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Thema: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard AW: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

    Hallo Kiki,
    dir und Anton dann erst mal nachträglich die allerbesten Wünsche.
    Ich habe nicht mitbelommen, das ihr geheiratet habt.
    Freu mich mit Euch - und das allerbeste wäre natürlich, wenn Ihr über die Probleme der Spielsucht nicht mehr viel nachdenken müßt.
    Liebe vermag erstaunlich viel.
    Doch eine Suchterkrankung hält sich lange Zeit sehr verborgen - scheint weg zu sein - und schlägt dann zu, wenn man es kaum mehr erwartet.
    Das bleibt Euch hoffentlich erspart.
    Haltet das im Blick..das Eure Sterne auch noch in 20 Jahren funkeln.
    Lieben Gruß
    Rudi

  2. #2
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    Standard AW: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

    Ihr Lieben,

    seit langer Zeit lese ich nur und denke, dass viele Dinge gesagt sind, die man nicht wiederholen muss.

    Aber gerade heute (man bedenke, dass morgen der Erste ist), fühle ich mich so voller Emotionen, die durch diese Beiträge hier noch potenziert werden... Mich hat vieles, das ich in den letzten Tagen hier gelesen habe, betroffen gemacht - gleichzeitig war aber auch ein Gefühl dabei, das hier Menschen reden, die mir aus der Seele sprechen. Ein gutes Gefühl :-)

    Berührt hat mich Rudis Frage danach, ob trotz eines Rückfalles noch ein Miteinander möglich ist zwischen Partnern. Für mich stellt sich die Frage, wie ich als Partnerin mit dem Rückfall umgehen kann und will. Es ist so schwer, zu wissen, dass mein Partner sich selber ärgert, vielleicht sogar schämt. Es ist so schwer zu vermitteln, dass man dennoch zu ihm steht, wenn er sich selber in dem Moment nicht leiden kann. Und es ist so schwer, zu seinen eigenen Gefühlen zu stehen - die da nämlich Enttäuschung und Misstrauen heißen - ohne dem anderen das Gefühl zu geben, ihn als Menschen zu kritisieren.

    Auch ich will gerne bereit stehen, wenn ich gebraucht werde, wenn die eigene Entscheidung plötzlich heißt "Ich will das nicht mehr!" Ich habe es schon gehört und dann werden die Erwartungen enttäuscht. Aber soll ich von vorneherein misstrauisch sein? Wie kann ich jemandem meinen Glauben in ihn vermitteln, wenn er nicht echt ist. Eine heikle Angelegenheit...

    Und aus diesem Grunde finde ich es so schwer, meinem Partner Offenheit zu vermitteln für den Fall, dass etwas "schief läuft". Als ich verheiratet war, wollte ich einmal klären, was im Falle einer Scheidung passiert (es ging damals um die Überschreibung ein Hauses, das meinen Ex-Schwiegereltern gehörte). Das wurde als Verrat an dieser Ehe aufgefasst - wie kann ich dann jetzt zu meinem Partner sagen: "Ich glaube an Dich, aber für den Fall der Fälle bin ich für Dich da"? ohne, dass er sich verraten fühlt?

    Andererseits hat Rudi es einmal so schön beschrieben: Man darf nicht einschlafen - denn sonst kommt irgendwann das große Erwachen. Ich will niemals zu den Frauen gehören, die sich selber vergessen und in einer Selbsthilfegruppe nach Lösungen für ihren Partner suchen... Ich will wach bleiben und das am liebsten gemeinsam. Und bin bereit, meine Geschwindigkeit im Lernen mit der meines Partners in Einklang zu bringen - solange ich sehen kann, dass er sich bewegt.

    Alles in allem ist es ein positives Gefühl. Auch ich empfinde meinen Partner als besonders aufmerksam und liebevoll - aber würde ich das dem Spielen zuschreiben, würde ich es so in den Vordergrund unserer Beziehung stellen, dass es ihr schaden würde. Aber es bleibt eine ständige Gratwanderung zwischen "Vorsicht vor dem Elefanten", der entstehen kann, und der Angst, etwas zu verdrängen...

    Umso schöner sind dann Tage wie der heutige, an dem mir voller Stolz das Geld vom Ersten in die Hand gedrückt wird mit den Worten "Ich gebe es Dir" Das heißt soviel wie "Ich habe einen großen Schritt geschafft"!

    @Regina: Niemand sieht sich selber gerne in de Rolle desjenigen, der misstraut und Vorwürfe macht (ich fühle mich dann immer doppelt schlecht). Deshalb hoffe ich, dass Detlef Deine Zeichen versteht und Du ein bisschen Frieden für Dich finden kannst! Ich wünsche es Euch beiden!

  3. #3
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    Standard AW: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

    Hallo Gerri,

    leider komme ich erst heute dazu, Dir zu antworten. Wir Du Dir sicherlich denken kannst, geht es mir genau um diesen Satz:

    "Bei Mikesch sehe ich, das sie alles tut, nie mehr rückfällig zu sein und sich selbst für unverzeihbar hält, wenn es ihr dennoch passiert."

    Ich habe hierüber lange wie auch über das gesamte Thema noch einmal nachgedacht und bin unter Zurhilfenahme einiger Diskussionen mit meiner Tochter, die dieses Thema auf mein Bitten hin ebenfalls verfolgt hat zu dem Schluß gelangt, dass Du Dich mit diesem Satz in einem Irrtum befindest.

    Warum? Eigentlich ganz einfach: seitdem ich nicht mehr spiele, habe ich das Thema nie verdrängt, im Gegenteil, es ist ein Teil von mir. Es ist mir mehr als bewußt, dass es zu mir gehört, wie meine Haut, meine Haare..... Es wird mir nicht überdrüssig. Es steht nicht ständig im Raum - aber es ist trotzdem immer da. Ich arbeite auch heute noch daran mit der gleichen Motivation wie vor 3 Jahren. Kann jederzeit darüber reden, meine Ängste, meine Bedürfnisse, meine Gedanken äußern und bekomme Resonanz. ich kämpfe nicht gegen die Sucht, wie oft von anderen beschrieben. Es ist mir ein Bedürfnis, meine beiden liebsten Menschen daran teilhaben zu lassen und sie sehen es genauso. Es beruht auf Offenheit - von allen Seiten.

    Für das Vertrauen, welches die beiden in mich setzen revanchiere ich mich, indem ich auf mich achte - und mich achte.

    Mikesch

    .

  4. #4
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    Standard AW: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

    Hallo ihr Lieben,
    auch ich lese mehr denn ich schreibe und schaue voller Neugierde gerne in das Dorum und erfreue mich an beuen Beiträgen und an Neuen Usern.
    Komme gerade von einer kleinen privaten Feier Heim und war so ein wenig in Gedanken ob ich nicht doch nich in die Videothek gehe und mich schamvoll in der Erwachsenenabteilung herumdrücle ... und wie ich es mit meinem Gewissen vereinbaren kann dort hinzugehen, weil diese Videotthek in unserer Stadt zwei Spielstätten betreibt. Ich will doch nur eine DVD leihen und nicht spielen, aber für mein Geld werden Spielstätten betrieben... Das Kopfkino setzt ein. HALT!
    Die Erinnerung kam wider hoch, als ich im August 1989 in früher Morgenstunde am Bahndamm stand. Ich habe nie wieder solch intensiven Lebenshunger verspürt. Und ich kannte vom Leben nur das süchtige Leben.
    Jeden Tag in der Spielhalle verbringen war mein Leben und ich brauchte noch viele Morgende bis ich die (offentlichen und versteckten) Spielstätten verlassen konnte.
    Ich habe mir Heute auf BR3 die Sendung "Alpenpanorama" angesehen und denke an die Freunde, die Heute dort eine Informationsveranstaltung meiner Selbsthilfegemeinschaft erlebt haben. Es sind Gedanken voller Leben und Lebensfreude. 1.) weil ich zumindestens einen der Freunde gut kenne und 2.) weil ich ehemaliger Patient der gastgebeden Klinik bin, in der die Info statt fand. Auch Traurigkeit erkenne ich, nicht dabei gewesen zu sein. Aber keinen Neid sondern Freundschaft.
    Als ich noch gespielt habe war ich dem Leben fern. Heute - wie bei der Feier - mittendrin und dabei!
    Ich darf Leben und frei sein.
    Ich weiß nicht, ob ich wieder einen süchtigen Griff in den Geldbeutel wage, aber ich brauche mir Heute darüber keine Sorgen zu machen.
    Angst und Sorge ist ein Wegbegleiter in die Sucht.
    Und wenn ich meinen Tagesrückblick starte komme ich auf die Dinge , die wirklich zählen, wie Heute Morgen das Fensterputzen. Diese banale Heimarbeit aktivierte sie Gute Lane, die mich diesen Tag begleitet.
    Und nun wünsche ich eine Gute Nacht
    Andreas

  5. #5
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    Standard AW: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

    Hallo,

    auch ich habe seit Mai nur noch hin und wieder hier gelesen. Ich möchte zu dem Beitrag nach etwas Überlegen über meine Mikrowelt nur soviel sagen: Meine Frau kann mir nur soweit vertrauen, wie ich mir selber vertraue.
    Ich traue mir selber nicht, ob ich einen Rückfall sofort eingestehen könnte. Ich hatte in 15 Jahren nur einen, aber der dauerte mehr als 1 Jahr und den habe ich erst zugegeben, als ich den festen Willen hatte, nicht mehr zu spielen. Allerdings nutze ich nun Werkzeuge, wie SHG, die mich hoffentlich nie mehr wieder so spielen und reagieren lassen, wie ich es mal getan habe.

    Vertrauen ist doch eigentlich das Ergebniss von gemeinsamen Leben und den Erfahrungen daraus. Vertrauen kann ich zwar schenken, aber festigen kann es sich nur durch Erfahrung. Vertrauen ist auch vielschichtig, meine Frau muss mir nicht vertrauen, wenn ich sage, ich habe nicht gespielt (Erfahrung) aber Sie wird mir vertrauen, wenn ich Ihr sage, ich habe mit meinem Sohn alle Schularbeiten gemacht (auch Erfahrung). Sie vertraut auch darauf, das ich spielfrei sein kann. Dieses Vertrauen schenkt Sie mir, obwohl Sie weiss, das es enttäuscht werden kann. Aber Sie kann es mir auch nur schenken, weil Sie erfahren hat, das es über Jahre funktioniert.
    Ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht, weil das gegenseitige Vertrauen sich immer so entwickelt hat, wie ehrlich wir miteinander umgegangen sind. Und in der nassen Zeit war es entsprechend nicht da, oder auf wenige Bereiche begrenzt.

    Andreas, ich war gestern in Obersdorf dabei. Es war ein schönes Treffen, wir waren 5 Freunde aus 4 verschiedenen SHG's und sind freundlich aufgenommen worden. Ich denke, wir konnten ein bisschen vermitteln, wie wir Verantwortung für unser Leben übernommen haben und wie die GA uns hierbei hilft und funktioniert. Derzeit sind in der Klink nur sehr wenige Spielsüchtige, trotzdem war der Vortrag sehr gut besucht.
    Das Wetter war traumhaft und ich war froh, dabei sein zu dürfen.

    Viele Grüsse,
    Joachim

  6. #6
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    Standard AW: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

    Hallo Joachim,

    danke für Deinen Beitrag und besonders für den kleinen Gruß - Bericht aus Oberstdorf. Ich bin ermutigt von Deiner Schilderund.
    So wie Du Deine Spielfreiheit erkennst ist ein Fundament für einen gangbaren Weg. Die Taten sprechen für Genesung. Ohne ein eigenes Beispiel bringen zu können freue ich mich über Dich, daß Du Deine Vaterfigur annehmen kannst.
    Schöne 24 Stunden
    Andreas

  7. #7
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    Standard AW: Vertrauen zu einem Spielsuchtkranken?

    Hallo Mikesch,
    ich habe absolut keine Zeit mehr heute.
    Will dir nur sagen, ich freue mich, wenn ich mich da geirrt habe.
    Schreibe nächste Tage ausführlicher.
    Lieben Gruß an allen - und Mikesch - ich finde es toll, wie du deine Probleme angehst.
    Herzlichst
    Rudi

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