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Thema: Enttäuschung, Wut und Angst

  1. #1
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    Beitrag Enttäuschung, Wut und Angst

    Ich bin mit meinem Lebensgefährten jetzt 3 Jahre zusammen. Wir haben viele Hochs und vorallem auch Tiefs durchgemacht. Letztes Jahr hat er eingesehen, dass es ohne Therapie nicht mehr geht. Er hat eine ambulante Therapie bekommen, zu welcher wir auch gemeinsam gegangen sind, da er halt wollte, dass ich dabei bin und ich dort sicher auch noch Tipps im Umgang mit seiner Sucht bekommen konnte. Na ja, nun hatte ich im Oktober 08 einen schweren epileptischen Anfall, mein erster im Leben und gleich ein richtig gemeiner, großer Anfall. Ich mußte für eine Weile ins Krankenhaus, er hat dann die Therapie abgebrochen, leider. Nun ist bis Anfang Januar alles gut gegangen. Dann hatte er einen schweren Spielsuchtrückfall und hat die Ersparnisse verspielt, letztlich hat er sogar sein Auto zum Pfandleiher gebracht, um sich da noch 1.500 € zu besorgen. Katastrophe! Ich wollte alles daraufhin beenden, weil ich keine Kraft mehr habe und letztlich auch all meine Kraft und zu Beginn dummerweise auch all meine finanziellen Reserven in diese Beziehung gesteckt habe. Er hat nicht regelmäßig gespielt aber dafür dann umso heftiger. Auf jeden Fall habe ich dann Mitte Januar festgestellt, dass ich schwanger bin. Es war ein Wunschkind, also eigentlich bis zu dem Tag, als er seinen Rückfall hatte. Es hat sehr lange gedauert, dass ich schwanger geworden bin und nun hat es natürlich genau im Dezember geklappt, vor seinem Rückfall. Wir haben darüber gesprochen und waren uns einig, dass er wieder eine Therapie beginnt und wir das dann schon hinbekommen. Aber: Jetzt bin ich Anfang vierter Monat schwanger und jetzt will er mich auf einmal mit ungeborenen Kind und Schulden sitzen lassen. Ich bin fassungslos. Die besprochene Therapie hat er bisher natürlich nicht begonnen!! Hinzu kommt, dass er jetzt auch noch seit einigen Monaten arbeitslos ist und einfach nur noch zu Hause hängt und den ganzen Tag am PC sitzt. Wir wohnen am Ar... der Welt und er hat kein Auto, da es ja noch beim Pfandleiher steht.
    Lange Rede kurzer Sinn: Auf der einen Seite ist es gut, dass es nun alles aus und vorbei sein soll. Ich mein, solange die Sucht sein Leben bestimmt, wird für mich und sein Kind kein Platz sein. Auf der anderen Seite liebe ich diesen Mann, also den Nicht-Spieler, der so liebevoll und fürsorglich sein kann. Als er erfahren hat, dass er Vater wird und dann das erste mal beim Ultraschall dabei war, sind ihm die Tränen vor Freude gekommen. Und jetzt? Jetzt hat er mal wieder ne schlechte Phase und sagt einfach: Er hat jetzt keinen Bock mehr auf Familie. Er kümmert sich auch seit zwei Wochen einen scheiß um seine Freundin, die immerhin sein Kind austrägt.
    Ich mein, ich habe einen guten Job, werde auch mit dem Elterngeld sicher ganz gut auskommen etc. Aber dennoch habe ich wahnsinnig Angst! Außerdem bin ich so enttäuscht und wütend! Es war ein Wunschkind und jetzt sowas???
    Ich bin ratlos, aber ich versuche mir jeden Tag aufs neue zu sagen, dass ich das sicher mit dem kleinen Würmchen schaffen werde und das es auch besser so ist. Dennoch tut es doch sehr weh!
    Hinzu kommt, dass ich ihn gebeten bzw. mittlerweile auch aufgefordert habe, auszuziehen, denn es ist meine Wohnung, ich bin die Mieterin. Außerdem ertrage ich seine miese Art nicht! Und er geht einfach nicht, er reizt mich lieber weiter und tut mir lieber weiter weh! Ich habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er mit diesem ganzen Mist seinem ungeborenen Kind am meißten weh tut, darauf hat er nur gemeint, dass ihn das nicht interessiert!

    Entschuldigt bitte die lange Rede, ich mußte das einfach loswerden. Das war nie meine Vorstellung, ich werde mit 28 eine alleinerziehende Mutter sein, die sich mit Schulden ihres Spielsüchtigen Ex rumschlagen werden muss. Wieso war ich so dumm??? Ich verstehe die Welt nicht mehr, ich schäme mich für meine Dummheit und auch dafür, dass ich trotz der ganzen Umstände immer noch weine, wenn ich an die Trennung denke. Obwohl ich doch weiß, dass es wohl das beste sein wird. Ich mein, er wird jetzt 34 und langsam wäre es doch Zeit, Verantwortung zu übernehmen. Oder? Ach, ...

    Vielen Dank fürs Zuhören!

  2. #2
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    5

    Standard AW: Enttäuschung, Wut und Angst

    Hallo Maya,
    Ich habe Deinen Brief gelesen.Man ich kann es gut nachvollziehen, wie Dir momentan zu mute ist. Eins kann ich Deinem Ex nur anraten...sofort eine stationäre Behandlung anfangen. Ohne weggesperrt zu werden wird es nie was.
    Ganz kurz zu meiner Geschichte.
    Ich bin 24 Jahre mit meinem Mann verheiratet.Wir haben 2 Jungs, die mit eigenen Beinen im Leben stehen.Wir hatten eigene Firma, Haus u.es ging uns gut.....
    Dann haben wir aber Haus u.Firma aus beruflichen u.finanzelle Gründen rechtzeitig alles verkauft.Die Jungs sind inzwischen aus d.Haus, so dachte ich mir jetzt leben wir für uns.Geniessen unsere Freizeit....
    Aber dann fing ganz schleichend die Spielsucht bei meinem Mann an.Mal da nen 10er o.da nen 50er.....Und vor 2 Jahren etwa war dann der Höhepunkt da.Er hat mich belogen, beklaut u.u.u. Tja und ich weiß nicht, ob ich es nicht gesehen habe oder nicht sehen wollte, ich habe ihn sogar bisl beschützt u. mir was schön geredet.Irgendwann ging bei mir nix mehr. Ich habe angefangen ihn zu hassen. Habe mich sogar vor ihm geekelt. Ganz schlimm...Bis eines Tages er auch nicht mehr weiter wußte u. zur Suchtberatung ging.Sein Glück.Bis dato wußte ich nicht einmal, d. es auch für Angehörige vom Nutzen ist sich dort hin zuwenden.Die Therapeutin hat mir erstmal die Augen geöffnet.So kam es, das er innerhalb kürzester Zeit Stationär aufgenommen wurde.Ich muß dazu sagen-er hat grade so die Grenze erwischt, wo d. Schulden überschaubar sind.Alles durch Monatsraten abbaubar.
    Seid einem Jahr ist er wieder aus d. Klinik und immernoch sauber.
    Er ist ein lieber guter Mann.Ich kann mich nicht beschweren.Nur diese schitt Automaten haben alles kaputt gemacht.
    Wir leben leider getrennt.Ich mußte aus beruflichen Gründen in eine andere fremde Stadt ziehen. Grausam so allein sein.
    Ich habe in der zwischenzeit meinen Mann wieder lieben gelernt. Ich vermiss ihn.Aber er ist wohl noch nicht so weit zusammen zuziehen...Warum auch immer....
    Wie es weiter geht?????? Jedenfalls gehts mir momentan nicht besonders. Besuch zwar auch weiterhin gelegentlich d. Suchtberatung. War in einer selbsthilfegruppe, aber irgendwie komm ich nicht weiter...

    Es ist immer leicht gesagt sei stark...du schaffst es....., gell

    Ich wünsche Dir auf jedenfall alles alles Gute...denk an Dein Kind.Es braucht Dich.... Du bist noch jung. es gibt bestimmt da draußen jemand der besser zu Dir paßt, wenns auch z.Z.schwierig ist los zulassen...
    ich kenns...

    so das war meine Geschichte.schreibe das 1.mal. Ich hoffe es ist halbwegs gut zu lesen.

    es grüßt petra62

  3. #3
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    Standard AW: Enttäuschung, Wut und Angst

    Hallo Maya,

    es ist schon entsetzlich, Deinen Bericht zu lesen und auch die Verzweifelung zu spüren, die in Dir ist. Hält es mir doch wieder einmal vor Augen, was noch alles hätte passieren können, in der Zeit als ich noch spielte.

    Aber es fällt mir auch eines ganz besonders auf und darauf möchte ich Dich gern hinweisen. Du sprichst von einem Wunschkind! Nur immer, wenn Du es erwähnst, sprichst Du von SEINEM Kind. Deshalb möchte ich Dich ganz dringend warnen. Warnen vor unbewußter Schuldzuweisung an einem unschuldigen Wesen, welches noch nicht einmal das Licht dieser Welt erblickt hat. Denn so kommt es rüber.

    Wenn Du Dir hier die vielen Berichte von den Angehörigen und auch von den Spielern durchliest, wirst Du viel Verzweifelung und noch viel mehr Trauer, oftmals auch Wut, Enttäuschung, Selbsterkenntnisse und vieles mehr entdecken. Mache bitte nicht den Fehler und lasse ein ungeborenes Kind spüren, dass der Vater ein so schwerwiegendes Suchtproblem hat - es kann nun einmal nichts, aber auch gar nichts dafür.

    Auch was Du tun kannst, hast Du sicherlich schon gelesen und ebenfalls den Gesprächen mit den Therapeuten entnommen. Es gibt wirklich sehr viel. Wichtig ist, dass Du für Dich und das Kind die richtige Entscheidung triffst. Alles andere ist zweitrangig und kommt erst viel später. Scheue Dich nicht, Hilfe eines Therapeuten in Anspruch zu nehmen, um die richtige Entscheidung treffen zu können. Den Rat kann ich Dir nur geben und Dir wünschen, dass es Euch gut gehen wird in der Zukunft, ob nun zu zweit oder zu dritt.

    Mikesch

  4. #4
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    3

    Standard AW: Enttäuschung, Wut und Angst

    Hallo Petra,
    vielen Dank für Deine Nachricht. Du hast auf jeden Fall Recht, nur eine stationäre Behandlung kann wohl noch helfen!
    Das es bei Deinem Mann so gekommen ist, zeigt wieder, wie unberechenbar diese Sucht ist. Mein Ex spielt seit er ungefähr 18 ist, halt mit Unterbrechung aber nie wirklich ohne.
    Ich wünsche Dir sehr, dass das mit Deinem Mann noch so wird, wie Du es Dir wünscht. Ich denke, der Abstand tut Euch gut und es ist auch gut, die Zeit zu nutzen und zu sehen, wo es hinführt. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Du ihn sehr vermisst, Dich nach ihm sehnst. Zumal er jetzt wohl wieder der Mann ist, den Du einmal so geliebt hast. Es ist toll, dass er jetzt bereits ein Jahr ohne seine Sucht lebt und das er anscheinend wieder zu sich selbt gefunden hast. Ich denke, er kann sehr stolz auf sich sein, dass er dies soweit geschafft hat! Und auch Du solltest sehr stolz auf Dich sein, dass Du die Entscheidung getroffen hast und jetzt auch erst mal schaust, wie es weiter geht als eine vielleicht übereilte Entscheidung zu treffen. Auch wenn dies wahrscheinlich wahnsinig hart ist!
    Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute und das Dein Mann bzw. ihr beide alles gemeinsam gemeistert bekommt!
    Vielen Dank nochmal für Deine lieben Worte und die Offenheit, Deine Geschichte zu erzählen!

  5. #5
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    Standard AW: Enttäuschung, Wut und Angst

    Hallo Mikesch,
    vielen Dank für Deine Antwort.
    Ich habe meine Worte nochmal gelesen und Du hast Recht, es neigt doch sehr zu Vorwürfen.
    Und ich möchte meinem Kind nicht von vornherein ein schlechtes Bild von seinem Vater geben. Zumal ich diesen Menschen ja auch als liebevollen, fürsorglichen Mann kenne, der sicher ein toller Vater sein kann.
    Ich wünsche mir so sehr, dass er eine stationäre Therapie macht, dass er zu sich selbst findet, lernt, mit seiner Sucht zu leben. Auch ich möchte lernen, mit dieser Sucht zu leben, einen Therapeuten aufsuchen.
    Derzeit ist kein Durchdringen zu ihm. Er liegt gerade wieder im Bett, schläft. Als ich von der Arbeit kam, saß er am PC und hat sich durch das Internet gewühlt. Er spielt zum Glück nicht im Netz, es sind halt diese scheiß Automaten die sein Leben kontollieren. Er selbst hat bei einer Sitzung beim Therapeuten gesagt, dass die Automaten ihn nur verarschen. Er weiß es doch aber dennoch... Mh, es ist wohl wie bei Nikotin oder anderen Drogen, die stoffgebunden sind. Man weiß, sie tuen einem nicht gut und dennoch läßt so manch einer die Finger nicht davon.
    Mir selbst fällt es natürlich schwer, mich in seine Lage zu versetzen. Ich denke, er fühlt sich derzeit selbst sehr unwohl. Er ist unzufrieden, hat vielleicht sogar Zukunftsängste. Angst, dass er es nicht schafft, eine kleine Familie mit zu managen, mit die Verantwortung zu übernehmen. Er zieht sich dann oft zurück, spricht tagelang kein Wort. Nur diesmal ist es halt eskaliert und seine Worte tun mir sehr weh. Ich mein, ich würde mir wünschen, dass unser Kind auch jetzt im Mutterleib die Nähe und Wärme seines Papas spürt. Dass er Interesse daran zeigt. Aber da er derzeit wieder sehr in sich gekehrt ist, sind dies wohl Wünsche, die ich ihm im Moment auch nicht abverlangen kann. Nur haben wir uns beide für diesen kleinen Bauchzwerg entschieden und sollten uns die Verantwortung auch teilen.
    Ich kann im Moment nur abwarten, was nun passiert. Vielleicht geht mein Wunsch in Erfüllung und er entscheidet sich für eine stationäre Therapie oder überhaupt nochmal für eine Therapie. Aber diese Entscheidung muss er für sich treffen, ganz allein. Nur wenn er das will, wird es auch funktionieren. Erzwungen bringt ja nichts.
    Danke, dass DU mich darauf aufmerksam gemacht hast, dass ich in diese Schiene voller Vorwürfe rutsche. Du hast auf jeden Fall Recht, wenn Du sagst, dass unser ungeborenes Kind nicht von Beginn an negativ gegenüber seinem Papa eingestellt sein sollte.
    Ich werde dies stets in meinen Gedanken behalten.
    Vielen Dank!

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