Vor einiger Zeit lernte ich eine verheiratete Frau kennen. Ihr Ehemann hatte sie vernachlässigt. Als sie sich darüber beschwerte, empahl er ihr, sich einen Liebhaber zu suchen, der sie bei Laune halte. Ob er, damit gerechnet, hat, dass die Frau der Empfehlung nachkam, weiß ich nicht. Jedenfalls hat sie es getan.
Nach außen ist der Ehemann der beste Mensch. Außenstehende beneiden die Frau um diesen Mann. Er ist so verständnisvoll, hat einen guten Job, verdient gutes Geld. Auch ich lernte ihn kennen und hatte nur den besten Eindruck von ihm.
Die Ursache, dass er seine Frau - und, wie ich später auch bemerkte, seine gesamte Familie (3 Kinder)- vernachlässigte, war für mich zunächst, dass er offensichtlich in seinem Job voll aufging. Er hat einen Beruf, wo er sehr viel unterwegs ist und in dem er von Seiten seines Arbeitgebers sehr große Freiheiten genießt. Wichtig ist für den Arbeitgeber lediglich der Erfolg. Er muss keine starren Arbeitszeiten einhalten, kann die Arbeit auch zu Hause verrichten. Ich lernte ihn kennen, dass er sogar am Wochenende und im Urlaub vor dem PC saß.

Mittlerweile kenne ich die Familie sechs Jahre. Meine Bekannte erklärte mir, dass Ihr Ehemann seit Jahren spiele, dass der Ehemann vor dem PC nicht nur arbeite. Auch wenn er geschäftlich unterwegs ist, besuche er häufig Spielcasinos.
Diese Besuche schlugen sich dann auf dem gemeinschaftlichen Bankkonto durch Abhebungen am Geldautomaten, z.B.morgens um 3.00 Uhr, in der Nähe einer Spielbank, nieder. Auch über Visa wurden Geldbewegungen abgerechnet, die nur von der Spielbank herkommen können. Der Ehemann hatte die tollsten Ausreden parat. Einmal lieh er angeblich Geschäftsfreunden Geld, dann war er zwar im Casino, hatte aber nicht gespielt, nur einem griechischen Steuerberater, von dem er den Namen nicht wisse, 1.000 EUR geliehen. Das Geld bekomme er aber sicher zurück.

Es ist ca. 3 Jahre her, da wunderte sich meine Bekannte, dass das Gehalt des Ehemannes, welches immer spätestens am 28. des Monats eingegangen war, immer später dem gemeinschaftlichen Konto gutgeschrieben wurde. Auch die Reisekostenerstattungen (Größenordnungen bis zu 1.000 EUR/Monat),welche ansonsten monatlich erfolgten, wurden äußerst unregelmäßig geleistet. Das Konto lief immer mehr ins Soll. Erst durch Zufall, vor ca. 6 Monaten kamen meine Bekannte und ich auf die Ursache. Der Ehemann hatte bei der Direktbank "Diba" ein Konto eröffnet. Dieses hatte er seinem Arbeitgeber als Gehaltskonto und Reisekostenkonto angegeben.
Sämtliche Zahlungsströme des Arbeitgebers wurden somit zunächst dorthin geleitet. Von diesem Konto aus zockte er auch. Vor allem im Internet bei Bedandwin. Dann erfolgten "verkürzte" Überweisungen auf das gemeinsame Bankkonto. Ein Beispiel. Wenn das tatsächliche Gehalt 10.000 EUR war, welches auf das Diba-Konto überwiesen wurde, wurden nur 8.000 EUR an die Familie weitergeleitet. Diese Weiterleitung wurde aber bestens getarnt. Die Überweisung vom Diba-Konto auf das Familienkonto war so eingerichtet, dass nicht einmal die Hausbank Verdacht schöpfte. Auf dem - vom Ehemann generierten - Überweisungsträger war angegeben: Als Auftraggeber der Arbeitgeber des Ehemannes, als Zweck: Lohn, Gehalt und die Personalnummer des Arbeitgebers, dann der vom Ehemann für seine Familie erübrigte EUR-Betrag.
Es wird immer schlimmer. Letzte Woche hat er 8.000 EUR verzockt.
Meine Bekannte will jetz Gütertrennung. Der Familienunterhalt muss sichergestellt werden. Das ist das Problem.

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