Hallo "traurigeSeele",
was für einen Namen gibst Du Dir hier, was für eine Überschrift. Glaube mir, von Deinem Leben ist noch sehr viel geblieben - der Fall kann viel viel tiefer gehen. Selbstmitleid ausschalten und nach vorne schauen ! Bislang hast Du "nur" Geld verspielt, was Du selber verdient hast. Abharken, nach vorne schauen.
Mein Name ist Joachim und ich bin süchtiger Spieler.
Wovon Du berichtest, das nennt sich Spielsucht. Du willst nicht spielen, weisst, welche Verluste es bringt, tust es aber trozdem, einhergehend mit Kontrollverlusten, Reuegefühlen, Aufhörschwüren und dann alles wieder von vorne. Sperren, Sperren aufheben.
Spielsucht ist eine Krankheit und was Du von Dir beschreibst, sind die typischen Mechanismen dieser Krankheit. Du kannst diese Krankheit zum Stillstand bringen, indem Du den unbedingten Willen hast, aufzuhören und etwas für Deine Gesundung zu tun.
Ich selber habe von meinem 18. bis zu meinem 29. Geburtstag gespielt, an Automaten. In der Phase, in der Du steckst, war ich auch einmal. "Nur" das Guthaben vespielt. Danach habe ich den Dispo überzogen, Kredite aufgenommen, Rechnungen nicht mehr bezahlt - mit 29 finanzieller und psychischer Totalschaden, mein Tiefpunkt. Ich habe meine Freunde vernachlässigt und beschissen, meine Familie belogen und mein Selbswert war auf Null.
Heute bin ich spielfrei und trockener Spieler, ich führe ein lebenswertes
Leben. Das habe ich geschafft, weil ich Hilfe in Anspruch genommen habe. Ich habe begriffen, das ich krank bin und gegen diese Krankheit machtlos bin, aber etwas für meine Gesundung tun kann. Ich selber habe zwei Gruppen besucht, eine therapeutisch begleitete Spielergruppe und eine Selbsthilfegruppe (bei der ich auch heute noch bin). Es gibt ausserdem ambulante und stationäre Hilfe. Hier im Forum findest Du solche Anlaufstellen in Deiner Nähe.
Die wenigsten Spieler schaffen es dauerhaft spielfrei zu bleiben, ohne Hilfe in Anspruch zu nehmen. Leider ist unser Suchtgedächnis enorm und meist viel stärker, als unser Wille. Wenn das Kopfkino losgeht, dann sind alle Schwüre von gestern vergessen.
Du solltest, wenn Du Deine Spielfreiheit anpacken möchtest, eine dieser Anlaufstellen wahrnehmen. Hier hast Du die Möglichkeit, Werkzeuge zu bekommen, um spielfrei zu leben. Es gibt keine Wunderpille, der Weg zur Spielfreiheit ist ein hartes Stück Arbeit. Aber der Weg lohnt sich, zu einem ehrlichen, spielfreien Leben.
Wenn Du Probleme hast, eine geeignete Anlaufstation zu finden, dann schreibe hier, in welchem Raum Du wohnst und Du wirst hier viele Anlaufstellen in Deiner Nähe genannt bekommen.
Hingehen musst Du dann selber !
Es ist klasse, das Du hier schreibst, ein erster richtiger Schritt - nun mache den nächsten Schritt hin zu einem Leben ohne diesen Spielwahnsinn und nimm Hilfe in Anspruch.
Du wirst dann zu einem Punkt kommen, an dem Du auch mit Deinen Eltern darüber sprechen kannst - und diese Befreiung ist enorm. Eltern sind nicht dumm - die fragen sich genau das, was Du vermutest: Was macht der Junge nur mit seinem Geld.
Wenn Du heute meinst, das ist gar nicht so schlimm bei mir, ich schaffe das schon alleine - dann probiere es. Wenn Du mehrfach erlebst, das Du doch wieder spielst - dann begreife, das Du Spieler bist und Dir Hilfe holen musst.
Alles Gute auf den Weg,
Joachim