Hallo kath,

hier nun die versprochene Antwort! ;-)

Du hast als erstes gefragt, was Du tun kannst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man eigentlich für denjenigen, der spielt, NICHTS tun kann. Aber (und das ist wahrscheinlich auch etwas, was sich auf den Partner auswirken kann): Du kannst wirklich etwas für Dich selber tun.

Leider ist das viel schwieriger, als etwas für andere zu tun. Was für ein tolles Gefühl wäre es doch, wenn alles gut würde mit unserer Unterstützung! Wir hätten dazu beigetragen, dass sich der Spieler aus seiner Sucht befreit, dass es ihm gut geht, dass es uns gut geht, dass ein normales Leben möglich wäre - ebenso wie eine normale Beziehung, in der man sich dann umso sicherer sein kann, dass die Gefühle sehr tief sind.

Aber genau das ist in meinen Augen ein Teil der Co-Abhängigkeit. Ich habe hier einige Aussagen zur Co-Abhängigkeit zitiert, schau mal nach. Und dann überlege, wie viel denn schon auf Dich zutrifft...
Du schreibst zum Beispiel, dass es Streit gibt, den Du aber aushältst. Dass Du Dich zurückziehst, dass Du wütend bist. Dass er Dich nach Geld fragt.

Co-Abhängigkeit heißt für mich, dass ich mein Handeln nach einem anderen Menschen ausrichte, um die Beziehung zu erhalten. Aber damit bleibt die Beziehung einseitig! Im schlimmsten Falle schafft man dadurch nur die Voraussetzung dafür, dass der andere auch von mir abhängig wird... Außerdem fängt man an, Erwartungen zu stellen, die der andere vielleicht gar nicht erfüllen kann - aber doch gefälligst mal sollte. Schließlich gibt man selber ja so viel!

Die Frage sollte also lauten: Was kannst Du für Dich tun?

Angehörigenberatung finde ich gut.
Mir hilft manchmal schon allein die Vorstellung, dass ich verschiedene Situationen einer neutralen Person erzählen würde. Oder ich schreibe hier im Forum. Klar ist solch eine Erzählung individuell eingefärbt. Aber oft denke ich dann: Und das lasse ich mit mir machen?! Es hilft mir, ein Stück weit, meine eigenen Grenzen zu erkennen. Aufzudecken, wo ich mich fremdbestimmen lasse - und wenn es auch aus dem Grund ist, dass ich tiefe Gefühle für meinen Partner empfinde.
In abhängigkeitsgeprägten Beziehungen geht es um Macht.

Was mir auch geholfen hat: Mir klar darüber zu werden, an welchen Stellen meine Beziehung (mitsamt Spielen) Einfluss auf mein Leben hat - und an welchen Stellen mir das nicht gefällt. Den Ansatz, sich ein Leben ohne Partner vorzustellen, finde ich gut. Schließlich gab es auch ein Leben ohne ihn vor der Beziehung und das gleiche ist wieder möglich.
Kann ich die Aspekte erkennen, die in meiner Beziehung einen negativen Einfluss auf mein Leben(sgefühl) haben, dann steht es mir frei, diese abzulehnen.
Zum Beispiel finanzielle Aspekte: mein Geld bleibt mein Geld, sein Geld bleibt sein Geld. Hat er keines mehr, bleibt meines trotzdem meins. Ich möchte nicht nach Geld gefragt werden.

Wichtig ist es, diese Dinge zu kommunizieren. Und das, ohne ein Machtgefälle dabei entstehen zu lassen.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Partner meine Grenzen umso besser akzeptieren kann, je mehr ich selber von ihnen überzeugt bin. Und ein Partner, der mich liebt, wird zumindest respektieren, dass ich Grenzen habe und auch versuchen, diese einzuhalten. Diesen Resepekt erwarte ich von meinem Partner - ansonsten sollte ich mir überlegen, ob diese Beziehung gesund für mich ist.

Viele Worte, die einfach klingen... Viele Gedanken, die ich in über fünf Jahren Beziehung immer wieder hin und her gedacht habe. Und so einfach es sich anhört - auch ich stand schon sehr oft an dem Punkt, an dem ich gefragt habe: Geht es überhaupt weiter?

Jetzt habe ich den befürchteten Roman geschrieben...
Was ich schön fände: Deine Beiträge/Dein Thema in einem eigenen Thread.
Und wenn Du magst, beschreib doch mal Situationen, die Dich belasten - vielleicht erkenne ich etwas wieder und wir können uns austauschen, wie man in bestimmten Situationen fühlt und handelt. Und hier immer wieder toll und wertvoll: man erfährt auch, wie diejenigen fühlen, die spielen. Eine Erfahrung, die wir einfach nicht besitzen.

Liebe Grüße
Kate