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Thema: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Carmen,

    ich bin selbst Spieler - ich hoffe, Du bekommst auch noch Antworten von Angehörigen.

    Was Dein Freund tut, ist weiterspielen, ohne oder mit kleinen Einsätzen.
    Er braucht nicht den Kaffee in der Spielo und schon gar nicht die sogenannten "Freunde", er braucht die Umgebung der Halle, das Abschalten in der Halle. Er spielt weiter, ohne dabei Unsummen zu verlieren - er hat Dich, die aufpasst. Das ändert aber nichts daran, das er aktiver Spieler bleibt.

    Wenn er nicht einsieht, das er nur abstinent (also ohne Spielhallen-Besuche)eine Chance hat, sein Leben zu ändern, ehrlich zu werden, ohne Halle das Leben auszuhalten - irgendwann zu geniessen - dann kannst Du gar nichts tun.

    Solange Du keine Konsequenzen ziehst, wird er das auch nicht ändern - warum auch - klappt doch gut so. Er bekommt wie ein kleiner Junge Taschengeld eingeteilt, Essen, Unterhaltung, Sex und kann relativ ungestört weiter in die Halle gehen.

    Also, das Einzige, was mir geholfen hat, war Konsequenz. "Noch einmal lügen, dann...." .... und dann musst Du das auch tun.

    Spieler bleibt er immer, aber er kann alles dafür tun, abstinent zu leben, das heißt komplett ohne Glücksspiel und Hallenbesuche - aber dafür braucht er den Willen und den bekommt ein Spieler in der Regel nur, wenn nichts mehr geht. Angehörige, auch mit bestem Willen, verlängern diese Phase oft, weil sie alles ebnen, was ohne sie nicht mehr funktionieren würde

    Schau darauf, das Du Dein Leben finanziell auf eigene Beine stellst und ansonsten einen Weg findest, wie es Dir gut geht - egal was er macht. Deine Möglichkeiten, Ihn zu ändern, sind sehr begrenzt.

    Lieben Gruß,
    Joachim

  2. #2
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Joachim,

    danke für deine offenenen, auch wenn sie wehtun, Antworten. Ich habe mir schon hoffnungen gemacht, denn er will ja immer nur noch kleine Beträge haben und ich habe mir schon gedacht das er auch dies in den Automaten steckt.
    Irgendwie fühlt man das immer. Ich weiß ja auch das er immer lügt, aber ich habe irgendwie nicht den Mut konsequenzen zu ziehen, warum auch immer, denn als ich alleine war, also vor unserer Beziehung ging es mir doch viel besser. Dieses ganze Misstrauen und die ganzen Lügen machen mich fertig.
    Ich werde immer Missmutiger und Vertraue Ihm gar nicht mehr und fange an Ihn zu kontrollieren und weiß schon immer vorher was ich finden werde, also wozu eigentlich noch die ganze arbeit machen.
    Habe ich den gar keine Chance irgendetwas zu bewegen?
    Wie ist es denn bei Dir? Spielst Du noch immer oder hast Du den Kampf aufgenommen?

    Lg Carmen

  3. #3
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Carmen,

    ich war 13 Jahre spielfrei, habe dann wieder 1 Jahr gespielt, und bin nun wieder fast zwei Jahre spielfrei.

    Ich habe bis zu meinem Rückfall nicht wirklich begriffen, das ich Spieler bin UND IMMER bleiben werde, egal, wie lange ich nicht gespielt habe.

    Ich möchte das auch nur bedingt Kampf nennen. Der Kampf ist eigentlich gar keiner. Es ist vielmehr die Einsicht, das ich so nicht mehr weiter machen kann. Es ist die Aufgabe, die Kapitulation vor dem Spielen und seinen Auswirkungen.
    Die größte Chance aufzuhören hat der Spieler dann, wenn nichts mehr geht.
    Solange er noch Geld hat und jemanden findet, der Ihn unterstützt, solange kann er weiter spielen. Wenn er aber die Folgen seiner Handlung so spürt, das er sich zwischen Spielen und Nichtspielen entscheiden MUSS, dann hat er
    eine wirkliche Chance.
    Ich habe meiner Frau damals alles erzählt - so war ich frei für einen Neuanfang - und den WOLLTE ich.

    Ehrlichkeit ist die Basis dafür, davon bin ich überzeugt. WILLE ist der Antrieb, aufzuhören. Du kannst den Willen fördern, indem Du nicht mit Dir spielen lässt.
    Ansonsten kannst Du, leider, gar nichts tun.

    Lieben Gruss, Joachim

  4. #4
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Joachim,

    danke das Du mir immer Antwortest, dass ist ein wenig Hilfe für mich wenn man mit jemanden drüber reden kann der auch betroffen ist.
    Kannst du mir ein paar Tipps geben was ich tun kann, oder besser gesagt muss? Ich gebe Ihm kein Geld mehr, weil wir für diesen Monat sowieso pleite sind. Soll ich Ihn drängen etwas zu unternehmen. Ich habe es ja schon gemacht. Ich habe gesagt er soll es wenigstens uns zur liebe tun und ich würde auch mitkommen, aber er will nicht. Angeblich hat er Angst das er dort jemanden treffen könnte der Ihn kennt, aber stimmt das? Ich würde auch bis Kiel fahren(30Km) weiter wenn das sein einziges Problem ist.
    Ich habe schon mit seiner Familie und seinen Freunden darüber gesprochen und die geben Ihm auf keinen Fall mehr Geld. Aber weis ich ob er in der Spilo Geld bekommt? Kann man sich dort Geld leihen? Ich weiß es nicht. Weißt Du das?

    Lieben Gruß
    Carmen

  5. #5
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Carmen,

    also Tips geben an Partner/Angehörige - das kann ich glaube ich nicht.

    Aber ich kann Dir meine Sicht als Spieler erzählen, nimm Dir daraus, was passt.

    Warum habe ich gespielt ? Weil es in der Spielhalle toll ist: Es kribbelt, alle Sorgen bleiben während des Spieles vor der Tür, ich kann mich entspannen, verstecken, erlebe Erfolg, den ich im Leben nicht verspüre. Keiner nervt mich, die Realität ist ausgeblendet für den Augenblick. Das alles wird zur Sucht, auch körperlich über Ausschüttung von Hormonen und Glücksgefühlen.
    Dann gehe ich raus - meist alles Geld weg, manchmal gewonnen bis zum nächsten Spiel. Die Realität kehrt zurück und mein Spielergehirn läuft auf Hochtouren:
    Was erzähle ich, wo ich war, wo das Geld geblieben ist. Ich bin kurzzeitig erlöst vom Spiel, weil mein Suchtmittel (Geld) weg ist.
    Ich fahre nach Hause, mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen.
    Wartet da jemand, dem ich allzu leicht meine Lügen auftischen kann ?
    Der sowieso mein privater Spielball ist ? Oder hab ich es schwer, müssen die Lügen gut sein, darf derjenige nichts davon wissen. Was passiert, wenn das Spiel raus kommt ? Nur Mecker - oder Konsequenz ? Wer trägt meinen finanziellen Verlust ? Bekomme ich trotzdem was zu essen, ein Bett, frische Wäsche ? Na dann ist ja gut, dann konzentriere ich mich darauf, wo ich das nächste Geld leihen oder stehlen kann, um morgen wieder mein Glück zu probieren. Spieler sind weltklasse im Geld organisieren.

    Carmen, das waren mal meine Gedanken mit Mitte zwanzig, über die ich heute offen reden kann. Während meines Rückfalles waren es andere, die Angst des Verlustes alles erreichten, die Angst, Frau und Kind zu verlieren.

    Aber nur kurz vor dem Supergau hatte ich den wirklichen Willen, aufzuhören.
    Ich habe mir eine Selbsthilfegruppe gesucht, zu der ich über 100km fahren musste - weil ich nicht mehr Spielen wollte.

    Wenn Dein Freund sich in Ausreden verliert, warum er sich keine Hilfe holen kann (will), dann will er nicht aufhören. Das KANNST Du nicht ändern, Du bist machtlos. Er muss an seinen Tiefpunkt gelangen, um den Willen zu entwickeln, wirklich aufhören zu wollen.
    Du kannst Ihm vielleicht helfen, den Tiefpunkt schneller zu erreichen - durch Konsequenz. Du willst doch nicht so weiter leben, oder ? Also erkläre Ihm Konsequenzen seines Handelns - und halte Dich dann daran. Du musst Dich ja nicht gleich trennen - es gibt zig Konsequenzen, die Ihn zum Handeln bewegen können - aber keine Garantie.

    Ich hoffe wirklich, Du bekommst hier noch Antworten von Angehörigen, die können das viel besser beschreiben.

    Such Dir SELBER eine Selbsthilfegruppe für Angehörige oder gehe zur Suchtberatung, kümmere Dich um DICH und nicht um Ihn. Du hast keine Schuld an seinem Spielen !

    Lieben Gruss, Joachim

  6. #6
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Carmen,

    mein Name ist Katy und ich bin Angehörige, eines, abstinenten Spielers.

    Mein Geschichte begann 2007, mit dem entdecken der Spielsucht, meines Partners.
    Vielleicht ließt Du Dich mal in meine alten Beiträge ein, hier alles nochmal aufzuschreiben, das wäre zu viel.

    Du wirst sehen, das es ein Auf und Ab war, voller Hoffnung , Verzweiflung , Resignation....

    Es war ein weiter steiniger Weg, bis zu dem Tag, an dem mein, jetztiger Mann, endlich wirklich einsah, das er süchtig ist und kapituliert hat.

    Bei Ihm war es vom Einsehen, das er ein Problem hat (vorallem finanzell) bis zu dem Punkt, das er einsah, das das Spielen ihn im Griff hat und nicht er , das Spielen, über ich geh mal zur Beratung, in die SHG ( Dir zuliebe ) bis zum, ich tu es für mich ein ständiges Hin und Her, mit Lügen, Verzweiflung, doch wieder Spielen, alles zu geben, was ändern wollen,nichts tun, doch wieder , ein Weg von insgesamt 2 Jahren.

    Wirklich was bewirkt hat bei uns auch nur Konsequenz etwas.

    Bei seinem letzten Rückfall, hab ich Ihn nach 12 Stunden zocken, aus der Spielhalle geholt, bin mit Ihm Essen gegangen und hab Ihm dann gesagt, jetzt ist Schluß.

    Du packst jetzt Deine Sachen und gehst und wenn Du weisst was Du willst, dann komm wieder.

    Wir haben im Juni 2009 geheiratet, er hat eine ambulante Therapie gemacht und ist seit her trocken.

    Das war jetzt die ganz kurze Kurzfassung.

    Fazit: so wie Joa schon sagt:

    Du kannst unterstützen, mit Geld einteilen, mit einer gewissen massvollen Kontrolle, mit da sein ect.
    Aber ausschlaggebend und unablässlich für jeden Erfolg ist der Wille, des Spielers, nicht mehr spielen zu wollen.
    Der Leidensdruck muss grossgenug sein, das er für sich selbst, etwas ändern will, nicht für Dich oder andere, nur für sich.

    Mach Ihm klar, das er nicht Dir zu liebe aufhören soll, frag Ihn was Ihm sein Leben wert ist.

    Nur wenn er kapiert, das er was mit Ihm los ist und nur wenn er loslassen kann, in dem er akzeptiert, das er das Spielen nicht kontrollieren kann und das es Ihn zerstört, nur dann hat er eine Chance, nur dann kannst Du als Angehörige auch unterstützen.

    Ich hoffe ich konnte Dir helfen.

    Liebe Grüsse

    Kiki

    Liebe Grüsse an Alle hier. ( Kätzchen, wie gehts Dir so??? )

  7. #7
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Danke für Eure hilfe.
    Es ist schon viel getan wenn man mit jemanden erfahrungen austauschen kann der gleiches erlebt hat.
    Mein Freund hat die Beiträge von Joachim gelesen und gesagt oder zugegeben das es genau so ist.
    Er will jetzt gar nicht mehr in die Spielo gehen, aber er möchte auch in keine SHG gehen. Er möchte es so schaffen. Ich meine das längste was er mal in der Spielo war ist 3 Stunden. Ich weiß nicht ob er alles ernst meint und ob er mich nicht mehr anlügen wird, aber er hat es versprochen und er weiß das wenn er nochmal lügt gehen muß. also bleibt mir jetzt ja nur abwarten und schauen was passiert, oder was sagt ihr dazu? Ich finde es war sehr überzeugend, denn er selber will jetzt seinen Schuldenberg abzahlen, natürlich unter meiner aufsicht und dadurch das er jetzt wieder voll arbeitet hat er auch nicht mehr viel zeit. Ich hoffe das er alles ernst meint und das ich weiter hoffen kann. Aber ich weiß auch das es rückfälle geben wird und dann muss ich weiter sehen.
    Ich freue mich weiter mit euch zu schreiben, denn es gibt mir irgendwie kraft weiter zu machen.

    ganz liebe grüße
    carmen

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