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Thema: Thema des Monats Dezember 2012: Kommunikation mit dem Partner

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  1. #1

    Standard Thema des Monats Dezember 2012: Kommunikation mit dem Partner

    Liebe UserInnen,

    ich freue mich, das erste Thema des Monats eröffnen zu können und bin gespannt auf Eure Postings. Es lautet:

    Kommunikation mit dem Partner - wie über das Spielen reden

    Wir haben aus Euren zahlreichen und, wie wir finden, sehr konstruktiven und kreativen Vorschlägen zum Thema des Monats eines ausgewählt, von dem wir denken, dass es sowohl viele Betroffene, als auch Angehörige interessiert.

    Als Anregung für den Austausch möchte ich zu Beginn noch keine eigenen Gedanken zum Thema posten, sondern zunächst Euren Austausch durch Fragen zum Thema anregen. Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich meine Erfahrung aus Therapie und Beratung zur Paarkomunikation sowie Ideen, wie Kommunikation gelingen kann posten.

    Folgende Fragen erleichtern möglicherweise den Einstieg ins Thema:

    - Welche Probleme erlebt Ihr im Gespräch über das Spielen?
    - Was ist hilfreich für die gemeinsame Auseinandersetzung zum Thema Spielsucht?
    - Welche Gefühle spielen in Gesprächen über die Spielsucht eine Rolle?
    - Habt Ihr das Gefühl in diesen Gesprächen vom Partner verstanden zu werden?

    Fragen über Fragen,

    ich freue mich Eure Meinung dazu zu lesen.

    Liebe Grüße aus Neuss

    Katharina Weege

  2. #2
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    07.11.2012
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    20

    Standard AW: Thema des Monats Dezember 2012: Kommunikation mit dem Partner

    Hallo Katharina

    Zu diesem Thema kann ich leider nicht viel sagen weil mein Partner und ich während meiner 29 Jahren der Abhänigkeit (überwiegend Automaten) wir dieses Thema totgeschwiegen haben.Meine Frau kannte mich schon als ich noch nicht Süchtig war und ist mit mir so ganz allmählig in die Sucht reingewachsen und zum CO geworden.Als ich dann mit dem Spielen aufhörte und das erste mal mit meinem Therapeuten über mich und meine Sucht gesprochen habe merkte ich erst was für ein Redebedarf in mir steckte.
    Nach ein paar Stunden mit meinem Therapeuten,war ich dann auch in der lage mit meiner Frau darüber zu Reden,was dann sehr befreiend und überaus wichtig fürs gelingen meiner Therapie war.Klar mussten wir das auch erst lernen ohnen das es im Streit oder mit vorwürfen endete.

    Ohne die Kommunikation mit dem Partner kann der Partner überhaupt nicht verstehen wie ein Spieler tickt oder was ihn belastet oder in Gefahr bringt.
    Mit dem Verstehen ist das so eine sache ,ob der Partner es wirklich verstehen kann wenn ich von Spieldruck oder das Gefühl das man hat wenn man in der Halle sitzt,möchte ich mal bezweifeln.Das kann man glaube ich nur wenn man selbst Süchtig ist aber dennoch ist es sehr wichtig darüber zu Reden und zu versuchen diese Gefühle dem Partner irgendwie nahe zu bringen.
    Die Gefühle die die bei diesen Gesprächen in einem hochkommen gehen von erleichterung sich alles von der Seele reden zu können, Ängste das es wieder so sein könnte bis hin zu selbstvorwürfen was ich meinem Partner,meinen Kindern und den rest meiner Familie angetan habe.Auf diesem Weg möchte ich mich bei meinem Partner dafür bedanken das er mir dabei geholfen hat Spielfrei zu werden,zu sein und hoffentlich auch zu bleiben. Danke dafür mein Schatz ohne dich wäre es viel schwerer oder sogar unmöglich gewesen.

    Mfg Bodo

  3. #3
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    30.03.2009
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    61

    Standard AW: Thema des Monats Dezember 2012: Kommunikation mit dem Partner

    Hallo,

    Kommunikation mit dem Partner bedeuted heute für mich Ehrlichkeit.

    Als ich spielte, habe ich gelogen sobald die Frage nach Zeit und Geld kam. Ich war nicht in der Lage zu sagen: "Ich habe gespielt". Das Schamgefühl, wieder gespielt zu haben, war größer als das Erzählen der dümmsten Lügen wo ich war und wo das Geld geblieben ist.

    Ich habe irgendwann gesehen, das ich mein ganzes Leben an die Wand fahre. In dem Moment habe ich mir Hilfe geholt und eine SHG besucht. Nach dem ersten Termin habe ich alles meiner Frau erzählt, ungeschminkt und nicht scheibchenweise. Das hat mir ungemein geholfen, einen neuen Anfang ohne Spiel zu machen. Ich bin mir für mich sicher, das ich das nicht geschafft hätte, ohne vorher reinen Tisch zu machen.

    Kommunikation als aktiver Spieler mit meiner Frau war Lüge, Aggression, Manipulation und Gefühlskälte (nur mich selber konnte ich prima bedauern)

    Gruß, Joa

  4. #4

    Standard AW: Thema des Monats Dezember 2012: Kommunikation mit dem Partner

    Hallo Bodo, hallo Joa,

    danke für Eure Beiträge. Was Ihr schreibt, bestätigt meine Erfahrung aus Beratungs- und Therapiegesprächen mit Betroffenen und Angehörigen.

    Die Stolpersteine in der Kommunikation über das Spielen sind häufig Lügen, Schuld- und Schamgefühle, Manipulation, Aggression, Abwehrverhalten bei den Betroffenen sowie Vorwürfe, Misstrauen, Schock und tiefe Verletzung bei den Angehörigen (um nur einige zu nennen). Je nach dem, wie offen, ehrlich und reflektiert beide sind können Gespräche trotzdem gelingen oder scheitern u.a. an den oben genannten Stolpersteinen.

    Ich möchte Betroffene und Angehörige auch nach gescheiterten Versuchen ermutigen trotzdem noch weitere Kommunikationsversuche zu starten und sich dabei Unterstützung zu suchen.
    Das können entweder professionelle Hilfesysteme sein, z.B. Beratungsstellen, niedergelassene (Paar-) Therapeuten,... oder Selbsthilfegruppen oder auch Menschen im eigenen Umfeld (Freunde, Familie,..., die allerdings in der Lage sein sollten die Situation mit etwas Distanz zu betrachten und eine neutrale Position einzunehmen, da es sonst schwer ist zwischen den beiden "Streithähnen" zu vermitteln.

    Eure Beiträge sind schöne Beispiele dafür, dass die Kommunikation mit unterschiedlichen Hilfestellungen (SHG, Therapeut) trotzdem gelingen kann.

    @ Joa: An Deinem Beitrag ist mir noch einmal deutlich geworden, wie stark Schamgefühl in solchen Situationen sein kann und wie hilfreich der Austausch mit anderen Betroffenen ist und zum Abbau dieser Schamgefühle beitragen kann, ansonsten hättest Du den Mut, Deiner Frau die ungeschminkte Wahrheit zu erzählen vielleicht erst sehr viel später gefunden (langer Satz, ich hoffe trotzdem verständlich).

    @ Bodo: Dein öffentliches Dankeschön an Deine Frau hat mich beim lesen gerühert. Das Zeigen von Dankbarkeit und Wertschätzung dafür, den steinigen Weg gemeinsam zu gehen ist, glaube ich, ein wichtiger Schritt für die Stabilisierung der Beziehung, den Aufbau von Vertrauen und das gelingen der weiteren Kommunikation.

    Mir fällt noch viel mehr zum Thema ein, aber ich bremse mich an dieser Stelle erst einmal und lasse Euch wieder zu Wort kommen.
    Ich bin gespannt auf weitere Erfahrungen zu diesem Thema und hoffe, dass noch mehr UserInnen posten.

    @ Kate: Ich glaube der Themenvorschlag kam von Dir, mich würde Deine Meinung zu dem Thema interessieren. Wenn Du Lust hast, schreib doch auch etwas dazu.

    Liebe Grüße aus Neuss und schönes Wochenende an Alle

    Katharina Weege

    Fachstellenteam

  5. #5
    Registriert seit
    11.09.2008
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    318

    Standard AW: Thema des Monats Dezember 2012: Kommunikation mit dem Partner

    Hallo

    Ich bin einst an das Spielen durch meinen Mann gekommen. Er war spielsüchtig , schon bevor ich ihn kennen gelernt hatte und im Begriff damit auf zuhören.

    Was aber noch jahre dauerte. Ich fing dann aus neugier und interesse auch an.

    Es waren nicht nur Geldspielgeräte, sondern auch das Spielen mit Karten um Geld.

    Mein Mann ist schon viele Jahre vom Spielen weg, doch ich spielte weiter. Nicht so exessiv , wie es einst mein Mann tat..aber immerhin Summen, die eigendlich für die Familie gedacht waren.

    Schon vor über 20 Jahren erkannte ich sehr wohl, dass ich ein Suchtproblem mit dem Spielen bekommen hatte. Versuchte öfter ernsthaft davon los zu kommen. Doch es gelang immer nur auf gewisse Zeit.

    Mit meinem Mann könnte ich eigendlich ohne Scham darüber reden. Doch ich tat es selten. Meißt nur dann, wenn ich exessiv gespielt hatte und viel verloren. Ich kam dann regelrecht auf einen Selbsthass und war völlig fertig.
    Zu allem bereit, nur um wieder *normal* werden zu können.

    All die Jahre habe ich mich gewundert, warum mir mein Mann den Geldhahn nicht abgedreht hatte..und mich mehr kontrolierte. Er lies mich gewähren.
    Manchmal deutete ich das als desintresse an meiner Person und ich fand auch darin dann motivation um weiter zu spielen. Gründe gab es viele und immer. Hintertüren habe ich mir immer offengelassen. War ich doch im Glauben, dass ich das irgendwann wieder unter meiner Kontrolle kriegen würde.

    Mein Mann erklärte mir auf mein Hinterfragen..warum er mich so gewähren lies. Seine Begründung war...dass ich immer Wege mir suchen würde..und er mir ersparen wollte in die Kriminalität zu rutschen oder anderen destruktiven Geld beschaffungen, wie er einst. Er meinte..ich müsse selber wach werden.

    Ich wurde aber nie ganz wach...und somit überforderte ihn meine Sucht auch immer mehr. Er trägt Schuldgefühle mit sich, wegen meinem Spielen..Wenn ich ihm das ausreden möchte , kommt es nicht an.

    Nach unzähigen Rückfällen, sagte ich zu meinem Mann ich brauche deine Hilfe, bitte kontrolliere meine Ausgaben und nehme meine Kontokarte in Obhut.
    Die erste Zeit, versteckte er sie zu hause..ich fand sie..und spielte weiter.
    Bis ich ihm es sagte und er nun die Karte bei sich trägt.

    Obwohl er soviel Verständnis hat, mag ich mit ihm nicht viel über die Sucht und sonstigen Probleme reden. Es gibt mir irgend wie zu wenig und regt mich auch oft auf. So unterhalten wir uns selten intensiv, eher nur am Rande/Nebenbei
    Ich mag ihn nicht belasten...und tat es mit meinem Spielen doch.
    Also total daneben :-(

    Meinen Austausch suchte ich in Foren mit anonymen selbst Betroffenen.
    Mit meiner Freundin, Schwester und in der christlichen SHG für Lebenshilfe, die ich besuchte.

    Unsere Beziehung ist kompliziert. Sie beruht irgendwie auf gegenseitiger Abhängigkeit..die sich wie Liebe anfühlt...und doch auch viel frustriert.

    Ich weiß nicht wo ich im Leben gelandet wäre, hätte ich meinen Mann nicht an meiner Seite. Mein erster Mann war Alkoholiker...und damals drohte ich auch dem Alk zu verfallen. Ich trennte mich aber dann.

    Viele Jahre versuchte ich mit meiner zerstörten Psyche irgendwie klar zu kommen. Geholfen hat mir schließlich meine Spritualität..mein Glaube. Der Nach und Nach gewachsen ist. Ich machte mich auf die Suche nach den Gründen, warum ich so bin , wie ich bin...um mich annehmen zu lernen.
    Damit gelingt es mir nun auch auf das Spielen verzichten zu können.

    - Welche Probleme erlebt Ihr im Gespräch über das Spielen?

    Wenn ich mich unter Druck gesetzt fühle, gibt es schnell Streit.
    Es hilft mir dann überhaupt nicht, weil ich mit Druck ganz schlecht umgehen kann.

    - Was ist hilfreich für die gemeinsame Auseinandersetzung zum Thema Spielsucht?

    Anteilnahme, Wertfreies zuhören, Verständnis, andere Wahrnehmungen Sichtweisen zu erfahren. (Ohne dass Druck damit aufgebaut wird)

    - Welche Gefühle spielen in Gesprächen über die Spielsucht eine Rolle?
    Scham, Stolz, Angst, Unsicherheit, Vertrauen haben können, nicht abgelehnt sich fühlen müssen.

    - Habt Ihr das Gefühl in diesen Gesprächen vom Partner verstanden zu werden?

    Teils /Teils

    lg charlotte

  6. #6
    Registriert seit
    27.01.2009
    Beiträge
    121

    Standard AW: Thema des Monats Dezember 2012: Kommunikation mit dem Partner

    Ich werde gerne etwas dazu schreiben. Gerade nach Charlottes Beitrag sehe ich ganz viel, was auch auf mich - als Angehörige - zutrifft.
    Da der Dezember aber ja noch ein Weilchen andauert, muss ich es ein wenig verschieben - jetzt fehlt mir die Zeit, um so ausführlich zu schreiben, wie ich gerne möchte.
    LG, Kate

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