Hallo,
nachdem ich die ganze Zeit in der falschen Kategorie geschrieben habe, nun mal in der richtigen:
seit 31.08.06 darf ich mich als abstinente Spielerin bezeichnen. Das sind fast übermorgen 7 Monate. Heute bin ich um eine Erfahrung reicher geworden, die ich gern mitteilen möchte:
Als ich mich im letzten Jahr zwang mit dem Spielen aufzuhören und mich einem Psychologen anvertraute, kamen wir ziemlich schnell auf die Ursachen meiner Sucht zu sprechen. Deshalb war das Thema Sucht schnell an zweite Stelle gerückt und an erste Stelle trat halt eben diese Ursache. Unter anderem kam dabei heraus, dass ich mich vor mir selbst verstecke. Ich habe mich sehr schwer getan und tue mich immer noch schwer, dieses zu akzeptieren und mich damit auseinanderzusetzen. Aber ich habe den Kampf aufgenommen und nach Hilfen gesucht. Dabei habe ich unter anderem an einem Grundkurs für autogenes Training teilgenommen.
Am Anfang habe ich gedacht, dass dauert mindestens 5 Jahre, bevor Du das gelernt hast. Aber ich habe fleißig geübt, und plötzlich zeigten sich die ersten zaghaften Ergebnisse. Mittlerweile nehme ich an einem Aufbaukurs teil, der heute abend die Thematik "Suggestition" inne hatte.
Das lief so ab: wahllos zog jeder beim Therapeuten einen Zettel auf dem ein bestimmter Satz stand, den man sich selbst in der Entspannung immer wieder
vorsagen mußte. Bei mir stand auf dem Zettel: " Ich werde meine Ziele erreichen". Und nun passierte folgendes: ich sagte mir diesen Satz immer und immer wieder. Irgendwie regte er mich voll auf. Aber ich bin ja folgsam und so erzählte ich mir immer wieder diesen Satz und suggestierte mir gleichzeitig völlige Ruhe und Entspannung. Plötzlich merkte ich, wie mir die Tränen aus den Augen liefen, ich konnte mich nicht wehren, sie liefen und liefen und liefen. Ich war sehr traurig, und auf einmal erschien eine Menschenmenge ohne Gesicht, die nahm mich in die Arme und hielt mich fest. So eingehakt, jeder mit jedem müßt ihr Euch vorstellen. Alle Menschen sahen aus wie Playmobilmenschen und alle waren und blieben ohne Gesicht. Aber sie waren dennoch unendlich liebevoll und zogen mich mit. Ganz langsam begannen sie sich mit mir von einem Menschen fortzubewegen und dieser zeigte plötzlich sein Gesicht.
Er blieb allein, sprach- und nach Gesichtsausdruck - auch fassungslos. Und ich war zwar immer noch sehr traurig, aber gleichzeitig sehr froh und zuversichtlich, dass ich wirklich nie wieder eine Spielhalle aufsuchen werde. Der Mensch war meine Mutter (aber das tut eigentlich nichts zur Sache, es hätte auch jemand anders sein können) nur so viel: sie ist so ziemlich die Einzige, die durch mein Spielen nie einen Schaden erlitten hat und mich trotzdem am meisten verurteilt und den Rest meiner Familie versucht davon zu überzeugen, dass ich das größte Miststück aller Zeiten bin- leider haben sich viele überzeugen lassen - aber nicht alle!!. (Die Probleme mit meiner Mutter haben aber eigentlich ganz andere Gründe und ist wie bereits in vorangegangenen Beiträgen gesagt ein noch ganz anderes Thema und würde zu einem Buch führen; sie haben nur sekundär mit meiner Sucht zu tun)
Bestimmt haben viele von Euch ebenfalls Ihre Erlebnisse mit dem autogenen Training. Vielleicht auch so intensiv. Deshalb langweile ich Euch vielleicht. Da ich aber unter der Woche viel allein bin, es jetzt so spät ist, dass ich niemanden mehr anrufen kann, um mich mitzuteilen, muß ich jetzt ein weiteres mal dieses Forum dazu "mißbrauchen", mir Dinge, die mich bewegen, von der Seele zu schreiben. Ich weiß, ich weiß, dafür ist dieses Forum da!!!!!!!
Ich hätte es mir auch für mich allein schreiben können- auf irgendeinen Zettel. Aber dieses Erlebnis bestärkt mich auch in meinen Erkenntnissen über die Sucht, solange man die Ursachen nicht kennt und sich damit auseinandersetzt, besteht immer eine ERHÖHTE Rückfallgefahr. Und vielleicht hilft dieser Beitrag ja auch irgendwem.
Freue mich schon jetzt , wenn sich andere mit mir in Verbindung setzen, und ihre Meinungen und Erfahrungen hierzu mitteilen.
Vielen Dank für's Lesen und liebe Grüße an alle, aber ganz besonders liebevolle Grüße speziell an die Damen und Herren, die ich bis jetzt im Chat kennenlernen durfte. Wir haben SHG des öfteren angesprochen. Ich sehe Euch als die meine an und empfinde es als unendlich positiv, dass es Euch gibt.

Mikesch