Hallo,

ich möchte heute mal ein Thema zur Diskussion stellen, dass mich schon sehr lange beschäftigt und ich besonders in den letzten Wochen gemerkt habe, dass ich damit sehr zu kämpfen habe. Mir wurden akut im privaten Situationen wieder Situationen aufgezeigt, mit denen ich schwer umgehen kann.

Ich hoffe, ich kann mich so halbwegs verständlich ausdrücken, denn momentan schwirren mir so die Gedanken etwas durcheinander im Kopfe herum.

Also, fange ich erstmal mit dem Helfersyndrom an, an dem ich nicht leide, ich helfe gerne, wo ich kann, dränge mich aber niemanden auf, bzw. frage manches Mal erst, ob Hilfe benötigt wird und lasse dann los, wo es nicht gewollt wird. Natürlich würde ich einem Gestürzten auf der Strasse jederzeit Hilfe zum Aufstehen geben, auch ungefragt.

Ich selbst merke, dass ich grosse Probleme mit Leuten habe, die ihr Helfersyndrom auf Teufel komm raus wo auch immer und bei wem auch immer, ausleben wollen. Die Enttäuschung, wenn die "freiwillige" Hilfe nicht angenommen bzw. sich nicht ständig dafür bedankt wird. Ich habe auch in einigen Fällen hautnah erfahren, dass Leute, die unter solchen Syndrom leiden, aus nicht ausreichender Dankbarkeit, sehr unwirsch werden können und man im Gegenzug von diesen Personen noch angegiftet wird, dass man nicht die ungebetene Hilfe angenommen hat. Leider merke ich immer erst zu spät, wenn ich an solche Charaktere gelangt bin, da vielleicht die Bedürftigkeit in dem Moment zu gross war, und man gerne auch ungebetene Hilfe angenommen hat, vielleicht aus der Not heraus.

Ich habe erfahren, dass ich dann nach solchen Nothhilfen ständigem Nachfragen und weiteren Hilfsangeboten ausgesetzt war, die ich als sehr übergriffig empfand und meine Reaktionen dementsprechend waren. Natürlich verstand dann die Person mit Helfersyndrom die Welt nicht mehr und konnte die Ablehnung weiterer Hilfe nicht so ohne weiteres zulassen, sah die Ablehnung als persönlichen Angriff auf ihre Person an.

Ich frage mich, woher das Helfersyndrom kommt, wird es antrainiert, anerzogen oder bei älteren Semester im Elternhaus eingebläut, dass vorallem Frauen immer hilfreich zu sein haben, sich ständig um andere zu kümmern haben, damit es ja allen gut geht, sie selbst dabei aber sehr leiden, denn der Anspruch, es ständig allen anderen recht zu machen, ist ja sehr kräftezehrend und man verliert sich selbst. Auch ab wann lässt man selbst Hilfe zu? Verhärtet diese anerzogenen oder antrainierten Eigenschaften manche so sehr, dass sie garnicht mehr anders können und alles ablehnen, was sie in ihren "Grundfesten" erschüttern könne, aus Selbstschutz vielleicht?

Wird es einem auch anerzogen oder in frühester Jugend eingebläut, man darf nicht um Hilfe bitten, es heisst ja immer, stell Dich nicht so an etc. Da gibt es ja genügend Sprüche diesbezüglich bis zum heutigen, nur keine Schwäche zeigen, oder zeigen, dass es einem nicht gut geht.

Thema: Spielsucht, bzw. andere Süchte, aber wann bittet man um Hilfe, wenn man ganz unten ist, warum nicht früher, weil man sich nicht eingestehen will, was Sache ist, bzw. man so "vernebelt" ist, dass man es garnicht kann. Man muss erstmal ganz tief fallen, bevor man die Hand zur Hilfe reicht und sich helfen lässt. Ich frage mich, warum erst so spät Hilfe zulassen, ich denke auch, dass mein Thema nur bedingt was mit der Sucht zu tun hat, denn das Helfersyndrom etc. kann ja auch außerhalb der Süchte stattfinden, ist meines Erachtens auch Sucht, da Helfersucht. Kann diese Helfersucht sich auch in Kontrollsucht zeigen, weil man nix aus der Hand geben, auch aus Selbstschutz?

Beim Spielen hat man ja die vermeintliche Kontrolle über den Automaten, im Leben läuft das aber nicht, was ich festgestellt habe, wenns mir auch schwer fiel, zu dieser Erkenntnis zu kommen.

Helfersyndrom: wo ist es angebracht, wo fängt man an zu lernen, Hilfesuchende auf sich zukommen zu lassen, ohne gleich beleidigt zu sein, wenn Hilfe abgelehnt wird, wo kann ich mich abgrenzen, ohne unter der von mir empfundenen Übergriffigkeit zu leiden.

Wo kann ich loslassen, auch wenn ich sehr, dass sich andere ins Unglück stürzen, kenne auch meinem Privatkreis jemanden, der einer Sucht verfallen ist und ich viel versuchte, ihn auf "andere" Gedanken zu bringen, was aber sinn und zwecklos ist.
Ich spreche nur kurz die Magersüchtigen an, bei denen es zwecklos ist, zu essen, ess mehr, dann gehts dir besser, da spielen sich ganz andere Dinge ab.
Im Prinzip ist es aber das selbe. Vor fängt man an loszulassen, egal ob Sucht oder nicht.

Bin zur Zeit am überlegen, warum ich im Allgemeinen Leute mit Helfersyndrom sehr übergriffig empfinde, obwohl es ja mit mir nichts zu tun hat und ich nicht so ganz diplomatisch und formvollendet diesen begegnen kann.

Ich hoffe ich habe so halbwegs verständlich ausgedrückt, ist garnicht so einfach, dass alles so auseinanderzuklügeln, und in welchem Zusammenhang das mit der Spielerei steht, ist aber sehr spannend finde ich und freue mich auf eure Antworten.

Danke

marilina