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Thema: Abfindung mit meiner Sucht

  1. #11
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    Aachen
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Rudi,

    irgendetwas stört mich beim Lesen deines Beitrags... besser gesagt etwas fällt mir auf, das nicht zusammenpasst.
    Beim dritten lesen stolperte ich dann und entdeckte die zwei Sätze, die mich so wundern.

    "Ich werde mit Sicherheit einen Rückfall niemals mehr verleugnen,..."

    Ist ein Statement, das ich durchaus so hinnehmen kann. Aber schon im nächsten Satz lese ich:

    "...aber keine Garantien geben kann..das ist mein Leben ."

    Das passt doch irgendwie nicht zusammen. Also ich denke mir dabei, dass ich den ersten Satz dann nicht mehr als sichere Aussage werten kann, sondern auf einmal gar nicht mehr weiß, was du denn nun wirklich mit Sicherheit sagen kannst...

    Noch ein Satz vo dir: "Niemals mache ich ein Versprechen, das lauten würde, ich Spiele nie mehr."

    Das kann ich verstehen, als Spieler. Ich habe mich in meiner aktiven Zockerzeit zu oft und zu lange immer wieder selbst belogen und enttäuscht und irgendwann alles Vertrauen in mich selbst verlohren. Da bin ich gebranntes Kind und traue mir selbst nicht mehr über den Weg. Aber wenn man sich entschieden hat etwas gegen seine Sucht zu tun, wenn man anfängt an sich zu arbeiten und ganz zaghaft dann auch wieder erhlich zu sich selbst werden kann, dann kann man sich doch zumindest vornehmen nicht mehr zu spielen... Nach einer ganzen Weile Abstinenz, konnte ich mir aus dem "Ich darf nicht mehr spielen" irgendwann den Wunsch entwickeln "Ich will nicht mehr spielen, nie mehr spielen".
    Eine Garantie, das das auch gelingt, gibt es nicht, aber ich kann mich doch selbst besser beobachten und mir ab und an die Frage stellen, habe ich es bisher geschafft mich an das zu halten, was ich mir vorgenommen habe? Ich werde daraus niemals eine Garantie ableiten können, das mir das auch morgen gelingen wird... Aber jeder Tag, an dem ich mir selbst bewiesen habe, das ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe, gibt mir Kraft, motiviert mich diesen Weg weiter zu gehen... Ich habe eine Richtung in die ich will, weg vom Spielen... und das brauche ich, eine Richtung in die ich will. Ich und nicht die Vorgaben des Teufelskreises Sucht, ich der ich nicht wirklich eine Richtung gehen konnte, die ich mir gewünscht hätte.

    Ich für mich brauche meine feste Richtschnur im Leben, nur dann kann ich mich orrientieren, wenn es mal nebelig, unsicher und unklar wird. Dann kann ich mich auf diesen Punkt zurückziehen "Ich will nie wieder spielen" und wenn ich mir das dann klar und deutlich vor Augen halte, dann kann mich selbst fragen, dieser Weg, oder jener Weg, welcher erscheint mir besser geeignet? Wenn ich weiß wo ich hin will, kann ich mir erst meinen Weg suchen.

    Ich glaube man muss nicht nur sich selbst gegenüber, sondern auch seinen Angehörigen irgendwann mal klar Position beziehen. Ihnen sagen wo man steht und wohin mal will. Nur dann können sie einem auch helfen seinen Weg zu finden oder beizubehalten. Ja ein krasser Widerspruch zu dem was wir als Zocker getan haben, wir wollten uns niemals in die Karten schauen lassen, immer schön unverbindlich und immer schön unauffällig... immer noch ein oder zwei Hintertürchen offen, von denen niemand etwas wissen durfte....

    Heute liebe ich es klare Ansagen zu machen. Meine Angehörigen oder Freunde sollen mich verstehen können, nur dann können sie mir auch mal helfen, mich hinterfragen, sollte ich vom Weg abkommen. Also streue ich ihnen auch keinen Sand in die Augen. Mir hilft es meinen Weg etwas sicherer gehen zu können. Ich lasse mir selbst keinen Raum, mich selbst zu betrügen, das hatte ich lange genug, das will ich nicht mehr, nie mehr...

    Selbstbetrug ist für mich ein wichtiger Bestandteil meiner Spielsucht, ich finde mich nicht damit ab, ich will es nicht mehr, ich tue etwas dagegen, das es möglichst nie mehr passiert... ich versuche für mich Strategien zu entwickeln, mich zu erkennen und zu entwickeln... ich finde mich nicht damit ab. Ich akzeptiere, aber ich will nie mehr zurück. Ich will mein Leben wieder selbstbestimmt führen können, das klappt auch ganz gut. Vielleicht weil ich mich irgendwann nicht mehr mit meiner Sucht abgefunden habe, sondern weil ich sie akzetpiert habe um dann sehen zu können: es bringt mich um. Das darf nicht passieren... dann muss ich etwas unternehmen, ich habe doch noch Wünsche und Ziele in meinem Leben. Irgendwann will ich mich auch wieder wohl fühlen können in meiner Haut...

    Ich freue mich jedes mal, wenn ich das auch bei anderen heraushöre, wenn sie sich nicht mit ihrem Schicksal abfinden, sondern ihren Arsch hochkriegen und anfangen erste Schritte zu gehen...

    Spielsucht ist schlimm, ja lebensbedrohend, aber sie ist nicht wie eine unheilbare Krankheit... man geht nur daran zu Grunde, wenn man sich hängen lässt, sich in sein Schiksal ergibt und nichts dagegen unternimmt. Spielsucht ist terapierbar, nicht nur auf eine Weise, sondern es gibt viele unterschiedliche Ansätze. Sie wird uns Spieler zwar ein Leben lang begleiten, wir kriegen sie nie im Leben aus dem Leib, aber wir können einen Weg finden mit ihr wieder ein lebenswertes und glückliches Leben zu führen. Spielsucht zwar "unheilbar", sie ist aber durchbrechbar, man kann ihren totbringenden Verlauf zum Stoppen bringen und mit ihr leben, ihrer Kraft eine andere Kraft entgegensetzen... Ihr jeden Nährboden entziehen und irgendwann auch wieder ein ganz glückliches Leben führen... Ich weiß, das ich sie auch heute noch irgendwo tief in mir drin mitschleppe, manchmal spüre ich sie lange Zeit nicht, das ich mir ab und an einfach bewusst in Erinnerung rufen muss, wie es damals war, als sie mein Leben regiert hat. Und wenn ich in anderen Verhaltensmuster erkenne, die mich selbst an diese Zeit meines Lebens erinnern, ist es oft so deutlich, als wäre es erst gestern... Dann weiß ich das das kleine Mistding noch da ist, aber ich weiß inzwischen auch ganz gut was mir mein heutiges Leben wert ist. Sie macht mich vorsichtig, aber sie macht mir heute keine Angst mehr...
    Ziggy

  2. #12
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Ziggy,
    mir erstaunt etwas, das du Widersprüchlichkeiten in Texten suchst. Warum?
    Nicht alles, was in kurzen Sätzen geschrieben wird, offenbart die gesamte Gedankenwelt, geschweige denn den Werdegang betreffender Person.
    Was heißen soll, ich selbst bin weit davon ab Eintragungen zerpflücken zu wollen.
    Ich nehme mir aus Eintragungen das mit, was ich für mich gebrauchen kann, was mich weiterbringt.
    Du machst dir sehr viel Mühe zu differenzieren - die Spielsucht mit ihren Facetten erklären zu wollen.
    Ich selbst schreibe, wie ich dür mich mit meiner Sucht umgehe - und gewiß gibt es da nicht die Chance sich Scheuklappen aufzusetzen und sich zu sagen, ich spiele jetzt nicht mehr und damit gut. Ging bei mir nur kurze Zeit gut. Die Spielsucht ist in uns nicht ohne Werdegang entstanden - wir sind nicht als Spieler geboren.
    Also haben inviduelle Umstände im persönlichen Bereich diese Sucht in uns entstehen lassen. Wenn ich für mich meine Gründe finde, mag es sein, das ich damit meine Sucht besser erklären kann - jedoch - es hilft mir kaum abstinent zu sein.
    Es hilft mir auch nicht, meine Sucht klein zu reden.
    Was MIR hilft, ist die Anerkennung meiner Suchterkrankung und die Frage, wie akzeptiere ich diese, ohne mich selbst und meinen Liebsten mehr zu gefährden, als vermeidbar.
    Für mich hört die Zumutbarkeit meiner Sucht auf, wenn ich lebenseinschränkend diese Sucht auslebe - für mich - und den Personen, die in mein Leben gehören.
    Und das ist bestimmt kein Freibrief für einen Rückfall.
    Denn was gehört dazu - lebenseinschränkend?
    Es ist nicht vor allen Dingen das Geld, welches verspielt wird - aber auch.
    Maßgebend ist jedoch die Zeit, die ich mir selbst - und meinen Liebsten stehle.
    Und ich habe - wie jeder andere auch - nur sehr begrenzte Zeit.
    Zeit die ich vor den Automaten sitze - sie ist unwiderbringlich verloren - und zerstört die Gemeinsamkeit mit den Menschen an denen mir liegt.
    Insbesondere die Zeit mit meinen Lebenspartner.

    Lieben Gruß
    Rudi

  3. #13
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    sollte nicht vermeidbar - sondern unvermeidbar heißen.

  4. #14
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo ihr Lieben,

    bin auch ein wenig schreibfaul gewesen, die letzte Zeit, aber nun geht mir so einiges durch den Kopf. Und wenn es mein Verhalten am Heutigen Tage ist. Ich muß Heute Nachmittag zum Arzt , nur ein wunder Großer Zeh , der in Behandlung ist. Aber: Er hindert mich daran Spazieren zu gehen. Also hocke ich in der Bude rum, bin gerade einmal zum Briefkasten gehumpelt, Paket für den Nachbarn angenommen, neuen Vertrag mit den Stadtwerken geschlossen - und dann kam nach dem E - Mail - Lesen am Rechner die Daddelei in MS eigenen Spielchen vor. Und damit die Wut auf einen verlorenen diesigen Tag. Aber: Jede Daddelei erweckt wieder ungeahnte Aggressionen in mir, so daß ich bald aufhören mußte und Wege suchen, die mir Ruhe geben. Das Dilemma isdt, wenn ich ohne Ziel bin, kommen meine Suchtstätten immer näher. Heute istz es nicht mehr die Spielstätte, sondern der Sexshop - und da will ich Heute nicht hin. Also daddele ich mich am Rechner fest - und der hat eben Schuld.
    Wenn es gleich an der Haustür klingelt, kann es der Nachbar sein, der das Paket abholen will, oder der Pizza - Bote. Nur um derm Computerspiel ein Ende zu bereiten, bestellte ich mir eine Pizza, digital. Damit habe ich etwas getan, was ich mir wünsche. Am Schuß meines Klinikaufenthalts im Allgäu sind wir Abends schon einmal Pizza essen gegangen. Und ich habe nun Appetit darauf. Bis sie kommt, kann ich mein Hirn beruhigen und Anerkennen, daß ich Krank, eingeschränkt bin. Das mag für den Zeh gelten. Aber die Arression kommt von der verhinderten Ausübung meiner Sucht.
    Ich will mir bewußt sein, wenn ich in Kontakt gehe, in liebevollen Kontakt mit mir und meinen Mitmenschen, bekomme ich Zuwendung. Das Essen dient der Stärkung des Körpers, aber daß jemand zu mir kommt erfüllt mich mit Freude. Gestern Abend telefonierte ich noch mit einem Freund der mich gerne besuchen möchte. Und es freut sich darauf meine Eisenbahn - Filme zu sehen, gemeinsames Hobby. Leider kenne ich mich oft genug so, daß ich die Tür verschossen halte und das Telefon verleugne. Dann mag ich mich nicht zeigen, werte mich damit selber ab und der Groll auf mich wächt unermesslich . Gleich werde ich aufstehen und mir den Tisch fein decken, Kerze anzünden und ich wünsche mir, an die Menschen zu denken, mit denen ich im Allgäu gemeinsam zu Abend gespeist habe.
    Ich wünsche uns einen schönen spielfreien Tag
    Andreas

  5. #15
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo ihr Lieben,
    der Pizzabote war nett,
    die Pizza schmeckte lecker;
    der Abwasch ist erledigt.
    Jetzt lege ich mich bis zum Arzttermin noch ein wenig hin und entspanne bei einem schönen Naturfilm.

    Eine gute Zeit
    Andreas

  6. #16
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo Rudi,

    mir ging es nicht darum zu "zerpflücken".

    Ich wollte nur darlegen, das ich Widersprüche empfand, die mich aufhorchen ließen. Ich maße mir nicht an die gesammte Gedankenwelt eines anderen Menschen nachvollziehen zu können. Aber manchmal offenbart eine Kleinigkeit einen kleinen Blick auf das dahinterliegende Größere.

    Ich möchte Dir aber sehr gerne beantworten, warum mich Widersprüclichkeiten förmlich anspringen, wenn ich über sie stolpere...

    Ich habe in meiner Selbsthilfegruppe sehr zu schätzen gelernt, dass mir hin und wieder ein Spiegel vorgehalten wird. An der Einschätzung eines anderen, kann ich mich selbst prüfen und dann schauen, ob der Schuh passt oder nicht. Daraus kann ich für mich nur lernen. Gerade in der Zeit kurz nach der Abkehr vom Spielen, war ich noch sehr unsicher darin, mir selbst über den Weg zu trauen und wenn mir dann jemand den Hinweis gab, dass er etwas an meinen Aussagen merkwürdig, oder widersprüchlich fand... hat mich das sehr hellhörig gemacht und ich habe so, schon den ein oder anderen "Spruch" (von mir) hinterfragt und manche selbstgestrickte Stolperfalle erst entdecken können.
    Manchmal passt ein Schuh, dann zieh ich ihn auch an. Manchmal passt er nicht, dann sag ich das und gebe ihn zurück.
    Für mich wichtig daran ist aber eins: der Prozess, der dabei in mir selbst abläuft. Das ich mich und meine Handlungen selbst hinterfrage. Enweder führt das bei mir zu einer Neubewertung meiner (Selbst-)einschätzung, oder aber führt zur Festigung meiner Selbsteinschätzung und zur Verpflichtung, diese dann deutlicher zu artikulieren. Im Rahmen meiner Gruppe fallen häufig nur kurze Bemerkungen, die manchmal von anderen Hinterfragt werden. Das führt zu einem Prozess des Überdenkens... Dabei geht es auch nicht unbeding darum, wer hat nun Recht und wer hat "Rechter". Das würde ja zu gar nichts führen, außer zu Streit. Es geht darum dass jeder für sich in solchen Dialogen ein Feedback erhält und sich selbst besser kennenlernt...

    Ich habe es sehr zu schätzen gelernt, Feedback zu erhalten, ganz besonders dann, wenn ich einem anderen widersprüchlich erscheine. Dabei kann ich manchmal sehr viel für mich mitnehmen, Dinge die mich weiterbringen oder die ich bisher vielleicht anders gesehen hatte. Nicht immer, ich nehme nur mit, was mir auch passt. Doch erstmal kommt das Anprobieren.
    Also in diesem Punkt sind wir uns völlig einig. Wir beide entscheiden selbst, was wir daraus machen, denn nur wir beide können jeder für sich selbst prüfen, welcher Schuh uns wirklich passt.

    Mit einem lieben Gruß,
    Ziggy

  7. #17
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    Standard AW: Abfindung mit meiner Sucht

    Hallo

    wollte euch mal danken, für eure Beiträge hier .

    es ist wohltuend für mich zu lesen wie auch konstruktiv ,mit Achtung vor dem Anderen, die jeweiligen Erfahrungen und Wahrnehmungen, mit anderen geteilt werden können.

    das zeigt mir, dass doch auch ohne Streiterei die Auseinandersetzung funktioniert und sagt mir sehr zu.

    auch davon kann ich noch lernen

    Lieben Gruß hier lasse

    Charlotte

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