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Thema: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo,

    ich bin neu hier und dachte ich schreibe hier mal mein Leben der letzten 10 Jahre so auf, vielleicht erkennt sich der eine oder andere ja darin auch wieder.

    Angefangen hat alles im September 2001, ich habe gerade meine Lehre begonnen und alles lief soweit ganz gut. Endlich verdiente ich mein eigenes Geld und konnte mir was leisten. Dies hielt auch bis Dezember 2001 ein als ich auf dem Weg zur Arbeit einen schweren Autounfall hatte und von jetzt auf gleich mit ca. 5.000 EUR Schulden dastand. Soweit war das nicht schlimm, verdiente ich ja genug und wohnte noch zuhause so dass die Schulden in locker einem Jahr beglichen gewesen wären. Doch mein Kopf kam mit der Schuldensituation glaub nicht so ganz zurecht. Naja, ich spielte eigentlich schon seit meinem 18 Lebensjahr jeden Samstag Lotto (ein gewissen prozentualen Anteil das man irgendwann mal reich sein kann will ja jeder gerne im Kopf haben).

    Und nun gehts richtig los. Meine Lottoannahmestelle bot auch Oddset (Sportwetten) an. Da ich grosser Fussball Fan bin und auch jedes Wochenende jede Liga verfolge, nicht nur Deutschland dachte ich mir das dies genau das richtige für mich ist. Nein ich hab mir sogar schon vorgerechnet wie schnell ich nun meine Schulden los haben werde. Dummerweise musste ich feststellen das ich in nicht einmal einem halben Jahr 1.000 EUR verspielt habe. Meist verlor ich nur ein Spiel weil man bei Odsett ja dumme dreier Kombis machen muss (damals zumindest noch). Nun gut, zu der Zeit erfuhr ich von *********.de (ja so hiessen die damals noch). Und auch da war bis zum Ende der Wm 2002 nochmals ca. 2.000 EUR den Bach hinunter. Dann beschloss ich den scheiss sein zu lassen. Hat auch fast ein Jahr geklappt. Habe nicht einmal mehr daran gedacht an sportwetten, hatte kein reiz mehr für mich. Doch dann kam mein bester Freund und schwärmte mir von *********.de vor und wie er da gewonnen hat. Nun gut, ich fing auch wieder an. Was der kann, wo eh keine Ahnung von Fussball hat kann ich schon lange, dachte ich mir. Er hörte zwei Monate später auf, weil er bis dahin 100 EUR minus hatte, mit dem Kommentar „ich arbeite ja nicht um es *********.de in den Rachen zu schmeissen“. Doch für mich war es da zu spät. Nun hing ich richtig drin.

    Das ganze ging dann bis Ende 2007, mit immer mal wieder kleineren Pausen aber dafür viel stärkeren und mit höheren Einsätzen gespielten Comebacks. Anfang 2008 fing ich dann mit Online Poker an, weil es lief und läuft ja auf fast jedem Sender uns ist sooooooooo einfach. Naja, auch da ging viel Geld den Bach runter.

    Mitunter hatte ich grandiose Ideen wie man locker gewinnt. Kleine Summen auf grosse Quote, gorsse Summen auf kleine Quote, und und und. Doch es gewinnt nur einer, der Buchmacher.

    Bis heute wette und spiele ich, auch wenn ich nur verliere. ICH KOMME DAVON NICHT LOS.

    Es gibt auch kein Online Buchmacher oder Online Poker anbieter bei dem ich nicht registriert bin und den Selbstausschluss wahrgenommen habe. Dumm nur das meist schon eine email reicht und eine Minute später ist man wieder entsperrt und kann munter drauf los wetten bzw. pokern.

    Meine Verluste kann ich nicht genau beziffern, da ich wirklich bei so vielen Anbietern gespielt habe und irgendwann es auch gar nicht mehr wissen wollte. Schulden durch das spielen habe ich nie gemacht, dazu verdiente ich einfach auch zu gut. Meine Verluste schätze ich bis exakt heute auf ca. 35.000 bis 45.000 EUR. Und da ich meinen Job verloren habe und bis heute nichts mehr bekommen habe und nun von knapp 400 EUR im Monat leben muss schmerzt diese Summe umso mehr. Was man mit dem Geld alles hätte machen können :(

    Wie ich das auch so lange vor meinen Eltern und Verwandten und Bekannten verheimlichen konnte und immer noch kann ist mir ein Rätsel. Weiss gar nicht was die denken was ich mit dem Geld gemacht habe. War nie im Urlaub oder sonstiger Luxus. Vielleicht wissen sie es auch oder können sich es denken und sprechen mich nur nicht darauf an. Ist auch besser so, weiss nicht was ich sagen sollte. Wie ich reagieren sollte. Meine Eltern leben selbst von so wenig Rente das es am Ende des Monats kaum reicht. Wie könnt ich da hin gehen und sagen „Mama, Papa, ich habe ca. 40.000 EUR verspielt“. Das würden sie nicht verstehen. Nicht einmal ich verstehe es. Ich weiss nur das ich es tue.

    Naja, gerade ist mir klar was für scheisse ich gebaut habe und baue, aber schon morgen kanns sein stehe ich auf und muss schnell wetten, weil ich ein todsicheres Spiel gesehen habe mit Traumquote oder weil ich ein geiles System habe mit dem man nicht verlieren kann. Was ich aber tun werde.

    Ob ich jemals damit aufhören kann weiss ich nicht. Ich hoffe, nein ich bete und flehe das ich es ab heute schaffe. Aber irgendetwas ist in meinem Hirn nicht normal und von daher weiss ich es nicht.

    Wurde nun doch ein sehr langer Text, aber vielleicht liest ihn ja jemand und vielleicht hat jemand das selbe Problem oder so. Kein Plan warum ich es geschrieben haben, vielleicht weil ich endlich mal mit jemand drüber reden will? Es mir von der Seele reden bzw. schreiben.

  2. #2
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    5

    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hi,

    ich denke der erste kleine Anfang ist gemacht.
    Als ich mich das erste Mal im forum angemeldet hatte habe ich eigentlich ausschliesslich den Text für mich geschrieben.
    So konnte ich mir selber vor Augen führen was man eigentlich für Mist baut.

    Mit anderen "live" darüber zu reden ist auch mir sehr schwer gefallen (habe es aber dann doch gewagt und nicht bereut)
    Aber für den Anfang ist es ( meiner Meinung ) nach erst mal sehr wichtig sich selber seinen fehler einzugestehen ( was viele nicht können).
    Denn wenn man erstmal weiss das da etwas im Argen ist, nur dann kann man auch anfangen die Symptome zu bearbeiten.

    Ich werde und möchte keine tiefgründigen Ratschläge erteilen, da man sich nicht kennt und eine Pauschalisierung bei diesem Thema nicht möglich ist..aber : mir hat es geholfen die von mir geschriebenen Texte täglich mal aufzurufen und zu lesen. ..und so kam für mich immer mehr die Einsicht dass ich mit meiner geldgier nur noch tiefer falle.
    Falls Du keine Schulden gemacht hast dann hake den Verlust ab ( auch wenn es schwer fällt )und denke einfach nicht mehr dran.
    Denn das ist die Vergangenheit und daran kannst du nichts mehr ändern.
    Du schadest nämlich ausschliesslich Dir wenn du an den Verlust denkst.
    Setze dir Ziele und Proritäten( zB wie bei dir..wo gibt es einen Job)

    ..und denk dran ( dein Hirn ist normal)
    DU ist nicht alleine, es gibt sehr viele andere die genauso ticken und das gleiche durchmachen, nur der Unterschied ist: DU möchtest daran was ändern.

    Hopse

  3. #3
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    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo,

    danke für deine Worte.

    Das mit dem Beitrag einmal täglich lesen ist eine gute Idee, werde ich auch tun. Das Geld einfach so abschreiben fällt mir schwer, da es wirklich viel ist. Aber was hilft es :/

    Habe heute einen weitern Schritt unternommen und meine TAN Liste für das ONline banking verbrannt. Somit komme ich nun nicht mehr in den Geschmack sofort per Giropay oder paysafecard einzubezahlen. Denke das hilft schon deutlich.

  4. #4
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    61

    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    Hallo "traurigeSeele",

    was für einen Namen gibst Du Dir hier, was für eine Überschrift. Glaube mir, von Deinem Leben ist noch sehr viel geblieben - der Fall kann viel viel tiefer gehen. Selbstmitleid ausschalten und nach vorne schauen ! Bislang hast Du "nur" Geld verspielt, was Du selber verdient hast. Abharken, nach vorne schauen.

    Mein Name ist Joachim und ich bin süchtiger Spieler.

    Wovon Du berichtest, das nennt sich Spielsucht. Du willst nicht spielen, weisst, welche Verluste es bringt, tust es aber trozdem, einhergehend mit Kontrollverlusten, Reuegefühlen, Aufhörschwüren und dann alles wieder von vorne. Sperren, Sperren aufheben.

    Spielsucht ist eine Krankheit und was Du von Dir beschreibst, sind die typischen Mechanismen dieser Krankheit. Du kannst diese Krankheit zum Stillstand bringen, indem Du den unbedingten Willen hast, aufzuhören und etwas für Deine Gesundung zu tun.

    Ich selber habe von meinem 18. bis zu meinem 29. Geburtstag gespielt, an Automaten. In der Phase, in der Du steckst, war ich auch einmal. "Nur" das Guthaben vespielt. Danach habe ich den Dispo überzogen, Kredite aufgenommen, Rechnungen nicht mehr bezahlt - mit 29 finanzieller und psychischer Totalschaden, mein Tiefpunkt. Ich habe meine Freunde vernachlässigt und beschissen, meine Familie belogen und mein Selbswert war auf Null.

    Heute bin ich spielfrei und trockener Spieler, ich führe ein lebenswertes
    Leben. Das habe ich geschafft, weil ich Hilfe in Anspruch genommen habe. Ich habe begriffen, das ich krank bin und gegen diese Krankheit machtlos bin, aber etwas für meine Gesundung tun kann. Ich selber habe zwei Gruppen besucht, eine therapeutisch begleitete Spielergruppe und eine Selbsthilfegruppe (bei der ich auch heute noch bin). Es gibt ausserdem ambulante und stationäre Hilfe. Hier im Forum findest Du solche Anlaufstellen in Deiner Nähe.

    Die wenigsten Spieler schaffen es dauerhaft spielfrei zu bleiben, ohne Hilfe in Anspruch zu nehmen. Leider ist unser Suchtgedächnis enorm und meist viel stärker, als unser Wille. Wenn das Kopfkino losgeht, dann sind alle Schwüre von gestern vergessen.

    Du solltest, wenn Du Deine Spielfreiheit anpacken möchtest, eine dieser Anlaufstellen wahrnehmen. Hier hast Du die Möglichkeit, Werkzeuge zu bekommen, um spielfrei zu leben. Es gibt keine Wunderpille, der Weg zur Spielfreiheit ist ein hartes Stück Arbeit. Aber der Weg lohnt sich, zu einem ehrlichen, spielfreien Leben.

    Wenn Du Probleme hast, eine geeignete Anlaufstation zu finden, dann schreibe hier, in welchem Raum Du wohnst und Du wirst hier viele Anlaufstellen in Deiner Nähe genannt bekommen.
    Hingehen musst Du dann selber !

    Es ist klasse, das Du hier schreibst, ein erster richtiger Schritt - nun mache den nächsten Schritt hin zu einem Leben ohne diesen Spielwahnsinn und nimm Hilfe in Anspruch.
    Du wirst dann zu einem Punkt kommen, an dem Du auch mit Deinen Eltern darüber sprechen kannst - und diese Befreiung ist enorm. Eltern sind nicht dumm - die fragen sich genau das, was Du vermutest: Was macht der Junge nur mit seinem Geld.

    Wenn Du heute meinst, das ist gar nicht so schlimm bei mir, ich schaffe das schon alleine - dann probiere es. Wenn Du mehrfach erlebst, das Du doch wieder spielst - dann begreife, das Du Spieler bist und Dir Hilfe holen musst.

    Alles Gute auf den Weg,
    Joachim

  5. #5
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    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    TRAURIGE SEELE- wenn du dich eben so fühlst, kann ich das gut verstehen- und deinen Namen auch gut verstehen. Man soll schreiben können oder den Namen nehmen wie man sich gerade fühlt. Das finde ich gar gut! Ich wünsche dir von Herzen du kannst darüber eines Tages lächeln- über deinen Namen jetzt, der, meine ich sehr ernst zu nehmen ist. Ja- das Leben steht vor Dir, das kannst du wohl in Deinem jetzigen Zustand nicht sehen- begreife ich so gut! Es geht aber weiter.. die Zeit wird Deine Wunden langsam.. wenn auch sehr langsam heilen. Lass Deinen Wunden Zeit.. dann wirst du hoffe ich neue perspektiven finden dein Leben NEU orientieren können. Das wünsche ich Dir und jedem der verzweifelt ist. Das umsetzen wird schwer sein- ich kenne es aus eigener Erfahrung- wenn nicht NUR was Spielsucht betrifft. Jedoch glaube mir- es geht weiter... es wird leichter.. wenn auch nicht gerade jetzt.. Ich wünsche Dir viel Kraft- halte durch, es lohnt sich.

  6. #6
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    Standard AW: Mein Leben bzw. was davon geblieben ist ...

    JOA- Dir herzlich gratulation, dass du es geschafft hast. Du konntest die Notbremse ziehen- das kann nicht jeder, versteht nicht jeder- d.h. braucht seine Zeit. Ich denke -so mein eigener Werdegang eben- der Spielsucht geht einiges voran- im Sinne, warum geht man überhaupt dahin, was treibt einem dahin- wäre man zufrieden, würde man nicht einen ausgleich suchen denke ich, würde man es unterlassen. Was denkst du dazu? Hat dich nicht irgendetwas dazu getrieben? Warum bist du dahin gegangen? würde mich interessieren. Fachliche Hilfe finde ich immer gut- jedoch ist nicht jeder Mensch "leider" dazu empfänglich oder bereit eben. Ich selber war es auch nicht- habe es aber trotzdem geschafft. Trotzdem muss ich sagen- ich denke heute, man sollte jegliche Fachliche Hilfe annehmen, so schnell wie möglich. Sicherlich trifft dann die eine oder andere Stelle nicht so zu, dann sollte man ein Haus weiter gehen- bis man gefunden hat, was einem hilft. Naja.. ich denke die meisten wüssten wie es geht.. nur eben sind wir Menschen so different- und nicht für jeden gilt das gleiche- ich sage an dieser Stelle auch- Ratschläge sind oft Schläge.. ich bin sicher, das mir hier mindestens 50 prozent zustimmen. Wünsche Euch allen hier viel Kraft.. und verbleibe bis auf weiteres wieder...

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