß
    Rudi

  9. #9
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    sollte nicht vermeidbar - sondern unvermeidbar heißen.

  10. #10
    Registriert seit
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo ihr Lieben,

    bin auch ein wenig schreibfaul gewesen, die letzte Zeit, aber nun geht mir so einiges durch den Kopf. Und wenn es mein Verhalten am Heutigen Tage ist. Ich muß Heute Nachmittag zum Arzt , nur ein wunder Großer Zeh , der in Behandlung ist. Aber: Er hindert mich daran Spazieren zu gehen. Also hocke ich in der Bude rum, bin gerade einmal zum Briefkasten gehumpelt, Paket für den Nachbarn angenommen, neuen Vertrag mit den Stadtwerken geschlossen - und dann kam nach dem E - Mail - Lesen am Rechner die Daddelei in MS eigenen Spielchen vor. Und damit die Wut auf einen verlorenen diesigen Tag. Aber: Jede Daddelei erweckt wieder ungeahnte Aggressionen in mir, so daß ich bald aufhören mußte und Wege suchen, die mir Ruhe geben. Das Dilemma isdt, wenn ich ohne Ziel bin, kommen meine Suchtstätten immer näher. Heute istz es nicht mehr die Spielstätte, sondern der Sexshop - und da will ich Heute nicht hin. Also daddele ich mich am Rechner fest - und der hat eben Schuld.
    Wenn es gleich an der Haustür klingelt, kann es der Nachbar sein, der das Paket abholen will, oder der Pizza - Bote. Nur um derm Computerspiel ein Ende zu bereiten, bestellte ich mir eine Pizza, digital. Damit habe ich etwas getan, was ich mir wünsche. Am Schuß meines Klinikaufenthalts im Allgäu sind wir Abends schon einmal Pizza essen gegangen. Und ich habe nun Appetit darauf. Bis sie kommt, kann ich mein Hirn beruhigen und Anerkennen, daß ich Krank, eingeschränkt bin. Das mag für den Zeh gelten. Aber die Arression kommt von der verhinderten Ausübung meiner Sucht.
    Ich will mir bewußt sein, wenn ich in Kontakt gehe, in liebevollen Kontakt mit mir und meinen Mitmenschen, bekomme ich Zuwendung. Das Essen dient der Stärkung des Körpers, aber daß jemand zu mir kommt erfüllt mich mit Freude. Gestern Abend telefonierte ich noch mit einem Freund der mich gerne besuchen möchte. Und es freut sich darauf meine Eisenbahn - Filme zu sehen, gemeinsames Hobby. Leider kenne ich mich oft genug so, daß ich die Tür verschossen halte und das Telefon verleugne. Dann mag ich mich nicht zeigen, werte mich damit selber ab und der Groll auf mich wächt unermesslich . Gleich werde ich aufstehen und mir den Tisch fein decken, Kerze anzünden und ich wünsche mir, an die Menschen zu denken, mit denen ich im Allgäu gemeinsam zu Abend gespeist habe.
    Ich wünsche uns einen schönen spielfreien Tag
    Andreas

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