Hallo Charlotte,

schön zu lesen, dass Du viele Ressourcen hast, die dir dabei helfen, auch in schwierigen Phasen nicht aufzugeben und das Positive zu sehen.

Du schreibst, dass dein Glaube dir sehr hilft. Das finde ich eine sehr starke Ressource, da dein Glaube aus dir heraus entsteht und ihn dir niemand von außen „wegnehmen“ kann. Außerdem schreibst Du, dass Du viele liebe Menschen hast, mit denen Du reden oder schreiben kannst. Auch das hört sich für mich gut an, besonders weil Du nicht nur eine Person zum Austausch hast, sondern mehrere in verschiedenen Kontexten. Dadurch hast Du wahrscheinlich häufig die Möglichkeit dich Auszutauschen oder dir zumindest schon einmal etwas von der Seele zu schreiben (was Du ja scheinbar gut für dich nutzen kannst) und bist nicht auf eine Person und deren zeitliche Verfügbarkeit angewiesen. Bei mehreren Vertrauenspersonen hast Du außerdem den Vorteil, dass Du verschiedene Sichtweisen und Impulse erhältst und das annehmen kannst, was für dich passt.

Gibt es darüber hinaus noch andere Dinge, die dich stärken und dir Kraft für deinen weiteren Weg geben (z.B. Musik, Kreativität/Kunst, Sport, Texte, Rituale, besondere Orte, Tiere, …)?

Dass Du die Folgen der Diabeteserkrankung deines Mannes als weiteren Stein auf deinem Weg und als hohe Belastung empfindest, kann ich mir gut vorstellen. Gibt es denn medizinische Behandlungsperspektiven, die eine Verbesserung der Folgeerkrankung in Aussicht stellen?
Dass Du dich durch solche neue Probleme wieder stärker belastet fühlst und nicht weißt, ob Du dafür noch Kraft hast, kann ich auch nachvollziehen. Mir fällt dazu folgendes Bild ein: Wenn ich beispielsweise anfange mit Gewichten zu trainieren, weil ich körperliche Stärke aufbauen will, erziele ich nach einiger Zeit mit Anstrengung und viel Schweiß Erfolge. Nehmen wir an, ich könnte dann relativ einfach 20 Kg stemmen und hätte das Gefühl, ich mache Fortschritte. Wenn sich jetzt allerdings die Gewichte (Belastung) plötzlich deutlich erhöhen z.B. auf 40 Kg, fühle ich mich wieder so schwach, wie am Anfang und habe das Gefühl das nicht bewältigen zu können.
Ähnlich kann es sein, wenn ich psychisch stärker und belastbarer werden möchte. Das heißt, wenn die Belastungen/Gewichte, die neu dazu kommen zu groß sind, dann kann ich sie nicht bewältigen, wenn ich eine nach dem anderen Angehe und die Belastungshöhe so regulieren kann, dass sie „stemmen“ kann, ohne mich zu überfordern, werde ich mit der Zeit immer stärker.
Ich hoffe Du verstehst, was ich damit meine. Hast Du momentan das Gefühl die Belastungen dozieren zu können, indem Du dich angemessen gegen Überforderungen abgrenzen kannst (z.B. durch Delegieren, Hilfe von Anderen)? Oder hast Du eher das Gefühl, dass dich die Probleme überrollen und Du selber keine Einfluss-/Handlungsmöglichkeit mehr hast?
Wenn Du magst, kannst Du ja etwas zu meinen Fragen schreiben.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und hoffe, dass Du es nutzen kannst, um neue Kraft zu sammeln.

Liebe Grüße aus Neuss

Katharina Weege
Fachstellenteam