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Thema: Thema des Monats März: Mein Weg aus der Sucht

  1. #1

    Standard Thema des Monats März: Mein Weg aus der Sucht

    Liebe User,

    ich möchte den Austausch im Forum an dieser Stelle gerne wieder ankurbeln und habe mir ein neues Thema des Monats überlegt.

    Unter dem Titel "Mein weg aus der Sucht" habt ihr die Möglichkeit Euren bisherigen Weg aus der Sucht zu schildern. Ihr könnt das ganz ausführlich reflektieren oder auch nur in kurzen Stichworten beschreiben.
    Manche sind vielleicht noch ganz am Anfang und haben das Gefühl, ihr Ziel dauerhaft spielfrei zu werden nicht erreichen zu können. Auch diese Ängste und Zweifel haben hier Platz. Andere sind vielleicht schon viele Schritte auf diesem Weg gegangen und können anderen Usern mit ihrer Schilderung Mut machen und sie motivieren durchzuhalten. Einige sind vielleicht auch auf ihrem Weg gestolpert und hatten einen Rückfall.

    Besonders spannend finde ich dabei die Frage: Was hat mir konkret geholfen spielfrei zu werden/ zu bleiben?

    Also, los gehts. Ich freue mich auf Eure Beiträge.

    Liebe Grüße aus Neuss

    Katharina Weege

  2. #2
    Registriert seit
    05.08.2013
    Beiträge
    5

    Standard AW: Thema des Monats März: Mein Weg aus der Sucht

    Hallo Katharina,

    bei mir hat es erst funktioniert, als ich mich aktiv dazu entschieden habe, das Spielen zu beenden und bereit war, mich offen mit mir auseinanderzusetzen. Irgendwie war es dann viel leichter als gedacht - ich denke, weil ich mir endlich sicher war, dass ich nicht mehr Spielen wollte. Bis zu diesem Moment hat es weit über 20 Jahre gedauert. Ich war bis dahin oft verzweifelt und hoffnungslos, aber nie wirklich bereit, aufzuhören. Ein paar Wochen nach dem letzten Geldeinwurf habe ich während meiner stationären Therapie jemanden kennengelernt, der 10 spielfreie Jahre auf dem Buckel hatte. Ich fand's unglaublich. Mittlerweile kann ich auch gut auf das Spielen verzichten. Nicht verzichten möchte ich bis heute auf die regelmäßige Teilnahme an der Selbsthilfegruppe. Das hält meine Aufmerksamkeit mir selbst gegenüber hoch und gibt immer noch auch ein Stückchen Sicherheit.

    Liebe Grüße, Andreas

  3. #3

    Standard AW: Thema des Monats März: Mein Weg aus der Sucht

    Hallo Andreas,

    danke für deinen Beitrag. Toll, dass Du nach über 20 Jahren Spielen den Ausstieg durch deine aktive Entscheidung geschafft hast.
    Mich interessiert, was ausschlaggebend für diese Entscheidung war. War der "Auslöser" der von dir beschriebene Kontakt mit dem Spieler, der 10 Jahre Abstinenz geschafft hatte, oder gab es auch noch andere ausschlaggebende Faktoren, die deine Bereitschaft aufzuhören und dich vor allem auch mit dir selber und deiner Erkrankung auseinander zu setzten gefördert haben. Oder anders gefragt: Was war konkret der Unterschied zu den 20 Jahren davor, warum hast Du ausgerechnet da den Dreh in die richtige Richtung bekommen?

    Deinen regelmäßigen Besuch der Selbsthilfegruppe finde ich sehr wichtig. Ich erlebe in der Beratungsstelle leider auch oft Menschen, die sich ihre Abstinenz z.T. hart erarbeitet haben und dann jahrelang aufrecht erhalten konnten. Wenn dann aber die regelmäßige Selbstreflexion und Selbstfürsorge im Alltag immer weniger werden, weil eine regelmäßige Auseinandersetzung mit der Suchterkrankung fehlt, kommt ein Rückfall schneller als man denkt. Deshalb kann ich deine positive SHG-Erfahrung bestätigen.

    Liebe Grüße

    Katharina Weege
    (Fachstellenteam)

  4. #4
    Registriert seit
    05.08.2013
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    5

    Standard AW: Thema des Monats März: Mein Weg aus der Sucht

    Hallo Katharina,

    in der Nachbetrachtung ist für mich eine entscheidende Situation, dass sich meine Frau von mir trennte. Ich habe das zuerst als befreiend empfunden, konnte endlich weiterspielen, ohne mich meiner Umgebung erklären zu müssen. Ein paar Monate später war das Alleinsein bei mir angekommen. Keiner mehr da, auf den ich Verantwortung abschieben konnte, niemand, an dem ich meine Wut, meinen Selbsthass, meine Verzweiflung auslassen konnte. Niemand außer mir selbst. Mein Vater hat mir früher mal gesagt, in seinen Augen wäre das mit dem Aufhören kein Problem, man/ich müsse nur wollen. Ich fand das verletzend und irgendwie auch ignorant, ich wollte doch aufhören.
    Heute weiß ich, ich wollte nie. Erst, als ich allein für mich meine Entscheidung getroffen hatte war es mir möglich. Dazu brauchte ich dieses Bauchgefühl, wirklich nicht mehr Spielen zu wollen. Ich mag dieses Wort nicht, aber wenn mich einer fragt, womit bei mir die Abstinenz begonnen hat, dann sage ich: "Ich wollte nicht mehr Spielen." Oder anders gesagt: Vor der Veränderung ist erst einmal eine Entscheidung nötig. Wenn mein Vater das mit Wollen gemeint hat, ok, dann kann ich da jetzt was mit anfangen...

    Liebe Grüße, Andreas

  5. #5

    Standard AW: Thema des Monats März: Mein Weg aus der Sucht

    Hallo Andreas,

    so, wie Du deine damalige Sitution beschreibst, stelle ich es mir so vor, dass Du dann, nachdem Du deine Entscheidung getroffen hast, auch wirklich nur für dich aufgehört hast (komplizierter Satz, ich hoffe trotzdem verständlich :-) ). Ich erlebe es in Beziehungen zwischen Angehörigen und Betroffenen häufiger, dass die Betroffenen sich fremdbestimmt fühlen, wenn die Angehörigen von ihnen verlangen/sich von ihnen wünschen, dass sie aufhören mit dem Spielen und sich Hilfe suchen. Manche Betroffenen reagieren dann mit Trotz "jetzt erst Recht" und spielen teilweise auch heimlich weiter. Kennst Du solche Beziehungsdynamiken auch?

    Du hast geschrieben, dass Du nach deiner Entscheidung eine stationäre Therapie gemacht und seit dem eine Selbsthilfegruppe besuchst. Was würdest Du denn bei diesen beiden Hilfeformen als besonders hilfreiche Aspekte beschreiben (außer dem Kontakt zu dem Spieler, der seit 10 Jahren spielfrei war)?

    Ein schönes Frühlingswochenende und liebe Grüße

    Katharina Weege
    (Fachstellenteam)

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