Liebe kath,

die Situation "wir wollten doch essen gehen - gut, dass ich aber doch eingekauft habe" finde ich sehr typisch. Es ist eine Situation, über die ich mich immer wieder geärgert habe - und dieser Ärger hat bis heute seine Spuren hinterlassen.

Heute gibt es diese Situation kaum noch. Wenn wir essen gehen wollen, überlegen wir uns gemeinsam, ob unser finanzieller Rahmen das hergibt (zur Zeit haben wir beide nicht viel Geld zur Verfügung, selbst wenn er nicht spielen geht). Wir beide müssen schauen, ob es in unser knappes Budget passt - wenn ja: schön, wenn nein: auch nicht schlimm.

Allerdings war es in der Vergangenheit schon so: wir haben oft verzichtet, weil er nicht konnte. Und ganz früher war es eben auch so, dass ich viel eingekauft bzw.bezahlt habe. Das hängt mir bis heute nach!

Es äußert sich darin, dass ich sehr darauf achte, wie viel ich einkaufe und wie viel er. Ich schaue mir genau an, wie oft wir bei mir sind - da kaufe ich ein - und wie oft bei ihm - da kauft er ein (aber ich habe immer wieder mal noch etwas mitgebracht oder gebe etwas Geld zum Einkauf dazu). Es fühlt sich ungerecht an, vor allen Dingen jetzt, wo ich auch wieder recht wenig Geld zur Verfügung habe.

Das Schlimme daran ist aber, dass es gar nicht immer so ungerecht ist. Wenn wir ausgehen, bezahlt er schon mal mehr und das genieße ich auch (weil es früher nicht so war und ich weiß, dass er es auch mag, mich einzuladen).

Trotzdem ist ein Grundgefühl geblieben, das nicht schön ist. Es ist das Gefühl, im Nachteil zu sein. Und manchmal auch das Gefühl, dass es nicht gesehen wurde, was ich damals für ihn mit aufgewendet habe - daraus entsteht sogar das Gefühl, dass er doch "jetzt mal dran ist", mehr für mich mitzubezahlen (auch wenn er dann mehr ausgeben muss) - schließlich habe ich das so lange getan.

Ich weiß, dass er das freiwillig tun würde, wenn er mehr Geld hätte. Das beruhigt mein Ungerechtigkeitsempfinden ein wenig.

Aber es geht mir manchmal auch in unserer ganzen Beziehung so: dass ich das Gefühl habe, bisher mehr gegeben zu haben.
Mittlerweile erwarte ich.
Manchmal werden meine Erwartungen erfüllt, manchmal aber auch nicht - weil er gar nicht so viel geben kann oder will, wie ich es getan habe, so manches Mal noch gebe.
Leider ist es dabei nicht immer das Verhalten meines Partners, das mich unglücklich macht, sondern auch mal meine nicht erfüllten Erwartungen.
Aber ich hoffe, dass ich das immer mehr zu unterscheiden lerne - und mich für meine Grenzen einsetze, ohne andere zu überschreiten.

Pass gut auf Dich auf, achte darauf, was aus Dir heraus kommt - und was eher eine Reaktion ist, die Du aber vielleicht gar nicht möchtest. Ich denke zwar, dass unser Verhalten immer von anderen abhängig ist (und damit Re-Aktion), aber es muss uns gut damit gehen. Ansonsten sollten wir uns abgrenzen... Ich hoffe, Du findest Wege für Dich.
Und durch die Möglichkeit der Beratungsstelle musst Du nicht einmal alleine suchen. ;-)

Liebe Grüße
Kate