Hallo,
es ist wohl nicht verkehrt, wenn man sich als Spieler als trocken bezeichnet, wenn das Spiel unterlassen wird.
Nach meinen dafürhalten gehört aber mehr zum unterlassen, als kein Geld mehr einzusetzen.
Insbesondere muß ich mich ja fragen, was geschieht mit mir.
Wenn sich mein Denken und Handeln trotzdem weiterhin mit meinen Spiel befasst, bin ich wohl trotzdem (innerlich)nicht trocken.
Was hilft es mir, wenn ich beherrscht werde von den Gedanken, dem richtigen Gewinnsystem so nahe gewesen zu sein, was nutzt es mir, wenn ich mein persönliches Lottosystem - mein erfolgreichen Umgang mit den Automaten
immer wieder geistig durchlebe?
Diese Gedanken verhelfen mir absolut nicht zu meiner Abstinenz. Sie können immer beherrschender werden und letzlich auch zu den erneuten Einsatz des Geldes führen.
Erst dann sprechen wir von einen Rückfall - obwohl eigentlich falsch - denn wir waren ja in Gedanken gar nicht abstinenz. Wir haben ja nur aus Gründen der nicht
weiteren Finanzierbarkeit aufgehört, Geld einzusetzen.
Sich gegen diese Gedanken wehren - sie nicht mehr aufkommen lassen ist wohl der wesentliche Schritt aus unserer Sucht.
Wir alle hatten als Spieler Zeiten, in denen wir eine gewisse Zeit nicht gespielt haben - mit vielseitigen Hintergründen - auch manchmal mit Zwang.
Aber wenn wir uns nicht gedanklich von unserer Sucht entfernen, dann bleibt sie - jeden Tag greifbar und für uns gefährlich.
Der Weg aus diesen Gedanken ist, sich intensiv mit etwas anderen zu befassen - dazu gehört auch der Besuch der SHG - auch sich über diese Sache im Forum auszutauschen.
Aber das wichtigste scheint mir, das wesentliche Leben wieder aufzunehmen.
Die Intensivierung der Partnerschaft - der gesuchte größere Kontakt zu Eltern und Kindern. Das Teilnehmen an Sorgen, Ängsten, Freuden aller die mir nahe sind.
Teil werden meines gesamten Umfeldes - raus aus der Isolation in der ich mich als Spieler begab.
Das kann ich erreichen, indem ich mich öffne - versuche herzlich zu sein - versuche auf Menschen zuzugehen - versuche die Sorgen des anderen verstehen. Das alles macht Mensch sein aus - davon hatte ich als Spieler zuviel aufgegeben.Das müßen wir uns holen - das muß unser Ziel sein.
Mancher von uns, da bin ich mir sehr sicher - hat diese Art des miteinanders niemals erlebt. Wurde vielleicht von Mitmenschen in seiner Isolation gedrückt - und hat es nie gelernt da heraus zu kommen, weil sie irgendwann als normal empfunden wurde.Vielleicht sogar schon als Kleinkind von den eigenen Eltern. Das mag alles sein.
Doch das entbindet uns auch am heutigen Tag nicht von unserer Pflicht, unser Leben fest in der Hand zu nehmen.
Machen wir wirklich das Beste daraus - ich habe festgestellt, das es sehr hilft, ehrlich zu seinen Mitmenschen zu sein. Diese Ehrlichkeit stärkt die Achtung, die wir erfahren. Auch letztlich unsere Selbstachtung und unser Selbstwertgefühl.
Diese Ehrlichkeit ist unser Weg - eigentlich das Gegenteil von dem, was wir als Abhängige gelebt haben - nämlich Lüge und verstecken und verheimlichen.
Das haben wir einfach nicht länger nötig - wir können auch anders - das beweisen wir uns und anderen.
In diesem Sinne
Rudi