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Thema: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

Hybrid-Darstellung

  1. #1
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Ja, ich erzähle gerne später, wenn ich etwas mehr Zeit habe. Vielleicht findet Mia sich ja sogar in einigen Dingen wieder...

    Bis dahin liebe Grüße!

  2. #2
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Jeder Mensch hat das Recht auf sein eigenes Leben.
    Bist du mit einem Spielsüchtigen zusammen, kann das gewaltige Einschnitte in dein Leben haben.
    Alles dreht sich um ein Leben ohne Spielsucht- und alles was dem entgegensteht wird als Vertrauensbruch gewertet.
    Die Frage die ansteht heißt, kann ich mit einem Spielsuchtkranken Menschen leben.
    Der Spielsüchtige bleibt süchtig - denn Sucht ist nicht heilbar, trotz Therapien.
    Doch Sucht kann über Jahre gestoppt werden.
    Kommt es trotz Kampf um die eigene Abstinenz zu Rückfällen, so wird das oft als Grund gesehen, eine Beziehung zu lösen.
    Normale Krankheiten werden selten als Grund gesehen,eine Beziehung zu lösen. Bei Suchtkranken sieht das anders aus.
    Funktioniert der Süchtige nicht so, wie es erwartet wird, ist eine Trennung scheinbar unvermeidbar.
    Sei als suchtkranker Spieler also so, wie ich dich möchte - gesunde wie ich es erwarte, sonst trenne ich mich.
    Anstatt sich klar zu sein, das diese Krankheit bleibt - und was passieren kann - auch nach langer Abstinenz.
    Vor" diesen passieren können" muß sich jeder Partner absichern - sich sicher sein es kann passieren - und nicht meinen, die Welt bricht zusammen, wenn es wirklich passiert. Akzeptiere dein Partner wie er ist - mit seiner Sucht.
    Oder gehe - und spreche dann nicht vonLiebe die so weh tut.
    Er funktioniert nicht so wie du es möchtest - darum bist du gegangen.

    Rudi

  3. #3
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Rudi,

    ich kann deine Antwort an Mia teilweise verstehen.

    Ich war 12 Jahre lang mit einem Spieler zusammen, der immer und immer wieder mein Vertrauen mißbraucht hat und mich mehrfach angelogen hat.
    Einige in diesem Forum wissen bestimmt wie beschämend es ist, im Supermarkt an der Kasse zu stehen und gesagt zu bekommen, dass die ec-Karte vom gemeinsamen Konto nicht akzeptiert wird, auf die Bank zu fahren und zu sehen, dass er wieder alles verspielt hat und sogar den Dispo überzogen hat; und das obwohl er mir zuvor hoch und heilig versprochen hatte, das gemeinsame Konto nicht angerührt zu haben. Es tut weh, wenn man rausfindet, dass man wieder belogen wurde. Zu der Zeit hätte es gereicht, wenn er mir gesagt hätte, dass er die Karte benutzt hat, dann hätte ich gleich alles von meinem Geld bezahlt...
    Dennoch: Ich bin geblieben, wir haben geredet (ich hab die gem. ec-Karte verlangt und bekommen), ich hab ihn gebeten, eine Therapie zu machen, die hat er mehrfach abgelehnt (auch heute noch) und mir gesagt, er schaffe es auch so, er sei ja auch nicht süchtig, könne jederzeit aufhören, es sei nur ein Zeitvertreib, etc...
    Er hat auch mal versucht, auf zu hören. Er hat seinen Kumpels, auf mein Drängen hin, gesagt, dass er nicht mehr einmal im Monat mit ihnen ins Casino nach SB fährt.
    Ein paar Wochen danach fand ich heraus, dass er stattdessen zweimal die Woche alleine hinfährt; entweder nach SB oder nach DÜW.

    Ich hab ihn mit seiner Krankheit akzeptiert (und ihn in Watte gepackt, was falsch war) und sehr geliebt, für mich war er der beste und tollste Mann der Welt. Und er hat mich damals auch lieb und anständig behandelt. Wir haben ein Haus gebaut, haben geheiratet (mit Ehevertrag und vorher unterschriebener Spielersperre) und von Familie gesprochen. Egal, was war, ich stand 100%ig hinter ihm und das wäre auch so geblieben.
    Er hat Panikattacken bekommen - ich war da. Er brauchte am Ende des Monats Geld (teilweise um Rechnungen zu bezahlen, teilweise hat er es bestimmt auch in den Automaten gesteckt :-() - ich war da. Hätte er das Haus nicht halten können, wär ich mit ihm auch in eine kleine Wohnung gezogen, oder hätte einen Zweitjob angenommen.


    Wovon ich hier im Forum und auch in anderen Foren kaum was lese, ist allerdings die Wesens - und Verhaltensänderung, die Suchtkranke bzw. Spielsuchtkranke durchmachen (sicherlich nicht alle).
    Die kam zwar schleichend bei meinem Ex, aber sie kam.
    Ich wurde irgendwann behandelt als sei ich der letzte Dreck oder noch weniger wert, wenn das überhaupt noch geht, er hat sich für kaum noch was interessiert außer fürs Kartenspielen im Vereinsheim, und lag abends nach der Arbeit apathisch auf der Couch, die Planung / Erledigung des Alltags lastete auf mir, sowie Haushalt und Garten (beides sehr groß).
    Ich habe darüber in diesem Forum auch schon geschrieben.

    Ich bin auch nicht mehr zu ihm durchgekommen, der Mann war ein Eisblock, es kam nur noch dann Leben in ihn, wenn er spielen (Automaten) gehen konnte. Für mich war es die Hölle; er hat unser Leben, unsere Liebe mit Füßen getreten, wurde teilweise aggressiv und streitlustig (früher konnte er keiner Fliege was zuleide tun) und nur alle paar Wochen kam der sanfte liebevolle Partner von einst durch, aber auch der ließ sich nicht zur Therapie oder SHG bewegen. Und ich stand völlig hilflos daneben und hab gemerkt, wie sehr sein Verhalten auch mich verändert. In meinem ganzen bisherigen Leben war ich noch nie so einsam und allein wie in diesen 2 Jahren :-(

    Ich bin dann gegangen, aus Selbstschutz und glaub mir, es hat weh getan. Nach so vielen Jahren, so vielen Erlebnissen und da waren auch sehr viel wunderbare dabei, kann ich sagen, es hat sogar verdammt weh getan und die Liebe meinerseits war groß und die geht auch nicht von heute auf morgen weg.

    Deswegen denke ich, man "darf" gehen und dennoch sagen: es war eine große Liebe und tut verdammt weh, aber ich kann nicht mehr, auch Mia "darf" das.

    Gruß Anke

  4. #4
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    3

    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo erstmal an alle,

    und vielen Dank für eure Antworten, die ich nachdenklich gelesen habe.

    Getroffen hat mich doch sehr der Beitrag von Rudi. "Getrennt, weil mein Partner nicht funktioniert hat, wie ich ihn wollte". So ähnlich hat auch immer mein Ex-Freund argumentiert. Er meinte, er könne meine Erwartungen nicht erfüllen.

    Ich fühle mich schlecht, wenn ich das lese, so als ob ich unerfüllbar hohe Erwartungen an eine Partnerschaft stellen würde. So als ob es jetzt meine Schuld wäre, dass wir nicht mehr zusammen sind.

    Es ist doch so: Für mich basiert Partnerschaft auf einem Fundament von Liebe, Ehrlichkeit, gegenseitigem Respekt und Vertrauen. In einer spielsüchtigen Beziehung sind aber eben diese Grundpfeiler ständig angesägt. Mein Exfreund hat mich 1,5 Jahr belogen, auf die Frage, warum er unser Date platzen ließ. 1,5 Jahr habe ich seinen Lügen geglaubt, z. B. er sei abends eingeschlafen und hätte das Handy nicht gehört. Dann neulich habe ich wieder 2 Wochen vor unserer Trennung an seine Worte geglaubt. Zweimal hat er mir direkt ins Gesicht gelogen, dass er Wochen lang nicht spielen war. Ehrlichkeit ist mit einem Spieler nur bedingt möglich. Es gibt eben verschiedene Wahrheiten. Ist aber keine Ehrlichkeit da, ist auch kein Vertrauen möglich. Aber damit eben auch irgendwann keine gegenseitige Achtung mehr. Partner würden sich gegenseitig ausnutzen oder betrügen... Und dann noch die von Engel2905 beschrieben Gefahr der Verhaltensänderung...

    In einem solchen Umfeld, wie soll man da eine Familie gründen. Den Kindern Liebe und Vertrauen geben, wenn die Beziehung zwischen den Eltern auf arg wackeligen Pfeilern steht? Ich liebe ihn wirklich über alle Maßen. Ich habe ihn immer geachtet und war immer stolz darauf an seiner Seite zu sein. Aber wie soll man gesunde Kinder in einem kranken Umfeld großziehen? Und ein Leben ohne Kinderwunsch kann ich mir einfach nicht vorstellen.

  5. #5
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo

    es stimmt, dass ich während des aktiven Spielens mich immer mehr verändert habe. Mich von Menschen und Gefühlen ( ob von anderen oder den meinen) abgeschirmt hatte. Am Automaten sitzend empfand ich es als Erleichterung, mich all dem nicht mehr aussetzten zu müssen. Für eine gewisse Zeit davor verschont zu sein.

    Zuvor hatte ich allerdings zu sehr mich auf andere Menschen eingestellt. Rücksichten genommen und mich selber verleugnet. Was mich , wie ich es heute sehe, völlig überfordert und leer gebrand hatte. Ich hatte gar keinen Bezug mehr zu mir und konnte für mich und mein Wohlgefühl gar nicht mehr sorgen. Schon allein wieder heraus zu finden was mir denn Freude macht und ausfüllt , außer das Spielen, war sehr schwer.

    Ich kann nicht sagen, ob meine Liebe zu meinen Angehörigen oder zu Menschen gestorben war...aber ich kann sagen, dass ich sie immer weniger fühlen konnte...und wohl auch nicht wollte.Das abtauchen zum Spielen,war meine destruktive Art mich ab zu grenzen.

    Zu erkennen, dass der Weg den ich dann nahm um mich vor dem vorangegangen Fehlverhalten des für mich nicht zu sorgen /mich nicht ab zu grenzen, auch nicht gut war..dauerte auch wieder viele Jahre.

    Heute sage ich zu mir, es ist eine Zeit des Erkennens und der Entwicklung für mich gewesen und ich hab es nicht anders /besser gewusst. Es gehört zu meinem individuellen Weg.

    Ich als Spieler hab mich sehr schlecht gefühlt, wenn ich rein aus Vernunftsgründen das Spielen aufgeben wollte. Es fehlte die wirkliche innere gefühlsmässige Einstellung dazu.

    So das meine Entscheidung abstinet zu leben,sich nicht wirklich gut anfühlte. Erst als meine Entscheidung nicht zu spielen aus meinem Gefühl kam, fühlte es sich richtig an und war dann plötzlich auch gar nicht mehr schwer. Kopf und Gefühl waren im Einklang und es gab für mich gar kein wenn und aber mehr.

    Allerdings musste ich lernen automatische Verhaltensmuster in gewissen Situationen zu erkennen , damit mein Kopf und Bauchgefühl weiter im Einklang bleiben können. Das sind ewige nachhaltige Stoplersteine, diese automatischen alten Impulse.

    Und genauso sehe ich das bei den Entscheidungen der Angehörigen.

    Mir fallen sehr viele Parallelen zwischen Betroffenen und Angehörigen im Verhalten auf.

    Besonders fällt mir auf, dass das Wohlgefühl ,Wertgefühl und die Zufriedenheit oft am Partner oder den Mitmenschen festgemacht wird. Da sind gewisse Vorstellungen die erfüllt werden wollen. Ansonsten es am eigenem Wertgefühl oder Zielsetzung zu scheitern droht.

    Und genau das , finde ich, muss man deutlich trennen lernen. Jeder für sich allein.
    Lernen: Was kann ich unabhängig von anderen dafür tun, um das zu erhalten was ich für mich brauche?

    Wenn sich eine Liebe auseinander lebt, die Interessen nicht mehr passen...dann ist von beiden Seiten eine Trennung gewollt und einfach vollzogen.Es ist dann kein Thema.

    Solange aber noch Illusionen , Nutzen und/oder Hoffnungen auf Bedürfniss- Befriedigung besteht, wird manipuliert und versucht und gemacht, den anderen so zu behalten wie man es für sich braucht/wünscht.

    Egoismus hat viele Gesichter....

    Selbstehrlichkeit hat nicht nur der Betroffene zu lernen und ist nicht gerade eine leichte Übung.

    Den Satz , nur bei sich selber schauen / bei sich zu bleiben...kann auch auf vielerlei Arten gedeutet und interpretiert werden...ich habe lange gebraucht um zu begreifen was er denn wirklich bedeutet.

    charlotte

  6. #6
    Registriert seit
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    15

    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo, nach längerer Zeit will ich auch mal wieder einen Beitrag schreiben.

    Liebe Mia, ich glaube so wie du es schreibst, hast du genau das Richtige getan. Und ich bewundere deine Tatkraft dazu!

    Ich bin auch Partnerin eines Spielsüchtigen und mir kommt immer mehr die für mich traurige Erkenntnis, dass ich mich von meinem Mann trennen muss, wenn ich an meinem Leben etwas verbessern will. Noch habe ich den Mut nicht dazu (leider immer noch nicht...).

    Und das, was Gerri schreibt, wundert mich aus seinem Mund - an anderer Stelle hier im Forum (ca. August und Oktober 2010) hat er mir auch sehr ans Herz gelegt, konsequent zu sein und mich zu trennen, wenn mein Mann nicht aktiv wird...
    Lieber Gerri, was ist in dieser Zeit passiert, dass du jetzt so anders (verletzt?) schreibst?

    Nun noch zum letzten Beitrag hier -
    liebe charlotte, dein Beitrag berührt mich sehr. Ich habe das Gefühl du schreibst da etwas sehr Wahres und Ehrliches.

    Ich stelle auch fest, das mein Partner sich auch gefühlsmäßig immer mehr zurückzieht. Im Moment ist er immer noch nicht von der Arbeit zurück und ich vermute er flüchtet vor Auseinandersetzungen, vor der ganzen Situation z.Z.
    Wenn er mir was zu sagen hat, redet er meist nur morgens wenn ich keine Zeit mehr habe, weil ich zur Arbeit muss.

    Und er hat auch Phasen gehabt, wo er es "jedem" Recht machen will und er hat auch schon geäußert, dass er das nicht mehr will.

    Auch die Parallelen zwischen Spielern und Angehörigen sehe ich immer öfter: Auch ich schaffe es (noch) nicht große, deutliche und konsequente Schritte zu gehen. Ich halte immer noch an dieser Ehe fest (obwohl ich ihm Vorgestern Nacht gesagt habe, diese Ehe ist nur eine Farce...). Er entzieht sich nur, zeigt mir nicht, dass ich ihm wichtig bin, dass unsere Ehe ihm wichtig ist.

    Ich handle immer noch mit kleinen Schritten und sobald er wieder etwas freundlicher ist, oder einsichtig scheint, schleicht sich diese bescheuerte Hoffnung "Es wird besser" wieder ein und umhüllt mich wie eine Kuscheldecke.
    Vom Kopf her bemerke ich das und durchschaue vieles, aber vom Gefühl her...
    Vielleicht ist das sogar auch so ähnlich wie nur aus Vernunftgründen mit dem Spielen aufhören zuwollen. Es fühlt sich nicht gut an!

    Kannst du mir sagen, wie bei dir diese Wandlung zur Ganzheitlichkeit gekommen ist?

    Liebe Grüße Mond

    P.S. Nur zur Info: Ich mache immer noch eine kognitive Verhaltenstherapie -
    und tief in mir weiß ich, dass mein Mann, wenn er bis tief in die Nacht wegbleibt (flüchtet) zu 99,9% in der Spielhalle ist.

  7. #7
    Registriert seit
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    Standard AW: Getrennt von Spielsüchtigem - Zweifeln oder tapfer sein

    Hallo Mond

    Es ist schwer zu erklären was diese innere Einstellung und Gefühlsveränderung auslöst.

    Ich weiß nur, dass ich dann´damit gut spielfrei sein kann, ohne Druck. Leider bleibt es aber nicht, es kann sich von Zeit , Ort, Auslöser und Situation immer wieder ändern. So ist es jedefals noch bei mir. Mein Suchtgedächnis überlistet mich oft noch und ich kann dann nur mit dem Verstand gegenarbeiten um mich nicht für das Spielen zu entscheiden. Das macht aber immer Druck und ist wie ein Kampf..den ich leider nicht immer gewinne. ich bin trotzdem froh, denn im Ganzen habe ich langsam meine Gedanken und Überzeugungen und auch Verhalten ändern können..meine Wahrnehmung ist anders geworden, weil ich immer am Thema drann geblieben bin und mich weiter mit auseinander gesetzt habe. Habe nicht auf gegeben auch wenn ich Rückfällig wurde...und ich werde es nie aufgeben spielfrei zu bleiben.

    Das Bedürfniss spielen zu wollen, hat bei mir etwas mit meinen Emotionen zu tun..die ich nicht aushalten will, oder nur schwer mit umgehen und ertragen kann. Daran arbeite ich mutig. damit meine Entscheidung in Richtung Spielfreiheit geht.

    lg charlotte

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